Familienerholung

Anne Hoffmann-Krupatz
Ahoffmann-krupatz
 

Für viele Familien ist der gemeinsame Urlaub eine Selbstverständlichkeit und ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Eine entspannte Urlaubsatmosphäre – jenseits von Alltag und Stress – trägt dazu bei, neue Erfahrungen miteinander zu machen und den Zusammenhalt der Familie zu fördern.

 Schwimmbad

Mit der Familie in Urlaub zu fahren ist jedoch oft keine leichte Sache. Nicht immer sind Kinder wirklich willkommen, nicht immer gibt es geeignete Möglichkeiten sowohl für Kinder als auch Erwachsene, ihre unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen an den gemeinsamen Urlaub zu verwirklichen. Dazu kommen finanzielle Engpässe, da viele Angebote, besonders für große Familien, nur schwer zu bezahlen sind. Viele Familien mit geringem Einkommen, mit mehreren Kindern, behinderten oder zu pflegenden Angehörigen verzichten deshalb fast ganz auf Urlaubsreisen. Obwohl Urlaub und Freizeit im gesellschaftlichen Leben eine stetig wachsende Bedeutung erfahren, sind immer noch mehr als ein Drittel der Familien aufgrund ihres zu geringen Familieneinkommens nicht in der Lage, einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen.

Familienferienstätten

Um auch Familien mit Kindern einen erschwinglichen und erholsamen Urlaub zu ermöglichen, haben die Verbände der freien Wohlfahrtspflege ein spezielles Urlaubsangebot mit kostengünstigen Ferienstätten für Familien entwickelt. Diese familienfördernde Erholung hat eine lange Tradition in der Arbeiterbewegung, die schon vor fast hundert Jahren mit eigenen Häusern Möglichkeiten der Erholung für bedürftige Familien geschaffen hat.

Zu Beginn der 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts entstand die Konzeption für gemeinnützige Familienferienstätten, die bisher nicht vorhandene kostengünstige und familienfreundliche Angebote zur Verfügung stellen. Seither werden Einrichtungen, Programme und Angebote den sich wandelnden Bedürfnissen und Erwartungen von Familien weiterentwickelt und angepasst.

“Familie ist, wo Kinder sind”. Das bedeutet, die gemeinnützigen Ferienstätten sind offen für alle Familien mit ihren vielfältigen Lebensformen, unabhängig von ihrer kulturellen, ethnischen oder religiösen Herkunft. Während der Hauptferienzeiten aller Länder stehen die Ferienstätten vorrangig Familien zur Verfügung, insbesondere kinderreichen und einkommensbenachteiligten, sowie Alleinerziehenden und Familien mit behinderten oder zu pflegenden Angehörigen. Darüber hinaus bieten sie z.B. familienunterstützende Bildungsarbeit, generationsübergreifende, gesundheitsfördernde oder freizeitpädagogische Angebote an.

Über ganz Deutschland verteilt, von der Küste bis zu den Bergen, vom Rhein bis zur Oder, finden sich in reizvollen Landschaften, im Gebirge, am Wasser oder zwischen Wiesen und Wäldern, durchweg im Grünen gelegen, rund 160 familien- und kinderfreundliche Ferieneinrichtungen mit ca. 18.000 Betten, die zumeist mit großen, eigenen Grundstücken versehen sind. Überall gibt es Kinderspielplätze und Sportplätze, so dass sich die Kinder – und bei Bedarf natürlich auch die Erwachsenen – ungestört vergnügen können. Hier müssen Kinder nicht jederzeit beaufsichtigt werden, sondern können fern von Straßenverkehr nach Herzenslust auf dem Gelände der Ferieneinrichtungen spielen.

Trampolin

Die Plätze in den Ferienstätten können unterschiedslos von Familien aus allen Bundesländern in der Regel direkt in den Einrichtungen gebucht werden. Die verschiedenen Häuser und Ferieneinrichtungen bieten zu durchweg günstigen Preisen vielfältige Unterbringungs- und Verpflegungsmöglichkeiten, von der Vollpension bis hin zur Selbstverpflegung, von einem einzigen großen Haus mit Ein-, Zwei- oder Mehrbettzimmern bis hin zu kleinen Einzelbungalows und Ferienapartments, vom einfachen Standard bis zum umfassenden Service eines Hotels der Mittelklasse mit größtmöglicher Entlastung von der alltäglichen Hausarbeit. Viele der Einrichtungen sind behindertengerecht, um auch Familien mit von Behinderung betroffenen Kindern oder Eltern Gelegenheit zum Ausspannen zu ermöglichen. Viele Häuser verfügen über gute Bade- bzw. Wintersportmöglichkeiten.

Kennzeichen der gemeinnützigen Ferienstätten sind neben dem hohen, oft ehrenamtlichen, Engagement der MitarbeiterInnen großzügige Gemeinschaftsräume, Kinderspielräume und eine bunte Palette von Freizeitmöglichkeiten, die bereits im Preis inbegriffen sind und so nicht jeden Tag den Urlaub durch kostspielige Unternehmungen über den Pauschalpreis hinaus weiter verteuern. Dadurch werden sowohl ein gemeinsames Erleben und Zusammensein mit der ganzen Familie als auch die Entspannung und Bereicherung des Einzelnen gefördert. Hierzu werden viele nützliche und entlastende Angebote gemacht, um einerseits verbindende, das Gemeinschaftsgefühl stärkende Erlebnisse der ganzen Familie zu ermöglichen und andererseits den unterschiedlichen Ansprüchen der Familienmitglieder an einen erholsamen und erlebnisreichen Urlaub Rechnung zu tragen. Die Angebote sind hierbei so vielfältig wie die Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen und ihrer unterschiedlichen familiären Lebensformen. Auf unkonventionelle Art und Weise werden Begegnungen und der Austausch mit anderen Familien möglich.

Um den Familienalltag auch im Urlaub weiter zu erleichtern, werden familiengerechte Unterkünfte mit Kinderzimmern und funktionale Erleichterungen wie Wickelräume, Gäste-Waschküchen, Kleinküchen, Lesezimmer und Kinderspielzimmer zur Verfügung gestellt. Während der Ferienzeiten bieten die Einrichtungen in der Regel auch eine Kinderbetreuung an, um den Erwachsenen Zeit und Gelegenheit für eigene Unternehmungen zu geben. Viele Einrichtungen bieten darüber hinaus ein sportliches bzw. kulturelles Rahmenprogramm.

Finanzielle Unterstützung

Für Familien, deren Einkommenslage die finanziellen Belastungen eines Urlaubs auch in den durchweg preiswerten Familienferienstätten nicht ohne fremde Hilfe erlaubt, besteht die Möglichkeit der sogenannten Individualförderung durch die einzelnen Bundesländer. Viele Bundesländer gewähren Familien, abhängig vom Einkommen, Zuschüsse für Urlaube in einer Ferienstätte. Die Voraussetzungen und die Höhe der Zuschüsse sind je nach Bundesland unterschiedlich. Der Antrag sollte vor Urlaubsbeginn in dem Bundesland gestellt werden, in dem die Familie ihren Wohnsitz hat. Nähere Informationen über die allgemeinen Voraussetzungen und Bedingungen sowie den Umfang der Förderungen sind über die Wohlfahrts- und Familienverbände vor Ort oder die Jugendämter und die Sozialministerien erhältlich.

Ausführliche Informationen dazu enthält der Katalog “Urlaub mit der Familie”. Dort finden Sie auch die Zuschussrichtlinien für die einzelnen Bundesländer und die entsprechenden Ansprechpartner. Im Online-Katalog finden Sie zusätzlich ständig aktualisierte freie Plätze in den Familienferienstätten.

Adressen

Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung
c/o Evangelische Familienerholung im Diakonischen Werk der EKD e.V.
Reichensteiner Weg 24
D-14195 Berlin
Telefon:+49.30.83001-450
Telefax:+49.30.83001-8450
E-Mail
Website

AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.
Heinrich-Albertz-Haus
Blücherstr. 62/63
10961 Berlin
Tel.: (+49) 30 – 26 30 9 – 0
Telefax: (+49) 30 – 26 30 9 – 32 59 9
E-Mail
Website

Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung
c/o Verband der Kolpinghäuser
St.-Apern-Str. 32
50667 Köln
Telefon: 0221 / 292413-15
E-Mail: info@bag-familienerholung.de
Internet: www.bag-familienerholung.de

Weitere Informationen sind auch im Internet abrufbar:

http://www.familienfreundlich.de/familienerholung/

https://www.awo.org/familienerholung

http://www.dew-hamburg.de

http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=5795
 

Literatur

Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung (BAGFE): Urlaub mit der Familie (2009)

Autorin

Anne Hoffmann-Krupatz
Fachbereichsleiterin Gesundheitshilfe/Reha/Senioren
Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.
Postfach 410163
53023 Bonn

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