Berufs- und Privatleben: Bessere Balance mit Sudoku-Kompetenz

Thomas Huber-Winter und Elisabeth Häni
Huber-winter Foto-150x150H _ni Foto

 

Die Balance von bezahlter und unbezahlter Arbeit und Freizeit ist eine dem Sudoku verwandte Aufgabe und kann mindestens so knifflig sein wie das beliebte Zahlenspiel. Ein Plädoyer für einen spielerischen Umgang mit 9 Handlungsfeldern für eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Das Sudoku-Fieber grassiert. Überall sind die Rätsel anzutreffen mit den 9 mal 9 Feldern, die alle mit den Zahlen von 1 bis 9 gefüllt werden wollen. Kein Feld darf leer ausgehen, keine Zahl zu oft erscheinen. Wird eine Zahl am falschen Ort gesetzt, fällt das ganze Zahlengleichgewicht zusammen. Alles muss beim Sudoku gleichberechtigt in Balance stehen, damit der Geist der Rätselnden zufrieden sein und ihr Körper sich entspannen kann.

Sudoku-Fans sind ganz auf die Herausforderung durch die Zahlenquadrate konzentriert – jedenfalls so lange ihnen die Aufgabe als lösbar erscheint und sie nicht überfordert. Sudoku-Fans können sich und ihre Umgebung vergessen und in einen Zustand geraten, den der bekannte Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi als „Flow“ bezeichnet. Sie sind in diesen Momenten glücklich, obwohl sie ihr Hirn zermartern – oder gerade deswegen!

Tägliche Herausforderung

Die Balance von Berufs- und Privatleben ist eine Herausforderung, die sich täglich neu stellt: Bezahlte und unbezahlte Arbeit ist zu leisten, ständige Weiterbildung wird erwartet – und Zeit zur Erholung sollte auch noch bleiben. Die Lösung dieser Aufgabe kann mindestens so knifflig sein wie ein teuflisches Sudoku.

Die Balance von Berufs- und Privatleben hat auch ihre 9 Handlungsfelder: Neben Beruf, Haushalt und persönlichen Bedürfnissen/Freizeit gilt es die Paarbeziehung, die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen und das Beziehungsnetz ausserhalb der Kernfamilie zu berücksichtigen. Hinzu kommen die finanzielle Sicherheit, das Zeitmanagement und immer mal wieder Unerwartetes. Wie beim Sudoku ist meist einiges vorgegeben. Vieles ist aber auch veränderbar, so dass oft mehr als eine Lösung möglich ist.

Ob das ganze System der 9 Felder im Gleichgewicht bleibt, hängt davon ab, wie erfahren wir sind und wann wir welchem Feld wie viel Zeit und Energie schenken. Bei Fehlern gerät das System in Schieflage, die Balance kann auf Dauer verloren gehen. Zuerst zeigt sich das oft nur in einem Feld, beispielsweise in der Erwerbsarbeit durch Überstunden. Rasch kann das aber übergreifen auf andere Felder – die Beziehung zur Partnerin, zum Partner wird frostig oder ein körperliches Leiden entzieht Ressourcen. Ist der Leidensdruck gross geworden, wird Hilfe bei entsprechenden Spezialistinnen und Spezialisten (Medizin, Paartherapie etc.) gesucht.

Spielkompetenz übertragen

Solche destabilisierenden Entwicklungen wären mit etwas Sudoku-Kompetenz oft zu vermeiden. Am Beispiel des Sudoku lässt sich erkennen, dass nicht allein das aktuelle Problem ins Auge gefasst, sondern immer die gesamte Balance betrachtet werden muss, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Eine Gesamtschau, die Zusammenhänge und Wechselwirkungen einbezieht, ist unverzichtbar. Der rasche Wechsel vom Einzelnen zum Gesamten, vom Detail zum Überblick kann beim Sudoku eingeübt werden.

Die Fachstelle UND unterstützt Männer und Frauen, diese Kompetenz in ihren Alltag zu übertragen – zum Beispiel mit einem Check-up zur Balance von Beruf, Familie/Privatleben und Freizeit. Mit diesem Check-up lässt sich spielend leicht erkennen, welche Felder stabil besetzt sind und bei welchen die Balance zu kippen droht. Es empfiehlt sich auch, einen Check-up zu zweit anzupacken, denn die eigene Einschätzung deckt sich nicht zwingend mit derjenigen der Partnerin oder des Partners. Wer regelmässig eine Gesamtschau vornimmt, kann frühzeitig eingreifen und sich vor Überlastungen besser schützen.

Autor und Co-Autorin

Thomas Huber-Winter, Fachpsychologe FSP für Berufs- und Laufbahnberatung, Vater zweier Kinder, teilt mit seiner Partnerin Familien- und Erwerbsarbeit. Er war viele Jahre Leiter und ist heute freier Mitarbeiter des Bereiches Privatpersonen der Fachstelle UND Familien- und Erwerbsarbeit für Männer und Frauen.

Elisabeth Häni, Fachlehrerin und Erwachsenenbildnerin, leitet seit rund 10 Jahren den Bereich Bildung bei der Fachstelle UND. Vorher initiierte und leitete sie ebenso lange ein Projekt zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Kanton Bern.

Die Fachstelle UND ist in der Schweiz das Kompetenzzentrum für die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit mit Kontaktstellen in Luzern, Bern, Basel und Zürich. Die Fachstelle berät und unterstützt Privatpersonen und Organisationen zu den Themen Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Aus-, Fort- und Weiterbildung, Schlüsselkompetenzen und Personalselektion, Sozialversicherungen, Kinderbetreuung und Angehörigenpflege. Sie bietet Betriebsanalysen an, die Firmen und Verwaltungen ermöglichen, ihren Status quo in Sachen Familienfreundlichkeit und Gleichstellung zu erheben. Seit 2008 vergibt die Fachstelle das Prädikat „Familie UND Beruf“ an Betriebe, die ihre Leistungen zielgerichtet optimieren. Daneben führt UND Bildungsangebote und praxisorientierte Projekte durch. Die Fachstelle UND wird vom gleichnamigen Verein getragen und primär mit Finanzhilfen nach dem Gleichstellungsgesetz sowie dem Verkauf von Dienstleistungen finanziert. Erstberatungen sind kostenlos.

Weitere Beiträge von Thomas Huber-Winter hier in unserem Familienhandbuch

Weitere Beiträge von Elisabeth Häni hier in unserem Familienhandbuch

Kontakt

Thomas Huber-Winter / Elisabeth Häni
Fachstelle UND
Familien- und Erwerbsarbeit für Männer und Frauen
Postfach 3417
CH-8021 Zürich
Tel.: 0041 44 462 71 23

E-Mail
Website

Erstellt und zuletzt geändert am 3. Juli 2013