Trinken bis zum Umfallen
Sandra Eckel
Das gezielte Trinken bis zur Bewusstlosigkeit: Spätestens seit den jüngsten Fällen ist diese Problematik in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gerückt. Jugendliche trinken sich ins Koma – teilweise mit tödlichem Ausgang.
Die Gründe, die junge Leute zu derartigen Alkoholexzessen treiben, sind vielfältig. Genannt werden von den Betroffenen selbst Motive wie Langeweile, Austesten der eigenen Grenzen, Provozieren, das Streben nach Anerkennung oder Gruppenzwang. Die reißerischen Angebote entsprechender Lokale tun ihr Übriges. Viele Jugendliche beginnen mit dem regelmäßigen Konsum von Alkohol bereits ab dem 14. Lebensjahr. Gerade in diesem Alter, der Pubertät, vollziehen sich bei den Heranwachsenden große Veränderungen – psychisch und physisch.
Alkohol kommt in dieser Phase wie gerufen. Er entspannt, enthemmt und hilft, mangelndes Selbstvertrauen zu vergessen und Zukunftsängste lässig zu überspielen. Zudem erfährt der Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft hohe Akzeptanz und ist tolerierter Bestandteil der Erwachsenenwelt. Der übermäßige Konsum von Alkohol bringt nicht nur gesundheitliche, sondern auch gesellschaftliche Probleme mit sich: schlechtere Schul- und Arbeitsleistungen, erhöhte Aggressivität, finanzielle Probleme, Gefährdung der Sicherheit im Straßenverkehr oder ungeschützten Geschlechtsverkehr.
Was können Sie als Eltern tun?
Eltern sind nicht für alles verantwortlich, was ihre heranwachsenden Kinder tun oder lassen. Ein gewisses Risikoverhalten gehört zum Jugendalter. Dennoch können Eltern wesentlich dazu beitragen, möglichen Alkoholproblemen ihres Nachwuchses vorzubeugen. Hier einige Grundregeln:
- Stellen Sie Regeln für das Trinkverhalten ihrer Kinder auf und kontrollieren Sie es.
- Seien Sie sich Ihrer Vorbildfunktion bewusst. Leben Sie Ihren Kindern einen maßvollen Alkoholkonsum vor.
- Nehmen Sie sich Zeit zuzuhören, zeigen Sie Interesse, miteinander zu reden. Eine offene Kommunikation schafft Vertrauen.
- Vermitteln Sie Ihren heranwachsenden Kindern Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung. Anerkennung und Vertrauen helfen, Misserfolge zu bewältigen.
- Begleiten Sie die Jugendlichen dabei, einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu lernen.
Wie verhalte ich mich im Ernstfall?
Sollte der eigene Nachwuchs dennoch einmal angetrunken von einer Party nach Hause kommen, gilt es erst einmal, Ruhe zu bewahren. Vorwürfe sind jetzt fehl am Platz. Helfen Sie zunächst Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn. Beseitigen Sie aber nicht die unangenehmen Folgen des Alkoholkonsums, indem Sie z.B. eine Entschuldigung für das Fernbleiben von der Schule unterschreiben.
Sprechen Sie am nächsten Tag in aller Ruhe mit Ihrem Kind darüber. Verbote erzeugen Trotzreaktionen. Sachliche Aufklärung kann hilfreich sein. Solange es ein Ausnahmefall war, sollten Sie den Alkoholkonsum nicht überbewerten. Aber behalten Sie ihn im Auge: Trinkt der Sohn oder die Tochter öfter? Bedienen sie sich heimlich an der Hausbar? In diesem Fall sollten die Alarmglocken schrillen. Scheuen Sie nicht davor zurück, sich auch professioneller Hilfe zu bedienen. Sie bekommen sie in Ihrer Nähe, z.B. bei
- psychosozialen Beratungsstellen
- Drogenberatungsstellen
- Jugendberatungsstellen
- Gesundheitsämtern oder
- Schulpsychologen.
Quelle
EZ – Die Elternzeitschrift des Bayerischen Kultusministeriums Nr. 2/2007
Autorin
Sandra Eckel, StRin z. A., staatl. geprüfte Schulpsychologin
Erstellt am 10. Juli 2007, zuletzt geändert am 26. März 2010