Pflegefamilie als “binukleares Familiensystem” – eine Kernfamilie mit zwei Kernen

Wilfried Griebel & Dietmar Ristow
Wgriebel
 

Es soll eine systemorientierte Sichtweise der Pflegefamilie vermittelt werden. Für die Pflegefamilie, in der aus der Sicht des Kindes Beziehungen nicht nur zu den Pflegeeltern und gegebenenfalls -geschwistern bestehen, sondern auch zur Herkunftsfamilie, wird das Konzept eines “binuklearen Familiensystems” vorgeschlagen. Die Entwicklung dieses Familiensystems als Grundlage für die Ableitung von Arbeitsansätzen wird skizziert.

Mit der Unterbringung in der Pflegefamilie ist das Kind Mitglied eines zweiten familialen Systems, der Pflegefamilie, geworden. Das Kind kann als Mitglied zweier Kernfamiliensysteme, der Herkunftsfamilie und der Pflegefamilie, gesehen werden. Es ist, mit dem Kind als gemeinsamem Element, ein binukleares Familiensystem entstanden. Die Pflegefamilie stellt eine Erweiterung des kindlichen Familiensystems dar. Die Bindungen des Kindes an die Herkunftsfamilie können im Prinzip erhalten bleiben (Heller-Hédervári, 1998). Voraussetzung für die Arbeit mit einem binuklearen Familienmodell ist, dass keines der beteiligten Systeme einen Exklusivitätsanspruch an das Kind hat: Kein System darf das Kind einzig und allein für sich beanspruchen.

Wenn Pflegekinder sehr unterschiedliche Entwicklungen in ihren Betreuungs- und Erziehungsumgebungen erfahren haben, ist mit einem offenen Konzept für das Zusammenwirken von Erwachsenen mit Elternfunktion ein Arbeitsansatz zu erhoffen, der mehr Handlungsspielraum mit sich bringt, als dies mit einem geschlossenen Konzept der Pflegefamilie als einer Quasi-Kernfamilie zu erwarten ist.

Den vollständigen Fachbeitrag finden Sie hier.

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Erstellt am 1. Februar 2002, zuletzt geändert am 8. März 2010

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