Personalnot in Kitas im vergangenen Jahr noch gewachsen
Der Mangel an Erzieherinnen und Erziehern ist mittlerweile so gravierend, dass 75% der Kita-Leitungen nicht einmal mehr Zeit finden, sich weiterzubilden. Vier von fünf Kita-Leitungen (78,5%) beklagen, dass es innerhalb der letzten 12 Monate noch schwieriger geworden ist, offene Stellen zu besetzen. Über digitale Unterstützung – etwa durch Verwaltungs-und Kommunikationssoftware – verfügt nur ein Teil der Kitas. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen DKLK-Studie 2020, die im Rahmen des Deutschen Kitaleitungskongresses in Düsseldorf vorgestellt wurde.
Die DKLK-Studie 2020 liefere ein aufschlussreiches Stimmungs- und Meinungsbild der Führungskräfte in den Kindertagesstätten, betont der Informationsdienstleister Wolters und Kluwer, der die Studie in Zusammenarbeit mit der Bildungsgewerkschaft VBE herausgegeben hat. An der Umfrage, welche zum mittlerweile zum sechsten Mal erhoben wurde, haben 2.795 Kita-Leitungen teilgenommen.
Die Studie wurde unter wissenschaftlicher Begleitung durch Prof. Dr. Ralf Haderlein, Hochschule Koblenz, erhoben. Er zeigte auf, dass der schon jetzt gravierende Personalmangel in den Kitas sich eher noch auswachsen werde. „Trotz aller Bemühungen konnte der Fachkräftemangel in den Kitas bislang nur in begrenztem Umfang adressiert werden und auch für die Zukunft steht zu befürchten, dass die bisherigen Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichen werden“, sagte er. Denn der Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern steige – beispielsweise durch den angekündigten Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule.
Zentrale Ergebnisse der Studie:
- Für knapp 90% der Kita-Leitungen ist die enorme Arbeitsbelastung Ursache für den hohen Krankenstand ihrer Fachkräfte.
- 69% der Befragten bewerten die aktuelle Arbeitsbelastung als akut gesundheitsgefährdend.
- Drei von vier Kita-Leitungen (76%) bewerten das öffentliche Bild ihrer Tätigkeit als vorurteilsbehaftet. Die mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung enttäuscht gerade jüngere Leitungskräfte. Mehr als die Hälfte in dieser Altersgruppe beklagt sogar sehr starke bis starke Vorurteile in den Köpfen der Gesellschaft.
- Lediglich 2,9% der Kita-Leitungen empfinden angemessene Wertschätzung durch die Politik.
- Knapp 50% aller Kitas verfügen über eine ausreichende Ausstattung mit digitalen Endgeräten. 29,4% der Einrichtungen verfügen nur über eine schlechte oder sehr schlechte digitale Infrastruktur.
VBE fordert Strategien zur Fachkräftegewinnung und bessere Arbeitsbedingen
Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), nimmt mit Blick auf die Ergebnisse kritisch Stellung: „Kein Wunder, dass die hilflos erscheinenden Versuche der Politik, dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen, bei pädagogischen Fach-und Leitungskräften auf Kopfschütteln stoßen – umso mehr, wenn man dagegen die geplante Verwendung der Mittel aus dem Gute-Kita-Gesetz betrachtet: Viele Bundesländer haben angekündigt, einen großen Teil der zusätzlichen Finanzmittel nicht etwa in spürbare Maßnahmen zur Qualitätssteigerung – an erster Stelle eine Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels und Strategien zur Gewinnung von Fachkräften – zu stecken, sondern diese stattdessen für eine Senkung oder (Teil-)Abschaffung der Elternbeiträge einzusetzen (z.B. Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Nordrhein-Westfalen).“
