„Among Us“ – Das steckt hinter dem Strategiespiel

Das Multiplayer-Game „Among Us“ erobert die Gamingwelt von Kindern und Jugendlichen. SCHAU HIN! erklärt, was das Spiel so beliebt macht und was Eltern darüber wissen müssen.

 „Among Us“ ist bereits seit 2018 online verfügbar. Seit Mitte 2020 erfährt das Spiel einen wahren Hype, nachdem es auf dem Live-Streaming-Videoportal „Twitch“ bekannt wurde. Das interaktive Online-Game wird gerne als eine Alternative zu analogen Gesellschaftsspielen verwendet, die gerade in Zeiten von Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie gut funktioniert.

So wird „Among Us“ gespielt

Das Prinzip des Online-Spiels ist vergleichbar mit dem der beliebten Kartenspiele „Werwölfe“ oder „Mafia“:

Auf einem Raumschiff versucht eine Crew, ihre Ausstattung zu reparieren. Doch sogenannte „Impostor“, zu Deutsch „BetrügerInnen“ oder „HochstaplerInnen“, haben sich unter ebenfalls unter die Mannschaft gemischt. Während die Mitglieder der Crew mittels verschiedener Minispiele Kabel neu verknüpfen, Meteoriten abwehren oder Motoren betanken müssen, versuchen die „Impostor“, die Arbeiten im Raumschiff zu sabotieren und Crewmitglieder zu töten. Die Aufgaben werden von Diskussionsrunden unterbrochen, in denen sich die MitspielerInnen austauschen, einander verdächtigen und anschließend abstimmen, wer aus dem Spiel ausscheiden soll. Sobald die Mannschaft all ihre Arbeiten erledigt hat, hat sie das Spiel gewonnen. Das Ziel der „Impostor“ ist dahingegen, als letzte auf dem Raumschiff übrig zu bleiben und nicht als SaboteurInnen enttarnt zu werden.

An einer Runde „Among Us“ können vier bis zehn MitspielerInnen teilnehmen. Die Rollen werden zu Beginn des Spieles zugelost. Wer als Host ein Spiel eröffnet, kann mit zahlreichen Einstellungen das Spiel unterschiedlich gestalten: So kann zum Beispiel die Anzahl der „Impostor“ angepasst, die Schwierigkeit der Minispiele erhöht oder die Häufigkeit der Diskussionsrunden festgelegt werden. Die Konstellationen aus verschiedenen MitspielerInnen und Spielstilen sorgt bei jeder Runde für eine andere Dynamik. Die meisten Partien dauern um die zehn Minuten – doch auch das kann stark variieren.

„Among Us“ gibt es kostenlos als App oder für knapp vier Euro als Computerversion zum Downloaden, sodass FreundInnen mit den verschiedensten Endgeräten zusammen spielen können.

Risiken von „Among Us“

Immer neue Spielverläufe machen den Reiz des Online-Spiels für Kinder und Jugendliche aus. Doch auch bei einem so wandelbaren Spiel gibt es ein paar Dinge, die Eltern im Blick behalten können.

Kostenpflichtige Inhalte
Zu Beginn jeder Runde können die SpielerInnen eine Farbe und Accessoires für ihren Avatar aussuchen. Manche der Verzierungen müssen per In-App-Kauf mit echtem Geld bezahlt werden. Eltern können mit ihren Kindern darüber sprechen, dass dahinter wirtschaftliche Interessen des Anbieters stecken. Am besten kann gemeinsam ein Budget für In-App-Käufe vereinbart werden.

Nutzungszeiten
Die einzelnen Runden bei „Among Us“ dauern nicht lang. Für Kinder und Jugendliche kann es verlockend sein, das Spiel für eine kurze Partie zwischendurch aufzurufen. Dabei kann es passieren, dass sie dann doch länger spielen, als eigentlich gewollt. Da „Among Us“ häufig mit FreundInnen bestritten wird, kann ein gewisser Druck entstehen, nach dem Ende einer Runde immer weitere zu starten, um den Spielspaß zu verlängern, oder möglichst häufig gemeinsam online zu spielen. Um Konflikte zu vermeiden, können Eltern mit ihren Kindern verbindliche Nutzungszeiten ausmachen. Bei „Among Us“ bietet es sich auch an, zu vereinbaren, wie viele Runden gespielt werden dürfen. Das fällt vielen Kindern leichter, als ein Spiel mittendrin verlassen zu müssen, wenn die festgelegte Nutzungszeit während einer Runde abläuft.

