Bei Kindern stechen Zecken auch häufig in der Kopfregion
Mit wärmerem Wetter halten sich Kinder wieder mehr im Freien auf und können von Zecken gestochen werden. Der in Deutschland verbreitete „Gemeine Holzbock“ ist vor allem von März bis Oktober aktiv. Er kann die Erreger der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) und der Borreliose übertragen.
„Nach einem Ausflug in die Natur sollten Eltern ihre Kinder auf Zecken absuchen. Bei Kindern ist der Kopf eine beliebte Stichstelle für Zecken. Die Spinnentiere mögen auch feuchte Körperstellen mit dünner Haut, wie sie unter den Achselhöhlen, in den Kniekehlen und im Leistenbereich zu finden sind“, beschreibt Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), besonders häufige Stichstellen. Finden Eltern eine Zecke bei ihrem Kind, sollten sie die Zecke möglichst bald entfernen und die Stichstelle desinfizieren. Mit der Verweildauer der Zecke steigt das Risiko, sich zu infizieren. Die Zecke sollte mit einer speziellen, flach gebogenen Pinzette (aus der Apotheke) nah an der Einstichstelle erfasst und rasch herausgezogen werden. Das Auftragen von Öl, Klebstoff oder Nagellack trägt nicht dazu bei, dass die Zecke sich löst. Dadurch erhöht sich sogar noch die Gefahr, dass sich die Zecke erbricht und Keime auf ihr Opfer übertragt.
Borreliose kann – rechtzeitig erkannt – mit Antibiotika behandelt werden Bei ihr handelt es sich um eine sogenannte Multisystemerkrankung, die viele Organe befallen kann, wie Haut, zentrales Nervensystem, Gelenke und das Herz. Warnzeichen ist eine rötlich-bläuliche Hautverfärbung, eine sogenannte Wanderröte (Erythema migrans) an der Stichstelle, die sich ringförmig ausbreitet. Gegen eine FSME gibt es bisher keine ursächliche Therapie, aber eine vorbeugende Impfung. FSME verläuft bei Kindern überwiegend leichter als bei Erwachsenen. Nur bei etwa 3-10% der Betroffenen treten neurologische Folgen auf, wie Konzentrationsstörungen, Lähmungserscheinungen oder Epilepsie. Die Impfung wird Personen empfohlen, die sich in ihrer Freizeit in Risikogebieten aufhalten sowie für Ferienreisende in Risikogebiete. Für Kinder gibt es spezielle Impfstoffe. Sie können laut Fachinformation ab zwölf Monaten geimpft werden. Kleine Kinder zwischen einem und zwei Jahren haben ein etwas erhöhtes Risiko nach der Impfung Fieber zu entwickeln. FSME-Risikogebiete in Deutschland befinden sich vor allem Bayern, Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen.
In den letzten Jahren siedeln sich aufgrund der Trockenheit auch immer mehr andere Zeckenarten in Deutschland an, die z.B. kälteresistenter sind. Diese exotischen Arten können teilweise Tiere oder Menschen im Umkreis von bis zu zehn Metern wittern und diese auf mehrere Hundert Meter verfolgen. Sie können darüber hinaus gefährliche Krankheiten übertragen, wie das Mittelmeer-Fleckfieber oder das lebensgefährliche Krim-Kongo-Fieber. Mit letzterer Erkrankung können sich Menschen durch einen Hyalomma-Zeckenstich (Braunzecke) infizieren. Nur im Frühstadium ist das Krim-Kongo-Fieber gut behandelbar. Da die Ansteckungsgefahr beim Krim-Kongo-Fieber hoch ist, müssen Patienten evtl. isoliert werden. „Wenn die Zecke, die sich beim Kind festgesetzt hat, ungewöhnlich aussieht, sollten Eltern immer damit zum Kinder- und Jugendarzt. Wenn sich eine ‚normale‘ Zecke schwierig entfernen lässt oder Teile von ihr in der Stichstelle verblieben sind, ist ebenso ein Gang in die Praxis sinnvoll. Veränderungen – auch nach mehreren Wochen – an der Stichstelle, sollten Eltern dem Arzt zeigen“, rät Prof. Nentwich.
Quellen: RKI (1, 2), MMW Fortschritte der Medizin, HautinForm