Ernährung kranker Kinder

Dr. oec. troph. Eva-Maria Schröder

Emschroeder

Auch gesunde Kinder leiden im Verlauf ihrer Entwicklung wiederholt an einer Reihe von Krankheiten oder Gesundheitsstörungen, die vorübergehend ihr Wohlbefinden mehr oder weniger stark beeinträchtigen können. Es sind dies größtenteils ganz normale Beschwerden im Laufe der Kindheit, oft harmlos, aber für Sie als Eltern eine große Belastung – vor allem beim ersten Kind, wenn die einschlägige Erfahrung noch fehlt.

Die situationsangepasste Ernährung bei Fieber, Erkältungskrankheiten und bestimmte Infektionskrankheiten (auch den so genannten Kinderkrankheiten) sowie Beschwerden im Magen-Darm-Trakt hilft mit, den Heilungsprozess zu unterstützen und die Kinder schnell wieder auf die Beine zu bringen. Bei fieberhaften Infekten, Erkältungs- und Kinderkrankheiten sollte sich daher die Ernährungsweise den besonderen krankheitsbedingten Gegebenheiten anpassen, um Flüssigkeitsverluste auszugleichen (Fieber, Durchfall), um beispielsweise die Beschwerden nicht zu verstärken und natürlich um durch ausreichende Zufuhr lebensnotwendiger Nährstoffe dafür zu sorgen, dass die Abwehrkräfte des Kindes mobilisiert werden, damit es schnell wieder gesund wird. Allerdings kann sie bei schwereren Erkrankungen nicht den Gang zum Arzt und in die Apotheke ersetzen, ist aber auch dann eine gute Basis für eine schnelle(re) Genesung.

Kranke Kinder richtig aufpäppeln

Das ist im Leben von kleinen oder auch größeren Kindern nicht ungewöhnlich: Morgens sind sie noch ganz fröhlich und vermeintlich gesund, gegen Mittag werden sie unruhig und quengelig, und am Abend fiebern sie. Oft sind es Kinderkrankheiten oder grippale Infekte, die aus dem eben noch aktiven “Treibauf” ein müdes, weinendes Kind machen. Es wird eine Krankheit “ausgebrütet” . Das Kind hat keinen Appetit, weiß nicht, welche Speisen es gern essen würde und lässt sogar seine Lieblingsgerichte unberührt.

Nach kurzer Zeit treten neben diesem veränderten allgemeinen Verhalten auch die ersten Krankheitszeichen auf. Sie sind anfangs meist noch unspezifisch und geben keinen klaren Hinweis auf die Art der Erkrankung. Abgeschlagenheit, Mattigkeit, Unlust, Unruhe, glanzlose oder tränende Augen, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen und auch unter Umständen Bauchweh und Übelkeit können die Vorboten von fieberhaften Infekten, Erkältungs- und auch bestimmten Kinderkrankheiten sein. Das Kind hat zudem meist nichts dagegen, sich sogar freiwillig ins Bett zu legen. Spätestens jetzt sind Schule oder Kindergarten nicht mehr der richtige Ort für das kränkelnde Kind, einerseits wegen des erhöhten Ruhebedürfnisses, andererseits natürlich wegen der Ansteckungsgefahr für die anderen Kinder.

Nach dem Abklären der tatsächlichen Ursache und neben einer gegebenenfalls notwendigen ärztlichen Therapie bleibt dann meist der Mutter die Aufgabe, über mehrere Tage das Kind zu betreuen, zu trösten und zu beschäftigen sowie zu versuchen, die oft mit Fieber einhergehende Appetitlosigkeit ihres Kindes zu überwinden. Was kann man neben ärztlichen Maßnahmen tun, um kranke Kinder möglichst rasch wieder fit zu machen? Was päppelt sie schnell wieder auf?

1. Fieberhafte Erkrankungen

Trinken ist das A & O

Bei fieberhaften Erkrankungen ist die wichtigste Maßnahme, den Wasser- und Elektrolytverlust, verursacht durch das Schwitzen infolge der erhöhten Körpertemperatur, sofort auszugleichen. Kleine Körper haben nur geringe Reserven, auch von Wasser, und müssen deshalb regelmäßig mit Flüssigkeitsnachschub versorgt werden. Sollte das Kind noch zu klein, zu schwach oder zu müde sein, um selbst zu trinken, dann muss ihm die Flüssigkeit notfalls löffelweise in kurzen Abständen verabreicht werden. Bezüglich der Trinkmenge gilt: Besser mehr als zuwenig, besonders wenn das Kind in der Akutphase der Krankheit kaum etwas isst. Die individuell benötigte Menge können Sie annäherungsweise an der produzierten Urinmenge abschätzen: Muss das Kind kaum Wasser lassen, dann trinkt es zuwenig und kann Schaden nehmen. Als Anhaltspunkt kann dienen, dass ein Schulkind bei hohem Fieber durchaus 2 – 3 Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen sollte.

Geeignete Getränke sind – je nach Alter – Wasser, Früchte- und Kräutertee oder verdünnte Fruchtsäfte. Auch ein paar Löffel leichte, nur schwach salzige Gemüse- oder Fleischbrühe sind ab dem 2. Lebensjahr zu empfehlen. Nicht geeignet sind sehr süße, kohlensäurehaltige und/oder anregende Getränke wie Limonade, Cola o.ä. Auch sollte die Temperatur der Getränke weder zu kalt noch zu heiß sein. Bei größeren Kinder empfiehlt es sich, besonders auch nachts, stets ein gefülltes Glas/Becher in Reichweite auf dem Nachttisch stehen zu haben, damit es ohne Aufwand trinken kann.

