Neue Studie: Kein Kita-Platz für Kinder mit Migrationshintergrund?

Bereits in den ersten Tagen nach der Geburt melden viele junge Eltern ihr Kind für einen Kita-Platz an. Die Wartelisten der Einrichtungen sind lang, immer mehr Eltern nehmen für Kinder im Alter von unter drei Jahren einen Betreuungsplatz in Anspruch. Das trifft allerdings nicht auf Familien mit Migrationshintergrund zu. Ihre Kinder gehen deutlich seltener so früh in eine Einrichtung. Dr. Lars Burghardt von der Universität Bamberg hat in einer aktuellen Studie gezeigt, dass das durchaus nicht den Wünschen der Familien entspricht. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für Elementar- und Familienpädagogik erklärt: „Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund geben überdurchschnittlich häufig an, keinen Betreuungsplatz bekommen zu haben. Sie müssen ihre Kinder unfreiwillig zuhause betreuen.“

Für seine Studie verwendete Burghardt Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS), die vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) an der Universität Bamberg zur Verfügung gestellt werden. Von den insgesamt 3.481 betrachteten Kindern besuchten 326 keine Betreuungseinrichtung. Von ihnen gaben 36 Prozent der Eltern mit Migrationshintergrund an, keinen Platz bekommen zu haben – im Vergleich nannten nur 14 Prozent der Eltern ohne Migrationshintergrund diesen Grund. Als Familien mit Migrationshintergrund gelten in der Studie Familien, in denen hauptsächlich eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird. Bislang nahm die Forschung an, dass die Zahlen vor allem dadurch erklärt werden können, dass Eltern mit Migrationshintergrund nicht besonders gut über die Betreuungsmöglichkeiten vor Ort Bescheid wissen.  „Wir waren überrascht, dass ein größerer Anteil der Familien seine Kinder durchaus betreuen lassen möchte und über bestehende Angebote gut informiert ist,“ sagt Lars Burghardt. „Trotzdem haben sie keinen Platz bekommen.“

Ob beispielsweise zu spätes Kümmern oder mangelndes Platzangebot der Grund dafür sind, kann anhand der vorliegenden Daten nicht rekonstruiert werden. „Ich gehe aber davon aus, dass Eltern oft nicht bewusst ist, wie früh man sich in vielen Gegenden für einen Kita-Platz bewerben muss.“ Lars Burghardt schlägt deswegen vor, neue Wege zu gehen: „Hebammen und Kinderärzte haben den ersten Kontakt zu jungen Familien. Sie können ohne allzu großen Mehraufwand auf die Betreuungssituation vor Ort aufmerksam machen und darauf hinweisen, wie wichtig es ist, sich früh um einen Kita-Platz zu kümmern.“ Außerdem sollten Kommunen und Kindertagesstätten darauf achten, wichtige Informationen in verschiedenen Sprachen bereitzustellen. Denn gerade Kinder, bei denen Zuhause nicht deutsch gesprochen wird, profitieren in besonderem Maße von einer frühen qualitativ hochwertigen Betreuung. „Bis zum vierten Lebensjahr ist die Grundentwicklung der Grammatik abgeschlossen. Für den späteren Schulerfolg ist es wichtig, mit der deutschen Sprache früh in Kontakt zu kommen.“

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Quelle

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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