Praxistipps „Kita kreativ“ – Digitale Wege zu den Kindern in Corona-Zeiten
Die Kitas bleiben in Zeiten von Corona vorerst weiter geschlossen. Doch wie können Erzieher/-innen dennoch Kontakt mit den Kindern zu Hause aufnehmen? Mediale Brücken können ein kreativer Weg von der Kita zu den Familien bilden. Das Initiativbüro „Gutes Aufwachsen mit Medien“ gibt Tipps für die Praxis.
Kleine wie große Kinder bleiben zu Hause und können nicht wie gewohnt in den Kindergarten, zur Tagesbetreuung oder in die Schule gehen. Das ist nicht nur eine große Herausforderung für die Eltern, sondern auch eine weitreichende Veränderung im Alltag der Kinder. Während die Größeren Schulstoff zu Hause erarbeiten sollen, schauen sich die Kleineren fragend um. Während Mami und Papi nach Möglichkeit von zu Hause aus arbeiten, fehlt ihnen der Kontakt zu ihren Freund(inn)en und Erzieher(inn)en im Kindergarten. Digitale Medien können an dieser Stelle eine Brücke bauen. Auch wenn digitale Medien für kleine Kinder in kleinen Häppchen und ausgewogen neben anderen Freizeitaktivitäten stehen sollten, bieten sie in Zeiten des Coronavirus einen kreativen Weg, neue Erfahrungsräume zu erschließen und Kontakt zu den Bezugspersonen zu halten.
Mediale Brücken bauen – Die Idee
Martin Mucha, Leiter der Kita Zauberwind stellt in einem Podcast des Lokalen Netzwerks DigiKids vor, wie seine Kita mediale Brücken zu den Kindern zu Hause baut. Die Grundidee besteht aus kindgerechten kreativen Videos. Die Erzieher*innen erstellen kurze Videos für die Kinder in den Familien. In den Videos zeigen sie, was sie täglich mit den Kindern im Kindergarten umsetzen würden, z.B. Bewegungs- oder Fingerspiele, sie singen Kinderlieder und sprechen Reime, die die Kinder kennen und mitsprechen können. So kann das Kasperle auch zu Hause bei den Kindern vorbeischauen, Mitmachgeschichten eingeübt oder am Bildschirm gebastelt werden.
Mediale Brücken bauen – Die Herausforderungen
Digitale Medien sind bisher selten im Kita-Alltag integriert. Das bringt Herausforderungen mit sich. Neben der Motivation der Fachkräfte benötigen Kitas technische Ausrüstung, Internetverbindung und etwas Unterstützung der Eltern.
Die Mitwirkung der Fachkräfte ist die Grundlage für das Vorhaben. Sie bringen die pädagogischen Inhalte aus dem Kita-Alltag ein. Puppentheater, Zaubertricks, Bilderbuchgeschichten oder Malanregungen, hier sind der Kreativität der Erzieher/-innen kaum Grenzen gesetzt.
Die technische Umsetzung muss dagegen kein Hokuspokus sein. Im Podcast gibt Martin Mucha ausdrücklich den Tipp, dass die Videos oder Sprachnachrichten nicht fehlerlos oder technisch perfekt sein müssen. Oft fällt dies den Kindern gar nicht auf, da der Kontakt zu den Erzieher(inne)n für sie im Mittelpunkt steht.
Mit einem Fotoapparat mit Videofunktion, einem Smartphone oder Tablet können die Videos aufgenommen werden. Hilfreich sind eine ruhige Umgebung und ein Stativ oder eine feste Unterlage, um die Aufnahme ruhig halten zu können. So können sich die Kinder ganz auf das Video konzentrieren und werden nicht durch Störungen vom Inhalt abgelenkt. Der einfachste Weg in der technischen Umsetzung sind Clips, die von den Fachkräften einmal komplett aufgenommen werden. Dabei starten die Fachkräfte die Aufnahme, spielen die Inhalte vor und beenden die Aufnahme wieder. Eine Nachbearbeitung ist dann nicht notwendig. Unterstützende Möglichkeiten zur Filmaufnahme bieten beispielsweise Apps, wie iMovie oder Stop Motion Studio. Weitere kreative Wege mit Tipps für die technische Umsetzung bietet auch der Medienpädagogik Praxis-Blog. Hier gibt es Anleitungen beispielsweise zu Fotostorys, Hörspielen oder Trickfilmen.
Hilfreich ist auch ein Erfahrungsaustausch der Kolleg(inn)en über die Medienproduktionen und die gegenseitige technische Unterstützung.
Die Videos müssen nicht lang sein. Kurze Filmclips mit einem Fingerspiel sind genauso wertvoll, wie ein 3-minütiges Theaterstück mit dem Kasper und dem Krokodil. Längere Aufnahmen können den Kindern Probleme bereiten, da sie die Konzentration und Aufmerksamkeit noch nicht so lang halten können. Auch empfehlen sich einfache Handlungsstränge oder die Konzentration auf nur einen Bastelgegenstand.
Anschließend können die fertigen Videos per Messenger-App, Mail oder einem eigenen YouTube Kanal an die Eltern weitergeleitet werden.
Vor allem bei den ersten Videos, die zu Hause bei den Familien ankommen, sollten die Eltern ihre Kinder beim Anschauen oder Anhören begleiten, um die neuen Erfahrungsräume kennen zu lernen und für ihre Fragen da zu sein. Vielleicht geben die Eltern dann auch Rückmeldungen, wie die Videos bei ihren Kindern ankamen.
Etwas mehr Unterstützung bedarf es doch – Lokale Partner suchen
Wer nicht alles allein umsetzen möchte, kann sich auch Unterstützung bei der medialen Umsetzung holen. Bibliotheken, Medienzentren, manchmal sogar das Jugendamt können hilfreiche Partner vor Ort sein. Vielleicht unterstützt auch ein Jugendclub, die Volkshochschule oder andere Medienschaffende oder ein Elternteil. Interessierte können sich auch in sogenannten Lokalen Netzwerken für ein Gutes Aufwachsen mit Medien zusammen schließen und sich gegenseitig helfen.
Auch wenn in Zeiten von Corona Abstand geboten ist, telefonische Tipps oder die Kontaktaufnahme zu lokalen Partnern vor Ort für die Zeit danach ist nie verkehrt.
Weitere Informationen
- Ideen und Beispiele für Fachkräfte, Eltern und Kinder bietet SIN - Studio im Netz e.V.
- Tipps, wie Kitas mit Kindern und Eltern in Kontakt bleiben können, gibt die Beratungsstelle KITA-Rat der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.
Quelle
Initiativbüro "Gutes Aufwachsen mit Medien", c/o Stiftung Digitale Chancen