Fieberhafte Infektionen schwächen den kindlichen Organismus sehr. So kann es sein, dass das Kind im Akutstadium der Krankheit nichts essen mag oder zu müde ist zum Kauen. Zwingen Sie es jetzt nicht zum Essen; der Appetit stellt sich bei Besserung von selbst wieder ein. Halten Sie jedoch den kleinen Patienten immer wieder zum Trinken an. Sicherlich können Sie ihm, ab dem entsprechenden Alter, auch mit kleinen, saftigen Obststückchen – mundgerecht serviert – eine Freude machen. Vorsicht jedoch mit Fruchtsäure bei Halsentzündungen, hier können Obst oder Fruchtsäfte zusätzliche Schmerzen verursachen!

Generell sollte die Nahrung, wenn das Kind wieder zu essen beginnt, besonders vitamin-, mineralstoff- sowie eiweißreich sein, um die körpereigenen Abwehrkräfte zu unterstützen. Das Essen soll erfrischend, leicht zu schlucken, gut verdaulich und leicht zu handhaben sein (Löffel). Die Energiezufuhr ist vorerst von untergeordneter Bedeutung, da einerseits die Bettruhe den aktiven Verbrauch reduziert und andererseits das Kind sein Gewicht nach der Genesung rasch wieder normalisieren wird, falls es durch die Krankheit etwas abgenommen haben sollte.

Bei Säuglingen sind strengere Regeln zu beachten. Richten Sie sich hier strikt nach den Anweisungen des Kinderarztes. Gleiches gilt für Durchfall und Erbrechen (siehe dort).

Mit Nachlassen des Fiebers und allgemeiner Besserung kehrt auch der Appetit des Kindes langsam wieder zurück. Es wird es genießen, wenn es auch in diesen Tagen noch sehr viel Zuwendung bekommt. Seine Lieblingsspeisen und gesunde Snacks werden zudem seine Genesung voranzutreiben. Geben Sie dem kleinen Patienten während dieser Rekonvaleszenzphase viel Obst, Gemüse, Salat und Rohkost, um den Körper mit Vitaminen und Mineralstoffen zu stärken. Reichen Sie wiederholt kleine leckere und erfrischende Mahlzeiten/ Imbisse. Große Portionen sind eher abschreckend.

Geeignet sind neben Obst und Fruchtsäften vor allem auch Milch und Milchprodukte. Sie können daraus eiweißreiche, leckere Mischgetränke oder Quarkspeisen mit frischem Obst herstellen, die leicht verdaulich und gesund sind. Außerdem bieten sich kleine Portionen leicht zu essender, nicht zu kau- und schluckintensiver Gerichte an wie Suppen, Kartoffelbrei, Rührei, Frikassee mit Reis, Gemüse, Aufläufe, Hackfleischgerichte oder Milch- bzw. Mehlspeisen. Auch auf Wünsche und Lieblingsgerichte sollte man eingehen.

Letztlich isst natürlich auch das Auge mit, besonders bei Kindern! Dekorativ und appetitlich angerichtete Speisen, farblich frisch und fröhlich zusammengestellt statt “brei-blass” , helfen mit, den krankheitsbedingt verlorenen Appetit wieder zu locken. Frische Kräuter beispielsweise liefern hierbei nicht nur “Farbe” , sondern gleichzeitig wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Gleiches gilt für phantasievoll drapierte Rohkoststücke wie Möhren, Paprika oder Gurkenscheiben. Und ist der Appetit erst wieder zurück, dann erholen sich Kinder sehr schnell wieder von der vorangegangenen Krankheit.

Wenn Kinder schlecht schlucken können – zusätzliche Ernährungstipps

Schluckbeschwerden bei Kindern können vielfältige Ursachen haben. Die Kleinen können erkältet sein, durch Husten einen gereizten Hals haben oder auch an Mandelentzündung/ Angina bzw. Scharlach leiden. Diesen und anderen Krankheiten ist gemeinsam, dass sie durch Schmerzen im Hals-Rachen-Bereich das Essen und Trinken schwer machen. Oft wird im akuten Stadium die Nahrung sogar ganz verweigert, um beim Schlucken den Schmerz nicht zu provozieren. Hier ein paar Tipps, welche Speisen und Getränke leicht zu schlucken sind, ohne den gereizten Hals unnötig zu traktieren.

Auch jetzt gilt als wichtigste Regel, die Kinder müssen ausreichend trinken. Denn zusätzlich zu eventuellem Fieber verursachen Husten und Schnupfen einen starken Flüssigkeitsverlust über abgesondertes Sekret und Schleim. Um dies auszugleichen und gleichzeitig die starke Reizung und Austrocknung der Halsschleimhaut zu lindern, sollten Sie dem Kind warme Getränke wie Tee aus Pflanzenextrakten (z.B. Salbei, Kamille, Anis, Thymian, Spitzwegerich, Fenchel oder Huflattichblüten) sowie Milch oder Kakao anbieten. Fruchtsäfte können durch den Säuregehalt den gereizten Hals zusätzlich strapazieren, so dass im akuten Stadium besser darauf verzichtet werden sollte. Gleiches gilt für Zitronensaft im Tee. Die Reizung durch die Fruchtsäure kann abgemildert werden durch Mischgetränke aus Milch und Fruchtsaft (kein Zitrusfruchtsaft wie z.B. Orange oder Grapefruit!). Sorgen Sie also auf jeden Fall dafür, dass Ihr Kind ständig etwas Trinkbares in Reichweite hat.

Bei Schluckbeschwerden haben Kinder wenig Freude an harter, grober oder trockener Nahrung. Auch sehr saure Dinge werden abgelehnt. Rohkost, Salat, hartes Obst und Brot werden in der Akutphase auf Widerstand stoßen. Feste Nahrung, die “nicht gut rutscht” , sollte also in den ersten Tagen durch breiige Kostformen ersetzt werden. Dies können Suppen, Süßspeisen, gekochtes und passiertes Gemüse sowie weiche Nudel- und Reisgerichte sein. Auch Rührei und Kartoffelpüree eignen sich gut. Scharfe Würzung ist zu vermeiden, da Gewürze wie Pfeffer, Paprika oder Curry die entzündeten Schleimhäute schmerzhaft reizen können. Reichlich frische Kräuter sorgen alternativ für guten Geschmack. Geeignet bei Schluckbeschwerden sind auch fertige Baby- und Kleinkindermenüs aus dem Gläschen, die Ihnen z.B. bei Zeitmangel in großer Auswahl zur Verfügung stehen und die auch noch größeren Kindern schmecken.

Bei Schluckbeschwerden und nach einer Mandeloperation hat sich in vielen Fällen die Gabe von Milchspeiseeis (nicht Fruchteis, die Säure schmerzt!) aufgrund der kühlenden und abschwellenden Wirkung als erfolgreiche zusätzliche “Maßnahme” gegen den Schmerz erwiesen. Sicher wird Ihr Kind von dieser “Diät” begeistert sein, doch sollte Eis nicht die einzige akzeptierte Nahrung sein! Fragen Sie nach einer Mandeloperation bitte auf jeden Fall vorher den Arzt und berücksichtigen Sie das Alter des Kindes.

Wenn es dem kleinen Patienten nach einigen Tagen wieder besser geht, können Sie langsam auf vitaminreiche Fruchtsäfte, Obst und festere Speisen übergehen. Frische Milchspeisen und Obstsalate fördern zusätzlich die Genesung, stärken die Abwehrkräfte und bringen das Kind bald wieder auf die Beine.

Viele Kinder empfinden bei Halsweh und Schluckbeschwerden warme oder kalte Halswickel als angenehm, bei größeren Kindern sind außerdem Mundspülungen und Gurgeln mit Kamillenextrakt und speziellen Lösungen zu empfehlen. Auch Halspastillen und Hustensäfte und -bonbons lindern den Schmerz bei größeren Kindern, doch sollte man ihren Einsatz nur nach Vorschrift vornehmen und nicht nach dem Motto “viel hilft viel” . Denn einerseits fördern zuckerhaltige Pastillen, Säfte und Bonbons die Zahnkaries und zum anderen darf der Kaloriengehalt von Hustenbonbons und -säften nicht unterschätzt werden. Als Alternative für die Zähne bieten sich zuckerfreie Lutschwaren an, doch können diese Bonbons bei übermäßigem Verzehr eventuell zu Durchfall führen.

Abwehrkräfte stärken – Vorbeugen ist besser als heilen

Nicht alle Kinder sind gleich anfällig für Erkältungskrankheiten; die Stärke ihres Immunsystems spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wenn man in der Regel auch Husten und Schnupfen im Winter kaum gänzlich verhindern kann – Erwachsene sind im Schnitt 3-4 Mal pro Jahr erkältet, Kinder weit häufiger – können jedoch vorsorglich die Widerstandskräfte auch der Kinder deutlich verbessert werden. Der Ernährung kommt hierbei ein hoher Stellenwert zu, sorgt sie doch dafür, dass durch ausreichende Nährstofflieferung alle Stoffwechselvorgänge, und damit auch die Immunabwehr des Kindes, funktionieren.

Die beste Basis für Gesundheit und Wohlbefinden der Heranwachsenden sind Abwechslungsreichtum und Ausgewogenheit in der Ernährung. Wenn das Kind täglich Obst, Gemüse, Getreide und Milch bekommt, Fisch, Fleisch und Eier im Wechsel auf dem Teller findet, dann ist damit schon die Grundlage für gute Widerstandskräfte und stabile Gesundheit gelegt. Besonders wichtig für das Immunsystem ist eine gute Vitamin- und Mineralstoffversorgung, welche über Fruchtsäfte, Obst und Gemüse am besten zu erreichen ist. Besonders viel Vitamin C enthalten beispielsweise Zitrusfrüchte, schwarze Johannisbeeren, Kiwi und Sanddorn bzw. daraus hergestellte Säfte, Paprika und sogar Kartoffeln. Kinder, die Obst- und/oder Gemüsemuffel sind, kann man durch geschicktes “Verpacken” des Ursprungsnahrungsmittels austricksen, z.B. mittels eines Orangen-Milchshakes, frisch gepresstem Gemüsesaft, überbackenem Gemüse oder Quarkspeisen mit Fruchtstückchen.

Wenn Sie auch mit solchen Mitteln Ihrem Kind Obst und Gemüse nicht schmackhaft machen können, dann sollten Sie in der Erkältungszeit nach Absprache mit dem Kinderarzt vielleicht Multivitamine und Mineralien anderweitig zuführen. Im Handel finden Sie ein reichhaltiges Angebot der verschiedensten Produkte; das Sortiment reicht von der Vitaminpille über Brausetabletten bis hin zu angereicherten Säften und Bonbons. Auch der altbewährte Lebertran bzw. inzwischen geschmacklich ansprechendere Präparate und Stärkungsmittel für die Jüngsten können der Gesundheit dienen. Und wenn es dann doch soweit ist, und Husten und Schnupfen Ihren Sprössling quälen, dann helfen schleimlösende und schweißtreibende Tees, Hustenbonbons und lindernde Mittel Ihrem Kind schnell wieder auf die Beine.

Dass Sie mit wettergerechter Kleidung, dem rechtzeitigen Tragen von Mütze, Schal und Handschuhen Ihr Übriges zum Gesundbleiben Ihres Kindes tun können, ist selbstverständlich, genauso wie das rasche Wechseln von nassen Stiefeln und Handschuhen nach der Schneeballschlacht oder dem feuchten Wiesenspaziergang. Ein heißer Tee mit Honig und Zitrone wärmt durchfrorene Kinder schnell wieder auf, und der Weg in die wohlig-warme Badewanne hat auch schon so manchen Schnupfen gar nicht erst entstehen lassen. Vorbeugend können Sie die Abwehrkräfte Ihres Kindes auch durch “Abhärten” steigern, beispielsweise durch regelmäßiges heiß-kalt Wechselduschen und regelmäßigen Aufenthalt an der frischen Luft.

2. Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes

Durchfall und Erbrechen treten bei Kindern aus unterschiedlichen, meist relativ harmlosen Gründen ziemlich häufig auf und können oft mit häuslichen Mitteln behandelt werden. Auch Blähungen und Verstopfung sind im Kindesalter keine Seltenheit. Jedoch sollten unbedingt die Ursachen für die Unpässlichkeit abgeklärt werden sowie bei Durchfall und Erbrechen als sofortige Maßnahme der Magen-Darm-Trakt entlastet, für einen Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich gesorgt, und – bis die Beschwerden abgeklungen sind – mit einer leichten Kost schonend behandelt werden. Tritt, je nach Alter des Kindes, nach Stunden oder ein/zwei Tagen keine Besserung ein, muss der Arzt konsultiert werden. Liegt der Verdacht nah, dass die Ursache der Unpässlichkeit ansteckender Natur ist, sollte der Kontakt zu anderen Kindern sofort unterbunden werden.

Durchfall und Erbrechen

Nicht nur in der warmen Jahreszeit und auf Reisen sind Durchfälle bei Kindern ein häufiges Krankheitsbild. Ein akut einsetzender Durchfall ist ein Symptom, dem in allen Altersstufen des Kindes unbedingt Beachtung geschenkt werden muss. Die Ursache dafür können vielfältig sein, beispielsweise ist es ein “verdorbener Magen” durch unreifes Obst, verdorbene Nahrungsmittel oder ein Zuviel an stark süßen oder fetthaltigen Speisen und Getränken (Nachwirkungen einer Kinderparty!). Möglicherweise ist auch eine Infektion des Magen-Darm-Traktes ( “Darmgrippe” ) mit Bakterien oder Viren oder eine spezifische Nahrungsmittelunverträglichkeit verantwortlich für den Durchfall, oder er ist eine Reaktion auf die Gabe von Antibiotika. Durchfall kann auch Begleitsymptom anderer Krankheiten sein, deshalb sollte der Arzt die Ursache abklären und eine entsprechende Therapie festlegen.

Auch Erbrechen ist bei Kindern ein sehr häufiges Symptom. Seine vielfältigen und recht unterschiedlichen Gründe reichen von harmlos (Übelkeit beim Autofahren) bis lebensgefährlich (Vergiftung) mit einer weiten Spanne dazwischen. In vielen Fällen ist jedoch ein “verdorbener Magen” , z.B. nach einer Kuchenschlacht beim Kindergeburtstag, oder eine leichte Infektion für die Erkrankung verantwortlich. Dennoch sollte auch immer die Möglichkeit einer ernsthaften Erkrankung in Betracht gezogen und im Zweifelsfall der Arzt konsultiert werden.
Kleine Kinder sind besonders gefährdet!

Was für uns Erwachsene zwar unangenehm, aber oft relativ harmlos verlaufen kann, kann für den kindlichen Organismus sehr schnell lebensbedrohend werden und bedarf ärztlicher Hilfe. Je jünger das Kind ist, desto dramatischer kann die Situation verlaufen, denn Säuglinge und Kleinkinder benötigen im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht wesentlich mehr Flüssigkeit als ältere Kinder oder Erwachsene.

Besonders gefährlich ist Durchfall bei (kleinen) Kindern dann, wenn er mit Fieber und zusätzlichem Erbrechen einhergeht. Der durch das Spucken und die häufigen dünnflüssigen Stuhlentleerungen verursachte Wasser- und Elektrolytverlust (v.a. Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium) kann bei kleinen Kindern binnen kurzer Zeit zu Austrocknung, Kreislaufversagen und schlimmstenfalls zum Tode führen. Deshalb ist das vorrangige Gebot, für einen schnellen und ausreichenden Ersatz an Flüssigkeit, Mineralstoffen und auch Energie zu sorgen. In diesen Fällen ist, besonders bei Säuglingen und Kleinkindern, dringend ein Arzt hinzuzuziehen, da das Kind durch den Flüssigkeitsverlust schnell sehr geschwächt werden kann, so dass unter Umständen sogar eine Einweisung ins Krankenhaus nötig wird.

Eine akute Durchfallerkrankung kündigt sich beim Kind meistens durch schlechte Stimmung, Unruhe, Appetitmangel und Schlafstörungen an. Die Anzahl der Stuhlentleerungen nimmt zu, die Stuhl-Konsistenz wird zunehmend wässriger, eventuell kommt Fieber hinzu.

Gradmesser für die Gefahr, die einem Baby oder Kleinkind durch die Durchfallerkrankung droht, ist das Körpergewicht. Deshalb sollte man sich in gesunden Tagen regelmäßig ein Bild vom aktuellen Stand des Gewichtes verschaffen. Kommt es nämlich während eines akuten Durchfalls zu einer plötzlichen Gewichtsabnahme von mehr als 5% (das ist bei einem 8.000 g schweren Kind ein Gewichtssturz von nur 400 g!), ist dringend ärztliche Hilfe erforderlich. In dieser Situation ist der Wasser- und Elektrolytverlust bereits so hoch, dass akute Lebensgefahr für das Kind besteht. Erschwerend kommt hinzu, dass das Baby in diesem Zustand apathisch wird und nicht mehr trinken mag. Da hilft auf der Fahrt zum Arzt oder Krankenhaus oft nur noch, dem Kind Flüssigkeit mit einem kleinen Löffel langsam einzuflößen. Soweit sollte man es natürlich nicht kommen lassen, deshalb müssen Kinder mit Durchfall genauestens beobachtet werden und Maßnahmen zur Vermeidung größerer Flüssigkeits- und Mineralstoffverluste baldmöglichst ergriffen werden.

Achtung: Bei stärkerem oder länger als zwei Tage andauerndem Durchfall, bei blutigem oder schleimigen Stuhl müssen Sie in jedem Fall sofort mit dem Kind zum Arzt!