Stephan Behlau, Landesvorsitzender des VBE Nordrhein-Westfalen, forderte bessere Arbeitsbedingungen für die Kita-Beschäftigten, um den Beruf auch für den Nachwuchs attraktiver zu machen. „Die Landesregierung sollte nicht immer auf das hohe Engagement der Fachkräfte setzen, sondern ihnen spürbare Wertschätzung entgegenbringen, sie entlasten und dadurch mehr Menschen für den Beruf begeistern. Dafür setzen wir uns ein und wir bleiben dran, auch mit Unterstützung der diesjährigen DKLK-Studie, an der sich tausende Kitaleitungen beteiligten.“ Weitere Informationen
„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass wichtigen Anliegen und Probleme von Kitaleitungskräften, Fachberatungen und Trägervertretungen bundesweit dauerhaft eine Stimme gegeben wird und diese bei allen zuständigen Bildungsverantwortlichen und der Politik gehört wird“, erklärte Michael Gloss, Geschäftsführer bei der Wolters Kluwer Deutschland GmbH mit Blick auf den DKLK und die DKLK-Studie. Thomas Henseler, Verlagsleiter Kita-Management bei der Wolters Kluwer Deutschland GmbH, sagte: „Die DKLK-Studie möchte ein Sprachrohr der Fachkräfte nach außen sein, das als unabhängiges und authentisches Stimmungsbarometer fungiert und den Stimmen von Kita-Leiterinnen und -Leitern Ausdruck verleiht.“
Schlüsselrolle von Kita-Leitungen bei qualitativer Weiterentwicklung frühkindlicher Bildung
Der für die Kitas in Nordrhein-Westfalen zuständige NRW-Familienminister Dr. Joachim Stamp würdigte in einem Grußwort die Bedeutung des DKLK: „Kita-Leitungen nehmen eine Schlüsselrolle bei der qualitativen Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildung ein. Damit sie ihre Arbeit bestmöglich umsetzen können, benötigen sie auch gute Rahmenbedingungen. Es ist das Ziel der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die Qualität der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung weiter zu verbessern.“ Er betonte: „Der Deutsche Kitaleitungskongress ist für Fachkräfte, Fachberatungen und Träger eine hervorragende Gelegenheit, sich über die aktuellen Entwicklungen in der frühkindlichen Bildungslandschaft zu informieren, auszutauschen und zu vernetzen.“
Olivia Jones, Deutschlands Drag Queen Nummer eins und Kinderbuchautorin („Keine Angst in Andersrum“), wirbt für Akzeptanz und Toleranz auch schon in der Kita. Prof. Dr. Susanne Viernickel, Professorin für Pädagogik der frühen Kindheit an der Universität Leipzig, widmete sich in Ihrem Workshop den Kindern: „Auf die Kleinsten kommt es an! – So stärken Sie mit Ihrem Team das Wohlbefinden Ihrer Jüngsten“.
Der Deutsche Kitaleitungskongress 2020 findet ganzjährig an verschiedenen Standorten bundesweit statt. Weitere Informationen
Weitere Informationen zu Studie und Kongress
Die DKLK-Studie 2020 wurde vom Informationsdienstleister Wolters Kluwer und dem VBE Bundesverband sowie den drei VBE Landesverbänden, dem Bayerischen Lehrer-und Lehrerinnenverband (BLLV), dem VBE Baden-Württemberg und dem VBE Nordrhein-Westfalen unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Ralf Haderlein durchgeführt. An der Umfrage, welche zum sechsten Mal erhoben wurde, haben 2.795 Kita-Leitungen teilgenommen.
Die vollständige DKLK-Studie 2020: Befragung zur Wertschätzung und Anerkennung von Kita-Leitungen (PDF, 2 MB).
Der Deutsche Kitaleitungskongress (DKLK) will Lösungen für die Praxis bieten. Nach Angaben des Veranstalters handelt es sich mit über 50 Referenten und insgesamt 3.500 Teilnehmern um die größte Fachveranstaltung für Frühpädagogen im deutschsprachigen Raum. Der Deutsche Kitaleitungskongress wird veranstaltet vom Informationsdienstleister Wolters Kluwer Deutschland GmbH (WKD) und vom Verband Bildung und Erziehung (VBE).
Quelle
Wolters Kluwer Deutschland GmbH, Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe