Geburt in der Klinik

Astrid Giesen

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Eine Geburt muss nicht ausschließlich im Kreißsaal einer Klinik stattfinden. Trotzdem hat dies auch Vorteile. Die Autorin zeigt mögliche Geburtsorte für werdende Eltern auf. Dabei wird vor allem auch auf die Zusammenarbeit von Klinik und Hebammen eingegangen.

Seit den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts finden Geburten zunehmend in Krankenhäusern statt. Inzwischen werden 98% aller Kinder im Krankenhaus geboren. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Geburt immer in einem Krankenhaus der Maximalversorgung stattfinden muss. Eine Geburt ist keine Krankheit. Frauen besitzen die Fähigkeit Kinder zu gebären, das haben sie Jahrtausende bewiesen. Wenn die Entscheidung für die Klinik getroffen ist, stehen auch hier verschiedene geburtshilfliche Einrichtungen zur Wahl. Die werdenden Eltern können die für sie passende Betreuung aussuchen.

Die geburtshilflichen Abteilungen bieten Informationsveranstaltungen an, bei denen Sie sich die Klinik anschauen und mit Hebammen und Ärzten ins Gespräch kommen können, um herauszufinden, ob die Klinik ihren Vorstellungen von Geburtshilfe entspricht. Vertrauen in die Umgebung und die Menschen, die die Geburt begleiten, ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Geburt.

Wichtig ist, dass jede Frau ihren Geburtsort findet. Eine gesunde Frau mit komplikationslosem Schwangerschaftsverlauf kann ausschließlich von einer Hebamme betreut werden. Hebammen begleiten Frauen durch Schwangerschaft und Geburt, in dem sie sie in ihrer Kompetenz stärken, aus eigener Kraft zu gebären. Laut Gesetz können sie den normalen Verlauf einer Geburt selbstständig begleiten. Sie sind ausgebildet, Regelwidrigkeiten zu erkennen und in diesen Fällen Ärzte hinzu zu ziehen.

Hebammenkreißsaal

Im Hebammenkreißsaal werden gesunde Frauen in der Schwangerschaft, während und nach der Geburt und im Wochenbett in der Klinik möglichst ausschließlich von Hebammen betreut. Die Hebammen arbeiten selbstständig und eigenverantwortlich. Für die aktuelle Geburtskultur in deutschen Kreißsälen stellt dieses Versorgungskonzept eine Innovation dar. Der Hebammenkreißsaal soll den herkömmlichen (also zurzeit überwiegend ärztlich geleiteten) Kreißsaal nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Das Modell sieht eine Kooperation zwischen Hebammenkreißsaal und ärztlich geleitetem Kreißsaal vor. Im Falle von Komplikationen während der Geburt ist eine schnelle Verlegung vom Hebammenkreißsaal in den ärztlich geleiteten möglich – oft sogar ohne den Raum zu wechseln. Grundlage für eine Verlegung – und auch dafür, ob eine Frau überhaupt im Hebammenkreißsaal gebären kann – ist ein Kriterienkatalog, der interdisziplinär im Team zwischen Hebammen und Ärztinnen erarbeitet wurde.

„Ziele des Betreuungsangebotes sind die Förderung der Eigenständigkeit und Selbst- und Mitbestimmung der Gebärenden, die Unterstützung bei der Bewältigung der Herausforderungen der Geburt und der frühen Elternschaft durch die Stärkung der weiblichen Kompetenz sowie ein Zugewinn an Lebensqualität und Zufriedenheit durch ein gelungenes Geburtserlebnis“, beschreibt der Verbund Hebammenforschung das Konzept, das er seit Einführung des ersten Hebammenkreißsaals in Deutschland mit einer Studie begleitet. (Susanne Steppart, DHV)

Krankenhäuser mit kleinen geburtshilflichen Abteilungen

Aber auch in vielen Krankenhäusern mit kleinen geburtshilflichen Abteilungen arbeiten die Hebammen häufig selbstständig. Hebammen und Ärzte bilden zusammen ein Team. Nicht selten sind die Hebammen in kleinen Abteilungen Beleghebammen. Wenn die Hebammen nicht im Schichtdienst organisiert sind, arbeiten sie in kleinen Teams. In diesem Fall ist es den Schwangeren möglich, die Hebammen vorher kennen zu lernen.

Diese Abteilungen vermitteln oft eine familiäre Atmosphäre. Eine familienfreundliche Geburtshilfe steht im Vordergrund.

Perinatalzentrum

Schwangere, die an einer ernst zu nehmenden Krankheit wie zum Beispiel Diabetes leiden, oder wenn sich in der Schwangerschaft Regelwidrigkeiten entwickeln, sollten ihr Kind in einem Perinatalzentrum zur Welt bringen, da es sich hierbei um ein Zentrum der Maximalversorgung handelt, bei dem eine Kinderklinik angeschlossen ist.

Es ist sinnvoll, sich vor der Geburt dort vorzustellen. Auch hier gibt es die Möglichkeit Termine zur Geburtsplanung wahrzunehmen, bei denen Sie Ihre Vorstellungen mit den Hebammen und Ärzten besprechen können.

In der Regel arbeiten die Hebammen und Ärzte hier im Schichtdienst. Es gibt jedoch auch Perinatalzentren in denen kleine Teams von Hebammen oder auch einzelne Hebammen mit den Frauen in die Klinik gehen. Diese so genannte 1:1 Betreuung muss in der Regeln mit einer Bereitschaftspauschale privat bezahlt werden.

Die Perinatalzentren haben durch ihre hohe Geburtenzahl viel Erfahrung. Trotzdem sind auch sie sehr bemüht, die Familien familienfreundlich und individuell zu betreuen.

Bei einer Geburt muss laut Gesetz immer eine Hebamme dabei sein. Auch wenn die Leitung in den geburtshilflichen Abteilungen in ärztlichen Händen liegt, arbeiten Arzt und Hebamme als Team zusammen.

Die betreuende Hebamme und die Gynäkologin beraten die werdende Mutter, welche Klinik die Richtige sein könnte. Heute gehen die geburtshilflichen Abteilungen in der Regel auf die Wünsche der werdenden Eltern ein. Sinnvoll ist es auch in der Klinik mit allen Möglichkeiten der modernen Medizin, den Geburtsverlauf seinen natürlichen Gang gehen zu lassen. Jede Manipulation bringt Risiken mit sich. Es gilt hier der Grundsatz der gekonnten Nichtintervention. Bedarf eine Geburt der Unterstützung, sind in der Klinik alle Möglichkeiten vorhanden. Die Geburt sollte jedoch immer ein aktiver Vorgang bleiben: Die Frau gebärt ihr Kind.

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Autorin

Astrid Giesen
Bahnhofstr.25
93047 Regensburg

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Erstellt am 11. September 2013