Familienzuwachs – Wie Sie Ihr Kind auf ein neues Baby vorbereiten

Dr. Yvonne von Wulfen, Kathrin Wichmann und Ronja Born

Von-wulfen Foto-150x150Wichmann Foto-150x150Born-ronja Foto-150x150

Die Ankunft eines neuen Babys bringt für jede Familie bedeutende Veränderungen mit sich. Manche Kinder freuen sich sehr, wenn sie einen kleinen Bruder oder eine Schwester bekommen, und gehen liebevoll und fürsorglich mit dem neuen Baby um. Andere Kinder wiederum reagieren eifersüchtig oder sogar aggressiv auf das Baby. Indem Sie Ihr Kind auf ein neues Geschwisterchen vorbereiten, verhelfen Sie Ihren Kindern zu einem guten Start in ihrer Beziehung.

Bereiten Sie Ihr Kind rechtzeitig auf das neue Baby vor

Erzählen Sie Ihrem Kind von dem neuen Geschwisterchen etwa drei bis vier Monate, bevor das Kind auf die Welt kommt. Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie ein Baby bekommen, weil Sie eine größere Familie haben möchten. Erzählen Sie nicht, dass Sie das Baby bekommen, damit es einen Freund oder Spielkameraden hat. Ihr Kind wäre enttäuscht von dem neuen Baby, das meist schläft und nicht mit ihm spielt.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Babys und was es zu erwarten hat

Reden Sie mit Ihrem Kind darüber, wie es sein wird, wenn das Baby nach Hause kommt. Erzählen Sie Ihrem Kind, wie es selbst als Baby war, und zeigen Sie ihm Fotos. Bei älteren Kindern kann sich an dieser Stelle auch die Gelegenheit ergeben, über Sexualität zu reden.

Nehmen Sie notwendige Veränderungen im Tagesablauf Ihres Kindes im Voraus vor

Falls Änderungen in der Familienroutine notwendig sind, wie z.B., dass Ihr Kind in ein anderes Zimmer zieht, sollten Sie dies rechtzeitig vorher erledigen. Ihr Kind sollte nicht den Eindruck bekommen, dass diese Veränderungen wegen des Babys vorgenommen werden. Vermeiden Sie auch, im letzten Monat vor der Geburt größere Veränderungen im Tagesablauf Ihres Kindes einzuführen.

Beziehen Sie Ihr Kind mit ein

Es ist sehr wichtig, dass sich Ihr größeres Kind nicht ausgeschlossen fühlt. Fragen Sie es, ob es beim Wickeln oder beim Aufpassen helfen möchte. Loben Sie Ihr Kind für die Mitarbeit. Falls es nicht helfen möchte, zwingen Sie es nicht dazu.

Reden Sie mit Ihrem Kind über das Baby. Zeigen Sie ihm, wie man es halten und berühren darf. Wenn Verwandte und Freunde zu Besuch kommen, um das neue Baby zu besuchen, ermuntern Sie sie dazu, auch Ihrem älteren Kind Aufmerksamkeit zu schenken.

Ermuntern Sie Ihr Kind, zärtlich zu sein

Lassen Sie Ihr Kind das Baby im Arm halten und mit ihm schmusen. Loben Sie Ihr Kind dafür, dass es mit dem Baby zärtlich umgeht, und reden Sie mit Ihm darüber, wie das Baby darauf reagiert. Zärtlichkeiten fördern die Beziehung zwischen ihm und dem Baby, und zeigen dem älteren Kind, dass es mit dem Baby Spaß haben kann.

Rechnen Sie mit gemischten Reaktionen Ihres Kindes, wenn es das Baby zum ersten Mal sieht

Unabhängig davon, welche Schritte Sie vor der Geburt des neuen Babys unternehmen, sollten Sie nicht zu besorgt sein, wenn Ihr Kind Sie zunächst nicht umarmen oder mit Ihnen kuscheln möchte, wenn Sie aus dem Krankenhaus zurückkommen – es wird zu Ihnen und dem Baby stoßen, wenn es soweit ist.

Beschäftigen Sie sich jeden Tag eine Weile ausschließlich mit Ihrem Kind

Versuchen Sie, im Verlauf des Tages immer wieder einige Minuten mit ihrem Kind allein zu verbringen. So können Sie Ihrem Kind das Gefühl vermitteln, für Sie wichtig zu sein, und ihm Ihre Zuneigung zeigen. Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie es lieb haben.

Mit Problemverhalten umgehen

Wenn Probleme auftreten, kann das daran liegen, dass sich Ihr Kind übergangen fühlt. Einerseits kann es helfen, dem Kind etwas wertvolle Zeit zu schenken, um das Ungleichgewicht auszugleichen, auf der anderen Seite ist es wichtig, dass Sie nicht aus Versehen unerwünschtes Verhalten verstärken, indem Sie z.B. babyhaftem Verhalten wie Daumenlutschen oder dem Wunsch, eine Windel zu tragen, zu viel Beachtung schenken.

Natürlich müssen Eltern auf jede Art von ernsthaftem Problemverhalten, wie z.B. wenn das Kind dem Baby wehtut, schnell reagieren, um ihm zu zeigen, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist.

Denken Sie auch daran, dass unabhängig davon, wie vorbildlich sich Ihr Kind verhält, Ihr Kind einen Platz haben sollte, wo es täglich spielen kann, ohne von dem Baby gestört zu werden.

Elterntipp

Achten Sie darauf, dass Ihr Kind sich nicht schuldig fühlt, wenn es negative Gefühle gegenüber seinem Geschwisterchen hat. Wenn Ihr Kind z.B. sagt, dass es das Baby nicht mag, könnten Sie ihm zustimmen, dass es nicht immer lustig ist, ein Baby im Haus zu haben. Sie könnten darüber sprechen, dass Sie das Baby lieb haben, aber einige Dinge auch anstrengend finden, wie z.B. mitten in der Nacht aufzustehen.

Quelle

"Triple P “Kleine Helfer” – Säuglinge – Wie Sie Ihr Kind auf ein neues Baby vorbereiten"

Weitere Informationen zu Triple P und den “Kleinen Helfern” finden Sie hier oder am Triple P-Infotelefon: 0251 / 518941

Weitere Beiträge der Autorinnen  hier in unserem Familienhandbuch

Autorinnen

Dipl.-Psych. Dr. Yvonne von Wulfen
Dipl. Soz.-Päd. Kathrin Wichmann
Dipl.-Psych. Ronja Born
Triple P Deutschland
Nordstr. 22
48147 Münster

Triple P–Infotelefon: 0251/518941

E-Mail

Website

Erstellt am 21. Juli 2003, zuletzt geändert am 25. Juli 2013

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
Logo: Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz