Umgang mit Geld – aus psychologischer Sicht

Dr. Ulla Sebastian
 

An Geldfragen zerbrechen nicht nur Freundschaften, sondern allzu oft auch die Liebe. Dabei geht es oft gar nicht um die Scheine und Münzen, sondern hinter Geld verbergen sich grundlegende Bedürfnisse nach Sicherheit, Freiheit, Liebe und Anerkennung oder Erfolg, Leistung und sozialer Status. Die Einstellungen zu Geld werden in der Kindheit durch die Familie und das Umfeld geprägt. Wenn zwei Menschen eine Paarbeziehung eingehen, ist es daher wichtig, sich über die unterschiedlichen inneren Landkarten zu Geld klar zu werden und Vereinbarungen über die Verwendung des Geldes, persönliche Freiheiten und fairen Austausch zu treffen.

Immer Ärger um das liebe Geld

“Wenn´s um Geld geht, hört die Freundschaft auf” , sagt der Volksmund. Umfragen belegen, dass an Geldfragen nicht nur Freundschaften, sondern allzu oft auch die Liebe zerbricht. Nach Eifersucht ist Geld das Thema, um das am meisten gestritten wird.

Bei jedem dritten Paar meinen die Partner, dass der andere das Geld für die falschen Dinge ausgibt. In jedem vierten Paar hält der eine den anderen für einen Verschwender, und bei jedem fünften Paar kracht´s, weil zu wenig Geld da ist.

Dabei stehen hinter dem Krach oft ganz andere Motive, die über Geld ausgetragen werden. Geld ist nämlich viel mehr als die Scheine und Münzen, die die Ladentheke beim Einkauf wechseln, die Kreditkarte oder die Summe auf dem Konto. Geld dient als

  • Garant für Sicherheit,
  • Ersatz oder Mittel für Liebe, Anerkennung und Glück,
  • Maßstab für Erfolg, Leistung und sozialen Status sowie als
  • Inbegriff für Freiheit und Unabhängigkeit.

Klare Vereinbarungen

Die Qualität einer Partnerschaft zeigt sich daran, wie beide mit dem Geld umgehen. Wenn Sie noch am Anfang einer Partnerschaft stehen, schaffen Sie von vornherein klare Verhältnisse. Die Liebe und der gute Wille am Anfang sind eine gute Basis, um den Sprengstoff zu entschärfen, der in diesem Thema liegt. Viele Partner spüren ihn und würden ihn am liebsten umgehen.

Am Anfang einer Beziehung ist es klar, was wem gehört. Erstellen Sie ein Inventar über Ihr Vermögen und Ihre Wertsachen. Sollte es später einmal zum Streit oder gar zu einer Trennung kommen, ersparen Sie sich damit viele unnötige Reibereien.

Als nächstes ist es wichtig, sich darauf zu einigen, wie Sie mit den gemeinsam erworbenen Gütern verfahren wollen. Sie können vertraglich eine Gütertrennung vereinbaren, d.h., dass jedem das gehört, was er erwirbt. Oder Sie können sich auf eine Gütergemeinschaft verständigen. Im diesem Falle wird bei einer späteren Trennung das Erworbene je zur Hälfte auf die beiden Partner verteilt.

Welche Variante Sie bevorzugen, hängt u.a. davon ab, wie viel jeder an Einkommen und Vermögen in die Beziehung hineinbringt – und wie realistisch Sie sich mit der Frage auseinandersetzen, dass das gute Einvernehmen durch die Anforderungen des Alltags Schaden nehmen kann. In der Phase der Verliebtheit schiebt jeder gerne diese Frage weit von sich, auch weil der andere dies als mangelndes Vertrauen in die eigene Liebe und die gemeinsame Zukunft ansehen könnte. Doch gerade das ist der Zeitpunkt, an dem Sie sich noch am ehesten über solche kniffligen Fragen verständigen können. Wenn es erst einmal kriselt, werden aus Geldfragen schnell Machtfragen.

Finanzielle Freiheit

Ob Doppelverdiener oder Partnerschaft mit Alleinverdiener – am besten ist es, wenn Sie drei Konten einrichten: dein, mein und unser Konto. Für die eigene Würde und den eigenen Selbstwert ist es notwendig, dass jeder über eigenes Geld nach eigenem Gutdünken verfügen kann. Wenn Sie als Frau um jeden Pullover betteln müssen, ist der Konflikt vorprogrammiert. Und auch wenn, im selteneren Falle, Sie als Mann Ihre Partnerin nicht einmal zum Essen einladen können, ohne vorher um Geld zu fragen, werden Sie diese Geste nicht genießen können. Größere Ausgaben wie Auto, Möbel oder Computer sollten Sie allerdings gemeinsam besprechen.

Fairer Austausch

Wenn beide Partner gleich viel verdienen, ist die Einrichtung von drei Konten einfach zu lösen. Vermutlich verfügen Sie in diesem Fall bereits über ein eigenes Konto, und Sie brauchen nur ein drittes einzurichten für die gemeinsamen Ausgaben, auf das jeder die gleiche Summe Geldes einzahlt.

Schwieriger wird es, wenn die Vermögens- oder Einkommensverhältnisse sehr unterschiedlich sind. In der Regel verdienen Frauen, selbst wenn sie berufstätig sind, auch heute noch ein Drittel weniger als Männer. Obgleich heute Frauen per Gesetz die gleichen Ausbildungs- und Berufschancen zugesprochen werden, können sie diese im Beruf nicht ohne weiteres verwirklichen. Sie sind ja weiterhin für die Kinder und den Haushalt zuständig und müssen mit dieser Doppelbelastung umgehen. In der inneren Wirklichkeit braucht es noch länger, das Selbstbewusstsein und die innere Stärke aufzubauen, um die heutigen Ausbildungs- und Berufschancen als selbstverständlich anzunehmen. Um hier einen fairen Austausch zu erzielen, sollten Sie für Ihren gemeinsamen Lebensstandard ein Niveau wählen, das der Einkommenssituation der Frau Rechnung trägt und von ihr gut leistbar ist. Die Halbe-Halbe-Lösung als Verteilungsschlüssel für das gemeinsame Konto wäre hier fehl am Platz.

Viele Frauen geben ihren Beruf während der ersten Lebensjahre des Kindes oder der gesamten Zeit der Kinderbetreuung auf und widmen sich ganz der Familie und dem Haushalt. In diesen Fällen ist es wichtig, sich über den Wert dieser Arbeit zu verständigen. In unserer Kultur wird das, was Einkommen erzielt, höher bewertet als die Dienstleistungen, die Frauen traditionell erbringen. Um diese Ungleichbehandlung einzuebnen, ist es am besten, wenn Sie sich über ein Gehalt für die Arbeit der Haushaltsführung und Kindererziehung verständigen, was dem Einkommen des Alleinverdieners und dem gemeinsamen Lebensstandard entspricht, und der Partner dieses Gehalt monatlich auf das Konto seiner Frau überweist.

Nehmen Sie sich Zeit für diese Diskussion. Aus der traditionellen Frauenrolle heraus gehen Frauen eher als Männer davon aus, dass ihnen nicht viel Geld zusteht. Von daher trauen sie sich oft nicht zu, klare Vereinbarungen zu erzielen, die den Wert beider Seiten honorieren. Vielleicht kennen Sie das Problem aus eigener Erfahrung. Sie spüren genau, dass der Austausch nicht stimmt, doch Sie sprechen es nicht an – es ist Ihnen peinlich, und Sie fühlen sich schuldig oder dumm. Im Nachhinein ärgern Sie sich oder sind frustriert, dass Sie in dieser Situation Ihre Interessen nicht wahrgenommen haben.

Vielleicht meinen Sie auch, dass Sie kein gutes Gespür haben für das, was in einer finanziellen Transaktion angemessen ist. Sie sind sich nicht sicher, was Sie für Ihre Leistungen erwarten können und stellen Ihr Licht unter den Scheffel, um Konfrontationen zu vermeiden. Oder aber Sie stellen übertriebene Forderungen, um die Benachteiligung auszugleichen, und bürden damit Ihrem Partner etwas auf, was er nicht zu vertreten hat. Wenn Sie sich beide über diese traditionell vermittelten Einstellungen klar sind, haben Sie eine gute Chance, eine Regelung zu finden, die das verfügbare Einkommen, die Arbeitsleistung beider und Ihren Lebensstandard angemessen würdigt.

Haushaltsbudget

Wie viel für jeden persönlich übrig bleibt, hängt davon ab, was Sie an gemeinsamen notwendigen Ausgaben vereinbaren. Da sich Bedürfnisse ändern, sollten Sie einmal im Jahr eine Budgetdiskussion führen und Ihre Ausgaben dem Bedarf angleichen.

Besprechen Sie zunächst, was jeder an grundlegenden Bedürfnissen hat. Für den einen kann ein Haus oder die Altersversorgung Priorität haben, während der andere sich lieber eine High-Tech-Ausstattung zulegen oder in exotische Länder reisen möchte. Über persönliche Vorlieben kann man nicht streiten. Sie sind nur schwer veränderbar. Allerdings müssen Sie nach Ihrer Einkommenssituation und Lebenslage festlegen, was die gemeinsamen Prioritäten sind. Stellen Sie sicher, dass keiner von Ihnen dabei das Gefühl hat, dass er alleine große Opfer bringt.

Beginnen Sie damit, dass Sie alle Ausgaben notieren, die Sie im letzten Jahr getätigt haben. Wenn Sie darüber nicht Buch geführt haben, gehen Sie Ihre Kontoauszüge, Rechnungen und Kreditkartenbelege durch. Legen Sie fest, welche Kosten vom gemeinsamen Konto bestritten werden und welche privat zu zahlen sind. Stellen Sie sicher, dass die geplanten Ausgaben das zur Verfügung stehende Geld nicht überschreiten.

Wie viel Sie für zukünftige Projekte auf die Seite legen, hängt von dem verfügbaren Einkommen und Ihren langfristigen Prioritäten ab. Schauen Sie, wo Sie übereinstimmen. Wenn Sie Kinder möchten oder haben, sind Ausgaben dafür zwingender als für große Reisen und gehören in das gemeinsame Budget. Auch ein Haus erfordert gemeinsame langfristige Planungen, während Sie die Absicherung der Altersversorgung möglicherweise unterschiedlich bewerten und jeder privat dafür Sorge trägt.

Da Frauen die Anlage des Geldes traditionell dem Mann überlassen, sei Ihnen geraten, sich kundig machen, wenn Sie sich für eine getrennte Altersversorgung entscheiden. Bedenken Sie: Frauen, die nicht erwerbstätig waren und über ihren Ehemann versichert sind, bekommen nach dem Tod des Mannes im Schnitt weniger Rente als ihre Ehemänner beim Tod der Frau. Und selbst, wenn sie erwerbstätig waren, lagen ihre Löhne oft unter denen ihrer männlichen Arbeitskollegen. Sie hatten mehr Ausfallzeiten, mehr Halbtagsjobs oder übten Tätigkeiten ohne Rentenversicherung aus wie beispielsweise Putzdienste. All diese Faktoren wirken sich später auf die Rente aus.

Frauen, die ihr Geld längerfristig anlegen, sind nach neueren Untersuchungen dagegen erfolgreicher als Männer. Sie zögern länger, informieren sich genauer und treffen dann bessere Entscheidungen.

Ausgabensteuerung

Wenn Sie sich über die grundlegenden Ausgaben geeinigt haben, geht es darum, das Budget auch einzuhalten. Dazu empfiehlt sich immer noch das gute alte Haushaltsbuch, auch wenn es heutzutage aus der Mode gekommen ist. Wenn Sie gerne am Computer arbeiten, finden Sie auch dafür geeignete Software.

Viele Menschen verbinden mit dem genauen Aufschreiben Einschränkungen oder gar die Qual, jeden Pfennig umdrehen zu müssen. Dagegen suggeriert das Kleingeld in der Tasche und die EC-Karte im Portemonnaie das Gefühl der Freiheit, sich jeden Wunsch erfüllen zu können. Doch lassen Sie sich nicht täuschen. Dieses Gefühl der Freiheit ist trügerisch. Wenn Sie nicht Ihren Verstand einschalten und genau überprüfen, ob das Geld dahin fließt, wo Sie es gerne hätten, werden Sie sich nach kurzer Zeit wundern, warum es Ihnen nicht gelingt, Ihr Budget einzuhalten.

Wenn Sie bislang kein Haushaltsbuch geführt haben, liegt Ihre erste Herausforderung darin, mindestens drei Monate lang diszipliniert jede Ausgabe aufzuschreiben, so dass Sie einen Querschnitt darüber erhalten, wie viel Geld Sie für die einzelnen Bereiche ausgeben und ob Sie Ihren Haushaltsplan einhalten. Erst dann können Sie Korrekturen an Ihrem Budget oder Ihren Gewohnheiten, Geld auszugeben, vorzunehmen. Wenn Sie dazu tendieren, Ihr Budget zu überschreiten, werfen Sie einen Blick in den Artikel zur Schuldenfalle.

Die Macht der Gedanken

Hinter Konflikten um Geld verbergen sich meist unterschiedliche Überzeugungen, Gefühle und Verhaltensweisen. Gedanken haben Macht – mehr als das Geld im Portemonnaie oder auf dem Bankkonto. Ob Sie genug Geld haben, hat nur begrenzt mit der Summe zu tun, die Ihnen zur Verfügung steht. Arm und reich bezeichnen die Diskrepanz zwischen den Erwartungen und der materiellen Wirklichkeit. Die Werbung kultiviert die Unmäßigkeit der Bedürfnisse. Von daher gibt es viele unzufriedene Menschen, die, gemessen an diesen Erwartungen, nie genug haben – im Vergleich zu den meisten Menschen dieser Erde aber im Überfluss leben.

Wenn Sie denken, dass Sie nie genug Geld haben, neigen Sie dazu, diese Situation immer wieder herzustellen – ganz gleich, wie hoch die Summe ist, über die Sie objektiv verfügen. Bei solch einer Grundhaltung steigen mit dem Einkommen auch die Ausgaben, so dass die Diskrepanz bestehen bleibt. Wenn Sie dagegen überzeugt sind, dass Sie immer genug Geld haben, ziehen Sie den Fluss des Geldes an – sei es, dass Sie Ihr Einkommen erhöhen, Ihre Ausgaben begrenzen oder beides zugleich tun.

Bei vielen Ehepartnern ist die Haltung zu Geld widersprüchlich. Das, was Sie über Geld denken, hat mit dem zu tun, was Sie in Ihrer Familie über Geld gelernt haben. Und was Sie über Geld gelernt haben, ist vermutlich nicht das, was Ihr Partner darüber gelernt hat. Ob Sie Ihren Partner als sparsam oder geizig, als großzügig oder verschwenderisch ansehen, hat mindestens so viel mit Ihrer inneren Landkarte zu tun wie mit dem Verhalten Ihres Partners.

Wir alle orientieren uns im Leben mithilfe solcher inneren Landkarten. Wenn Sie Ihren Partner wirklich begreifen wollen, nutzt es wenig, mit ihm über die Berechtigung seiner Landkarte zu diskutieren. Bemühen Sie sich zu verstehen, wie seine oder ihre Landkarte aussieht. Wenn Ihre Geldwegweiser sehr unterschiedlich sind, ist es sehr empfehlenswert, eine gemeinsame neue Landkarte zu erstellen, die sich auf Ihre gemeinsamen Ausgaben und langfristigen Prioritäten bezieht. Sonst laufen Sie Gefahr, sich immer wieder an denselben Punkten zu reiben.

Die Macht der Gefühle

Einstellungen zu Geld werden oft von starken Gefühlen geprägt, und diese Gefühle sind nicht über Diskussionen veränderbar. Dazu sind solche Gefühle zu tief verankert.

Viele Menschen fühlen sich von der Macht des Geldes bedroht, dem sie dämonische Qualitäten zusprechen. Sie spüren die Verführungskraft, die dem Geld innewohnt, und befürchten, dass sie zu Handlungen verleitet werden könnten, die ihnen später leid täten. Oder sie fürchten, ihre Identität zu verlieren und zu einem Sklaven des Geldes zu werden.

Solche Ängste sind durchaus berechtigt. Sie brauchen nur in die Zeitung zu schauen, um herauszufinden, wie viele Menschen der Korruption erliegen, sich zum Machtmissbrauch verleiten oder von ihrem Besitz besetzen lassen. Geld ist ein mächtiges Symbol, dem viele Eigenschaften angedichtet werden, die tiefe Bedürfnisse in den Menschen wie solche nach Sicherheit, Anerkennung, sozialem Status, Luxus oder Freiheit ansprechen. Diese Macht ist kollektiver Natur und wird gespeist durch viele Jahrhunderte der Habsucht, persönlicher Bereicherung und Gewalt. Da wir alle Teil dieses Kollektivs sind und damit diese Tendenzen in uns tragen, ist es wichtig hinzuschauen, wie stark diese Motive in uns selbst sind und wie weit wir sie durch die Kraft unseres Willens und unserer höheren Werte neutralisieren können. Sonst besteht die Gefahr, von diesen niederen Motiven überwältigt zu werden.

Andere Ängste können sich darauf beziehen, aus dem Kreis der Freunde und Bekannten herauszufallen, wenn man plötzlich mehr Geld haben sollte als sie. Sie könnten ja einen dann so beneiden, wie man vielleicht selbst reiche Menschen beneidet. Oder Sie fühlen sich schuldig, dass Sie mehr haben als die anderen, oder sind unglücklich, dass Sie nicht alle Wünsche mit Ihrem Geld erfüllen können. Oder Sie fürchten die Kritik derer, die meinen, dass man für Geld hart arbeiten müsse, um es zu verdienen. Wenn Sie schlecht über Menschen mit Geld reden, müssen Sie auch befürchten, dass andere das gleiche tun, wenn Sie zu Geld kommen sollten.

Vielleicht fürchten Sie auch die Verantwortung, die mit Geld einhergeht? Plötzlich stehen Sie vor Fragen oder müssen Sie Entscheidungen treffen, die sich Ihnen vorher gar nicht gestellt haben. Wie und wofür wollen Sie Ihr Geld einsetzen? Welche Menschen und Projekte wollen Sie unterstützen? Wie gehen Sie mit Bittstellern um? Wo und wie finden Sie Experten, denen Sie Ihr Geld anvertrauen können?

Wozu brauchen Sie Geld?

Angesichts dieser Situation tut es gut, wenn Sie Ihr Verhältnis zu Geld überdenken. Auf der einen Seite können Sie ohne Geld in dieser Gesellschaft nicht existieren. Ohne Geld sind Menschen in unserer Kultur nicht nur materiell arm dran. Sie sind auch weitgehend vom sozialen und kulturellen Leben ausgeschlossen. Ohne Girokonto können Sie vielerorts weder eine Wohnung mieten noch ein Telefon anmelden.

