Zoom, Houseparty und Co. – Wie sicher sind beliebte Videochats?

Videochat-Angebote ermöglichen mit wenigen Klicks den virtuellen Live-Kontakt zu Freunden und der Schulklasse. Doch Sicherheitslücken und mangelnder Datenschutz stellen für junge NutzerInnen ernstzunehmende Risiken dar. Welche Videochat-Anbieter kann mein Kind nutzen und wie sicher sind sie? SCHAU HIN! fasst die wichtigsten Informationen für Sie zusammen.

Neben bekannten Angeboten wie „Skype“ und „Facetime“ gibt es inzwischen ein breites Spektrum an Videochat-Programmen. Dabei den Überblick zu behalten, stellt für viele Eltern eine echte Herausforderung dar. Die verschiedenen Angebote haben einiges gemeinsam: Sie erlauben die Live-Übertragung per Kamera und eignen sich sowohl für Einzelchats und -telefonate als auch für Unterhaltungen in einer Gruppen. SCHAU HIN! rät Müttern und Vätern, die Tools für Videochats im Vorfeld zu prüfen und gemeinsam mit dem Kind auszuwählen. Besonders wichtig dabei ist der Schutz von Daten und Privatsphäre.

Houseparty

Die Videochat-App „Houseparty“ kann als App oder über den Webbrowser „Chrome“ auch am PC genutzt werden. Bis zu acht Personen können einen Videochat miteinander führen und nebenbei die in der App verfügbaren Spiele spielen. Über In-App-Käufe lassen sich neue Spielversionen freischalten.

Anmeldung und Kosten

Die Anmeldung erfolgt über eine E-Mail-Adresse. Houseparty ist kostenfrei.

Daten- und Jugendschutz

Bei Houseparty können sich Kontakte direkt, ohne Anklingeln, miteinander in Verbindung setzen. Das gilt auch für Gruppen-Videochats. Möchte man das vermeiden, sollten Chats für andere Personen gesperrt werden. In der App können Videocalls aufgezeichnet und heruntergeladen werden, ohne die ChatpartnerInnen darüber zu informieren. Doch nicht nur die Privatsphäre, sondern auch der Datenschutz ist bei Houseparty gering: Verschiedenste, auch persönliche Daten werden gesammelt, gespeichert und dürfen laut der Datenschutzerklärung, die für die Nutzung akzeptiert werden muss, für geschäftliche Zwecke an Dritte weitergegeben werden.

Zoom

Zoom ist eine Software für Videokonferenzen, die sowohl auf dem Desktop als auch als App auf dem Handy genutzt werden kann. Bis zu 1.000 Personen können einer Videokonferenz beitreten und dort auch ihre Bildschirme miteinander teilen. Innerhalb eines Meetings kann per Text gechattet werden. Es besteht zudem die Möglichkeit, Dateien freizugeben und die Videogespräche aufzuzeichnen.

Anmeldung und Kosten

Für die Anmeldung benötigt man eine E-Mail-Adresse, ein Google-Konto oder einen Facebook-Account. Zoom ist kostenfrei für Gespräche bis 40 Minuten. Für längere Calls wird ein kostenpflichtiges Abo benötigt.

Daten- und Jugendschutz

Bei der Registrierung bittet Zoom die NutzerInnen um die Erlaubnis zu einer Identifizierung mit persönlichen Google-Daten. Diese und weitere gesammelte Meeting-Metadaten, wie beispielsweise die IP-Adresse und der Kameratyp, werden an Google gesendet. Die Datenweitergabe der iOS-App an Facebook beendete Zoom mit einem Update. Desweiteren reagierte der Softwarehersteller auf das im April 2020 als „Zoombombing“ bekannt gewordene Sicherheitsproblem mit Warteräumen und einem Passwortschutz für Meetings. Der Schutz der Kommunikation wird inzwischen durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gewährleistet.

Skype

Bei Skype können sich Menschen per Telefon, Chat oder Videochat mit ihren Kontakten verbinden. Neben Gruppenchats mit bis zu 50 TeilnehmerInnen und der Bildschirmübertragung ist auch der Versand von Video-Nachrichten möglich. Inzwischen können Skype-Chats und -Videokonferenzen auch ohne Registrierung – per Einladungslink – angenommen werden. Über Skype kann eine Person auch über ihre private Telefonnummer angerufen werden.

Anmeldung und Kosten

Bei der Anmeldung muss eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer angegeben werden. Skype ist kostenfrei für Anrufe innerhalb der Anwendung.

Daten- und Jugendschutz

NutzerInnen können über den angegebenen Namen, die Rufnummer oder die E-Mail-Adresse gefunden werden. Der Betreiber Microsoft sammelt unterschiedliche Daten, darunter auch personenbezogene, die für Marketingzwecke genutzt werden. Seit 2018 verfügt Skype neben seinem bisherigen Verschlüsselungsverfahren auch über die sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Diese ist aber optional und muss von NutzerInnen für jede Konversation extra aktiviert werden.

FaceTime

FaceTime ist ein Chat-Dienst, der nur auf Apple-Geräten genutzt werden kann. NutzerInnen können mit bis zu 30 Kontakten telefonieren oder per Video chatten.

Anmeldung und Kosten

Die App ist auf allen Apple-Geräten vorinstalliert. Man kann sich aber auch mit einer iPhone-Rufnummer anmelden. Die Nutzung von FaceTime ist kostenfrei.

