Tattoos bergen Risiken - auch fürs Herz

Komplikationen können Herzentzündung auslösen. Die Herzstiftung verlängert die Liste der Gründe dafür, warum insbesondere junge Menschen darauf verzichten sollten.

Mindestens jeder fünfte Bundesbürger ist tätowiert, schätzt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Doch auch wenn Tattoos inzwischen alltäglich erscheinen: Harmlos sind die Farbinjektionen nicht. Bei 0,5 bis 6 Prozent aller Tätowierten kommt es epidemiologischen Studien zufolge zu einer Infektion – mit mehr oder weniger schweren Folgen. Schwerwiegend können die Auswirkungen für Herzpatienten sein: Werden die Keime in die großen Blutbahnen gespült, können sie auch andere Organe wie das Herz angreifen. „Besonders leicht befallen die auf solche Weise eingeschleppten Bakterien erkrankte oder operierte Herzklappen”, sagt Prof. Dr. med. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.

Wie Infektionen das Herz gefährden

Infektionen nach Tätowierungen haben vielfältige Ursachen: Bei der Prozedur wird die Haut verletzt, und Viren oder Bakterien können über verunreinigte Tätowierfarben, Lösungsmittel oder Nadeln in den Körper gelangen. Auch wenn die Haut des Tätowierten trotz Desinfektion nicht keimfrei ist, kann es zu Infektionen kommen. Problematisch wird es, wenn Krankheitserreger wie Streptokokken, Pilze, Herpes- oder Papillomaviren in die Wunde gelangen. Die Folge ist eine zunächst örtlich begrenzte Entzündung, die häufig nicht bemerkt wird und gelegentlich spontan abheilt. Gelangen die Keime über Blut und Lymphwege in tiefere Hautschichten, entstehen schwere eitrige Entzündungen, beispielsweise ein Abszess. Noch dramatischer sind die Folgen, wenn die Keime in die großen Blutbahnen verschleppt werden und auf diesem Weg verschiedene Organe des Körpers erreichen. „Im Herzen entsteht dann eine sogenannte Endokarditis, eine meist von Bakterien ausgelöste Entzündung der Herzinnenhaut“, erklärt Meinertz. „Diese Infektion ist lebensbedrohlich und endet häufig mit einer Herzoperation oder gar dem Tod.“ Weitere mögliche Folgen seien eine Sepsis, also eine Blutvergiftung, die ebenfalls tödlich verlaufen könne.

Tätowierfarben als Allergieauslöser

Tätowierungen bergen noch weitere Risiken: Das bunte Spektrum von Chemikalien kann unter anderem schwere allergische Reaktionen hervorrufen. Vor allem rote Farbpigmente, aber auch Nickel, Chrom, Mangan und Formaldehyd sind als Allergieauslöser bekannt. In den meisten Fällen bleiben die Allergien lokal begrenzt, lösen Rötungen, Juckreiz und Brennen aus. In der Folge entstehen häufig Verhärtungen und Knötchen, die schwer zu behandeln sind. In seltenen Fällen kann eine Allergie mit einem anaphylaktischen Schock enden, einer hochgradig lebensbedrohlichen Situation mit Kreislaufversagen und einer Verkrampfung der Atemwege. Zur eigenen Sicherheit sollten vor allem folgende Personen auf Tattoos verzichten:

  • Patienten mit angeborenen Herzkrankheiten
  • Menschen mit Erkrankungen der Herzklappen
  • Betroffene mit einem erhöhten Risiko für eine Entzündung der Herzinnenhaut
  • Allergiker mit vielen verschiedenen Allergien
  • Betroffene mit Schuppenflechte und anderen, über den ganzen Körper verbreiteten Hautkrankheiten

Langzeitfolgen noch unklar

Wenig bekannt ist bislang, wie sich Tätowierungen langfristig im Körper auswirken. Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung von 2017 ergab, dass sich ein Großteil der Pigmente in den nächstgelegenen Lymphknoten ablagert. Winzige Nanopartikel können sich aber auch über Blut- und Lymphbahnen im ganzen Körper verbreiten. Wie sie dort verstoffwechselt werden, ist bislang wenig erforscht.

Übrigens: Auch das Entfernen eines Tattoos ist nicht unproblematisch. Trotz Lasertechnik bleiben bei der Beseitigung Narben und Farbreste zurück. Beim Zerfall der Farbpigmente entstehen neue, teils gesundheitlich bedenkliche Verbindungen, von denen einige als toxisch oder krebserregend gelten. Besonders bei ausgedehnten Tattoos kann es daher vernünftiger sein, das Tattoo zu belassen, als es mit großem Aufwand zu entfernen.

Quelle

Deutsche Herzstiftung

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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