Neue Studie: Zusammenhang von Gemeinschaftlichem Spielen und Gruppenzugehörigkeit

Wie reagieren Kinder im Vorschulalter, wenn sie beim Spielen gefragt werden, ob jemand neues mitspielen darf? Neigen Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren dazu, diese Person mitspielen zu lassen oder lassen sie sie eher außen vor? Und spielt es dabei eine Rolle, ob die Person zu einer anderen Gruppe gehört als das Kind selbst?

Dieser Frage hat sich Prof. Dr. Susanne Hardecker, Professorin für Methodenlehre in den Gesundheits- und Sozialwissenschaften an der SRH Hochschule für Gesundheit, zusammen mit ihren Kollegen Theo Toppe, Doktorand am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie sowie Prof. Dr. Daniel Haun, Porfessor für Frühkindliche Entwicklung und Kultur an der Universität Leipzig, angenommen. Zur Beantwortung haben die ForscherInnen eine Situation konstruiert, in der Kinder mit einer Puppe gemeinsam ein Ballspiel spielten, bei dem der Ball durch ein Röhrensystem dem Spielpartner zugerollt werden konnte. Nun kam eine weitere Puppe hinzu und bat darum, mitspielen zu dürfen. Dabei wurde außerdem der Kontext variiert: einmal gab es in dieser Situation keinerlei Gruppenzugehörigkeiten und einmal waren das Kind und sein Spielpartner einer Farbgruppe zugeordnet (z.B. „der grünen Gruppe“) und die hinzukommende Puppe einer anderen Farbgruppe (z.B. „der gelben Gruppe“). Damit wurde ein Gruppenkontext geschaffen, der die Spielenden aus Sicht des Kindes in eine eigene Gruppe („ingroup“) und eine fremde Gruppe („outgroup“) unterteilte. Es zeigten sich hierbei zwei deutliche Effekte: ein Großteil der Kinder (ca. 71%) waren dazu bereit, die hinzukommende Puppe mitspielen zu lassen, wenn es keinen Gruppenkontext gab. Im Vergleich dazu waren deutlich weniger Kinder dazu bereit, wenn die dazukommende Puppe einer fremden Gruppe angehörte (ca. 39%). Des Weiteren zeigte sich, dass Kinder unabhängig vom Gruppenkontext mit zunehmenden Alter mehr inkludiert haben, d.h. die 5-jährigen zeigten grundsätzlich stärkere Inklusionsbereitschaft als die 3-jährigen.

Die ForscherInnen wollten dem Effekt, dass Mitglieder einer fremden Gruppe weniger häufig inkludiert wurden noch weiter nachgehen und ließen die Kinder in einer weiteren Variante spielen: diesmal spielten sie mit einer Puppe ohne Gruppenzugehörigkeit, wobei sie selbst einer Gruppe angehörten und die dazukommende Puppe einer fremden Gruppe angehörten. Hier sollte sich zeigen, ob die Kinder aus einer Favorisierung ihrer eigenen Gruppe heraus ein outgroup Mitglied häufiger ausschlossen oder aus einer Ablehnung der fremden Gruppe. Kinder in dieser Spielvariante lagen mit ihren Inklusionsraten der Puppe nun bei ca. 60%, d.h. sie lagen zwischen den vorangegangenen Spielvarianten, was die ForscherInnen so interpretieren, dass die Kinder sowohl aus einer Motivation der Bevorzugung der eigenen Gruppe als auch der Ablehnung einer fremden Gruppe heraus, in ihrem Inklusionsverhalten beeinflusst werden. Insgesamt zeigte sich also, dass das Vorhandensein eines Gruppenkontextes das Inklusionsverhalten von Kindern reduziert im Kontrast zu einem Kontext ohne Gruppenzugehörigkeiten, in dem sich die Kinder zum großen Teil sehr inklusiv verhielten.

Quelle

SRH Hochschule für Gesundheit