Daten- und Jugendschutz

Die Kommunikation über FaceTime wird über eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt. Zur Kontaktaufnahme ist eine Telefonnummer, eine E-Mail-Adresse oder die Apple-ID nötig. Während Anrufe nicht auf den Apple-Servern gespeichert werden, kann Apple mit Anrufen verbundene Daten speichern, wie etwa eingeladene TeilnehmerInnen und die Netzwerkkonfiguration der Geräte. NutzerInnen können entscheiden, ob Nachrichten automatisch nach 30 Tagen, nach einem Jahr oder nie vom eigenen Gerät gelöscht werden.

Viber

Viber ist ein Messenger-Dienst, der sowohl auf dem Smartphone als auch auf dem PC genutzt werden kann. Die Möglichkeiten der Nutzung reichen von Sprach- und Videoanrufen über Gruppenchats mit unbegrenzt vielen Mitgliedern bis hin zur Aufnahme von Video- und Sprachnachrichten.

Anmeldung und Kosten

Nach der Installation der „Viber“-App auf dem Smartphone, kann Viber mithilfe der eigenen Rufnummer auch am Desktop genutzt werden. Die Nutzung von Viber ist kostenfrei. Es gibt jedoch eine kostenpflichtige Anwendung „Viber Out“ für Gespräche mit Personen, die Viber nicht installiert haben.

Daten- und Jugendschutz

Die Kommunikation ist durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt. Auf den Viber-Servern werden keine versendeten Daten gespeichert. Viber kann demnach weder Nachrichten und Anrufe aus Einzel- und Gruppenchats mitlesen bzw. mitanhören noch zu Werbezwecken verwenden. Zudem müssen NutzerInnen die Identität ihrer Chat-PartnerInnen bestätigen, indem sie Sicherheitsschlüssel austauschen. Wenn sich die eigenen Daten ändern, werden Kontakte darüber benachrichtigt.

Discord

„Discord“ eignet sich für Instant Messaging, Chats, Sprach- und Videokonferenzen. Der Onlinedienst kann sowohl über ein Smartphone als auch über den PC genutzt werden. Bis zu zehn Personen können dabei gleichzeitig an einem Videochat teilnehmen. Auch eine Bildschirmübertragung ist möglich. Außerdem kann Discord mit Profilen in sozialen Netzwerke verbunden werden.

Anmeldung und Kosten

Die Anmeldung erfolgt über die Erstellung eines BenutzerInnenkontos. Discord kann über die App oder direkt aus dem Browser heraus gestartet werden. Kosten fallen nur bei der Premium-Variante an. Ansonsten finanziert sich Discord über personalisierte Werbung.

Daten- und Jugendschutz

Um jemanden zu kontaktieren, benötigt man dessen NutzerInnennamen sowie die sogenannte Tag-Nummer des Kontos. Die Privatsphäre von Discord ist ansonsten sehr gering. Alle Chatinhalte können vom Unternehmen ausgelesen, verwendet und weiterverkauft werden. Personenbezogene Daten werden gespeichert und personalisierte Werbung geschaltet.

Microsoft Teams

Über Microsoft Teams können NutzerInnen miteinander per Text oder Video chatten – in Gruppenchats sogar mit bis zu 10.000 Personen gleichzeitig. Word-, PowerPoint- und Excel-Dateien können über Microsoft Teams abgerufen, geteilt und bearbeitet werden. Bei Videochats ist zudem die Übertragung des Bildschirms möglich.

Anmeldung und Kosten

Die Anmeldung erfolgt über eine E-Mail-Adresse, eine Telefonnummer oder eine Skype-ID. Die Nutzung von Microsoft Teams ist für eine eingeschränkte Version kostenfrei, die volle Funktionalität gibt es nur mit einem Business-Abonnement von Microsoft Office.

Daten- und Jugendschutz

Daten werden bei Microsoft Teams mit Sicherheits- und Verschlüsselungsmaßnahmen geschützt. Die Erfassung, Speicherung und Verwendung von Daten ist transparent: Hier können NutzerInnen nachverfolgen, wo welche Daten gespeichert werden. Erfasste Daten werden nicht für Werbung verwendet.

Jitsi Meet

Jitsi Meet ist ein Videocall-Anbieter, der nur auf Englisch verfügbar ist. Dabei können bis zu 2.000 Personen gleichzeitig miteinander kommunizieren. Es besteht die Möglichkeit, eine Bildschirmübertragung zu starten sowie über Etherpad gemeinsam Dokumente zu bearbeiten.

Anmeldung und Kosten

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Man muss lediglich einen URL-Namen eingeben, um einen Meetingraum zu erstellen. Anschließend kopiert man den Link und schickt ihn an die Personen, mit denen man sprechen möchte. Die Nutzung von Jitsi Meet ist kostenfrei.

Daten- und Jugendschutz

Da kein Konto erforderlich ist, ist die Nutzung von Jitsi Meet anonym. Es werden keine persönlichen Daten erfragt und Videoinhalte und Nachrichten nicht gespeichert. Die per Link versendeten Meetingräume werden durch den Beitritt des ersten Teilnehmers bzw. der ersten Teilnehmerin erstellt und mit dem Verlassen des oder der letzten wieder geschlossen. Bisher wird die Kommunikation nur über eine Transportverschlüsselung geschützt.

Quelle

SCHAU HIN!

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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