Das Ausbleiben und Wegnehmen von Geld ist eine der größten Bedrohungen. Jeder Mensch braucht ein Minimum, um sich sicher zu fühlen. Dieses Minimum ist für jeden anders, auch wenn der Staat solch eine Untergrenze festgesetzt hat. Doch das, was genug ist, ist eben nicht nur eine objektive Größe, sondern hängt davon ab, wie weit Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen.

Gestalten Sie einmal einen Paar- oder Familienabend und fragen Sie nach dem, was Ihre Augen zum Leuchten bringt. Stellen Sie eine Liste zusammen mit all den Dingen, die Ihnen wichtig sind im Leben. Schauen Sie sich um an Ihrem Arbeitsplatz, in Ihrem Wohnbereich, Ihrer Familie und Ihrem Freundeskreis. Dann kreuzen Sie auf dieser Liste all die Dinge an, für die Sie Geld brauchen.

Sie werden vielleicht überrascht sein, wie viele Dinge es gibt, die Spaß machen und wenig kosten. Wir halten oft das, was gegeben ist, für selbstverständlich und konzentrieren unsere Aufmerksamkeit auf das, was fehlt. Wir geben uns oft nicht die Zeit, das zu würdigen, was wir erreicht haben. Wir eilen gleich weiter zum nächsten Ziel, der nächsten Erwartung, der nächsten Anforderung. Damit versagen wir uns die Anerkennung für unsere Leistung. Wenn wir unsere Leistung selbst nicht wertschätzen, bleibt die äußere Anerkennung ebenfalls aus.

Geld gibt uns die Freiheit und Unabhängigkeit, unser Potenzial in unserem eigenen Rhythmus zu entfalten und das zu tun, was unserem Leben Sinn und Fülle gibt. Fälschlicherweise verbinden viele Menschen mit Geld die Freiheit und Unabhängigkeit, die uns von den Medien vorgegaukelt werden: der Millionär oder Superstar, ausgestattet mit Rolex und Armani, der in attraktiver Gesellschaft im Luxusambiente Konfekt knabbert oder auf der Yacht in der Karibik seine Cocktails schlürft.

Freiheit erlangen Sie nur durch das, was Sie sich selbst erarbeitet haben. Freiheit ist ein innerer Prozess des Loslösens von Programmen, die Sie über familiäre und kulturelle Konditionierungen erworben haben und die Ihr Leben aus dem Unbewussten heraus bestimmen. Wenn Sie innerlich die Freiheit gewinnen, aus vollem Herzen JA zu Ihrem eigenen Wohlergehen und Wohlstand zu sagen, und die Bereitschaft kultivieren, diese Fragen gemeinsam anzugehen und zu bewältigen, haben Sie die besten Voraussetzungen für ein harmonisches Leben geschaffen, das Ihnen die Erfüllung wichtiger Bedürfnisse ermöglicht. Ihre Kinder werden es Ihnen danken, denn das, was Sie tagtäglich vorleben, ist das, was Ihre Kinder von Ihnen als “Erbschaft” mitnehmen.

Weiterführende Literatur

  • Sebastian, Ulla (2001): Geld oder die Kunst, aus dem Vollen zu schöpfen. Walter (nur noch hier erhältlich)
  • Sebastian, Ulla (2011): Prinzip Lebensfreude. 4. Aufl. BoD
  • Unverzagt, G: erlinde (2000): Liebe, Geld und Partnerschaft. Konflikte ums Geld und wie man sie lösen kann. Kreuz
  • Kirchler/Rodler/Hölzl (2000): Liebe, Geld und Alltag. Entscheidungen in engen Beziehungen. Hogrefe

Weitere Beiträge der Autorin hier in unserem Familienhandbuch

Autorin

Dr. Ulla Sebastian ist Psychologin, Therapeutin, Trainerin und Autorin.
Tel.: 02307/73545

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Erstellt am 23. August 2002, zuletzt geändert am 2. Juli 2015