Das frühe Babyschwimmen
Cornelia Enning
Die vorgeburtlich erworbenen Bewegungs- und Atemmuster können im Frühen Babyschwimmen vervollkommnet werden. Dabei entwickelt sich der Gleichgewichtssinn für ihre Anwendung beim Aufrichten und Laufen an Land. Das Babyschwimmen sollte daher schon mit dem Neonatalen Wassertraining in den ersten fünf Lebensmonaten begonnen werden. So entsteht eine Kontinuität zwischen Wassergeburt und Babyschwimmen.
“Die meisten Babys erleben nach der Geburt, daß sie ihre Fähigkeiten, die sie pränatal erworben haben, nicht mehr ausüben können, weil ihnen das Medium Wasser fehlt. Viele Stunden am Tag müssen sie in Rückenlage (seit der Empfehlung gegen den plötzlichen Kindstod) zubringen, in der sie vollkommen hilflos sind. Während sie bisher täglich ihre Turnstunden im Fruchtwasser absolviert haben, nützen ihnen nun diese Bewegungsmuster an Land und in Kleidung verpackt wenig” (Melchert 2001, S. 103).
Im Wasser dagegen sind die Aktivitäten eines Neugeborenen alle erfolgreich; das stärkt sein Selbstvertrauen und macht es neugierig. Darüber hinaus lernen die Babys im Wasser, ihre Reflexe für Atmung, Motorik und Kreislauf bewußt zu steuern, und sind dadurch vor Erkrankungen wie dem plötzlichen Kindstod besser geschützt.
Viele Eltern wenden daher das “Frühe Babyschwimmen” auch bei ihren an Land geborenen Kindern an. Noch am Tag der Geburt darf das Baby in das ihm vertraute Element Wasser zurück. Dort macht es Schwebespiele für die Atmung, Hüpfspiele für die Muskulatur und Tauchspiele für die Hirnentwicklung. Mit einem kalten Guß nach der Kneipp-Regel schließt das warme Bad ab, und Landübungen für Herz und Kreislauf folgen. Das “Wassertraining”, das nicht im sportlichen, sondern im balneologischen Sinne ein Training für Wärmeorganismus, Immun- und Atemsystem bedeutet, wird immer mit einem Schwitzgang auf Mutters Brust beendet (Hautkontakt “Känguruhen”).
Welche Badewannen-Übungen nach dem “Frühen Babyschwimmen” fortgeführt werden sollen, entscheiden die Eltern, wenn sie erkennen, was ihrem Baby besonders viel Spaß macht (Betz 2001, S. 19). Nach wenigen Tagen des Wassertrainings in der Badewanne kann das Baby, inzwischen an die Temperaturen eines Schwimmbades zwischen 30° und 32°C gewöhnt, am Babyschwimmen teilnehmen. Grundsätzlich sollte das Babyschwimmen beginnen, wenn die Eltern es für richtig halten, da ihre positive Einstellung die wichtigste Voraussetzung für das “Gelingen” und das gemeinsame Genießen ist (Legahn 2000, S. 87).
Doch Kinder, die älter als fünf Monate sind, haben oft nicht mehr die Atemschutz-Reflexe, während sie die gesteuerte Motorik noch nicht gelernt haben, wenn sie zum ersten Mal ins Schwimmbad kommen. Deshalb sollten sich interessierte Eltern, die im Wochenbett kein Wassertraining mit ihrem Baby gemacht haben, zwischen dem zweiten und fünften Monat nach einer “Wasserbaby-Gruppe” umschauen.
Jeder Babyschwimmleiter hat definierte Eingangsbedingungen; beispielsweise nimmt die Eltern-Initiative Wasserbabies e.V. Babys mit Wassertraining sofort auf, andere Babyschwimmleiter ab einem Gewicht von sechs Kilogramm. Auch die Gesundheit des Kindes sollte begutachtet worden sein. Fragen Sie also nach den “Spielregeln” des Babyschwimmens!
Weitere Informationen
Die Berufsvereinigung “Bundesverband für AquaPädagogik” (BvAP), die Cornelia Enning mitbegründete, verknüpft die “Eltern-Initiative Wasserbabies e.V.” ebenso wie FreiberuflerInnen aus dem medizinischen Bereich mit den deutschen und internationalen Schwimmschulen.
Literatur
- Betz, C.: Babyschwimmen. Wasser-Post Spezial. Mühlacker 2001
- Legahn, U.: Im Wasser zu Hause. AquaCreation Verlag 2000
- Melchert, U.: Schwangerenschwimmen, Rückbildungsschwimmen, Babyschwimmen. Stuttgart: Hippokrates, 2. Aufl. 2001
Weitere Beiträge der Autorin hier in unserem Familienhandbuch
Autorin
Cornelia Enning leitet seit 1975 eine Hebammenpraxis für Haus-/Wassergeburtshilfe. Als Autorin veröffentlichte sie neben Fachbeiträgen und publizistischen Artikeln mehrere Bücher zur Wassergeburt und dem “Frühen Babyschwimmen” in Deutschland wie im Ausland.
Kontakt
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Hebammenpraxis
Keplerstraße 16
75417 Mühlacker
Erstellt am 12. Juni 2001, zuletzt geändert am 25. September 2014