Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter hat sich verdoppelt

Die Zahl der Grundschulkinder in Deutschland, die nicht schwimmen können, hat sich verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kam eine repräsentative Umfrage von forsa im vergangenen Jahr.

Die Befragung hatte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nach zuletzt 2017 erneut in Auftrag gegeben. Damals konnten den Angaben der Eltern zufolge zehn Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen. Nun sind es 20 Prozent. „Der Unterschied ist gravierend, aber angesichts der Entwicklungen in den vergangenen zwei bis drei Jahren auch wenig überraschend“, sagte DLRG Präsidentin Ute Vogt.

Während der Corona-Pandemie hat über längere Zeiträume praktisch keine Schwimmausbildung stattfinden können. In der Folge haben aktuell 37 Prozent der Jungen und Mädchen im Grundschulalter noch kein Schwimmabzeichen – auch nicht das auf das Schwimmen vorbereitende Seepferdchen: Der Anteil der Kinder mit dem beliebten Abzeichen ist gegenüber 2017 von 69 auf 54 Prozent gesunken. „Dabei haben die DLRG und andere bereits ab dem Sommer 2021 vieles unternommen, um den Rückstand wieder aufzuholen“, gibt Vogt zu bedenken. Die DLRG Präsidentin mahnt deshalb ein weiteres Mal: „Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, so müssen sie auch schwimmen lernen. Wir müssen dahin kommen, dass jedes Kind am Ende der Grundschule sicher schwimmen kann.“ Das gelte auch jetzt in der Energiekrise, in der eine ganze Reihe an Kommunen darüber nachdenken, ihr Bad zu schließen.

Viel mehr Nichtschwimmer in ärmeren Haushalten

Die von der DLRG beauftragte Umfrage zeigte zudem deutlich auf, dass Jungen und Mädchen in Familien mit einem geringen Haushaltseinkommen viel häufiger Nichtschwimmer sind. Die Hälfte (49%) der Kinder aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 2.500 Euro kann nicht schwimmen. Hingegen sind es bei einem Haushaltsnettoeinkommen über 4.000 Euro zwölf Prozent. Dazu Vogt: „Schwimmen zu können darf keine Frage des Geldes sein. Umso wichtiger ist es, dass jede Schule in die Lage versetzt wird, das Schwimmen angemessen zu unterrichten.“ Da die Schulen alle Kinder erreichen, ließen sich so derartige Unterschiede verringern. Auch würde künftig vermieden, dass Menschen mit einem Hauptschulabschluss (14%) dreimal und Menschen mit einem Migrationshintergrund (9%) doppelt so oft Nichtschwimmer wie der Durchschnitt der Bevölkerung ab 14 Jahre (5%) sind.

Zahl der sicheren Schwimmer nahezu unverändert

Mit 57 Prozent ist die Zahl der Kinder, die von ihren Eltern als sichere Schwimmer eingestuft werden, in etwa gleichgeblieben (2017: 59%). Diese Einschätzung fällt vielen Eltern jedoch schwer. „Mütter und Väter sind noch allzu oft der Meinung, ihr Kind kann schwimmen, wenn es das Seepferdchen hat“, weiß der Leiter Ausbildung im DLRG Präsidium, Christian Landsberg. „Da sind sie jedoch auf dem Holzweg. Das Seepferdchen bescheinigt das Beherrschen von wichtigen Grundlagen. Sicher schwimmen kann erst, wer den Freischwimmer, also das Schwimmabzeichen Bronze, abgelegt hat“, so Landsberg weiter. Die DLRG gehe anhand der Angaben zu den abgelegten Schwimmabzeichen eher davon aus, dass derzeit sechs von zehn Kindern am Ende der Grundschule (58%) keine sicheren Schwimmer sind.

Die Hälfte der 2.000 Befragten ab 14 Jahren gab an, selbst gut oder sehr gut schwimmen zu können. Einen nennenswerten Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt es nicht. Von den Personen mit einem Hauptschulabschluss beurteilten sich nur 35 Prozent als gute Schwimmer (Abiturienten: 54%), von den Menschen mit Migrationshintergrund 38 Prozent (ohne: 52%). Und auch Menschen über 60 Jahre sind durchschnittlich weniger sicher im Wasser (37% gute Schwimmer). Die Befragung zeigte zudem, dass Ältere, Menschen mit Migrationshintergrund und Personen mit geringerer formaler Bildung auch erst später schwimmen lernen.

Anzeichen für weiter rückläufige Bäderversorgung

Immerhin 87 Prozent der Befragten haben ein Schwimmbad in der näheren Umgebung, das gut zu erreichen sei. Im Jahr 2017 waren es 92 Prozent. Bei Menschen aus Orten unter 5.000 Einwohnern ist der Wert von 90 auf 78 Prozent gesunken. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Trend bei der Bäderversorgung weiter in die falsche Richtung läuft“, sagt DLRG Chefin Ute Vogt und fordert: „Bund, Länder und Kommunen müssen nun endlich an einem Runden Tisch zusammenkommen.“ Dieser sollte eine bundesweite Bedarfsanalyse auf den Weg bringen, mit der die Grundlage geschaffen wird, um später die Mängel in der Bäderinfrastruktur systematisch zu beheben.

Weitere Ergebnisse aus der von der DLRG in Auftrag gegebenen repräsentativen Befragung „Schwimmfähigkeit der Bevölkerung 2022“ durch forsa 

Quelle

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft