Arbeitslosigkeit zum falschen Zeitpunkt beeinflusst langfristig Erfolg der Kinder

Dass Kinder von arbeitslosen Eltern später schlechtere Chan­cen haben, ist bekannt. Eine Studie des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V. zeigt nun, dass auch der Zeitpunkt der Arbeitslosigkeit eine entscheidende Rolle spielt.

Kinder, deren Väter oder Mütter während der Wahl über die weiterführende Schule arbeitslos waren, erreichen später mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit einen Universitätsabschluss. Betroffene Kinder verdienen zudem langfristig weniger. Das Ergebnis gilt unabhängig vom Einkommen und anderen Merkmalen der Eltern.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Sind Eltern zum Zeitpunkt wichtiger Bildungsentscheidungen ihrer Kinder arbeitslos, hat das negative Auswirkungen auf den langfristigen Erfolg der Kinder. Dies zeigt eine neue RWI-Studie auf Basis von österreichischen Daten.
  • Die Studie untersucht den Bildungsweg und das Einkommen von Personen, deren Hauptverdiener-Elternteil zum Zeitpunkt der Entscheidung über die weiterführende Schule arbeitslos war. Sie werden mit Personen verglichen, deren Elternteil kurz nach der Entscheidung über die Schulform ihren Job verlor.
  • Das Ergebnis: Wenn Eltern zum Zeitpunkt der Schulwahl – wenn die Kinder 10 Jahre alt sind – arbeitslos sind, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kinder später einen Universitätsabschluss machen, nur bei 25 Prozent. Von den Kindern, die erst im Alter von 12 Jahren von der Arbeitslosigkeit des Hauptverdiener-Elternteils betroffen sind, erreichen dagegen 30 Prozent einen Studienabschluss. Der ungünstige Zeitpunkt sorgt unter Kindern, die aufgrund der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern ohnehin schon benachteiligt sind, also für einen Rückgang der Akademikerquote um rund 14 Prozent.
  • Im Durchschnitt erzielen betroffene Personen im Alter von 35 bis 37 Jahren ein um bis zu 3.500 Euro geringeres Jahreseinkommen durch die Arbeitslosigkeit des Elternteils. Über die Dauer der Karriere macht das einen Unterschied von bis zu 65.000 Euro aus.

Kinder sollen nicht unter der Arbeitslosigkeit leiden

Die Studie deutet darauf hin, dass zwischen 20 und 50 Prozent dieser Unterschiede dadurch erklärt werden können, dass die Eltern infolge ihrer Arbeitslosigkeit zum Zeitpunkt der wichtigen Bildungsentscheidung weniger in die Bildung ihrer Kinder investieren.

„Die Studie macht deutlich, wie wichtig es ist, die hohen Folgekosten von Arbeitslosigkeit für die nächste Generation im Auge zu behalten“, sagt RWI-Arbeitsmarktökonom Bernhard Schmidpeter. „Das soziale Sicherungs- und Bildungssystem sollte so gestaltet werden, dass Kinder möglichst wenig unter der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern leiden.“

Über die Studie

Die Studie basiert auf österreichischen Sozialversicherungsdaten von knapp 3.800 Personen, die zwischen 1975 und 1979 geboren sind und im Alter zwischen 10 und 12 Jahren von der Arbeitslosigkeit des Hauptverdiener-Elternteils betroffen waren. Den Informationen liegt das Ruhr Economic Paper #866 "The Long-Term Labor Market Effects of Parental Unemployment” von Bernhard Schmidpeter zugrunde. Es ist als PDF in englischer Sprache zum Download verfügbar.

Quelle

Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung