Streamen, Hören, Lesen – Der Medienalltag von Kleinkindern

Das Medienrepertoire von Kleinkindern hat sich in den letzten Jahren stark vergrößert. Die miniKIM-Studie 2020 zur Nutzung medialer Angebote von Zwei- bis Fünfjährigen stellt fest, dass besonders alternative Möglichkeiten zum linearen Fernsehen einen hohen Stellenwert haben.

Für die miniKIM-Studie 2020 wurden die HaupterzieherInnen befragt, welche Angebote ihre Kleinkinder im Alter von zwei bis fünf Jahre nutzen und wie eigenständig sie damit umgehen. Außerdem bildet die Studie auch den Blick der Eltern auf die Mediennutzung und Sicherheitsvorkehrungen ab. Mit der Veröffentlichung der Studie legt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) in Kooperation mit dem Südwestrundfunk (SWR) nach 2012 und 2014 zum dritten Mal Basisdaten zur Mediennutzung in dieser Altersgruppe vor.

Streamen im großen Stil

Das lineare Fernsehen verliert bei den Zwei- bis Fünfjährigen an Bedeutung. Nach Angaben der HaupterzieherInnen, die stellvertretend für die Vorschulkinder befragt wurden, sieht jedes sechste Kind jeden oder fast jeden Tag fern – durchschnittlich 21 Minuten. Bei der vorherigen Befragung im Jahr 2014 war es noch fast jedes zweite Kind. Streamingdienste sind mittlerweile gleichauf: 46 Prozent der Kleinkinder schauen sich bereits Sendungen über kostenpflichtige Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime an, 38 Prozent über kostenfreie Videoportale wie YouTube. Und auch in Mediatheken, über Webseiten oder Apps der Sender schaut knapp ein Drittel der Jüngsten mindestens wöchentlich ihre Lieblingssendungen. Auf Platz eins befindet sich hier „Paw Patrol“ (17 %) gefolgt von „Peppa Wutz“ (11 %). Im Vergleich dazu war 2014 bei den Jüngeren noch „Sandmännchen“ mit Abstand auf dem ersten Platz.

Im Schnitt schauen Kleinkinder mit 2,3 Jahren das erste Mal fern. Und je älter sie werden, desto häufiger: Bei den Zwei- bis Dreijährigen nutzen 72 Prozent wöchentlich Bewegtbild, bei den Vier- bis Fünfjährigen sind es dann 85 Prozent. Regeln für die Nutzungsdauer haben laut Befragung 84 Prozent der Eltern mit ihren Kindern vereinbart.

Hörmedien: Eigenständige Nutzung von klein auf

Alle in der miniKIM-Studie abgefragten Medien, die zumindest gelegentlich benutzt werden, werden von Kleinkindern besonders häufig gemeinsam mit den Eltern genutzt. Eine Ausnahme bilden Hörspiele, Hörbücher und Podcasts. Hier hört gut die Hälfte der Kinder eher allein (54 %). Gehört wird über CD, Toniebox, Spotify oder den Einzeldownload-Anbieter Audible. Im Vergleich zu 2014 hat das Hören als Freizeitbeschäftigung deutlich zugenommen. Damals beschäftigte sich jedes sechste Kind jeden oder fast jeden Tag mit Hörspielen, im Jahr 2020 war es dahingegen fast jedes dritte Kind. Die HerausgeberInnen der Studie führen diesen Anstieg auf das größere Angebot an Tonträgern zurück, welches in den letzten Jahren eine deutliche Erweiterung erfahren hat.

Gemischte Gefühle zu Computer und Internet, positive zu Tablets

Das Thema „Computer und Internet“ schätzen Eltern ganz unterschiedlich ein: So schreiben viele den Internetangeboten das Potential zu, dass ihre Kinder darüber Neues lernen (76 %). Neun von zehn HaupterzieherInnen sind allerdings auch der Meinung, das Internet sei für Kinder gefährlich und dass Kinder nur im Netz unterwegs sein sollten, wenn auf dem PC ein spezielles Filterprogramm installiert ist – solche Schutzprogramme haben in der Wahrnehmung der Befragten enorm an Bedeutung gewonnen (+15 Prozentpunkte). Doch obwohl es eine Reihe von technischen Möglichkeiten gibt, kennt fast die Hälfte der HaupterzieherInnen keine Filterprogramme und über ein Viertel weiß nicht, wo man sich zu diesem Thema informieren kann.

Früher als mit dem Computer (durchschnittlich 3,1 Jahre) erfolgt bei Kleinkindern der erste Umgang mit dem Tablet (im Schnitt im Alter von 2,9 Jahren). Eltern lassen in der Befragung eine positive Einstellung zu Tablets erkennen: Zwei Drittel der Befragten befürworten die Möglichkeit des spielerischen Lernens mit dem Tablet, gut die Hälfte findet dieses Gerät geeignet, um Kinder früh an den Umgang mit Medien zu gewöhnen.

Die Meinung, dass eine frühe Mediennutzung nichts für Kinder sei, hat deutlich abgenommen (-17 PP). Es zeichnet sich insgesamt eine deutlich chancenorientiertere Betrachtung ab.

Trotz aller Technik: Bücher ganz weit vorn

Was die Mediennutzung als auch die Medienbildung angeht, sind Bücher die klaren Gewinner bei den Zwei- bis Fünfjährigen: Die Beschäftigung mit Büchern die häufigste mediale Freizeitbeschäftigung in der Altersgruppe von zwei bis fünf Jahren. 70 Prozent sehen sich täglich Bücher an – durchschnittlich 36 Minuten pro Tag. Des Weiteren sind Bücher das Medium, auf das die Mädchen und Jungen am wenigsten verzichten möchten (45 %).

Für die Studie wurden insgesamt 600 HaupterzieherInnen zum Medienverhalten ihrer Kinder online befragt. Alle Ausgaben der miniKIM-Studie sind hier sind über den Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest abrufbar.

Quelle

SCHAU HIN!

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
Logo: Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz