Kreatives Zeitmanagement in der Familie – Damit der Spagat zwischen Kita, Konferenztisch und Kindergeburtstagen gelingt

Cordula Nussbaum
Cordula Nussbaum Locker Lach2 2013

Der Begriff „Work-Life-Balance“ ist in aller Munde, geistert in vielen Köpfen, taucht in allen Medien auf. Klingt herrlich, denn er impliziert etwas Geschmeidiges. Arbeit und Leben – und das alles im Gleichgewicht. Aber der Alltag sieht in den meisten Familien anders aus. Mütter und Väter reiben sich zwischen Kindern, Haushalt und Beruf auf und die eigenen Bedürfnisse stehen ganz, ganz weit hinten. Cordula Nussbaum hat sich dem Thema Harmonie und Gelassenheit im Familienalltag angenommen.

Welche „Typen“ leben in Ihrer Familie?

Haben Sie sich schon einmal bewusst gemacht, wie Ihre Familie eigentlich tickt? Jedes Familienmitglied geht mit seiner Zeit und seinen Aufgaben anders um. Das hat viel damit zu tun, ob wir von der rechen oder linken Gehirnhälfte dominiert sind. In der linken Hälfte findet das logische, analytische und strukturierte Denken statt, in der rechten das bildhafte, zwischenmenschliche, ideenreiche und spontane. Je nach Hirndominanz, „tickt“ jedes Familienmitglied eben anders. Rechtshirne Menschen leben spontan, haben tausend Ideen, sind kreativ, aber „verschwitzen“ auch mal einen Termin. Linkshirnige lieben die Ordnung und die klaren Strukturen, schätzen aber Ungeplantes wenig. Gibt es die unterschiedlichen Typen in Ihrer Familie? Dann können schon mal die Fetzen fliegen. Aber vielleicht üben Sie sich in Zukunft in Toleranz. Der Ordnungsliebhaber schraubt seine Erwartungen etwas herunter, und der vermeintliche „Chaot“ bemüht sich in Selbstorganisation. Die Stärken beider Typen können auch gezielt eingesetzt werden. Der Ordnungstyp kümmert sich beispielsweise um Geld und Finanzen, der Kreative Typ übernimmt die sozialen Kontakte und die Wochenendgestaltung.

Hier können Sie den kostenlosen Selbstcheck machen, zu welchem Typ Sie gehören.

Raus aus der Perfektionismus-Falle

Was haben Sie für einen Anspruch an sich selbst? Perfekte(r) Kolleg(in)e, stets aufgeräumte Wohnung, Tag und Nacht ein Ohr für die Wünsche der Kinder, amüsante(r) Partner(in) und Freund und immer nach der neuesten Mode gekleidet? Das kann nicht gut gehen. Wer Beruf- und Privatleben in Einklang bringen will, der darf Kompromisse eingehen. Um allen Anforderungen gerecht zu werden – und mit mehr Gelassenheit und Freude den Familienalltag zu managen – ist es wichtig, die eigenen Ansprüche herunterzuschrauben. Legen Sie gemeinsam Ziele fest, priorisieren Sie in „wichtig“ und „unwichtig“. Und der Abwasch kann auch mal in die Kategorie „später“ fallen, wenn ein gemeinsamer Schwimmbadbesuch dem eigenen Bewegungsapparat und dem Familienleben gut tut.

„Nein-Sagen“

Wer Prioritäten setzt, muss automatisch andere Dinge absagen. Doch ein „Nein“ kostet uns Überwindung. Wir muten uns in der Familie, bei Freunden und im Beruf Projekte zu, die uns nicht liegen und nehmen Termine wahr, die uns nichts bedeuten. Damit vergeuden wir jedoch wertvolle Lebenszeit und fressen unseren Frust darüber in uns rein. Ziehen Sie die Reißleine, bevor sich zu viel Groll in Ihnen aufstaut. Und die heißt „Nein-Sagen“:

Pufferzonen einplanen

Wer glaubt, mit einer noch besseren Organisation seinem Stress Einhalt gebieten zu können, der wird sich zusätzlich Stress aufhalsen. Denn zum einen ist der familiäre Alltag nur bedingt planbar (Kind erkrankt, Hausaufgaben müssen intensiv unterstützt werden, Stau auf dem Nachhauseweg). Zum anderen wachsen auch die Einflüsse von außen, durch den Job, das vielfältige Freizeit-Angebot und den damit verbundenen Zusatzpflichten (Kuchenbacken für Handball-Turnier, permanente Erreichbarkeit für den Chef, Fahrdienste für die Kinder).

Deshalb gilt das Motto: Plane und organisiere, was du gut planen kannst. Wichtig sind genügend Pufferzonen für Unvorhergesehenes und Spontanes. Es macht keinen Sinn, penible To-Do-Listen zu führen. Denn je länger diese werden, desto mehr wächst auch das schlechte Gewissen und die Unzufriedenheit.

Holen Sie sich den Gärtner

Wer übernimmt bei Ihnen welche Aufgaben? Sobald die Pflichten innerhalb der Familie aufgeteilt sind, lichtet sich der Aufgaben-Dschungel. Denn ab diesem Zeitpunkt sind Sie in der Lage, Verantwortung an andere abzugeben. Partner, Kinder und auch externe Hilfen wie Oma oder Leih-Oma, Haushalts- oder Nachhilfe können mitanpacken, damit das „Kleinunternehmen“ gut funktioniert.

Fazit

Zeitmanagement in der Familie bedeutet also nicht, noch mehr Aufgaben in den Tag reinzupressen und als Organisations-Genie in die Annalen der Familien-Geschichte einzugehen. Outsourcen, Toleranz üben, Aufgaben in der Familie delegieren, kleine Schritte wählen, zeitliche Puffer einplanen und ein konsequentes „Nein!“ zu Aufgaben, die nicht in das „Daily Business“ passen – das sind die wichtigsten Eckpfeiler auf dem Weg zu einem Familienleben, das Spaß macht und Ihnen und Ihren Kindern Energie schenkt.

Autorin

Cordula Nussbaum ist mehrfache Buchautorin und gefragte Vortragsrednerin. Stiftung Warentest kürte ihr Buch „Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? Zeitmanagement für kreative Chaoten“ zum Testsieger der aktuellen Zeitmanagement-Ratgeber. Seit über zehn Jahren unterstützt sie mit dem von ihr entwickelten Konzept des „kreativ-chaotischen Selbstmanagements“ Berufstätige und Familien darin, die eigenen Talente zu entdecken und für ein optimales Selbst- und Karriere-Management zu nutzen.

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Weiterführende Literatur

Familienalltag locker im GriffFamilienalltag
Abschied vom Hamsterrad – Wie das Familienleben entspannt gelingt”

Der ständige Spagat zwischen Kita und Konferenztisch, Kindergeburtstagen und Sportvereinen, Trotzanfällen und einem mehrköpfigen Familienhaushalt – kein Wunder, dass sich laut neuester Studien Hausfrauen und -männer stärker belastet fühlen als Manager von Unternehmen. Dabei könnten sie sich von diesen einiges abschauen, z.B. wie man Stressfallen und Zeiträuber erkennt, sich Freiräume schafft, lernt zu delegieren und sich vom Perfektionismus verabschiedet. All das zeigt Cordula Nussbaum in ihrem brand-aktuellen Ratgeber „Familienalltag locker im Griff“.

ISBN: 978-3-8338-2829-4
 

Erstellt am 6. Februar 2013, zuletzt geändert am 6. Februar 2013