„Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“ kommt bundesweit an alle Grundschulen

Andrea Bonewitz

Bonewitz Foto Stiftung Lesen

Seit 2011 haben viele Eltern zunächst bei Kinder- und Jugendärzten, dann in Bibliotheken vor Ort Lesestart-Materialien erhalten, um zum Vorlesen ermutigt zu werden und so ihre Kinder von klein auf fürs Lesen zu begeistern. Dieser erfolgreiche Ansatz des 2011 gestarteten Programms „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“, das die Stiftung Lesen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchführt, geht nun in seine dritte Programmphase.

Rund um den Schulanfang 2016/2017 erhalten bundesweit alle Grundschulen Lesestart-Sets für alle Erstklässlerinnen und Erstklässler. Mit jährlich 780.000 Sets, die ab dann bis einschließlich Schulanfang 2018/19 über die Schulen und Lehrkräfte der ersten Klassen an die Kinder weitergegeben werden, soll die Vorleselust in den Familien auch mit Beginn der Grundschulzeit gestärkt werden. Neben einem mehrsprachigen Ratgeber mit praktischen Tipps rund ums Thema (Vor-)Lesen und Erzählen für die Eltern, gehört zu jedem Set ein altersgerechtes Buch, das sowohl zum gemeinsamen (Vor-)Lesen als auch zum ersten eigenständigen Lesen anregt.

Lesestart Foto2Viele Eltern sind sich des Mehrwerts bewusst, den das Vorlesen für die familiäre Kommunikation bietet. Aber bei rund 30 Prozent ist das Vorlesen noch kein fester Bestandteil des Familienalltags. Gerade wenn ein Kind eingeschult wird, neigen Eltern dazu, mit dem Vorlesen aufzuhören. Sie gehen davon aus, dass das Kind nun ja selbst lesen lernt und das Vorlesen nicht mehr relevant ist. Aber gerade um einen Ausgleich zum Lesenlernen in der Schule zu schaffen, lieben Kinder das gemeinsame Vorlesen und Erzählen in der Freizeit. Das motiviert sie selbst lesen zu lernen und gleichzeitig stärkt es die Bindung zwischen Eltern und Kindern.

Hier setzt der dritte Meilenstein des bundesweiten Lesestart-Programms an, bei dem die Grundschullehrkräfte der ersten Klassen wichtige Partner sind.

Auch die Ergebnisse der 2015 veröffentlichten Vorlesestudie der Stiftung Lesen, der Deutschen Bahn und der ZEIT, zeigen erneut die positive Bedeutung des Vorlesens für eine gute Lesestart Foto1Entwicklung auf: Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, sind häufig fröhlicher, selbstbewusster, haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und sind empathisch. 85 Prozent der Kinder, denen täglich vorgelesen wird, besitzen nach Aussagen ihrer Mütter einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn im Unterschied zu 40 Prozent der Gleichaltrigen ohne Vorleseerfahrung. Vorlesen stärkt zudem die Lust am Lernen und die schulischen Leistungen: Die Durchschnittsnote in Deutsch liegt bei Kindern denen täglich vorgelesen wurde um sieben Zehntel über der von Kindern denen selten vorgelesen wurde.

Grundschulen stehen im Mittelpunkt der dritten Lesestart-Phase

Nach den Bibliotheken, die bei der zweiten Lesestart-Phase eine große Rolle spielen rücken in der dritten Phase die Grundschulen in den Fokus des Programms. Zur Weitergabe der Sets an ihre Erstklässlerinnen und Erstklässler erhalten diese erstmalig nach den Sommerferien 2016/17 Materialien für jedes Kind, das in die erste Klasse kommt. Mit dem eigens für das Set konzipierten Buch und dem mehrsprachigen Ratgeber mit Tipps und Informationen zum Vorlesen und Erzählen im Familienalltag sollen die Lesefreude, die Lesepraxis und die Kommunikation in den Familien gestärkt und verfestigt werden. In welchem Rahmen die Lehrkräfte der ersten Klassen die Sets an die Erstklässler weiterreichen, können sie individuell festlegen.

Seit dem Frühjahr 2016 können die Schulen die für Lesestart relevanten Daten im Online-Bereich auf der Lesestart-Homepage überprüfen und gegebenenfalls aktualisieren. Diese Daten sind die Grundlage, auf der die Stiftung Lesen den Set-Versand an die Schulen veranlasst. Die kostenfreien Sets werden den Schulen nach dem Schulanfang 2016/2017 zugeschickt.

Auf der Lesestart-Homepage finden alle Interessenten ausführliche Informationen zum gesamten Programm und im Partnerbereich für Grundschulen darüber hinaus viele Materialien, die besonders für Lehrkräfte interessant sind, z. B. die FAQ oder die Anregungen zur Übergabe der Lesestart-Sets an die Kinder.

Damit Lesestart erfolgreich an allen Grundschulen eingeführt werden kann, arbeitet die Stiftung Lesen mit den Kultus- und Bildungsministerien aller Länder zusammen. Auch die Verbände wie der VBE, die GEW, der BER und der Grundschulverband unterstützen das Programm.

Neben den Grundschulen wird die Stiftung Lesen auch weiterhin die Netzwerkarbeit mit den Partnern der ersten beiden Programmphasen, den Bibliotheken und Kinder- und Jugendärzten fortführen, damit die Leseförderung weiterhin nachhaltig möglichst alle Kinder erreicht. Je besser die Zusammenarbeit aller Einrichtungen und Multiplikatoren vor Ort gelingt, umso mehr kann „Lesestart“ echte Breitenwirkung entfalten und Kinder bei der Entwicklung von Lese- und Sprachkompetenz nachhaltig fördern.

Fotos: © Stiftung Lesen/BMBF

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Autorin

Sabine Bonewitz,
Leiterin Programmbereich Familie

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Stiftung Lesen

eingestellt am 25. April 2016