Mehr Überwachung als Schutz: Kinderschutz-Apps im Test
Kinderschutz-Apps sollen vor Gewalt, Pornografie und ungeeigneten Spielen schützen – manche Anwendungen sind aber eher auf Überwachung ausgelegt. Eine aktuelle Untersuchung von Stiftung Warentest kommt zu dem Ergebnis: Bei vielen Apps mangelt es an pädagogischer Unterstützung.
„Google Family Link“, „JusProg“ und Co. sollen Kinder vor den Risiken des Internets schützen – beispielsweise können sie Bildschirmzeiten begrenzen, Sperrzeiten setzen und nicht altersgerechte Webseiten blockieren. Manche Kinderschutz-Apps bieten zudem eine Standortverfolgung an. Stiftung Warentest hat neun Kinderschutz-Apps untersucht: Zwei davon sind gut, drei befriedigend und vier ausreichend.
Günstige Programme schneiden besser ab
Stiftung Warentest testete Apps von null bis 71 Euro jährlich. Mit der Bewertung „Gut (2,0)“ schneidet die App „Salfeld Kindersicherung“, die jährlich 19,95 Euro kostet, am besten ab. Die Applikation überzeugt mit kindgerechter Ansprache, einer guten Datenschutzerklärung und pädagogischer Unterstützung für die Eltern.
Am schlechtesten schneidet die mit 71,39 Euro pro Jahr teuerste App ab: „Wondershare Famisafe“ bietet laut Stiftung Warentest keinerlei pädagogische Unterstützung und weist deutliche Mängel beim Datenschutz auf. So können Eltern etwa Chatverläufe mitlesen, die Wege der Kinder überwachen und abgespeicherte Fotos kontrollieren – damit gleicht die Anwendung einem bedenklichen Spionage-Tool.
„Google Family Link“ sowie die Funktionen Bildschirmzeit und Familienfreigabe von „Apple“ sind kostenlos und positionieren sich mit der Note „Befriedigend“ im Mittelfeld.
Kinder durch Gespräche schützen
Kinderschutz-Apps kommen schnell an ihre Grenzen: Auch die beste Software ist gegen Mobbing und sexuelle Anbahnung machtlos. Keine App vermag es, Anzüglichkeiten und Übergriffe zu erkennen.
Der Einsatz einer Kinderschutz-App ist kein Ersatz für Erziehung: „Apps sind nur eine Hilfe, kein sicherer Schutz. Schützen Sie Ihr Kind, indem Sie es zu kompetenter und kritischer Mediennutzung erziehen. Das geht nicht allein über Verbote“, so SCHAU HIN!-Mediencoach Iren Schulz.
Es ist daher ratsam, dass Eltern immer wieder das offene Gespräch mit ihren Kindern suchen und ihnen dabei helfen, eigene Medienkompetenz zu entwickeln. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, welche Apps es nutzen möchte. Mit zunehmendem Alter nimmt der Wunsch nach Selbstständigkeit und eigenen Erfahrungen zu. Blockieren Sie nicht zu viele Anwendungen, um das Recht des Kindes auf Meinungs- und Informationsfreiheit zu respektieren.