Das ist ungerecht!“ Smartphoneverbot als Erziehungsinstrument – angemessen oder nicht?

Vielleicht kennen Sie das auch: Wenn Hausaufgaben oder andere Kinderpflichten nicht erledigt wurden, sind wir als Eltern schnell dabei, Smartphone oder Spielekonsole einzukassieren und bei der Fernseh- oder Hörspielzeit den Riegel vorzuschieben. Eine verständliche Reaktion, denn Absprachen sollen schließlich eingehalten werden und Regeln ohne Konsequenzen ergeben wenig Sinn.

Das Ergebnis zumeist: lautes Lamentieren, intensives Diskutieren bis hin zu lautstarken Gefühlsausdrücken, die uns deutlich machen: Das ist UNGERECHT.

Und tatsächlich ist unsere Reaktion für Kinder zumeist völlig unverständlich, denn sofern keinerlei Zusammenhang zwischen der „Verfehlung“ und der Konsequenz besteht, wird sich kaum eine Einsicht und damit eine mögliche Verhaltensänderung einstellen. Unsere Herausforderung als Eltern ist es, Mediengeräte und deren Nutzung nicht pauschal als Erziehungsinstrument zu gebrauchen.

Reagieren wir hingegen auf die Situation abgestimmt, sieht die Sache schon anders aus. Darin haben wir doch Übung: wird das Zimmer nicht aufgeräumt, entfällt der „Putzservice“, oder Wäsche wird nur mitgewaschen, wenn sie im verabredeten Sammelbehälter liegt. Beides hat mit Routineabläufen in der Familie zu tun. Gleiches gilt für die Medienwelt. Wenn die Familienabsprache lautet, dass Apps nur nach Rücksprache mit den Eltern heruntergeladen werden und diese Regel wird umgangen, können wir zum Beispiel das Budget für Apps (bei Spielen interessant) kürzen oder das Handyguthaben einschränken. Für unser Kind ist also eine direkte Einschränkung eine Zeit lang spürbar, aus der sich ein Lerneffekt ergeben kann: „Wenn ich die Regel nicht befolge, dann habe ich das, was ich ja eigentlich gerne nutzen möchte, nicht mehr zur Verfügung und das wird für mich unangenehm“, so folgert unser Kind daraus.

Regelungen rund ums Smartphone sind so vielfältig, dass unterschiedliche Situationen zwangsläufig auch darauf abgestimmte Konsequenzen mit sich bringen. Gerade älteren Kindern können wir hier Mitbestimmung und Mitverantwortung zumuten. Warum also nicht direkt bei der Regelabsprache gemeinsam überlegen: Was folgt, wenn ich die Regel breche. Kinder sind da sehr einfallsreich und klar. Unsere Checkliste zum ersten Smartphone zeigt, für welche Bereiche Sie mit Ihrem Kind Absprachen treffen können.

Bei aller Wichtigkeit von Regeln und Konsequenzen dürfen wir jedoch nicht vergessen, den Ursachen für die Verletzung von Absprachen auf den Grund zu gehen. Ist vereinbart, dass alle Familienmitglieder ihr Handy außerhalb der Schlafräume „parken“ und der Nachwuchs schleicht sich heimlich dorthin, gilt es wohl vorrangig zu klären, was so wichtig ist, dass unser Kind nicht schlafen kann oder mag. Bei Regeln und Absprachen zur Mediennutzung gilt demnach wie in vielen anderen Erziehungssituationen: Greifen Sie hier doch auf Ihr bekanntes und bewährtes Repertoire zurück.

Weitere Informationen

Kennen Sie schon unsere Broschüren und Flyer? Hier finden Sie alltagstaugliche Tipps und grundlegende Informationen rund um das Thema Medienerziehung. Die Broschüre „aufwachsen DIGITAL“ gibt es auf Deutsch, Englisch und Französisch. Unser kompaktes Leporello „Groß werden mit Medien – aber richtig!“ steht auf Deutsch, Türkisch, Arabisch und in Leichter Sprache zur Verfügung.


Unsere Informationsmaterialien können Sie auf unserer Website anschauen und herunterladen sowie über das Bundesfamilienministerium kostenfrei bestellen.

Quelle

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Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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