Raus aus dem Klassenzimmer, rein in den Betrieb
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und DIHK-Präsident Peter Adrian rufen Betriebe und Schulen dazu auf, Jugendlichen vermehrt Praktika zu ermöglichen. Der gemeinsame Appell, kein Jugendlicher in Abschlussklassen solle ohne Zusage für ein Schülerbetriebspraktikum in die Osterferien gehen, richtet sich auch an die Jugendlichen sowie an deren Eltern.
Bis zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres ist es nicht mehr lang. Vielen Betrieben fehlen noch Bewerberinnen und Bewerber, um ihre freien Ausbildungsstellen zu besetzen. Und vielen Jugendlichen fehlt die Orientierung für ihre berufliche Zukunft. Sie entscheiden sich oft für eine Schulkarriere, ein Studium oder eine Pausen-Phase, weil sie praxisorientierte Berufsausbildung in Unternehmen nicht kennen. Deshalb ist es wichtig, dass zwischen Ostern und Sommer möglichst viele Betriebskontakte insbesondere über Praktika zustande kommen. Auch Jugendlichen in den Vorabgangsklassen sollte dies angeboten werden, denn die Orientierung beim Berufseinstieg ist ein Prozess des Erkundens und Entdeckens, der lange vor dem Schulabschluss ansetzt.
Praktika dienen der beruflichen Orientierung
Die Corona-bedingten Einschränkungen hatten zuletzt Berufsorientierung, Berufsberatung und Ausbildungsplatzsuche erheblich erschwert, da z.B. Ausbildungsmessen und Betriebspraktika kaum stattfanden. Dies hat die Unsicherheit und unklaren Berufsvorstellungen vieler Jugendlicher verstärkt. Neben der demographischen Entwicklung, sinkenden Schulabgänger-Zahlen und dem Trend zum Studium haben vor allem diese Corona-Effekte negative Auswirkungen auf die Ausbildung. Auch wenn die Ausbildungszahlen sich nach dem Corona-Einbruch 2020 wieder ein wenig erholt haben, bleibt der Fachkräftebedarf groß und steigt weiter.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil betitelt den Frühling auch als Aufbruch in die Berufsorientierung. Er ermutigt junge Menschen sich auszuprobieren und alle Ausbildungsbetriebe, Praktika anzubieten und Betriebsbesuche zu ermöglichen. Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt die Koordination und Orientierung beim Übergang von der Schule in den Beruf und informiert umfassend durch ihr Online-Angebot.
Berufsorientierung zu Pandemiezeiten besonders herausfordernd
Viele Unternehmen, Arbeitsagenturen und Kammern waren in den vergangenen zwei Jahren kreativ und haben neue digitale und hybride Formate entwickelt. So gut digitale Angebote als Alternative zu einer fehlenden Berufsorientierung auch sind: Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, Schüler, deren Eltern und Lehrer frühzeitig und direkt zu erreichen. Virtuelle Praktika, so hilfreich sie während der Pandemie auch waren, können Praxiserfahrungen im Betrieb nicht ersetzen. Die Verzahnung von Praxis und Betrieb darf nicht erst in der Ausbildung beginnen.
DIHK-Präsident Peter Adrian rief dazu auf: „Raus aus dem Klassenzimmer, rein in den Betrieb!“ Er empfiehlt jungen Menschen Praktika vor Ort auszuprobieren, um die praxisnahe Berufliche Bildung und die reale Arbeitswelt kennenzulernen. Dabei können sie eigene Stärken, Interessen und Talente entdecken.
Die beschlossenen Corona-Lockerungen geben nun die Chance aufzuholen – mit mehr konkreter Berufsorientierung und schnellen und unkomplizierten Praktikumsangeboten vor Ort. Dazu braucht es Mut und die Bereitschaft von Betrieben und Schulen, so schnell wie möglich viele Angebote bereitzustellen, flexible Praktikumszeiträume und Formate zu ermöglichen und anzuerkennen.
Weitere Informationen zum Thema Aus- und Weiterbildung finden sich beim Bundesarbeitsministerium.