Stress lass nach! Wie Mütter Kraft tanken können
Gisela Preuschoff
Kinder zu haben und sie ins Leben zu begleiten war sicherlich nie einfach und immer schon anstrengend. Während sich Frauen früherer Generationen darum Sorgen machten, wie die Kinder satt würden und ob sie angesichts der zahlreichen Epidemien und Seuchen eine Überlebenschance hätten, sind Eltern heute vor ganz andere Aufgaben gestellt. Und das macht es nicht unbedingt leichter!
Einerseits suggerieren zahlreiche Zeitschriften, Werbefotos und -filme, dass Leben mit Kindern sei das große Glück und Dauerlachen; andererseits wird die Arbeit von Müttern und Vätern jedoch gesellschaftlich kaum beachtet und in keiner Weise gewürdigt. Von Müttern wird verlangt, im Beruf, als Partnerin und Geliebte sowie als Mutter perfekt zu funktionieren. Außerdem sind sie oft “an allem Schuld” . Beim Kinderarzt, im Gespräch mit der Erzieherin im Kindergarten und erst recht in der Schule und womöglich noch vom Vater ihrer Kinder hören Mütter, was mit ihren Kindern angeblich nicht in Ordnung ist und was sie ändern, worauf sie achten und welchen Beitrag sie zu leisten haben.
Dieser Anspruch, alles “richtig” machen zu wollen, und die Erfahrung, dass es einfach nicht geht, ist meiner Meinung nach ein Dauerbelastungsfaktor. Er führt zu Verunsicherung und zusätzlichem Stress, denn das Leben mit Kindern ist von Natur aus schon anstrengend genug.
Es beginnt mit der Schwangerschaft, die in vielen Fällen nicht geplant eingetreten ist: Dann befinden sich viele Mütter in den ersten Wochen in einer Phase der Ambivalenz – besonders dann, wenn der Vater neutral oder ablehnend seiner Vaterschaft gegenübersteht. Hat sich die Mutter bewusst für ihr Kind entschieden, bereiten die körperlichen Veränderungen und die im wahrsten Wortsinn “anderen Umstände” manchmal erhebliche, auch gesundheitliche Belastungen.
Während in vielen Kulturen die Schwangere im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und von ihrer Umgebung mit Wohlwollen und Fürsorge bedacht wird, ist bei uns dieser Zustand vielleicht erfreulich, aber nichts, was Anerkennung oder Sonderbehandlung verdient. Frauen, die mehr als zwei Kinder bekommen, werden oft belächelt, für verrückt erklärt oder als “Karnickel” diffamiert. Kinder großzuziehen ist in Deutschland nicht “in” ; im Vergleich zu anderen europäischen Ländern stehen wir in Bezug auf Familienförderung schlecht da. Entsprechend hat die Durchschnittsfamilie “1,4 Kinder” , Tendenz fallend.
Aufgrund dieser Tatsachen sind Eltern, vor allem aber Mütter, der besonderen Beobachtung und Kritik ausgesetzt und haben es schwer, den unterschiedlichen Anforderungen ihrer Umgebung Rechnung zu tragen: Eine gute Mutter opfert sich auf – soll aber gleichzeitig chic aussehen und auf sich achten. Kinder sollen möglichst keinen Lärm machen, also weder schreien noch toben, es sollen ihnen aber vielfältige Bewegungsangebote gemacht werden. Kinder sollen gefördert werden, dürfen aber möglichst nichts kosten; sie sollen gesund sein, müssen aber in ungesunder Umgebung und mit belasteten Nahrungsmitteln aufwachsen. Väter sollen sich an der Erziehung beteiligen, sind aber oft gleichgültig, nicht mehr vorhanden oder sogar kinderfeindlich eingestellt.
Wer sich als Mutter mit Stress und Überlastung auseinandersetzt, sollte als Erstes überprüfen, inwieweit die Anstrengungen des Alltags durch die zahlreichen “man müsste…” und “du solltest…” verstärkt werden. Stress beginnt in meinem Inneren. Überprüfen Sie einmal eine Situation, die sehr anstrengend war:
- Was genau ist geschehen?
- Welche Gedanken und “Filme” hatte ich dabei innerlich?
- Was hätte ich verändern können?
Beispiel:
- Leonie wollte sich die Schuhe allein anziehen. Es klappte aber nicht. Ich habe ihr geholfen, weil wir schon spät daran waren. Das machte sie wütend.
- Ich habe an das Gesicht von Moni gedacht, was sie gemacht hätte, wenn ich schon wieder zu spät gekommen wäre. Ich habe an meine Mutter gedacht, die meint, ich würde Leonie nicht genug Grenzen setzen. Peter ist auch der Meinung. Das alles brachte mich zur Weißglut.
- Ich hätte Leonie die Schuhe früher geben können. Ich hätte mir sagen können: “Ich darf zu spät kommen” . Ich hätte mir klarmachen können, dass ich als Mutter gut genug bin und als Mensch auch mal ungeduldig werden darf. Ich hätte mir sagen können: Ich bin in Ordnung, auch wenn andere mich kritisieren.
Meine erste Anregung im Umgang mit Belastung ist daher:
1. Akzeptieren Sie die Situation
“Ja, was soll ich denn sonst tun?” werden Sie jetzt vielleicht fragen. Wenn Sie sich selbst prüfen, stellen Sie wahrscheinlich fest, dass Sie geneigt sind, innerlich dagegen an zu kämpfen: Warum habe ich so ein eigenwilliges Kind und kein ruhiges? Warum bin ich nicht berufstätig? Oder: Warum bin ich auch noch berufstätig? Warum unterstützt mich keiner? Etc., etc. Im Moment ist die Situation aber wie sie ist – und der Kampf dagegen macht sie noch anstrengender.
Die Situation zu akzeptieren, bedeutet nicht, sich resigniert damit abzufinden. Es tut gut, Visionen zu haben, Wünsche zu entdecken, nach Hilfe zu rufen und sich Verbesserungsvorschläge zu holen oder selber auszudenken. In der anstrengenden Situation selber hilft das jedoch alles nicht weiter. Sagen Sie einfach ja. Ja – ich bin im Stress und ich kann es zurzeit nicht ändern. Es ist, wie es ist.
2. Akzeptieren Sie sich selbst
Als Mensch und als Mutter sind Sie immer in Ordnung. Wir machen alle Fehler und verhalten uns oft so, wie wir es eigentlich nicht wollten. Das gehört zum Menschsein dazu. Jesper Juul unterscheidet Schuldgefühl und Schuldbewusstsein. Schuldgefühle sind diffus und bringen uns nicht weiter. Schuldbewusstsein aber sagt mir, dass ich etwas falsch gemacht habe, und dafür kann ich mich entschuldigen. Nach zehn Minuten, zehn Stunden, zehn Tagen oder zehn Jahren. Indem ich mir bewusst mache, was ich zukünftig anders machen möchte, lerne ich und wachse an meinen Aufgaben.
Wenn Sie ein Verhalten, das Sie stört, an sich entdeckt haben, schreiben Sie es auf eine Karte – und zwar positiv formuliert. Beispiel: Es stört Sie, dass Sie Ihren Sohn angebrüllt haben. Schreiben Sie auf eine Karte: Ich möchte mit freundlicher Stimme reden. Oder: Ich möchte deutlich werden, indem ich Tim in die Augen schaue, ihn am Arm berühre und kurze klare Sätze spreche. Suchen Sie sich dann ein Symbol, das dieses neue Verhalten zum Ausdruck bringt: beispielsweise eine Blume, ein bestimmtes Bild, einen Cartoon oder ein glatter Stein. Hängen oder stellen Sie sich dieses Symbol mit Ihrem Merksatz an einen Ort, an dem Sie oft mit Ihrem Kind sind, z.B. in die Küche oder ins Bad.
3. Akzeptieren Sie Ihr Kind
Kinder können uns leicht zur Weißglut bringen, aber sie tun das in den allermeisten Fällen nicht, um uns zu ärgern, und oft sogar, um uns zu helfen oder auf etwas aufmerksam zu machen. Aus seiner Sicht handelt das Kind in bester Absicht. Wenn dieses Verhalten unsere Nerven strapaziert, liegt das meistens daran, dass wir andere Bedürfnisse haben als das Kind. Das ist ganz normal: Wenn zwei Menschen zusammenleben, kommen unterschiedliche Bedürfnisse zum Tragen.
Ist der eine Mensch noch sehr klein und voll und ganz auf uns angewiesen, kommen seine Bedürfnisse an erster Stelle. Wir wissen aus der Säuglingsforschung, dass Kinder besser gedeihen, wenn man ihre Bedürfnisse feinfühlig und prompt erfüllt. Sie entwickeln Urvertrauen und Intelligenz, wenn wir sie zuverlässig versorgen und unterstützen. Wenn sie erfahren haben, dass wir dies unbedingt und zuverlässig tun, werden sie uns mit unseren Bedürfnissen eher akzeptieren. So kann ein zweijähriges Kind schon seine Mama streicheln, weil es bemerkt, wie erschöpft sie ist. Je mehr es uns gelingt, unser Kind in seinem Sosein zu akzeptieren, um so eher wird es mit zunehmendem Alter auch uns akzeptieren und uns Pausen gönnen.
Wenn es am Verhalten Ihres Kindes etwas gibt, was Sie schwer akzeptieren können, reden Sie mit jemandem darüber und hören Sie sich seine Sichtweise an. Jedes Verhalten kann positiv oder negativ gesehen werden; in jedem Problem liegt ein Geschenk: Ein Kind, das trödelt, ist vielleicht sehr phantasievoll oder gründlich, ein unruhiges Kind ist sehr lebendig und einfallsreich, ein Kind, das schreit, hat Durchsetzungsvermögen, und ein Kind, das alles wissen will, wird mit Sicherheit besonders intelligent. Für das Zusammenleben gilt: Je mehr wir unser Kind mit seinen einzigartigen Eigenschaften akzeptieren, desto harmonischer gestaltet sich unser Leben.
4. Gönnen Sie sich eine Pause
Jeder Säugling schläft irgendwann – und gerade wenn Sie im Stress sind, sollten Sie diese Pause für sich nutzen. Legen Sie sich hin oder gehen Sie einer ruhigen Beschäftigung nach, die Sie mögen: Sie können z.B. lesen, ein Bad nehmen, eine handwerkliche oder künstlerische Tätigkeit ausführen, also stricken, malen, tanzen, schreiben… Schalten Sie nicht den Fernseher ein, denn das entspannt nicht wirklich. Alles, was Sie mit Liebe und Ihren Händen tun, bringt Sie zu Ihrer Mitte zurück.
Viele Frauen sind versucht, die Schlafpause für den Haushalt zu nutzen. Das ist natürlich Ihre Entscheidung. Überprüfen Sie, was Ihnen wirklich wichtig ist, und entscheiden Sie nach Ihrem Herzen. Wenn Ihr Kind älter wird und tagsüber nicht mehr schläft oder wenn Sie zwei Kinder haben, führen Sie eine “stille Stunde” ein. Anfangs wird diese vielleicht nur 15 Minuten dauern, aber das ist besser als nichts. Erklären Sie Ihren Kindern, dass Sie eine Pause brauchen und nicht gestört werden wollen. Bleiben Sie konsequent dabei, und nach und nach werden Ihre Kinder das akzeptieren – besonders dann, wenn Sie anschließend wieder bewusst auf sie zugehen und ein gemeinsames Spiel oder etwas anderes Schönes anbieten.
Lassen Sie sich von niemand unter Druck setzen! Eine entspannte Mutter ist das Beste, was Sie Ihrer Familie bieten können. Wenn Sie abends die Müdigkeit übermannt, gehen Sie einfach ins Bett! Dazu schrieb ein engagierter Vater unter der Überschrift “Was Kinderlose nicht wissen” : “Sie wissen nicht, wie es ist, an einem Sonnabend schon um 19.45 Uhr ins Bett zu gehen” (Schlenz 2003b, S. 85). Der Satz “Ich darf mir eine Pause gönnen!” sollte in Ihrem Kopf einen festen Platz haben. Sie können eine Mutter-Kind-Kur beantragen oder sich einfach nur für eine Stunde frei nehmen, indem Sie den Vater Ihres Kindes engagieren oder seine Großeltern. Suchen Sie sich Freunde, die bereit sind, ab und zu etwas mit Ihren Kindern zu unternehmen! Eine sehr gute Idee finde ich, mit einem befreundeten Elternpaar ab und zu ein kinderfreies Wochenende zu organisieren. Etwa im Kindergartenalter können Kinder auch mal woanders schlafen – am liebsten bei ihren besten Freunden. Und wenn die Eltern auch noch Ihre Freunde sind, können Sie sich abwechseln: mal alle Kinder zu uns und mal zu euch.
5. Schaffen Sie sich einen Krisenplatz
Es gibt Situationen und Phasen, die man einfach nur überleben kann – beispielsweise wenn Brechdurchfall ausgebrochen ist, ein Kind gerade seinen Willen entdeckt hat oder schrille Schreie ausprobiert. Schaffen Sie sich deshalb in Ihrer Wohnung einen Ort, an dem Sie kurz innehalten und entspannen können. Nehmen Sie sich Zeit dafür. Ein Sessel oder Sofa wäre schön. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Blick auf etwas Schönes fällt: ein Bild, ein Baum vor dem Fenster, frische Blumen oder ein kleines Tischchen, auf das Sie Ihre Lieblingssachen stellen (Letzteres allerdings nicht, wenn Ihr Kind gerade in der “Abräumphase” ist).