So können sie Babys und Kleinkindern helfen

In den ersten Stunden einer noch leichten Durchfallerkrankung gibt man dem Kind am besten eine Elektrolyt-Glucose-Lösung zu trinken, die man in der Apotheke erhält. Auf Reisen sollte ein solches Präparat unbedingt im Gepäck sein! Dadurch werden dem kleinen Organismus die verlorengegangenen lebenswichtigen Substanzen in richtiger Dosierung wieder zugeführt. Hausmittel wie “Cola plus Salzstangen” gehören nicht zuletzt wegen des hohen Zucker- und Koffeingehalts der therapeutischen Vergangenheit an und sind bei Babys sowieso nicht geeignet. Auch das Auslassen der Nahrungszufuhr, die so genannte Teepause, wird heute nicht mehr empfohlen, da die Darmschleimhaut des kranken Kindes dadurch Schaden nehmen kann.

Gestillte Babys sollten weiter Muttermilch bekommen, eventuell in etwas längeren Abständen und geringerer Menge, ergänzt durch die Glucose-Elektrolyt-Lösung. Flaschenkinder erhalten nach einiger Zeit, 6 bis maximal 12 Stunden, die gewohnte Nahrung in verdünnter Form wieder, auch hier wird weiterhin mit der Salz-Zucker-Lösung ergänzt. Nach Abklingen des akuten Durchfalls kann man dann langsam wieder auf die ursprüngliche unverdünnte Flaschenmilch übergehen. Ab etwa dem 6. Lebensmonat kann man bei nachlassendem Durchfall auch zusätzlich zur verdünnten Milch ein- bis zweimal täglich geschlagene Banane, geriebenen Apfel, Reisschleim, fettfreien Kartoffelbrei oder Karottensuppe geben. Gut geeignet ist auch spezielle Heilnahrung aus Drogerie und Apotheke, die Sie nach Anleitung füttern.

Wenn Stuhlanzahl und -konsistenz wieder normal sind, muss man noch 2-3 Tage etwas vorsichtig beim Füttern sein. Das heißt beispielsweise, dass bei Kindern ab dem 2. Lebenshalbjahr Kartoffeln und Reis als Beikost zu bevorzugen und Obst und Säfte erst noch zu meiden sind. Bei größeren Kindern sind stark zucker- und fetthaltige Nahrungsmittel noch verboten. Sie bekommen zunächst beispielsweise Karottengemüse ohne Fett, geriebenen Apfel, geschlagene Banane, Reis- oder Haferschleim und Zwieback oder trockenes Knäckebrot, auch leichte Fleischbrühe, bis langsam wieder auf die Normalkost übergegangen werden kann. Auf reichliche Flüssigkeitszufuhr ist auch weiterhin unbedingt zu achten, bis sich das Körpergewicht wieder normalisiert hat.

Treten Durchfälle häufiger auf, muss die Ursache, die möglicherweise in einer Nahrungsmittelintoleranz oder chronischen Verdauungsstörungen liegt, unbedingt vom Kinderarzt abgeklärt werden, um das Gedeihen des Kindes zu gewährleisten.
Ernährungstipps bei harmlosem Durchfall und Erbrechen für die Größeren

Wenn Durchfall und/oder Erbrechen eines Kindes verursacht wurden, weil es zuviel oder falsche bzw. leicht verdorbene Speisen gegessen hat und eine zusätzliche ärztliche Behandlung nicht nötig ist, muss die erste Maßnahme eine Entlastung von Magen und Darm sein. Der Verdauungstrakt muss vorübergehend möglichst ruhig gestellt werden, um die betroffenen Bereiche nicht zusätzlich zu reizen oder zu belasten.

Es empfiehlt sich daher kurzfristig eine völlige Nahrungskarenz: das Kind sollte zunächst gar nichts essen. In der Regel fällt ihm das auch nicht schwer, denn durch das Unwohlsein fehlen auch Appetit und Hunger. Jedoch ist unbedingt darauf zu achten, dass der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt im Gleichgewicht bleibt: Die oft großen Mengen an Wasser und Mineralien (Salzen), die über den Darm abgegeben werden, müssen ersetzt werden. Das bedeutet in der Praxis, dass das Kind zumindest in den ersten Stunden nur Flüssigkeit und kaum feste Nahrung erhält und gegebenenfalls Bettruhe verordnet bekommt. Man gibt ihm reichlich leichten schwarzen Tee, schwach gesüßt mit Traubenzucker, oder auch Kamillen- oder Fencheltee, eventuell mit einer Prise Salz versehen.

Schwarzer und auch grüner Tee enthalten reichlich Gerbstoffe, die eine stopfende Wirkung haben und somit bei harmlosem Durchfall zu bevorzugen sind. Die Menge der benötigten Flüssigkeit richtet sich vor allem nach Häufigkeit und Menge der Darmentleerungen. Je mehr Wasser dabei abgegeben wird, desto mehr muss auch wieder aufgenommen werden. In der Regel wird das Kind Durst haben, so dass es kein Problem darstellen sollte, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Am besten stellt man ihm immer eine gefüllte Teetasse ans Bett, vor allem auch nachts, damit der kleine Patient jederzeit Zugriff hat. Sie können auch unterstützend spezielle, dem kindlichen Geschmack angepasste, Glucose-Elektrolyt-Getränke bei Durchfallerkrankungen einsetzen.

Nach einigen Stunden kann der kleine Kranke vorsichtig beginnen, etwas fett- und zuckerarmes trockenes Gebäck zu knabbern. Das können abgelagertes Weißbrot, Knäckebrot, Zwieback, Salzletten, Grissini oder ein bis zwei Tage alte Laugenbrezeln sein.

