Wie gestalte ich meinem Kind eine tolle Geburtstagsparty?

Beate Weymann

Eine Party? Was bedeutet das für mein Kind?

Fast alle Kinder feiern gerne Geburtstag. Eine “Weisheit” lautet: Erwachsene feiern gern, Kinder noch viel lieber. In der Tat sind Kinderfeste für die Kleinen etwas Außergewöhnliches, etwas, auf das sie sich schon etliche Tage (Wochen) vorher freuen. Oft ist es so, dass man bei dem Fest der Freundin die Chance erhält, wilder und lauter sein zu können als zu Hause.
Wie verhalte ich mich am besten auf der Geburtstagsparty meines Kindes?

Unangebracht ist es, die Kleinen sich selbst zu überlassen. In dem Falle gibt es bald Streit und Langeweile. Als Erwachsener sollte man aber nicht zu sehr dominieren, denn es sollen ja die Wünsche der Kinder in die Tat umgesetzt werden. Man sollte nicht aus den Augen verlieren, wer denn Geburtstag hat und dementsprechend also dessen Wünsche berücksichtigen bzw. in den Vordergrund stellen. Nicht erschrecken, falls alle Kinder auf einmal eintrudeln. Das trifft öfter zu, als man meint.

Arbeitsteilung

Weniger ist oft mehr: Es darf nicht zu anstrengend werden – weder für Eltern, noch für Kinder. Keinem ist gedient, wenn die Eltern gestresst herumlaufen, Hektik und Gereiztheit vorherrschen. Nicht einer allein sollte alle Vorbereitungen treffen müssen. Die Anwesenheit und Mithilfe vom Ehepartner, den Großeltern, der Nachbarin, einer Mutter vom eingeladenen Gast (bei ganz kleinen Kindern vielleicht alle Mütter?) kann sehr nützlich sein.

Am Anfang erweist es sich als vorteilhaft, erst einmal alles aufzulisten, was zu erledigen ist. Sollen Einladungen geschrieben werden? Wollen wir vorgedruckte oder selbstentworfene? Wer kümmert sich darum? So sieht z.B. Arbeitsteilung aus: Der Vater holt die Getränke, die Kinder basteln die Einladungskarten, die Mutter dekoriert den Tisch (das sollte schon phantasiereich geschehen, die Augen essen mit, Kinder erfreut das besonders), die Oma backt den Kuchen, z.B. Ganz wichtig ist es, dass man rechtzeitig und klipp und klar deutlich macht, wer was zu tun hat (sowohl Vorbereitung, Durchführung als auch Aufräumen nach Ende der Feier).

Ein Motto

Richtig lustig werden Parties, falls man sie unter ein Motto stellt: z.B. “Heute ist Zirkus!” , “Nur Tiere sind eingeladen!” , “Zauberer und Feen sind bevorzugt!” , “Es darf gruselig werden!” , “Wer ist der Schönste, die Schönste?” , “Berühmte Leute” , “Schlaue Köpfe” , “Der Wilde Westen” , “Gespenster sind gefragt” , “Wenn wir erwachsen sind” , “Babys nur erwünscht” usw. Auf diese Art und Weise erhöht man die Vorfreude enorm. Natürlich hat man dann auch mehr Arbeit. Jedenfalls ist hier mal wieder die Kreativität gefragt. Auch die Kreativität der Kinder ist angesprochen! Sie dürfen ruhig das Motto selbst aussuchen und sich Gedanken machen, wie man denn ein passendes Kostüm basteln kann.

Die Einladung

Die Kinder sind Gastgeber und die sollten aussuchen dürfen, wer eingeladen wird und wer nicht. Es ist allerdings sinnvoll, wenn die Wohnungsgröße und das Alter des Kindes von der Zahl der einzuladenden Gäste abhängig gemacht wird. Sehr bewährt hat sich die Regel, für jedes Lebensjahr einen Gast einzuladen. Schon bei der Planung darauf achten, dass man sich und die Kinder nicht hinsichtlich der Anzahl der Kinder, der Aktivitäten und des Menüs überfordert! Bei einer größeren Anzahl von Kindern lohnt sich eine relativ strenge Begrenzung der Zeit: Etliche Kleinkinder sind schon nach 2 Stunden völlig erledigt!

Zuviele Erwachsene verderben die Party! Also nicht die ganze Verwandtschaft und die Kinder auf einmal einladen! Sonst wird aus den Spielen nichts. Das wäre doch schade für die Kinder! Außerdem wollen sich viele ältere Erwachsene nicht mehr dem Trubel von so vielen Kindern aussetzen.

Einladungen können auf Pappbecher oder auf Luftballons z.B. (aufblasen, draufschreiben, Luft rauslassen, Gast muss erst wieder aufblasen) geschrieben werden, selbstgemalte Kärtchen sind eine andere Idee, in Streichholzschachteln kann man Einladungsröllchen legen. Wichtig ist, dass der Tag, die Uhrzeit und der Anlass draufsteht.

Rücksicht auf Nachbarn

Man verdirbt es mit Nachbarn eher nicht, wenn man sie beizeiten über die bevorstehende Party einweiht und um etwas Verständnis bittet. Außerdem wird man selbst großzügig über etwas Lärm hinwegsehen, wenn die Nachbarn eine Fete steigen lassen. Vielleicht kann man (teilweise) die Kinder der Nachbarn auch einladen?

Was für ein Essen biete ich an?

Bei Erwachsenen- Feiern nimmt das Essen eine zentrale Rolle ein. Auch Kinder mögen ein einfallsreiches Geburtstagsmenü: Kuchenbuffet, Waffeln, klein geschnittene Rohkost mit verschiedenen Soßen zum Dippen, Pizza, Würstchen, Pommes, Spaghetti, Eis etc. kommt immer gut an. Möchte ich eine Kaffeetafel, die relativ viel Arbeit macht oder lieber eine Ess- und Trinkbar, in der jeder nach Belieben mal eben was naschen kann? Soll es ein Picknick auf einer Wiese, im Wald sein? Favorisiert man eine Grill- Party? Nicht zu knapp die Menge einplanen. Manchem Kind schmeckt es bei Freunden oder in Gesellschaft von anderen Kindern besser als zuhause. Papierservietten finden fast immer reißenden Absatz. Übrigens: Denk- und Ratespiele erzeugen bereits beim Essen Spannung.

Vorsicht

Nicht vernachlässigen sollte man die Sicherheit in Haus, Wohnung, Hof und Garten: Sind die Steckdosen kindersicher? Stehen teuere Vasen ungünstig offen herum? Gibt es gefährliche Stolperfallen in der Wohnung (z.B. Teppiche)? Was ist mit dem Teich im Garten? Steht im Swimmingpool gerade Wasser? Stehen irgendwo Balkontüren oder Fenster auf? Bei kleinen Kindern sollten die Schlüssel zu den Türen weggelegt werden. Schließlich wird es schon recht turbulent zugehen und man kann seine Augen nicht überall haben… Je jünger die Kinder, desto gefährlicher ist die Angelegenheit. Deshalb lieber einmal mehr als einmal zu wenig nachsehen, ob alles kindersicher ist.
Von Bedeutung ist auch, dass man weiß, welches Kind unter Allergien leidet (und was es nicht darf). Ein Erste- Hilfe- Kasten sollte vorhanden sein.
 

Spielvorschläge

Während der Bescherung kann man ein Geschenkeraten einflechten. Was könnte in diesem kleinen Paket sein? So länglich und leicht ? Was ist denn das? Ist dieses vielleicht ein Buch?

Kleinkinder benötigen auch auf einer Geburtstagsfeier Bewegung! Zu langes Sitzen-Bleiben-Müssen kann nicht erwartet werden, vergrößert die Unruhe, und zerrt nur unnötig an den Nerven. Sinnvoll ist eine Kombination aus Ruhe und Anspannung: Auf ruhiges Sitzen folgt ein raumgreifendes Spiel, danach wieder ein Gesellschaftsspiel am Tisch, etc.

