Intervallfasten: Gefahr des Übergangs zu Essstörungen beachten
Kanadische Forscher:innen haben bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Intervallfasten praktizieren, eine Neigung zu Essstörungen beobachtet. Insbesondere bei weiblichen Teilnehmerinnen war das Intervallfasten häufig mit Überessen, Essanfällen, Erbrechen und Missbrauch von Abführmitteln verknüpft.
Männliche Intervallfasten-Anhänger neigten im Vergleich zu nicht fastenden Probanden eher zu zwanghaftem Training bzw. Sportsucht und zu Essstörungen. „Wollen Jugendliche abnehmen, empfehlen sich Programme, die extra für diese Altersgruppe zugeschnitten sind und die mehr Bereiche erfassen, um eine Lebensstilveränderung und Normalisierung des Gewichts zu erzielen. Bewegung, Ernährungswissen und Ernährungsverhalten gehören dazu“, rät Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin und Mitglied des Expertengremiums vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Gerade in der Wachstumsphase müssen Heranwachsende ausreichend mit Nährstoffen versorgt sein. Beim Intervallfasten verzichten Menschen für bestimmte Zeiträume auf das Essen. Die Fastenintervalle können von bestimmten Tageszeiten bis zu bestimmten Wochentagen reichen. So kann das Essen beispielsweise tagsüber auf einen Zeitraum von 6 Stunden beschränkt sein, während 18 Stunden keine Nahrung verzehrt wird. Ein Argument gegen das Intervallfasten ist, dass viele klinische Studien keine deutliche Verbesserung des Intervallfastens gegenüber einer Einschränkung der Kalorienaufnahme gezeigt haben. Da bei dieser Ernährungsumstellung über längere Zeit keine Nahrung aufgenommen wird, kann eine Unterzuckerung auftreten. Falls der Körper nicht genug Protein erhält, kann auch Muskelschwund die Folge sein.
Eine umfangreiche polnische Übersichtsarbeit, die mehrere Studien (23 Abnehmprogramme mit 1587 Kindern) zu diesem Thema ausgewertet hat, kommt zu dem Schluss, dass eine erfolgreiche Gewichtsnormalisierung bei Kindern und Jugendlichen am besten mit einer Kombination aus Diät und körperlicher Aktivität, der Beteiligung eines Ernährungsspezialisten/einer Ernährungsspezialistin und eines Arztes/einer Ärztin im Behandlungsteam und einer längeren Interventionsdauer zu erreichen sei. Positiver Nebeneffekt ist demnach, dass eine Abnahme des BMI meist mit einer Verbesserung der Blutfettwerte und des Blutdrucks verbunden ist. „Eine Reha kann bei starkem Übergewicht zu längerfristigen Änderungen verhelfen. Bei einem mehrwöchigen Aufenthalt in einer speziellen Kinder- und Jugend-Rehaklinik lernen Kinder u.a. ein ‚gesundes‘ Ess- und Bewegungsverhalten und wie sie positive Veränderungen auch über die Reha hinaus in den Alltag einbauen können. Der Kinder- und Jugendarzt bzw. die Kinder- und Jugendärztin kann Eltern bei einem Antrag helfen“, so Dr. Niehaus.
Quellen: MDedge, Bündnis Kinder- und Jugendreha, Medical News Today, Nutrients