Mit einer positiven Einstellung lernt es sich leichter
Wer im Studium positiv über die eigenen Fähigkeiten und das Fach denkt, erreicht eher die selbstgesteckten Ziele. Umgekehrt kann fehlendes Vertrauen in das eigene Können dazu führen, dass Ziele verfehlt werden. Das zeigt eine Metastudie des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und weiterer Einrichtungen.
Sie hat das Zusammenspiel von Motivation und Lernerfolg untersucht, wofür die Forscher*innen die Daten von fünf intensiven Längsschnittstudien ausgewertet haben. Die Ergebnisse wurden jetzt in dem Fachjournal „Contemporary Educational Psychology“ veröffentlicht.
Alle verwendeten Längsschnittstudien umfassten tägliche Befragungen. Diese Studien widmeten sich zwar jeweils anderen Forschungsfragen, jedoch enthielten sie allesamt Daten zum täglichen Lernen, zu den anvisierten Zielen sowie den Einschätzungen der eigenen Kompetenzen. Befragt wurden ausschließlich Universitätsstudierende. Über die fünf Studien kamen Datensätze von 841 Studierenden zusammen, die mit Mehrebenenanalysen ausgewertet und in einer Metaanalyse synthetisiert wurden. Je nach Studie gehörten sie unterschiedlichen Fächern, Fachgruppen und Fachsemestern an. „Mit den fünf Studien hatten wir einen großen und sehr vielfältigen Datensatz zur Nachnutzung zur Verfügung“, erläutert Dr. Maria Theobald, die Erstautorin der jüngst erschienenen Publikation. Sie ergänzt: „Eine eigene derart umfangreiche Erhebung zu unseren Forschungsfragen durchzuführen, wäre sehr aufwändig gewesen.“
Die Ergebnisse der Studie
In allen fünf Studien bestätigte sich eine zentrale These der Motivationsforschung, wonach es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Vertrauen in die eigenen Kompetenzen, dem Interesse am Fach und dem Erfolg, so die Psychologin Theobald. Eins folgt auf das Andere, wie sie weiter ausführt: „Studierende, die an einem Tag ihre Lernziele erreichen, sind am nächsten Tag motivierter weiter zu lernen.“ Genau wie diese Positivspirale habe sich auch eine Negativspirale gezeigt. So sinke die Motivation, wenn am Tag davor die Lernziele verfehlt wurden – einige der Befragten prokrastinierten am Folgetag, verschoben also die Lernarbeit auf später. Wer wiederum regelmäßig prokrastinierte, erreichte schlechter seine Ziele.
Zugleich führte das Nichterreichen von Zielen nicht zwangsläufig dazu, dass sich diese Negativspirale weiterdrehte. Stattdessen gingen die Studierenden mit Fehlschlägen sehr unterschiedlich um, es gab also auch einige, die sich nicht entmutigen ließen und sich in der Folge noch mehr anstrengten. Eine weitere Positivspirale machten die Forschenden hinsichtlich der Wertvorstellungen gegenüber dem Themengebiet aus. Wer sich für sein Fach interessierte, erreichte darin ebenfalls häufiger seine Ziele. Motivation sei demnach ein wichtiger Faktor, um auf der individuellen Ebene Lernerfolg erklären zu können, unterstreicht Theobald.
Neben solchen Motivationsaspekten hatten die Autor*innen auch verglichen, wieviel Zeit die verschiedenen Proband*innen für ihre Aufgaben aufwendeten. Zwischen der jeweiligen Lerndauer und dem Erreichen von Lernzielen fand sich jedoch kein Zusammenhang, betont die DIPF-Forscherin: „Wer viel Zeit für das Lernen aufbringt, macht dies nicht unbedingt aus reinem fachlichen Interesse, sondern vielleicht auch, weil Aufgabestellungen als schwer empfunden werden.“
Auch wenn in den herangezogenen Studien ausschließlich Studierende befragt worden waren, sei es sehr wahrscheinlich, dass die Ergebnisse ebenfalls auf andere Altersgruppen zutreffen, etwa Schüler*innen. Um sicherzugehen, müsste dies aber gesondert erhoben werden, so Maria Theobald abschließend.
Das Forschungsteam
An der Studie waren neben Forschenden aus dem DIPF auch Wissenschaftler*innen des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung Tübingen, der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, der Technischen Universität Darmstadt, der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Universität Augsburg, der Universität Liechtenstein und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg beteiligt. Sie alle hatten an den fünf Längsschnittstudien mitgewirkt, die in die jetzt vorliegende Metastudie eingeflossen sind.
Quelle
DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation