Homeoffice kann partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung fördern
Eine Untersuchung von IAB und DJI zeigt eine schwache Tendenz hin zu mehr Verteilungsgleichheit in der familialen Sorgearbeit. Dies sei insbesondere dann der Fall, wenn nur der Vater im Homeoffice arbeite. Eine Ausweitung der Homeoffice-Möglichkeiten für Väter sei aber nicht die einzige Stellschraube für geschlechtergerechtere Strukturen.
Mit der Coronapandemie hat das Arbeiten von Zuhause in Deutschland stark an Bedeutung gewonnen. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass in den Jahren 2020 bis 2022 insbesondere Homeoffice-Optionen der Väter ein größeres Maß an Partnerschaftlichkeit in der Kinderbetreuung ermöglichten. In Familien, in denen die Väter, aber nicht die Mütter die Möglichkeit erlangten, von zu Hause aus zu arbeiten, wurde auch über die akute Phase der Pandemie hinaus eine partnerschaftlichere Verteilung der Betreuungsaufgaben beobachtet.
Die Studienergebnisse der Wissenschaftlerinnen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) PD Dr. habil. Christina Boll und Dr. Simone Schüller sowie der Forscher*innen Dana Müller und Dr. Christopher Osiander vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurden nun in der Fachzeitschrift „Social Politics“ unter dem Titel „Working from Home and Parental Childcare Division: Evidence from Two Years of the COVID-19 Pandemic“ veröffentlicht. Die Untersuchung basiert auf Daten zu rund 600 Elternpaaren aus der IAB-Längsschnitterhebung „High-Frequency Online Personal Panel“, kurz IAB-HOPP.
Zahl alleinverantwortlicher Mütter ging um 4 Prozentpunkte zurück
Anders als in früheren Untersuchungen zeigt die vorliegende Studie diese Dynamik auch über die frühe Phase der Pandemie hinaus bis in das Frühjahr 2022. Die Wissenschaftler*innen diagnostizieren einen Rückgang alleinverantwortlicher Mütter um zirka 4 Prozentpunkte von 27 auf 23 Prozent der beobachteten Elternpaare mit Kindern unter 12 Jahren.
„Unsere Ergebnisse stützen einen gewissen Optimismus, da Homeoffice den Vätern eine aktive Vaterschaft zu ermöglichen scheint. Allerdings vor allem dann, wenn nur der Vater im Homeoffice arbeitet.“, betont Christina Boll, die am DJI die Abteilung „Familie und Familienpolitik“ leitet.
Politische Maßnahmen könnten Dynamik verstärken
Die Autor/innen betonen, dass die Ausweitung von Homeoffice-Angeboten insbesondere für Väter geeignet scheint, um langfristig geschlechtergerechtere Strukturen zu fördern. Zusätzlich seien politische Maßnahmen wie die Förderung von Vätermonaten in der Elternzeit, die Abschaffung des Ehegattensplittings und der Ausbau von Ganztagsbetreuungsangeboten für Kinder notwendig, um die Dynamik zu verstärken. Die Studie hebt hervor, dass das Arbeiten von Zuhause dabei als eines von mehreren notwendigen Instrumenten zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie dienen kann.
Weitere Informationen
- Studie zum kostenlosen Download auf der Website der Fachzeitschrift „Social Politics“
- Weitere Artikel zur Forschung am DJI zum Thema „Familie im Wandel“
News: IAB und DJI intensivieren Zusammenarbeit
Quelle
Deutsches Jugendinstitut (DJI), Das Portal der Kinder- und Jugendhilfe