Frühförderung für Babys: Beobachten lassen und Gegenstände anbieten
Selbst kleine Kinder im Alter bis zu drei Monaten lernen schon, indem sie ihre Umgebung und Eltern beobachten. Brasilianische Forscher empfehlen aufgrund ihrer Untersuchungsergebnisse, dass Mutter und Vater ihre Babys zuschauen lassen sollten, wie sie alltägliche Dinge verrichten und sie dabei auch motivieren sollten, Gegenstände anzugreifen. Dieser Eindrücke fördern die soziale, motorische und kognitiven Entwicklung des Säuglings.
„Wir wissen, dass Neugeborene enorm viel lernen. Dies ist eine besonders empfängliche Phase des menschlichen Gehirns. Aber da Babys in den ersten drei Lebensmonaten noch nicht in der Lage sind, nach Gegenständen zu greifen, reichen ihnen Eltern meist wenig Dinge, um sie zu berühren. Doch genau das empfehlen die Experten“, verdeutlicht Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin und Mitglied des Expertengremiums vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), das Fazit der Studie. Laut den Autoren beobachten Babys von klein auf Erwachsene bei ihren Aktivitäten, wie sie z.B. etwas in Schubladen legen. Eltern sollten Babys deshalb in Wachphasen immer wieder so positionieren, dass ihr Umfeld gut sehen, und Gegenstände zum Anfassen anbieten. Dabei lernen Babys mit der Zeit, etwas zu halten oder danach zu greifen. Durch soziale Interaktionen mit ihren Eltern erfahren Neugeborene, wie sie ihren eigenen Körper richtig nutzen können und begreifen allmählich die Zusammenhänge zwischen ihren Bewegungen und ihrer Umgebung.
Die ersten 1.000 Tage - von der Empfängnis bis zum zweiten Geburtstag eines Kindes - gelten als eine kritische Phase in der Entwicklung des menschlichen Gehirns. Ernährung, Gesundheit, soziale und kognitive Reize haben dabei einen entscheidenden Einfluss. Wenn bestimmte wichtige biologische und anatomische Prozesse nicht in diesem Zeitfenster erfolgen, sind Defizite die Folge, die später nicht mehr aufgeholt werden können. So beobachteten verschiedene Wissenschaftler, dass Heimkinder, die wenig Fürsorge erlebten, im Vergleich zu Adoptivkindern im Jugendalter einen deutlich geringeren IQ aufwiesen. „Die Gehirnentwicklung ist ein sehr anspruchsvoller Prozess. Das Gehirn eines menschlichen Neugeborenen verbraucht beispielsweise 60% der insgesamt nötigen Energie, ein viel höherer Prozentsatz als bei anderen Säugetieren. Eine Mangel an Nährstoffen hätte – neben einem Mangel an Anregung und Zuwendung - deshalb auch negative Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung“, ergänzt Dr. Niehaus.
Quellen: Infant Behav Dev., Canarias Pediátrica, EurekAlert! European Journal of Nutrition