Gehörsinn-Spiel: Man verbindet einem Kind die Augen. Es muss anhand der Stimme seine Gäste erkennen.

Variation: Man soll mit geschlossenen Augen sagen, um welche Geräusche es sich handelt: z.B. Tür zumachen, Schlüssel runterfallen lassen, Brot mit Maschine abschneiden, Wasser laufen lassen, WC spülen, Papier aus Heft abreißen, schreiben, an Schreibmaschine / Computer schreiben, Tisch rücken, usw.

Tastsinn-Spiel: Das Kind (mit verbundenen Augen) darf nur durch Tasten herausfinden, welchen Gast es gerade vor sich hat. Man kann das auch nur auf Sachgegenstände, z.B. die Tür, die Heizung beziehen. Oder: Alle möglichen Dinge (z.B. ein Bleistift, eine Murmel, ein Überraschungs- Ei, ein Apfel, ein Kamm, ein Teller, ein Becher) werden in einen “Fühl-Beutel” gepackt. Nun holt sich das Kind irgendetwas aus dem “Fühl-Beutel” , wovon es meint, es erraten zu können.

Geruchssinn trainieren: Verschiedene Dinge sollen “blind” erschnuppert werden. Dazu eignen sich: Orangen, Kamillenteebeutel, Pfefferminzteebeutel, Käse, Äpfel, Zitronen, Duschgel, Creme, Putzmittel, Zahnpasta, Kaffee, Pflaster, Kaugummi usw. Es gibt eigentlich nichts, was nicht riecht! Überall sind Parfumstoffe oder Aromastoffe zugesetzt.

Geschmackssinn-Spiel: Mit verbundenen Augen sollen diverse Dinge probiert und benannt werden: z.B. Kuchen, Waffeln, Bananen, Brot, Schokolade, Gummibärchen, Karotte, Apfel, Zwieback, Marmelade, Salz, Zucker, etc.

Gedächtnis-Training oder wer war doch eben noch da? Ein Kind wird vor die Tür geschickt. In der Zwischenzeit wird ein anderes Kind dazu auserwählt, sich unter einer Decke zu verstecken. Das Kind, das draußen war, darf nun wieder reinkommen und muss raten, wer sich unter der Decke versteckt hat bzw. welches Kind in der Runde fehlt.

Wasserschlangen-Spiel für den Hochsommer: Ein Wasserschlauch kann sehr viel Spaß bringen. Ein Kind hält den Wasserschlauch, spielt sozusagen den Schlangenbändiger. Dieses Kind jagt die anderen Kinder. Ein anderes Kind dreht den Wasserhahn überraschend auf oder zu. Auf diese Weise weiß niemand, wann Wasser aus dem Schlauch kommt.

Wasserbomben-Spiel für den Hochsommer: Luftballons werden mit Wasser gefüllt. Mit den Luftballons wird nun wie mit normalen Bällen geworfen. Falls er zerplatzt, freuen sich natürlich die Zuschauer.

Wenn sich die Kinder verkleiden möchten: Hat man das ganze Jahr über ausrangierte Kleidungsstücke, Tücher, Hüte, Stoffreste etc. gesammelt, so hat man jetzt etwas, mit dem sich die Kinder lustig verkleiden können.

Alte Kinderspiele: sind heutzutage auch noch beliebt: Versteckspielen, Eierlaufen, Sackhüpfen, Topfschlagen, Blindekuh, Räuber und Gendarm, Reise nach Jerusalem (die Kinder laufen um eine Stuhlreihe herum; geht die Musik aus, muss sich jedes Kind schnell einen Stuhl suchen; wer keinen Stuhl erwischt, scheidet aus), Stopptanz (alle Kinder bewegen sich zur Musik; ist der Ton aus, muss jeder in der gerade ausgeführten Bewegung verbleiben), Luftballonzertreten (jedes Kind bekommt einen aufgeblasenen Luftballon ans Bein gebunden; die anderen Kinder versuchen, ihn zu zertreten. Sieger ist, dessen Luftballon am längsten unversehrt bleibt). Wattepusten (pusten mit Strohhalm, wo die Watte runtergepustet wurde, sitzt der Verlierer).

Tanzen kommt stets gut an. Sie mögen es, wenn Erwachsene mitmischen. Kleinere Kinder kann man auf die Schultern setzen und so durch das Zimmer wirbeln. Aber auch wenn die Kleinen sich auf die Füße der Großen stellen, lässt sich was Flottes auf die Tanzfläche zaubern. Bei größeren Kindern macht es Eindruck, wenn man sie galant um den nächsten Tanz bittet. Dazu sollte man vor Beginn der Feier den CD-Player und die nötige Kindermusik, Partymusik, den bestimmten Musikgeschmack der Gäste, des Geburtstagskindes bereitstellen.

Highlights: Es ist schon verbreitet, folgendes auf Geburtstagen anzubieten bzw. zu unternehmen: z.B.

Schwimmbad / Hallenbad besuchen
Schlittschuhlaufen
Zoobesuch
Kutschfahrt
Kegeln / Bowling
Kinobesuch
Mini- Golf

Das Ende der Feier

Es sollte nicht abrupt sein. Gut eignet sich ein Lied oder die gemeinsame Überlegung: Hat es gefallen? Was war am schönsten? Die Kutschfahrt? war das eine gute Idee?

Jedes Kind bekommt eine kleine Tüte mit nach Hause, in der ein wenig Süßigkeiten drin sind oder aber: Oktavheft mit interessanten Aufklebern, Trillerpfeife; Gutschein, um einmal beim Geburtstagskind zu übernachten, Pixi-Heft, Polaroid-Foto vom Geburtstag, Bleistift von Diddl, Auto-Radiergummi, Harry-Potter-Postkarte, u.ä. Es sollte aber bei einem wirklich kleinen Geschenk bleiben.

Man kann es aber auch so machen, dass man bei den verschiedensten Spielen der Feier derartige Preise vergibt, z.B. beim Geruchstest für den Hauptgewinner ein Pixi-Heft, beim “Reise-nach Jerusalem-Spiel” einen Diddl-Bleistift für den Gewinner usw. In dem Falle muss man am Anfang für jedes Kind eine leere Tüte mit Namensschild bereithalten, damit die gewonnenen Preise verstaut werden können.

Das Abholen

Kann ein Elternteil vielleicht mehrere Kinder, die nah zusammen wohnen, mitnehmen? Der eine bringt sie hin, der andere holt sie ab o.ä.. Absprachen erleichtern die Sache. Wenn die Kinder nur einen Sprung vom Gastgeber weit weg wohnen, so kann man sie gemeinsam zu Fuß wegbringen.

Erinnerung

Wenn man eine Einladungskarte, ein Stück vom schönsten Geschenkpapier, Fotos (rechtzeitig dafür sorgen, dass Batterien und Filme im Haus sind), Geburtstagskarten, Tischkärtchen usw. aufhebt, hat man eine schöne Erinnerung an den Geburtstag.

Literatur

Bücken, H,; Radionow, I.: Kindergeburtstag feiern, Ravensburg 2001.

Reuys, E.; Viehoff, H.; Freizeit mit Kindern gestalten, München 1995.

Röhrs, A.: Wie organisiere ich einen Kindergeburtstag? Tipps für gelungene Kinderfeste, Berlin 1999

Weitere Beiträge der Autorin hier in unserem Familienhandbuch

Autorin

Beate Weymann, Diplom-Sozialpädagogin, Angestellte beim Land Niedersachsen

Kontakt

Beate Weymann-Reichardt
Schulstr. 2
37586 Dassel
 

Erstellt am 13. Februar 2002, zuletzt geändert am 30. März 2010