Große Mehrheit der Familien ist aus finanziellen Gründen auf Kita-Platz angewiesen
Die Einrichtungen sind für Familien unverzichtbar als Bildungs- und Betreuungsort. Eltern wollen und müssen ihre Kinder in die Kita geben. Doch dem Frühkindlichen Bildungssystem mangelt es an Plätzen, Fachkräften und einer kindgerechten Qualität. Die Coronapandemie stellt diese Probleme ins Scheinwerferlicht.
Der Kita-Besuch ist gut für die Entwicklung des eigenen Kindes. Davon sind fast alle Eltern (94 Prozent) überzeugt. Sie gehen davon aus, dass ihr Kind in der Kita Neues entdecken (92 Prozent) und soziale Kontakte zu anderen Kindern knüpfen kann (94 Prozent). Zudem sind Eltern aus finanziellen Gründen auf die Kita angewiesen. Sie geben an, dass sie Betreuung brauchen, weil sie Geld verdienen müssen (70 Prozent) oder Angst um den eigenen Arbeitsplatz haben (22 Prozent), wenn sie keine Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder haben. Diese Sorgen sind in Ostdeutschland und unter Alleinerziehenden besonders verbreitet. Das zeigt der aktuelle ElternZOOM der Bertelsmann Stiftung – eine bundesweit repräsentative Umfrage unter Eltern von Kita-Kindern, die in Zusammenarbeit mit infratest dimap entstanden ist.
Kitas dürfen keine "Black Box" sein
Für ein gutes Zusammenspiel zwischen Kita und Eltern müssen Fachkräfte auch genügend Zeit für die Eltern haben. Das verdeutlicht die ebenfalls neue bundesweite, qualitative Befragung von Müttern und Vätern, die den aktuellen ElternZOOM ergänzt. Die Studie "KiTa-Qualität aus der Perspektive der Eltern" beleuchtet, was für eine gute Kita aus elterlicher Sicht entscheidend ist. Eltern wollen informiert werden über die pädagogische Arbeit. Kitas sollen für sie keine "Black Box" sein. Einblicke in den Kita-Alltag sowie die Aktivitäten ihres Kindes fördern das Vertrauen gegenüber den Fachkräften, dass ihre Kinder gut betreut und gefördert werden.
Es fehlt an Kita-Plätzen, Fachkräften und kindgerechter Qualität
Damit Kitas gute Bildungs- und Betreuungsangebote leisten können, braucht es genügend Plätze sowie ausreichend und gut qualifiziertes Personal. Bundesweit klafft jedoch eine Lücke zwischen dem Bedarf der Eltern und der tatsächlichen Betreuungsquote. Der Bildungsauftrag kann von den Kitas mangels Personal häufig nicht ausreichend erfüllt werden.
Das Ländermonitoring, in dem die Stiftung jährlich die Entwicklung des frühkindlichen Bildungssystems bilanziert, legt offen: Ein Drittel der Kinder in Deutschland unter drei Jahren (34,3 Prozent) sind in Kindertagesbetreuung; für die Hälfte (49,4 Prozent) aber benötigen die Eltern eigentlich einen Platz. Ähnliches zeigt sich bei der Anzahl der Fachkräfte: Statt der von der Bertelsmann Stiftung empfohlenen drei Kinder betreut im Westen eine Fachkraft durchschnittlich 3,6 Kinder unter drei Jahren, im Osten 5,7. Zudem geben die Fachkräfte selbst an, dass sie allzu oft den Bildungsanspruch der reinen Aufsichtspflicht hintenanstellen müssen. Unter der unzureichenden Personalausstattung leidet demnach auch die Qualität in den Kitas. Das zeigte bereits 2020 eine von der Stiftung veröffentlichte bundesweite Fachkräftebefragung.
"Die Kita gilt längst als eine Bildungseinrichtung, in die Eltern ihre Kinder gerne geben wollen und nicht nur zur Betreuung geben müssen. Doch es fehlt an Plätzen, Fachkräften und kindgerechter Qualität", so Jörg Dräger, Vorstand der Stiftung.
Mehr Krippenplätze sowie genügend und qualifiziertes Personal
Damit alle Eltern unabhängig von ihrem Wohnort eine kindgerechte und verlässliche Kita-Betreuung nutzen können, müssen insbesondere die Krippenplätze weiter bedarfsgerecht ausgebaut werden. Es braucht bundeseinheitliche Standards für kindgerechte Personalschlüssel, damit jedes Kind gute Kita-Qualität erfahren kann. Die Attraktivität des Erzieher:innen-Berufs muss deutlich gesteigert werden, damit der Personalbedarf gedeckt werden kann. Und: Das neue "Gute-Kita-Gesetz" sollte nicht auslaufen, sondern ab 2023 verstetigt werden. Die Kitas brauchen eine langfristige und verlässliche Finanzierungsbeteiligung des Bundes.
"Die Corona-Pandemie zeigt, wie zentral Kitas für Kinder und ihre Eltern, aber auch für unsere Volkswirtschaft sind. Kitas brauchen mehr Personal und eine verlässliche Finanzierung, um professionell arbeiten zu können“, sagt Jörg Dräger.