Wenn Sie nicht mehr weiter wissen, können Sie immer noch eins tun: tief ausatmen. Das tiefe Ausatmen senkt den Blutdruck und sorgt für Entspannung. Atmen Sie dreimal tief aus, und wenn Ihnen danach zumute ist und Ihre intoleranten Untermieter gerade nicht zu Hause sind: stampfen Sie mit dem Fuß auf oder boxen Sie in die Luft! Schauen Sie dabei auf etwas Schönes und tun Sie nichts weiter, als Ihre Gefühle wahrzunehmen und zu atmen.
Wenn Ihre Wohnung zu beengt ist oder Sie sonst keinen Raum finden: Gestalten Sie sich im Bad eine Ecke ganz bewusst zum Krisenplatz und schließen Sie sich dort ein, wenn nichts mehr geht.
6. Treiben Sie Sport oder belegen Sie einen Entspannungskurs
Wie wir an Kinder beobachten können, haben Menschen ein unterschiedliches Energieniveau. Gerade energiegeladene Mütter, die viel Power haben, aber auch schnell wütend werden, benötigen einen körperlichen Ausgleich: Joggen, Radfahren, Schwimmen, Umgraben und alle sportlichen Aktivitäten helfen, Stress abzubauen und den Körper zu harmonisieren. Suchen Sie sich das aus, was Ihnen Spaß macht! Auf diese Weise kommen Sie auch mal wieder unter Menschen. Und für die ruhigeren Typen gibt es Yoga, Tai Chi oder andere Entspannungskurse, die helfen, zur Ruhe zu kommen und sich auf das Wesentliche zu besinnen.
Viele sportliche Aktivitäten können Sie auch gemeinsam mit Ihren Kindern ausüben, z.B. Radfahren (mit Kindersitz) oder Schwimmen. Sport hilft nicht nur, sich zu entspannen und körperlich zu harmonisieren. Er fördert auch die Intelligenz Ihrer Kinder und hilft ihnen, gesund zu bleiben.
7. Richten Sie sich ein Humorregal ein
Humor entschärft jede Situation. Leider vergessen wir das meistens in Stressphasen. Deshalb empfehle ich ein Humorregal, in dem Sie, bei Bedarf, komische Gegenstände wie magische Wackeleier, Pappnasen, rollende Augen, knetbare Gummiköpfe, lustige Hüte, Bücher und Cartoons finden. Wenn Ihre Kinder schon älter sind, dürfen auch witzige Videos dabei sein. Die Bücher von Kester Schlenz (2003a, b) gehören für mich unbedingt dazu. Es gibt aber auch eine Menge witziger Romane, die von Müttern geschrieben wurden und die sehr anregend sind, das ganze von der komischen Seite her zu betrachten. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Buchhändler bzw. in der Stadtbücherei!
Haben Sie schon einmal ausprobiert, Ihren Kindern eine “Predigt” mit Hut zu halten oder ohne Worte, aber mit Pantomime zu schimpfen? (Beides ist allerdings erst für Kinder ab vier geeignet, kleinere bekommen Angst).
Und wenn Ihre Kinder noch ganz klein sind: Stellen Sie sich doch die Situation einmal mit Ihrem Lieblingskomiker vor oder übertreiben Sie das ganze innerlich, bis Sie lachen müssen.
8. Führen Sie Tagebuch
Papier ist geduldig und hilft uns, Ärger, Sorgen, Gedanken und Gefühle von der Seele zu schreiben. Denken Sie nicht lange nach, sondern schreiben Sie einfach auf, was Sie belastet. Schreiben ist heilsam, und weil es nur für Sie selbst ist, müssen Sie sich keine Sorgen um Stil oder Fehler machen. Es geht einfach darum, etwas loszuwerden! Erst viel später werden Sie über Ihre Texte lächeln können, aber auch froh sein, dass die Zeit hinter Ihnen liegt, und stolz auf das, was Sie geleistet haben. Es wird Sie beeindrucken, wenn Sie zu Papier bringen, was genau Sie an einem bestimmten Tag alles getan haben.
Vielleicht haben Sie auch Lust, sich für die schönen und glücklicheren Momente ein besonders Buch anzulegen. Dorthinein gehören die Beobachtungen über die Entwicklung und Erfolge Ihrer Kinder, Worterfindungen und Aussprüche und vielleicht auch besondere Fotos.
9. Singen kann jeder
Musik hat einen positiven Einfluss auf das menschliche Gehirn, verändert unsere Gefühle und kann uns entspannen oder aufmuntern. Wer zu Hause regelmäßig singt, baut Stress ab und fördert gleichzeitig die gesamte Entwicklung seines Kindes. Kinderlieder, Schlaflieder, aber auch Ihre Lieblingslieder dürfen ruhig ein bisschen “schräg” gesungen werden. Ihr Kind stört das nicht!
Wer selber ein Instrument spielt, weiß, wie entspannend das ist. Ruhige klassische Musik verändert die Stimmung an hektischen Tagen. Sie dürfen sich aber auch Ihre Wut “abtanzen” , indem Sie sich zu Ihrer Musik bewegen. Babys und Kleinkinder müssen aber vor lauter Musik geschützt werden. Ruhige sanfte Klänge fördern den Schlaf und das Wohlbefinden.
10. Suchen Sie sich Helfer und nehmen Sie Hilfe an
Ein afrikanisches Sprichwort sagt: “Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.” Das ist unbedingt richtig. Auch wenn Sie nicht der Kirche angehören, können Sie sich “Paten” für Ihr Kind suchen und diese auch ganz konkret um Hilfe bitten. Bedenken Sie, dass es für andere Menschen wohltuend ist, wenn Sie ihnen das Gefühl geben, gebraucht zu werden. Reden Sie mit den Müttern, die Sie bei der Rückbildungsgymnastik oder im Krankenhaus kennen gelernt haben. Geben Sie eine Anzeige auf, wenn Sie andere Mütter oder Ersatzgroßeltern suchen. Legen Sie sich eine Liste an von Menschen, die Sie kennen und mögen und hängen Sie diese in die Nähe des Telefons. Scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten – Sie haben es verdient!
11. Vergessen Sie nicht, dankbar zu sein
Die Kraft der Dankbarkeit ist eine Quelle der Entspannung und des Glücks. Es ist ganz natürlich, dass wir uns in Stressphasen voll auf unsere Probleme konzentrieren. Heilsam ist es aber nicht. Wenn Sie sich einmal die gedankliche Mühe machen, aufzuzählen, was bei Ihnen gerade alles in Ordnung ist und wofür Sie dankbar sein können, werden Sie wahrscheinlich überrascht sein. Vergessen Sie nicht, Kleinigkeiten zu berücksichtigen, beispielsweise, dass der Toaster funktioniert. Würden Sie sich nicht schrecklich ärgern, wenn das nicht der Fall wäre?
Eine kleine Verletzung am Finger macht uns deutlich, wie dankbar wir für heile Hände sein müssen, und die Katastrophe einer defekten Waschmaschine zeigt uns den Wert unserer üblichen Haushaltsgegenstände. Erst wenn unsere Kinder erkranken, sind wir für ihre Gesundheit dankbar, und erst wenn sie das Haus verlassen, wird uns klar, was für eine wunderbare, lebendige gemeinsame Zeit wir hatten. “Dankbarkeit ist die Wachsamkeit der Seele gegen die Kräfte der Zerstörung” , heißt es in einem Spruch. Es lohnt sich, täglich zu überprüfen, was uns gegeben ist.
12. Dir selber zulächeln
Halten Sie mehrmals am Tag inne und beobachten Sie, was gerade ist. Wie geht es Ihnen? Was denken Sie? Welche Gefühle bemerken Sie? Atmen Sie aus, bis keine Luft mehr kommt, und stellen Sie sich etwas Schönes vor oder schauen Sie etwas Niedliches an, wenn es gerade da ist, z.B. Ihr schlafendes Kind. Lächeln Sie und schenken Sie dieses Lächeln dann sich selbst. Sagen Sie ja zu sich, zu allen Fehlern und Schwächen. Sie sind ein Mensch und Sie sind in Ordnung – so, wie Sie sind. Sie müssen nicht perfekt sein! Lassen Sie dieses Lächeln sich ausbreiten, über Ihren ganzen Körper. Schenken Sie jedem Körperteil ein Lächeln, besonders aber Ihrem Herzen und Ihren Händen. Vielleicht können Sie dieses Lächeln über Ihren Körper hinaus in die Stube schicken, in Ihre Wohnung und vielleicht noch darüber hinaus. Lächeln Sie sich selber zu – Sie haben es verdient!
Literatur
- Gisela Preuschoff (2002): Kraft tanken, Energiequellen für gestresste Mütter, München, Beust
- Kester Schlenz, Mensch (2003): Papa! Vater werden – Das letzte Abenteuer. Ein Mann erzählt, München, Mosaik
- Kester Schlenz, Bleib locker (2003): Papa! Vater sein – Das Abenteuer geht weiter. Ein Mann erzählt, München, Mosaik
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Erstellt am 28. November 2003, zuletzt geändert am 18. Februar 2010