Beikost aus dem Quetschbeutel ist meist zu süß

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) schließt sich der Empfehlung der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) an und rät Eltern davon ab, als Beikost vorwiegend Produkte aus Quetschbeuteln zu verwenden.

„Diese Produkte sind in der Regel ziemlich süß, kalorienreich, aber arm an Ballaststoffen“, erklärt Dr. Hermann Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Wenn Eltern sogenannte „Quetschies“ mit der Aufschrift „ohne Zuckerzusatz“ kaufen, kann darin immer noch reichlich „natürlicher“ Zucker für Süße sorgen. In süßen Fruchtsorten oder in Fruchtsaftkonzentraten, wie Apfelsaft- oder Traubensaftkonzentrat, ist bereits sehr viel Zucker bzw. Fruchtzucker (Fruktose) enthalten. Gewöhnen sich Kinder früh an diesen stark süßen Geschmack, so kann sich daraus eine lebenslange Vorliebe entwickeln. „Das kann dazu führen, dass Kindern, die als Kleinkind nur gesüßte Gemüsesorten in Beuteln bekommen haben, später ‚normales‘ Gemüse nicht mehr schmeckt. Denn Essensvorlieben bilden sich schon früh aus“, verdeutlicht Dr. Kahl.

Viele verschiedene Gemüsesorten immer wieder anbieten

Gemüse ist weniger süß und schmeckt oft etwas bitter im Vergleich zu anderen Lebensmitteln. Kinder neigen aufgrund angeborener Vorlieben und Abneigungen zunächst dazu, diese Geschmacksrichtungen abzulehnen. Da Essenspräferenzen in der Kindheit weitgehend erlernt werden, haben Eltern bei kleinen Kindern dennoch die Chance, sie zu einer gesunden Ernährung hinzuführen. Studien zeigen, dass das wiederholte Anbieten mehrerer Gemüsesorten dabei hilft, Kindern mit der Zeit Gemüse schmackhaft zu machen. Beginnen Eltern damit früh, fällt die Nahrungsmittel-Neophobie, die Angst vor neuen Nahrungsmitteln, dann auch nicht mehr ganz so stark aus. „Kinder lehnen insbesondere im dritten Lebensjahr und abnehmend bis zum Schulalter alles ab, was sie nicht kennen, insbesondere wenn es dann noch bitter oder sauer schmeckt. Das ist eine normale Entwicklungsphase, die Kinder früher davor bewahrte, Dinge zu essen, die möglicherweise giftig sind“, erklärt Dr. Kahl. Eine aktuelle Studie von australischen und niederländischen Forschern beobachtete, dass Kindern manches Gemüse bis zu neunmal angeboten werden kann, bis sie es „akzeptieren“.

Quellen: Monatsschr Kinderheilkd (1, 2), Journal of Nutrition Education and Behavior

Quelle

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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