Jungen für das Lesen begeistern: Projekt boys & books präsentiert die Top-Titel Winter 2022/23

Welche Bücher sind besonders gut geeignet, um bei Jungen Lust am Lesen zu wecken? Die Fachjury von boys & books hat die diesjährigen Neuerscheinungen gesichtet und zwanzig Top-Titel für Jungen von 8 bis 18 zusammengestellt. Das wissenschaftliche Leseförderprojekt, dessen Leiterin an der PHKA lehrt, feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen.

Seit zehn Jahren unterstützt das Projekt boys & books in der Leseförderung engagierte Menschen mit Buchtipps für Jungen – in der Schule, in Bibliotheken, im Buchhandel oder im Elternhaus. Weit über 200 Empfehlungen für die Altersgruppen 8+, 10+, 12+ und 14+ stehen mittlerweile auf https://www.boysandbooks.de zur Verfügung. Vor allem, um die Lesefreude von wenig lesenden Jungen zu wecken, aber auch, um Vielleser mit Lesefutter zu versorgen. Und das funktioniert am besten, wenn die Bücher unterhaltsam sind und an Themen und Interessen der Zielgruppe anknüpfen.

Top-Titel für den Lesewinter 2022/23

Die aktuellen Buchempfehlungen – die Top-Titel für den Lesewinter 2022/23 – sind kürzlich online gegangen. Beispielsweise die authentische Coming-of-Age Story „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“, der Jugendroman „Der Sohn des Ursars“, in dem ein geflüchteter Roma-Junge sein Talent für das Schachspielen entdeckt, oder die leichtfüßige und spannende Freundschaftsgeschichte „Artur & Ananas“, in der es keine belehrenden Erwachsenen gibt. Alle 20 Buchempfehlungen für den Lesewinter 2022/23 sind zwischen Februar und September 2022 erstmals auf dem deutschsprachigen Buchmarkt erschienen. Ausgewählt hat die Top-Titel eine Fachjury aus Hochschullehrenden, Deutschlehrkräften sowie Literaturpädagoginnen und -pädagogen. Zu finden sind auf https://www.boysandbooks.de nicht nur Inhaltsangaben und Leseproben der einzelnen Titel, sondern auch ausführliche Rezensionen und Hinweise, wie sich die Bücher am besten einsetzen lassen. Welche sind eher für die private Lektüre geeignet? Welche lassen sich in den Schulunterricht integrieren und wie?

Kooperationen mit über 70 Kinder- und Jugendbuchverlagen

„Anlässlich des zehnjährigen Bestehens von boys & books blicken wir auf Kooperationen mit inzwischen über 70 Kinder- und Jugendbuchverlagen, die unsere Arbeit unterstützen“, sagt Prof. Dr. Ina Brendel-Kepser, Leiterin von boys & books und Professorin für Neuere deutsche Literatur und Literaturdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA). „Wir freuen uns sehr über das konstante und große Interesse, das Literaturvermittler und -vermittlerinnen aus ganz Deutschland unserem Projekt entgegenbringen“, so die Wissenschaftlerin. boys & books mit seinen drei Säulen Buchempfehlungen, Leseförderung und Leseforschung sei regelmäßig Thema von Weiterbildungen in Schulen, Bibliotheken und anderen Einrichtungen. Und dass Kirsten Boie, „die Grande Dame der Kinder- und Jugendliteratur und renommierte Lesefördererin“, auf ihrem Facebook-Kanal die Buchempfehlungen von boys & books teile, sei eine „große Anerkennung unserer Arbeit“.

Wie die Auswahl der Top-Titel abläuft

Zwei Mal pro Jahr stellt boys & books Buchempfehlungen online, jeweils im Frühjahr und im Herbst. Dominik Achtermeier, Projektkoordinator von boys & books und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Sprache und Literatur der PHKA, sucht mit seinem Team zunächst nach passenden Neuerscheinungen auf dem deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchmarkt. Berücksichtigt werden dabei spezifische Genres und Erzählmuster sowie weitere Gestaltungsmerkmale, die männliche Heranwachsende ganz besonders ansprechen. Beispielsweise eine kurzweilige, spannende oder actionreiche Erzählweise oder Figuren, mit denen sich Lesende identifizieren können. Anschließend fragt das Team die Titel bei den Verlagen an und verteilt die Bücher zur Bewertung an die Jurymitglieder. Fünf Mitglieder haben aktuell die Titel für die Altersstufe 8+ ausgesucht, jeweils sechs für die Altersstufen 10+, 12+ und 14+. „Alle Jurymitglieder engagieren sich ehrenamtlich, sie lesen und bewerten die Bücher in ihrer Freizeit“, berichtet Achtermeier. Auf einer gemeinsamen Jurykonferenz tauschen sich die Mitglieder dann über ihre Bewertungen aus und treffen schließlich die Auswahl der Top-Titel.

Wie gut die Top-Titel in der Schulpraxis ankommen

Zu den 23 Jurymitgliedern, die die Buchempfehlungen für den Lesewinter 2022/23 ausgewählt haben, gehören auch Dr. Matthias Jakubanis, Deutschlehrer in Hürth und unter anderem Fachmoderator in der Lehrerfortbildung der Bezirksregierung Köln, sowie Barbara Reidelshöfer, Deutschlehrerin und Seminarleiterin Deutsch in Bamberg. „Eltern und Lehrkräfte sind vom schnell¬lebigen und riesigen Kinder- und Jugendbuchmarkt oft überfordert. Durch unsere Empfehlungen geben wir ihnen Entscheidungshilfen und machen auf Literatur aufmerksam, die es wert ist, gelesen zu werden und Geschmack und tatsächliches Leseniveau von Kindern und Jugendlichen trifft“, sagt Reidelshöfer, die seit fünf Jahren Mitglied der Jury ist. Besonders schön sei es, wenn sie in der Schulpraxis mit den Buchempfehlungen von boys & books arbeite und sehe, wie gut die Titel ankommen. Diese Erfahrung bestätigt auch Dr. Jakubanis, der seit 2017 Jurymitglied ist: „Als Lehrer weiß ich, dass unsere Top-Titel funktionieren und die Lust am Lesen wecken.“

Studierende erheben Leseautobiografien

Eingebunden in das Leseförderprojekt boys & books sind auch Lehramtsstudierende der PHKA. „Im Rahmen der Hochschullehre entwerfen unsere Studierenden didaktisch-methodische Leseförderkonzepte zu den Top-Titeln oder erheben forschungsbasiert Leseautobiografien von Kindern und Jugendlichen und gehen damit Fragen der Text-Leser-Passung nach“, erläutert Ina Brendel-Kepser. Und Dominik Achtermeier ergänzt: „Mit den Studierenden haben wir im Rahmen ihres studienbegleitenden Schulpraktikums boys & books-Titel als Unterrichtslektüre erprobt, eine Lesekiste für Klassen der Sekundarstufe I in den Umlauf gegeben und unser Format der digitalen Live-Autorenlesung ausgebaut.“ Bislang haben mehr als 4000 Schülerinnen und Schüler von den Lesungen profitiert.

Quelle

Pädagogische Hochschule Karlsruhe