Kontaktrisiken
Eine Gefahr von unerwünschten Interaktionen kann bei „Among Us“ im öffentlichen Modus entstehen. Dort werden TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt zufällig und ohne sich zu kennen miteinander verbunden. In den Diskussionsrunden treten die SpielerInnen miteinander in direkten Kontakt. Dazu bietet das Game eine Chat-Funktion, über die Vermutungen über die „Impostor“ ausgetauscht werden können. Im öffentlichen Modus kann es jedoch auch sein, dass jemand die anderen mit Hintergedanken kontaktiert, unangebrachte Nachrichten schreibt oder nach den NutzerInnennamen für Soziale Netzwerke fragt. Daher ist es zu empfehlen, „Among Us“ im privaten Modus zu spielen – entweder im gleichen WLAN oder über das Teilen eines Passworts in einem privaten Spielraum. Zur besseren Kommunikation werden im privaten Modus auch häufig statt des internen Chats die Plattformen „Discord“, „TeamSpeak“ oder „WhatsApp-Call“ verwendet, also Voice-Chat-Programme, in denen die NutzerInnen sich parallel zum Spiel mündlich austauschen können. Heranwachsende müssen wissen, dass sie Informationen wie Klarnamen, Wohnort oder den Namen der Schule nicht preisgeben dürfen. Eltern sprechen mit ihren Kindern am besten vorher über die Risiken von offenen Chats. Wenn eine Art „Notfallplan“ festgelegt wird, wissen die Heranwachsenden, wie sie sich in so einer Situation am besten verhalten können.

Aber auch in privaten Chats können bei einer hitzigen Partie Beleidigungen verschickt werden, denn die Chats sind bei „Among Us“ unmoderiert. Der Host der Runde hat die Möglichkeit, störende MitspielerInnen zu entfernen. Eltern sollten mit ihren Kindern darüber sprechen, dass diese sich im Falle von Cybermobbing an sie wenden können.

Altersfreigabe für „Among Us“

Zurzeit finden Eltern auf verschiedenen Plattformen auch unterschiedliche Einschätzungen zum Mindestalter von „Among Us“. Diese Empfehlungen wurden ausgesprochen:

Pädagogische Einstufungen:
Der Spieleratgeber NRW empfiehlt aufgrund der abstrakten Grafik und des leichten Einstiegs das Online-Spiel schon ab acht Jahren. Der Medienpädagogik-Praxisblog legt eine Nutzung ab einem Einstiegsalters zwischen zehn und zwölf Jahren nahe, damit Kinder die Risiken des offenen Chats besser verstehen können und sie ausreichend kommunikative Fähigkeiten für das Debattieren und Täuschen im Spiel besitzen. Bei der Auszeichnung mit dem Pädagogischen Medienpreis 2020 wurde das Game ebenfalls ab zwölf Jahren empfohlen.

Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK):
„Among Us“ wird seitens der USK derzeit nicht geprüft, da es keine Kennzeichnungspflicht für Games gibt, die nur online oder als App zur Verfügung stehen.

App-Stores:
Die Alterseinstufungen in den App-Stores von Apple- und Android-Geräten sind lediglich unverbindliche Kennzeichnungen und keine pädagogischen Empfehlungen.
Der „App Store“ von Apple setzt für „Among Us“ die Altersstufe „ab neun Jahre“ an, da in dem Game selten bzw. schwach ausgeprägte „Zeichentrick- oder Fantasy-Gewalt“ und „Angst- oder Horrormotive“ vorkommen. Die Einstufung bietet keinen direkten Aufschluss darüber, wie geeignet das Spiel wirklich für Kinder ist, da Apple keine transparenten Kriterien ansetzt.
Im Play Store von Google ist „Among Us“ ab sechs Jahren freigegeben. Dort erfolgt die Einstufung nach dem IARC-System: Der Anbieter stuft die App anhand eines Kriterienkatalogs selbst ein. Das USK-Kennzeichen, mit dem das Spiel dann ausgezeichnet wird, ist jedoch nicht rechtlich bindend. Nur, wenn jemand gegen diese Selbsteinstufung Beschwerde einlegt, prüfen die Gremien der USK die Anwendung selbst.

Ein Strategiespiel mit Mehrwert

Ein Grund für den Erfolg des Spiels in Zeiten von Kontaktbeschränkungen ist sicherlich die soziale Komponente. Die Spielabläufe sowie die Steuerung in „Among Us“ sind einfach zu verstehen und können viel Spielspaß ermöglichen, wenn genügend MitspielerInnen zustande kommen und sich alle während des Spiels gut austauschen können. „Among Us“ wurde im November 2020 vom SIN – Studio im Netz e.V. mit dem pädagogischen Medienpreis in der Kategorie Jugend ausgezeichnet. Dabei wurden besonders hervorgehoben, dass „Among Us“ durch seine Interaktivität viele spannende Gruppendynamiken ermögliche.

Für das soziale Lernen von Heranwachsenden kann das Online-Spiel einen Mehrwert bieten: Kinder und Jugendliche können spielerisch das Bluffen und Täuschen erproben, Strategien entwickeln, Schlüsse ziehen und ihre Überzeugungskraft unter Beweis stellen. Zudem fördert das Spiel Teamarbeit. So kann besonders in bestehenden Gruppen die Kommunikationskultur neu erlebt und das gemeinsame Entscheiden in Debatten zusammen reflektiert werden.

Eltern sollten allerdings einen Blick darauf haben, mit wem ihr Kind interagiert. Deshalb empfiehlt sich der private Spielmodus. Eltern können außerdem das Spiel gemeinsam mit ihren Kindern spielen, um es zusammen zu erkunden, den Spielspaß zu teilen und im Anschluss über potenzielle Risiken zu sprechen.

Quelle

SCHAU HIN!

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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