Auch geriebener Apfel ist gut bei Durchfall. Gewaschene Äpfel werden mit Schale, aber ohne Kerngehäuse, zu jeder Mahlzeit frisch auf einer Glasreibe gerieben, mit etwas Zitronensaft gegen das Braunwerden beträufelt, und dem Kind langsam, löffelweise gegeben. Beim Zerreiben der Äpfel wird aus ihnen Pektin freigesetzt. Pektin ist ein pflanzlicher Quellstoff, der Wasser bindet, und bei Durchfall zur Stuhleindickung beiträgt.

Leicht gesalzene Hafer- und Reisschleimsuppen sowie fettfreie Fleisch- oder Gemüsebrühe liefern dem kranken Kind neben Flüssigkeit auch dringend benötigte Mineralstoffe und sind deshalb zu empfehlen. Wird der Stuhl fester und seltener und wird nicht mehr erbrochen, darf man dem kleinen Patienten schon kleine Portionen Reis, Kartoffeln, Karotten oder Nudeln geben und auch eine Banane zerdrücken. Damit geht man über auf eine leichte, fett- und zuckerarme Aufbaukost, die bis zum völligen Abklingen der Beschwerden beibehalten werden sollte.

Die Portionen sind anfangs noch klein zu halten, man sollte dafür häufiger etwas zu essen anbieten. Wenn das Kind noch nichts essen mag, sollte man es auch nicht zwingen. Der Appetit stellt sich bei Besserung ganz von allein wieder ein. Wird nach 2-3 Tagen diese leichte Kost noch nicht wieder vertragen, muss unbedingt spätestens jetzt der Arzt konsultiert werden, um abzuklären, ob der Erkrankung vielleicht eine andere, nicht so harmlose Ursache zugrunde liegt.

“Alles essen” darf das Kind erst wieder, wenn es mindestens drei Tage fieberfrei war und kein Erbrechen oder Durchfall mehr gezeigt hat. Jedoch wäre es auch jetzt noch gut, wenn der Magen-Darm-Trakt noch einige Tage geschont und nicht überlastet würde. Knusprige Hähnchen, Pommes frites, Süßigkeiten und Limonaden sollten deshalb noch ein wenig warten.

Blähungen

Bei kleinen Kindern kann es leicht zu Blähungen kommen, weil ihr Verdauungstrakt noch nicht völlig ausgereift ist und sie bestimmte Speisen noch nicht gänzlich verdauen können. Daher soll man bei Babys mit dem Zufüttern der Beikost nicht vor dem 6. Monat beginnen, diese dann langsam aufbauen und ein Kleinkind auch noch nicht mit “Erwachsenenkost” füttern. Aber auch ältere Kinder und Erwachsene sind vor Blähungen nicht gefeit. Die dafür verantwortlichen Nahrungsmittel sind individuell häufig sehr verschieden. Jede Mutter sollte für sich selbst herausfinden, welche Speisen bei ihrem Kind stark blähend wirken und diese zukünftig einschränken oder meiden.

Es gibt jedoch eine Reihe von Nahrungsmittel, die besonders dafür bekannt sind, bei Empfindlichen Blähungen zu verursachen. Wenn das Kind häufig unter Blähungen leidet, sollte man schwer verdauliche Speisen sowie gärende und stark kohlensäurehaltige Getränke von seinem Speiseplan streichen. Für ihre blähende Wirkung bekannte Nahrungsmittel sind unter anderem: Kohl und Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Sauerkraut, Lauch, Rettich, frisches (Hefe-) Gebäck und Vollkornbrot sowie kohlensäurehaltige Getränke.

Natürlich wirkt nicht jedes dieser Nahrungsmittel und Getränke bei allen Kindern gleich stark blähend; es kommt auch auf die verzehrte Menge und die Zubereitung an. Wenn man beispielsweise beim Kochen von Kohl oder Sauerkraut Kümmel zugibt, wird das Gericht wesentlich verträglicher und bläht nicht mehr so stark. Auch Fencheltee, oft in Kombination mit Kümmel oder Anis, wird gegen Blähungen erfolgreich eingesetzt.

Die Gewöhnung spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle: Es ist durchaus möglich, dass bestimmte Nahrungsmittel bei seltenem Verzehr blähend wirken, aber bei regelmäßiger Aufnahme gut vertragen werden. Bei Urlaubsreisen in fremde Länder mit ungewohnten Speisen kann man dieses Phänomen oft beobachten. Der Körper gewöhnt sich jedoch rasch an die ungewohnte Kost und verträgt sie dann recht gut. Das gilt gleichermaßen für Kinder wie für Erwachsene.

Blähungen bei Babys und Kleinkindern

Welche Mutter kennt das nicht: Das Baby schreit ohne ersichtlichen Grund, zieht die Beinchen an den Bauch, krümmt sich und lässt sich auch auf dem Arm nicht beruhigen. Eine Veränderung der Körperhaltung verstärkt das Unwohlsein eher noch. Häufige Ursache hierfür: Blähungen (Gasbildung im Magen-Darm-Kanal).

Blähungen treten oft schon gehäuft in den ersten 3 Lebensmonaten auf, man spricht deshalb hier auch von den “Drei-Monats-Koliken” . Blähungen kommen sowohl bei mit der Flasche gefütterten Babys als auch bei Brustkindern vor, bei letzteren jedoch weniger häufig. Der Grund liegt darin, dass die Muttermilch durch ihre arteigene Zusammensetzung leichter verdaulich und für den kleinen Magen-Darm-Trakt problemloser zu verarbeiten ist.

Blähungen können unterschiedlich stark sein und durch den Druck der Darmgase im Bäuchlein auch mit z.T. heftigen Bauchkrämpfen einhergehen. Das Schreien der Kinder bei Blähungen ist nicht nur vor Schmerzen, sie versuchen dadurch auch den Spannungszustand des Bauches, der durch die Blähungen entsteht, abzubauen.

Wenn Sie mit dem Zufüttern von Gemüse und Brei beginnen, können in der Anfangszeit auch häufig leichte Blähungen auftreten. Das hat nichts zu sagen, solange das Baby nicht Durchfall bekommt oder die Verdauung schleimig wird. Es empfiehlt sich aber in jedem Fall, mit dem Zufüttern von Gemüse bei empfindlichen Babys langsam anzufangen und die Mengen erst nach und nach zu steigern, bis die Verdauung des Kindes gut damit fertig wird.

Um die Leiden Ihres von Blähungen geplagten Babys zu lindern, sollten Sie ihm soviel Bewegung wie möglich verschaffen. Lassen Sie es strampeln, entfernen Sie alle einengenden Kleidungsstücke und erhöhen Sie seine Bewegungsfreiheit so weit wie möglich. Mit einer leichten Massage des Bäuchleins können Sie ebenfalls das Abgehen der Darmgase erleichtern. Sie streichen dabei mit der warmen Hand leicht von rechts nach links unter der Nabelgegend. Sie unterstützend so das Abgehen der Blähungen, indem Sie die Gase, dem Verlauf des Dickdarms entsprechend, Richtung Darmausgang drücken. Besonders wirkungsvoll ist diese Massage im abendlichen Bad durch die Wärme des Badewassers. Man massiert hierbei mit der leicht eingeseiften Hand und dreht danach das Kind im Wasser auf den Bauch.

Sehr starke Blähungsbeschwerden können Sie erleichtern, wenn Sie eine schwachgefüllte lauwarme Babywärmflasche auf das Bäuchlein des auf der linken Seite liegenden Kindes legen. Auch so wird das Abgehen der Blähungen durch den Darmausgang unterstützt. Oder Sie nehmen das Kind mit dem Bauch nach unten auf den Arm, legen Ihre warme Hand unter den Bauch und klopfen mit der anderen leicht auf den kleinen Po. Mit dem ständigen Herumtragen des kleinen Schreihalses sollten Sie jedoch zurückhaltend sein, denn zu leicht gewöhnt er sich daran.

Blähungsbeschwerden lassen übrigens mit zunehmendem Alter von allein nach, wenn das Kind sich mehr bewegt und dadurch seine Verdauung aktiv anregt. Treten Blähungen auch jenseits des Säuglingsalters häufig auf, so sollten Sie überlegen, welche Speisen Sie Ihrem Sprössling gegeben haben. Verdächtig sind oft Zwiebeln, Bohnen, Kohl, Erbsen in größeren Mengen, andere Hülsenfrüchte, Kirschen oder Pflaumen sowie frisches Brot und Gebäck. Diese Nahrungsmittel sind aufgrund ihrer Zusammensetzung relativ schwer verdaulich und verursachen beim noch nicht voll ausgereiften kindlichen Verdauungstrakt oft eine starke Gasbildung. Vermeiden Sie das verdächtige Lebensmittel oder geben Sie es zukünftig nur in kleinen Mengen, weil dadurch die Belastung für den Magen-Darm-Trakt geringer ist.

Außerdem können Sie versuchen, den Blähungen mit zwischendurch verabreichten zuckerfreien Tees, die Kümmel, Fenchel, Anis und/oder Kamille enthalten, zu begegnen. Auch spezielle Tropfen können Sie kaufen, die helfen, wenn der kleine Bauch sich bläht. Ihre Wirkung beruht darauf, dass sie den Darminhalt “entschäumen” , also Luftbläschen im Darm auflösen, und so zuverlässig und unschädlich bei schmerzhaften Blähungen helfen.

Auch Verstopfung kann mit unangenehmen Blähungen einhergehen. Verstopfung (Obstipation)

Darmträgheit und Verstopfung sind in unserer vom Wohlstand und seiner Lebens- und Ernährungsweise geprägten Welt selbst bei Kindern schon weit verbreitete Beschwerden. Es gibt grundsätzliche Fehler im Alltag, die das Auftreten von Stuhlverstopfung begünstigen und wiederholt oder auch chronisch zur Obstipation führen. Einen wesentlichen negativen Beitrag zur Häufigkeit von Verstopfung leistet die heutzutage auch schon bei Kindern zu beobachtende einseitige und falsche Ernährung, unterstützt von Bewegungsmangel. Es werden zuviel Zucker, Kuchen und Süßigkeiten verzehrt und fette Fast-Food-Gerichte bevorzugt, während Obst, Gemüse und Salat/Rohkost eher unbeliebt sind. Anstatt verdauungsfördernder Vollkornprodukte werden Toast und Weißbrot gegessen. Und die Flüssigkeitsaufnahme ist auch nicht optimal.

Diese faserarme (ballaststoffarme) Kost wird bereits im Dünndarm nahezu völlig verdaut. Es bleiben kaum unverdauliche Reste zurück, die den Darm füllen und zur Tätigkeit anregen, indem sie im Dickdarm den nötigen mechanischen Reiz auf die Darmwand ausüben, welche zum Weitertransport des Darminhalts nötig ist. Als Folge davon bleiben die Nahrungsreste zu lange im Darmtrakt, werden eingedickt und zu trocken und lösen durch ihr geringes Volumen keinen Stuhldrang aus. Die Darmentleerung verzögert sich oder unterbleibt.

Diese verstopfungsfördernde Ernährungsweise wird in ihrer Wirkung verstärkt durch zu wenig Bewegung, die den Darm von außen zur Aktivität anregen könnte. Das gilt nicht nur für Erwachsene, sondern im Medienzeitalter leider auch bereits für unsere Kinder. Fernsehen, Computer- und Videospiele verdrängen Sport und Bewegung. Negativ auf die Verdauung wirkt sich auch eine zu geringe, über den Tag verteilte, Flüssigkeitsaufnahme auf, die das Aufquellen des Darminhalts – und damit seine Volumenvergrößerung – verhindert. Dieses Fehlverhalten kann auf Dauer zu einer chronischen Verstopfung führen, die auch schon bei Kindern zum Gebrauch von Abführmitteln führt – ein Weg, der unbedingt vermieden werden sollte. Abführmittel sollten bei Kindern, wenn überhaupt, dann nur auf ausdrückliche ärztliche Anweisung, und dann auch nur selten und für kurze Zeit, verabreicht werden. Andernfalls gewöhnt sich das Kind daran und hat nach einiger Zeit “ohne” überhaupt keinen Stuhlgang mehr.

In der Regel spricht man von einer akuten Verstopfung, wenn der letzte Stuhlgang mehr als drei Tage zurückliegt und die Darmentleerung durch harten, festen Kot erschwert und schmerzhaft ist. Als normal gelten Darmentleerungshäufigkeiten von 3 Mal täglich bis alle 3 Tage. Stuhlhäufigkeit und -menge hängen in hohem Maße von der Ernährung ab. Als wünschenswert gilt durchschnittlich eine Darmentleerung pro Tag.

Ernährungstipps zur Vorbeugung und bei Verstopfung

Dauerhaft helfen zur Vermeidung von Verstopfung nur eine generelle Umstellung der Ernährung hin zu ballaststoffreicher Kost, mehr Bewegung und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Das gelingt nicht von heute auf morgen, ist aber unbedingt anzustreben, denn erwiesenermaßen fördert ballaststoffarme Kost die Entstehung von Darmkrankheiten und letztlich sogar Krebs.

Die für eine geregelte Verdauung benötigten Ballaststoffe nehmen wir überwiegend durch Pflanzenfasern auf. Gemeint ist hier in besonderem Maße die Zellulose, die für den Menschen nahezu unverdaulich ist. Sie verbleibt nach der Aufnahme von Obst, Gemüse, Salat oder Vollkornprodukten bis zu ihrer Ausscheidung chemisch unverändert im Darm, quillt durch Wassereinlagerung auf und vergrößert so das Volumen des Darminhalts. Hierdurch übt sie einen inneren Druck auf die Darmwand aus, welcher den raschen Weitertransport der Nahrungsreste auf natürliche Weise bewirkt und ihre Ausscheidung beschleunigt.

Auch saure Milchprodukte wie Joghurt, Kefir oder Buttermilch regen aufgrund ihres Milchzucker- und Milchsäuregehalts die Darmtätigkeit sanft an und fördern die Verdauung. Probiotische Milchsäurebakterien fördern zudem die Entwicklung einer gesunden Darmflora. Nicht nur deshalb sollten Milch und Milchprodukte täglich auf dem Speiseplan von Kindern (und Erwachsenen!) stehen.

Wenn man die Ernährungsweise der Kinder (und natürlich die eigene auch!) so gestalten will, dass Darmträgheit ein Fremdwort ist, dann sollten Sie ab dem entsprechenden Alter täglich Vollkornbrot und -brötchen, Obst, Salat, Rohkost und noch bissfest gegartes Gemüse auf den Tisch bringen. Auch Kartoffeln, Vollkornreis und -nudeln sind willkommene Ballaststofflieferanten. Leckere Müslis mit Milch oder Joghurt und Getreideflocken runden diese gesunde und schmackhafte Ernährung ab, die durch Beigaben von Fleisch, Fisch und Eiern ergänzt wird. Und natürlich muss die Trinkmenge ausreichend groß sein, damit die Ballaststoffe aufquellen können.

Zur Vermeidung von Verstopfung oder in akuten Fällen von Darmträgheit kann man zur Ballaststoffanreicherung und Verdauungsförderung täglich einen Löffel Weizenkleie oder Leinsamen unter die Speisen rühren. Wichtig ist hierbei jedoch, dass genügend Flüssigkeit (mindestens 1 Glas) dazu getrunken wird, damit die Quellung der Fasern im Darm gewährleistet ist. Geschieht dies nicht, dann tritt im Darm der gegenteilige Effekt auf: Der Darminhalt verhärtet sich (noch mehr), die Verstopfung verschlimmert sich.

Gut geeignet zum natürlichen “Ankurbeln” der Verdauung sind auch Milchzucker und Dörrpflaumen. Auch Sauerkrautsaft bzw. rohes Sauerkraut leisten bei akuter Verstopfung gute Dienste, werden von Kindern jedoch nicht sonderlich geschätzt. Ein Glas kaltes Wasser, direkt nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen getrunken, fördert ebenfalls die Darmentleerung. Diese harmlosen “natürlichen” Abführmittel sollte man in jedem Fall zuerst einsetzen, bevor man zu Medikamenten (nur auf ärztliche Anweisung) greift.

Auch die Steigerung der körperlichen Aktivität des Kindes kann seine Verdauungstätigkeit unterstützen. Langes Sitzen und Liegen machen auch den Darm müde und träge, Bewegung dagegen mobilisiert ihn. Ebenfalls positiv wirken sich Regelmäßigkeit und Ruhe beim Essen sowie ausreichendes Trinken aus. Unregelmäßige Mahlzeiten, in Hetze heruntergeschlungen, bringen den Darm aus dem Rhythmus. Und letztendlich wird auch die Erziehung zum regelmäßigen Aufsuchen der Toilette ohne Zeitdruck dafür sorgen, dass der Darm reibungslos und pünktlich funktioniert. Denn auch wiederholte Unterdrückung des Stuhlgangs, z.B. während des Spiels oder Unterrichts, unterwegs oder weil die Toilette besetzt war, können auf Dauer zur Verstopfung führen. Durch richtiges “Darmtraining” nach obigem Muster ist dies jedoch vermeidbar.

Weitere Beiträge der Autorin hier in unserem Familienhandbuch

Autorin

Dr. oec. troph. Eva-Maria Schröder (M.P.H. postgrad.), Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlerin, freie Journalistin, ist Leiterin des Ernährungs-Beratungs-Service in Tutzing.
 

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Dr. oec.troph. Eva-Maria Schröder
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Erstellt am 27. November 2003, zuletzt geändert am 30. März 2010
 

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