Neuer Jugendschutzbericht: Mehr Antisemitismus in sozialen Netzwerken

Laut aktuellem Bericht von jugendschutz.net werden Jugendliche auf Plattformen wie YouTube, Instagram, Twitter und Co. zunehmend mit antisemitistischen Inhalten und Verschwörungstheorien konfrontiert. Zu diesem Ergebnis kamen die JugendschützerInnen in ihrer Untersuchung „Report: Antisemitismus Online 2.0", die sie am 19. Februar veröffentlichten.

Für Kinder und Jugendliche besteht auf sozialen Plattformen das erhöhte Risiko, mit Antisemitismus in Berührung zu kommen. Das besagt eine Recherche von jugendschutz.net im Auftrag der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM). Die Studie konzentrierte sich auf jugendaffine Plattformen wie YouTube, Instagram, Twitter und Facebook. Dabei wurden reichweitenstarke Profile, Kanäle oder Beiträge mit mehr als 10.000 Likes, FollowerInnen oder Views untersucht. Im Rahmen der Recherche wurden fast 5.000 Profile, Beiträge und Videos und ca. 10.000 Kommentare ausgewertet.

Antisemitische Kommentare und Verschwörungsvideos

Laut Untersuchung finden antisemitische Inhalte besonders Verbreitung in Kommentaren zu reichweitenstarken Beiträgen. Auch Beiträge, die in einem aufklärerischen Kontext stünden, seien über die Kommentarspalten häufig Sammelbecken von antisemitischen Hasstiraden, Verschwörungstheorien und strafbarer Aussagen. Als Beispiel benennen die AutorInnen Kommentare unter Nachrichtenmeldungen etablierter Medienseiten. Gerade zu Themen wie dem Nahost-Konflikt oder dem Holocaust werden vermehrt Relativierungen und Leugnungen des Völkermords an den europäischen Juden verbreitet. Auch Verschwörungstheorien, die Menschen jüdischen Glaubens als Ursache globaler Missstände erklären, finden sich häufig in diesem Kontext.

Starke Verbreitung und hohe Klickraten haben auf allen Social-Media-Kanälen, laut der AutorInnen, auch antisemitische Verschwörungsvideos. Das Schlagwort „Rothschildt“ brächte zahlreiche Treffer zu derartigen Clips. YouTuberInnen, die Verschwörungsvideos verbreiten, haben hohe AbonnentInnen-Zahlen. Als deutsches Beispiel nennt der Bericht den YouTuber „Leon Lovelock“, der knapp 400.000 AbonnentInnen und sechsstellige Zugriffszahlen auf seine Videos hat und sich insbesondere an ein junges Publikum richtet.

PlattformbetreiberInnen stärker in der Pflicht

jugenschutz.net fordert als Konsequenz der Ergebnisse ein stärkeres Eingreifen der Plattform-BetreiberInnen. So müssten bei automatisierten Vorschlägen zu „ähnliche Beiträge“ stärker aufklärerische Inhalte und „Counter Narratives“ angezeigt werden. Zudem sollen Provider bei reichweitenstarken Angeboten Kommentarspalten moderieren.

Aufklären und passende Angebote auswählen

Eltern können Heranwachsenden Werte der Offenheit und Toleranz sowie des respektvollen Umgangs, die für das soziale Miteinander online wie offline gelten, vermitteln und diese selbst aktiv vertreten. Wichtig ist auch, seriöse und altersgerechte Informationsquellen zu kennen und zu nutzen. So können Kinder und Jugendliche geeignete Nachrichten und Berichte seriöser Anbieter verfolgen und extremistische Weltanschauungen und Kommentare besser entlarven. Stoßen Jugendliche auf Hass im Netz, können entsprechende Inhalte bei Beschwerdestellen, wie jugenschutz.net, internet-beschwerdestelle.de und jugend.support gemeldet werden. Für Kinder können Eltern altersgerechte Nachrichtenangebote auswählen.

Quelle

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