Das richtige Instrument - was passt zu meinem Kind?

Dr. Romald Fischer
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Der Wunsch, ein Musikinstrument spielen zu können bewegt Kinder und deren Eltern gleichermaßen. Auf der Suche nach Unterrichtsangeboten tauchen schnell viele sinnvolle Fragen auf, deren Beantwortung ohne Fachwissen nicht immer leicht fällt. So werden grundsätzliche Hinweise und Voraussetzungen für das Lernen eines Instruments gegeben sowie Möglichkeiten aufgezeigt, das richtige Instrument zu finden.

Grundsätzliche Überlegungen

Ein Musikinstrument spielen können! Es gibt wohl kaum jemanden, der diese Fähigkeit nicht besitzen möchte, selbst dann, wenn aus den unterschiedlichsten Gründen der einmal begonnene Unterricht abgebrochen wurde.

Der Grund hierfür liegt wohl nicht zuletzt darin, dass es ein im Menschen tief verankertes Bedürfnis ist sich auf einem Instrument oder auch mit der Singstimme auf einer nonverbalen Ebene ausdrücken und mitteilen zu können und gemeinsam mit anderen zu musizieren. Zwar ist es hierfür nie zu spät, doch gibt es einige nicht zu unterschätzende Vorteile, wenn mit dem Instrumentalspiel bereits im Kindesalter begonnen wird.

In jedem Fall stellt sich die Frage nach dem „passenden“ Musikinstrument. Hierbei haben (Vorschul-)Kinder meist keine bewussten und differenzierten Hörerfahrungen und können das Gehörte einem bestimmten Instrument kaum zuordnen. Dazu stellt sich die Frage nach den körperlichen und spieltechnischen Anforderungen der jeweiligen Instrumente. So können auch Anfänger auf Tasteninstrumente (z.B. Klavier, Keyboard, Akkordeon) problemlos „richtige Töne“ erzeugen, da jedem Ton die entsprechende Taste zugeordnet werden kann. Anders verhält es sich mit den Streich- und vielen Blasinstrumenten, auf denen der richtige Ton erst „gesucht“ werden muss, wobei die mentale Vorstellung des Tones bzw. der Melodie schon vor den ersten Spielversuchen von großer Bedeutung ist. In enger Verbindung zu diesen unterschiedlichen Anforderungen an die Tonerzeugung stehen die Anforderungen an die Motorik. So stellt beispielsweise das Klavierspiel mit zunehmendem Fortschritt immer höhere Anforderungen an das Lesen immer komplexer werdender Notentexte und an die Koordinierung der zehn Finger und später dann auch an den Einsatz der Pedale (mit den Füßen).

Diese Hinweise machen deutlich, dass die Wahl eines Musikinstruments für das Kind und für die Eltern von zahlreichen Fragen begleitet wird, die nicht immer im Voraus eindeutig zu beantworten sind. So kann der Wunsch, ein bestimmtes Instrument zu erlernen nach dem Auftreten erster Hindernisse schnell verblassen, wie auch umgekehrt erste Erfolgserlebnisse zu einer innigen und oft lebenslangen „Freundschaft“ zu dem Instrument und damit der Musik im Allgemeinen führen kann.

Unterschiedliche Bedingungen und Einflüsse können hierfür eine Rolle spielen, wie beispielsweise die pädagogische Haltung und Einstellung sowie das didaktisch-methodische Wissen des Lehrers als auch die Unterstützung der Eltern beim häuslichen Üben. Im günstigsten Fall verstehen Sie den Instrumentalunterricht Ihres Kindes als „Familienprojekt“ und ermutigen und unterstützen im regelmäßigen Austausch mit der Lehrkraft Ihr Kind zu Hause beim Üben. Es darf nämlich nicht vergessen werden, dass jedes Lernen auch mit mehr oder weniger Anstrengung und Konzentration verbunden ist und sich erst im Laufe der Zeit auch die Lust an der Anstrengung entwickelt und erst dann zum Selbstläufer werden kann.

Die wöchentliche und motivationsfördernde Unterstützung durch den Instrumentallehrer kann zu Hause schnell durch andere (zahlreiche) Reize verloren gehen, wobei regelmäßiges Üben doch eine Grundvoraussetzung für motorisches Lernen ist und damit für Lernfortschritte auf einem Instrument.

Gemeinsames Musizieren mit anderen Kindern kann hierbei auch von großer Bedeutung sein und für zusätzliche Motivation sorgen. Vor diesem Hintergrund gewinnt also die Frage nach dem richtigen Instrument eine besondere Bedeutung, geht es doch in diesem Zusammenhang auch um den schnellen Lernfortschritt, der davon abhängig ist, wie leicht dem Kind das Erlernen eines bestimmten Instruments fällt. Hierfür lassen sich im Vorfeld jedoch keine sicheren Prognosen stellen, selbst dann nicht, wenn die Wahl des Kindes eindeutig auf ein bestimmtes Instrument fällt. Deshalb kann man hier nur die Empfehlung geben, es auszuprobieren und bei auftretenden (z.B. motivationalen) Problemen gegebenenfalls auch das Instrument oder auch die Lehrkraft zu wechseln.

Wo finde ich passende Angebote?

Kommunale Musikschulen, die im VdM (Verband deutscher Musikschulen) organisiert sind, bieten mit ihrem Strukturplan und den Rahmenlehrplänen für die einzelnen Instrumente zahlreiche Möglichkeiten an, ihnen hierbei behilflich zu sein und das passende Instrument und die passende Lehrkraft für Ihr Kind zu finden. Gleichzeitig legen die Mitgliedsschulen neben der künstlerischen Kompetenz großen Wert auf die pädagogische Eignung der Lehrkräfte, so dass Sie hier auch mit einer fundierten instrumentalpädagogischen Beratung rechnen können.

Erster Kontakt zur Musik

In den Angeboten der Elementar- und Grundstufe findet ihr Kind den ersten Zugang zur Musik und lernt verschiedene Instrumente durch eigenes Ausprobieren oder durch Zuhören kennen. Suchen Sie das Gespräch mit der Lehrkraft, die Ihr Kind meist schon nach kurzer Zeit einzuschätzen weiß und Ihnen sicherlich gute Ratschläge geben kann und dann auch den ersten Kontakt zu Instrumentallehrkräften herstellt.

Instrumentenkarussell

Eine hervorragende Möglichkeit, Neigungen und mitunter auch Begabungen Ihres Kindes zu einem bestimmten Instrument zu erkennen, bietet das „Instrumentenkarussell“, das mittlerweile an vielen Musikschulen angeboten wird. Hierbei lernt eine Gruppe von gleichaltrigen Kindern im Grundschulalter innerhalb eines Schuljahres im Wechsel von ca. 4-6 Wochen verschiedene Instrumente kennen. In dieser Unterrichtsform geht es nicht darum, den Kindern zielgerichtet spieltechnische Grundlagen durch regelmäßiges Üben zu vermitteln. Vielmehr steht hier das Ausprobieren und Erkunden von klanglichen Möglichkeiten des Instruments im Vordergrund. Abschließend erhalten die Eltern dann eine Einschätzung zu den beobachteten Fähigkeiten ihres Kindes auf dem jeweiligen Instrument. An vielen Grundschulen wird dieses Modell auch in Kooperation mit der örtlichen Musikschule angeboten.

Welche Voraussetzungen sollten bedacht werden?

Neben den finanziellen Möglichkeiten hinsichtlich Unterrichtsgebühren und Instrumentenkauf (bei Vorliegen bestimmter Kriterien ist eine Befreiung von den Unterrichtsgebühren bzw. deren Reduzierung an vielen Musikschulen möglich) stellt sich auch die Frage nach den räumlichen Bedingungen und dem häuslichen Umfeld. Ein Klavier benötigt eben mehr Platz als eine Blockflöte oder Gitarre und ein Saxophon oder eine Trompete lassen sich kaum in Zimmerlautstärke üben. Ebenso gehört dazu, dass Sie den Tag ihres Kindes so organisieren, dass ein wenig Zeit für das tägliche Üben bleibt. Es sollte so wie das tägliche Zähneputzen einfach in den Tagesablauf eingeplant werden. Lob und Ermunterung – auch wenn Sie nicht vom Fach sind – signalisieren ihrem Kind Ihr Interesse an seinem Spiel und wird ihm über die ganz normalen „Durststrecken“ hinweg helfen. Ihr Kind wird es ihnen (später) danken – versprochen!

Weitere Beiträge des Autors hier in unserem Familienhandbuch

Autor

Dr. Romald Fischer
Hochschule für Musik und Theater München
Arcisstraße 12
80333 München

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eingestellt am 05.07.2016
 

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