Die Kinderschutz-Zentren

Renate Geuecke
Geuecke

 

 

 

Die Kinderschutz-Zentren sind spezialisierte Einrichtungen, die sich an Kinder, Jugendliche, deren Eltern und Bezugspersonen sowie die (Fach-) Öffentlichkeit wenden. Sie bieten ihr spezifisches Fachwissen den Kindern und Familien an, die von Gewaltproblemen und deren Folgen bedroht und betroffen sind.

Hierzu gehören:

  • körperliche und seelische Misshandlung
  • körperliche und seelische Vernachlässigung sowie
  • sexuelle Gewalt

in unterschiedlichem Schweregrad und kontextueller Ausprägung.

Kinderschutz-Zentren beschäftigen sich mit der Entwicklung, der Anwendung und der Verbreitung von Hilfen – mit dem Ziel, auch unter erschwerten Bedingungen die Entwicklungschancen von Kindern bestmöglich zu fördern.

Hilfeangebote

Jedes Kinderschutz-Zentrum bietet folgende Hilfen im Einzelfall an:

  • telefonische Beratung,
  • Krisenintervention sowie
  • ambulante Beratung/Terapie.

Die Hilfen im Einzelfall werden nach Problemlage der Ratsuchenden flexibel gehandhabt: Hilfesuchende können damit rechnen, dass sie – vor allem bei akuten Problemen – ein kurzfristiges Angebot bekommen: kostenlos, ohne Wartezeiten, ohne vorhergehende Bedingungen.

Weitere Arbeitsschwerpunkte bilden:

  • präventive Angebote für Eltern, Jugendliche und Kinder,
  • beraterische Angebote für Fachkräfte aus dem psychosozialen Bereich,
  • einzelfallübergreifende Vernetzung.

Über besondere regionale Angebote informieren die jeweiligen Kinderschutz-Zentren auf Anfrage.

Hilfeprinzipien

Kinderschutz-Zentren sind kind-, familien-, lebenswelt- und ressourcenorientiert. Ihre Arbeit ist durch die folgenden Prinzipien gekennzeichnet.

Konsequente Hilfeorientierung

Bei familialen Gewaltproblemen geht es um eine Veränderung, die an den ursächlichen Problemen und Belastungen der Familie ansetzt. Ausgrenzung und/oder Strafandrohung bewirken nur Angst, noch mehr Druck und Isolation. Sie würden ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur Hilfe darstellen. Deshalb ist unser Angebot ausschließlich hilfeorientiert, d.h., wir geben Kindern und Eltern umfassende Unterstützung für eine entwicklungsfördernde Erziehung.

Zusammenarbeit – Hilfe im Dialog

Der Schutz eines Kindes in der Familie kann nur dann auf Dauer organisiert werden, wenn auch Eltern sich verstanden und unterstützt fühlen. Menschen fällt es leichter, ihr Verhalten zu ändern, wenn sie erleben, dass Lösungen mit ihnen gemeinsam angestrebt werden.

Freiwilligkeit

Hilfe anzunehmen ist der erste Schritt zur Veränderung. Aufgezwungene Hilfe wird von verunsicherten Eltern oft als Kontrolle, Entmündigung und Verletzung ihrer Privatsphäre erlebt. Wir versuchen, Hilfezugänge für Eltern so niedrigschwellig wie möglich zu gestalten.

Vertrauen und Offenheit

Wir sichern Eltern Vertraulichkeit zu, um ihnen den Schritt zu erleichtern, sich selbst an uns zu wenden und offen mit uns zu sprechen. Eltern können sich auch anonym beraten lassen. Kontakt zu anderen Personen und Institutionen findet nur im Einverständnis und meist mit den Eltern statt.

Transparenz und Vernetzung

Familien müssen wissen, was sie von uns erwarten können. Unsere Angebote und Haltungen machen wir bekannt (Faltblätter, Öffentlichkeitsarbeit) und annehmbar. Im Kontakt mit den Familien eröffnen wir ihnen auch die weiteren Unterstützungsmöglichkeiten anderer Einrichtungen.

Selbsthilfe

Jede Familie verfügt über positive Fähigkeiten, die erkannt und gefördert sein wollen. Wir achten darauf, dass Familien ihr Selbstvertrauen wieder finden und entwickeln. Sie lernen, ihr eigenes Kräftepotential und das ihrer sozialen Umgebung auszuschöpfen und nicht in Abhängigkeit und Passivität zu verfallen.

Hilfen aus einer Hand

Familien können bei uns vielfältige Angebote wie Telefonberatung, Beratung in sozialen Fragen, persönliche Beratung und Therapie, Gruppenangebote, Kinderwohngruppe, Unterstützung in Krisen, Familienhilfe, Familienwochenende, Hausbesuche usw. erhalten. Auch durch die enge Kooperation mit anderen Einrichtungen wird der Aufsplitterung von Hilfen entgegengewirkt.

Öffentlichkeits- und Medienarbeit

Kinderschutz-Zentren informieren über Ursachen und Hintergründe von Gewaltproblemen in der Familie bzw. im Lebensalltag von Kindern. Sie verbreiten Ansätze, die zum Verstehen des Problems beitragen. Kinderschutz-Zentren stellen ihre Erfahrungen, ihre Arbeitsansätze und die Ergebnisse ihrer Arbeit der Fachöffentlichkeit zur Auseinandersetzung zur Verfügung, z.B. über Vorträge, Fachtagungen, Publikationen in der Fachpresse, in Readern und im Internet.

Die Kinderschutz-Zentren e.V.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft “Die Kinderschutz-Zentren e.V.” ist der Zusammenschluss aller Kinderschutz-Zentren in der Bundesrepublik Deutschland. Aufgabe der Kinderschutz-Zentren ist es, Kindesvernachlässigung, körperliche und psychische sowie sexuelle Gewalt gegen Kinder in ihrem Vorkommen zu vermindern und die Folgen der Gewalt zu lindern – durch Entwicklung, Anwendung und Weitervermittlung von speziellen, an den Ursachen von Gewalt ansetzenden Hilfen.

Hier finden Sie alle Kinderschutzzentren in Deutschland.

 

Erstellt am 6. November 2002, zuletzt geändert am 04. März 2021

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
Logo: Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz