Die Sandwich-Kinder als Bindeglied einer kooperativen Gesellschaft
Eine aktuelle Studie aus Kanada zeigt, dass Sandwich-Kinder – also diejenigen, die sowohl ältere als auch jüngere Geschwister haben – besonders ehrlich, bescheiden und kooperativ sind. Diese herausragenden Eigenschaften machen sie zu einem zentralen Element in ihren Familien und zu wertvollen Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft.
Dr. Inés Brock-Harder, Vorsitzende des Verbandes für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie e.V. (bkj), kommentiert: „Die Ergebnisse bestätigen, was wir aus der Praxis wissen: Kinder, die in der Mitte der Geburtenfolge aufwachsen, entwickeln oft eine außergewöhnlich hohe soziale Kompetenz. Sie übernehmen ausgleichende Rollen, schlichten Konflikte und stärken den Zusammenhalt. Als ‚Mittelkinder‘ sind sie das verbindende Element, das sowohl ältere als auch jüngere Geschwister miteinander vereint. Die Ergebnisse der Studie sind ein starkes Argument für mehr als zwei Kinder und fördern eine kooperationsbereitere Gesellschaft“, ergänzt Dr. Brock-Harder. „Eine größere Geschwisterzahl bedeutet mehr gemeinschaftliche Erfahrungen und die Notwendigkeit, sich aufeinander einzustellen. Genau das sind die Grundlagen für eine starke, solidarische Gesellschaft.“
Dr. Elisabeth Müller, Vorsitzende des Verbandes kinderreicher Familien Deutschland e.V., appelliert: Die Forschungsergebnisse verdeutlichen, dass kinderreiche Familien eine wichtige Ressource für unsere Gesellschaft darstellen. Kinderreiche Familien bringen Persönlichkeiten hervor, deren Eigenschaften für den Arbeitsmarkt unverzichtbar sind. Es liegt auf der Hand, dass diese Familien unverzichtbar für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sind. Die in Mehrkindfamilien erlernten Kompetenzen – wie Ehrlichkeit, Anpassungsvermögen, Fairness und Kooperationsfähigkeit – stärken das soziale Gefüge.
Damit sich mehr Familien bewusst für dritte und weitere Kinder entscheiden können, braucht es gezielte politische und gesellschaftliche Wertschätzung und Anerkennung: finanzielle Sicherheit, ausreichend Wohnraum und eine familienfreundliche Infrastruktur. Kinderreiche Familien sind gelebte Demokratie im Kleinen. Ihre Mitglieder lernen, wie wichtig es ist, sich einzubringen, Kompromisse zu finden und füreinander Verantwortung zu übernehmen. Das macht sie zu Vorbildern – für die Familie wie für die gesamte Gesellschaft.
Hintergrund zur Studie (in englischer Sprache): https://www.pnas.org/doi/abs/10.1073/pnas.2416709121#executive-summary-abstract