Sollen Schüler in den Ferien lernen?
Bald liegt wieder unbeschwerte Sommerferienluft über Deutschland – Schulranzen in die Ecke, Sommer und Freizeit genießen. Möchte man meinen – dabei lernen 59 Prozent aller Schüler auch in den großen Ferien. Das ergab eine repräsentative forsa-Umfrage unter 1.002 Eltern schulpflichtiger Kinder in Deutschland im Auftrag von scoyo.
Bereits zum sechsten Mal ermittelt der Online-Lernspezialist die Anzahl der „Ferienlerner“, die gleichbleibend hoch ist. Die Intensität bei denjenigen, die auch in der freien Zeit pauken, steigt allerdings: Nahezu jedes vierte Kind in Deutschland (24%) lernt regelmäßig (+1% 2016, +4% 2015), darunter 38 Prozent mehr als zwei Stunden pro Woche (+4% im Vergleich zu 2016 und 2015).
Wann ist Lernen in den Ferien sinnvoll?
Lernen in den Ferien? Kindern gefällt das meist weniger gut. Doch wenn gesichert werden muss, dass im kommenden Schuljahr der Anschluss nicht verpasst wird, Aufhol- oder Nachholbedarf besteht, dann kann schulisches Lernen in den Sommerferien angebracht sein. In diesem Fall müssen aber die Vorrausetzungen stimmen. Ein zentraler Punkt ist die Begrenzung der Lerndauer. Mindestens die Hälfte der Ferien müssen Kinder ihre freie Zeit genießen können. Beim Wiederholen des Lernstoffs sollten Jungen und Mädchen möglichst viel Entscheidungsfreiheit bekommen: was und wann sie lernen möchten, muss berücksichtigt und in die Übungseinheiten eingebunden werden. Ebenso sollten Eltern keinen Druck ausüben und ihren Kindern vor allem vermitteln, dass sie gut sind, so wie sie sind, ob mit schlechteren oder besseren Noten.
„Am Wichtigsten bleibt: Kinder sollen motiviert und mit Spaß lernen, ihre Stärken entdecken und ausbauen sowie ihre Persönlichkeit entwickeln. Sie müssen zu kompetenten Menschen werden. Dafür brauchen sie Zeit, auch und gerade jenseits der Schulbücher“, kommentiert Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo, die Ergebnisse der forsa-Umfrage. Neben dem Lernen des Schulstoffs muss also auch genügend freie Zeit bleiben, um wichtige Lebenserfahrungen zu sammeln – ob das erste Mal eine Woche Zeltlager ohne Eltern oder das Durchschwimmen des Baggersees. Diese Erfahrungen wirken sich positiv auf das Selbstbewusstsein des Kindes aus. Selbstbewusste Kinder trauen sich nicht nur mehr zu, sie scheuen sich auch nicht davor, Fehler zu machen – eine entscheidende Lernvoraussetzung.
Lernen mit digitalen Medien motiviert
Beim Lernen in den Ferien müssen also die Rahmenbedingungen stimmen. Damit der Spaß beim Lernen nicht zu kurz kommt, können kreative Formen des Lernens ausprobiert werden – wie zum Beispiel digitale Lernangebote. Da ist sich auch die ‚Generation Smartphone’ einig. Für eine positivere und motiviertere Stimmung gegenüber dem Lernen könnte der verstärkte Einsatz digitaler Medien sorgen, wie aus der FACT-Umfrage unter 629 Kindern zwischen 8 und 14 Jahren hervorgeht: Mehr als zwei Drittel der befragten Kinder (67%) lernt am liebsten mit einer Lernsoftware oder Online-Programmen und Apps.
„Lernen mit PC, Tablet und Smartphone macht viele Schüler erst einmal neugierig und motiviert sie. Diesen Effekt können Eltern und Schüler gemeinsam nutzen, um eine möglichst sinnvolle Bildungserfahrung zu machen“, erklärt Dr. Florian Sochatzy, elearning-Experte und Geschäftsführer des Instituts für digitales Lernen. „Allerdings bietet der Markt eine große Spannbreite an Angeboten – von völlig nutzlosen werbefinanzierten Apps bis hin zu hochwertigen Anwendungen, mit denen das Entdecken und Üben durchdacht ist und spielerisch gelingen kann. Die zeitliche Belastung sollte allerdings nicht allzu hoch angesetzt werden, schließlich sind es ja immer noch die Ferien."