Drei Arten von Anziehung: Sympathie, Liebe und Lust
Steve und Shaaron Biddulph
Jede Familiengründung beginnt damit, dass “er und sie” sich finden. Es ist die Anziehungskraft der Gegensätze, die die Initialzündung hervorruft und das Rad des Lebens in Gang setzt. Aber Anziehung ist ein komplexer Vorgang. Er vollzieht sich auf vielen Ebenen. Und diese zu verstehen, ist unerlässlich für ein glückliches Liebesleben.
Nicht alle Paare finden auf die gleiche Weise zueinander. Manche Paare begegnen sich auf geistiger Ebene. Sie finden die Ansichten des anderen originell, interessant oder anregend. Andere treffen sich spontan auf der Herzensebene; zärtliche und liebevolle Empfindungen stellen sich bei ihnen leicht ein. Und dann gibt es natürlich noch die sexuelle Anziehung, dieses aufregende Prickeln, das reine Lust ist. Zu allem Überfluss decken Ihre Gefühle sich nicht zwangsläufig mit denen Ihres “Objekts” . Sie können zum Beispiel jemanden lustvoll begehren, dem Sie lediglich sympathisch sind, oder Liebe empfinden für eine Person, in der Sie nur Lustgefühle wecken, und so weiter. Das ist schlüpfriges Terrain, besonders wenn man jung und unerfahren ist (oder in dieser Hinsicht alt und dumm!). Der verschiedenen Anziehungsebenen sollte man sich vor allem zu Beginn der Partnersuche und -wahl bewusst sein. Auch und insbesondere Teenager sollten diese drei Ebenen des Verlangens unterscheiden können und sich nicht schwarz für weiß vormachen. Sich selbst gut genug kennen, um Liebe von Lust und Sympathie von Liebe unterscheiden zu können, das ist die wirkliche Aufgabe sexueller Aufklärung und kann viele Probleme vermeiden helfen.
Es ist nicht einfach, jung zu sein, und manches lernt man nur durch Erfahrung. Erinnern Sie sich daran, welche Überwindung es Sie kostete, dem Mädchen (oder Jungen) Ihrer Träume endlich Ihre Liebe zu gestehen? Seine/ihre Freundlichkeit hatte Ihnen allen Anlass zur Hoffnung gegeben, und so hüpften Sie schließlich ins kalte Wasser und schütteten Ihr Herz aus. Zu Ihrem Entsetzen machte sie/er ein erschrockenes Gesicht, und dann folgten die verhängnisvollen Worte: “Ähm ja … nein … Ich find dich ja echt nett, aber …” Zum Glück ist die Hoffnung ein unversiegbarer Quell, sonst würden wir alle in Klöstern leben.
Welche Art von Anziehung auch immer anfänglich den Ausschlag gibt, eine lebendige Paarbeziehung wird über kurz oder lang alle drei beinhalten. Wenn Sympathie und Liebe und Lust harmonisch zusammenklingen, dann ist die Wirkung unvergesslich. In den ersten Jahren geschieht dies eher zufällig, und deshalb werden Sie zuweilen wie vom Donner gerührt sein und sich fragen, was Sie nun eigentlich richtig gemacht haben. Mit zunehmendem Alter werden Sie immer öfter Ihre eigene Märchenfee spielen können. Sie werden es immer besser verstehen, eine tief gehende Kommunikation herzustellen und aufrechtzuerhalten. Und damit wird Liebe sich für Sie vom glücklichen Zufall in eine Errungenschaft verwandeln, in ein Reservoir gemeinsamer Erfahrungen und Kenntnisse, aus dem Sie jederzeit schöpfen können.
Lassen Sie uns nun erkunden, wie diese drei Anziehungskräfte funktionieren – und was zu tun ist, wenn ihre Wirkung nachlässt. Selbst wenn Sie schon fünfzig Jahre verheiratet sind, werden Sie diesen Text mit Vergnügen lesen, sich erinnern und bewusst machen, welche Strecke Sie bereits zurückgelegt haben. Und wenn Sie ein Fünkchen jünger sind, dann helfen die folgenden Seiten Ihnen vielleicht sogar, Ihr Liebesleben kräftig auf Vordermann bzw. Vorderfrau zu bringen.
Wenn zwei Geister sich treffen: Sympathie
Sympathie ist die sicherste und einfachste Art menschlicher Anziehung. Man kann viele Menschen jeder Art, jeden Alters und jeden Geschlechts sympathisch finden. Sie können sogar Menschen mögen, die Sie im Grunde verurteilen oder denen Sie um keinen Preis einen Gebrauchtwagen abkaufen würden! Häufig werden Sie einige Seiten einer Person mögen und andere nicht. (Wenn Ihnen alles gefällt, dann warten Sie´s nur ab: Sie werden Züge entdecken, die Ihnen nicht behagen, darauf können Sie Gift nehmen.)
Eventuell bitten Sie Freunde oder Geliebte, wenn Sie sie näher kennen, die eine oder andere Verhaltensweise zu ändern. Beziehungen erfordern ständig, dass wir unser Verhalten korrigieren. Sich ändern ist nicht unbedingt eine große Affäre. Wenn Sie bei der Rückenmassage kräftig zupacken (weil Sie´s gern so haben), Ihr Partner aber sanfter behandelt werden will, werden Sie seinem Wunsch bereitwillig nachkommen. Änderungen stehen auch an, wenn Sie mit Ihrem Partner zusammenziehen und Sie zum Beispiel die Küche nach jeder Mahlzeit makellos aufräumen wollen, während Ihr Partner lieber Geschirrberge für das wöchentliche Großreinemachen stapelt. Manche stellen in ihrem Eifer extreme Forderungen an die Partner, etwa mit dem Rauchen oder Trinken aufzuhören oder eine kriminelle Laufbahn zu beenden. Ob der Partner sich ändert oder nicht, wir alle wollen uns größere Scheiben von den sympathischen als von den unsympathischen Seiten abschneiden.
Sympathie hat einen Fallstrick, auf den wir besonders dann aufpassen sollten, wenn wir uns auf eine Paarbeziehung einlassen wollen: Wir neigen dazu, Menschen zu mögen, nur weil sie uns mögen. Das tun wir vor allem dann, wenn wir unerfahren oder – seien wir ehrlich! – ein wenig verzweifelt sind. Die uns entgegengebrachte Sympathie kann in der Tat sogar der einzige Grund für unser Interesse an jemandem sein. Sobald jedoch – und das ist nicht unwahrscheinlich – dieser Jemand in der Bewunderung unserer ach so großartigen Qualitäten nachlässt, dann stellen wir mit ebensolcher Wahrscheinlichkeit fest, dass wir ihn im Grunde nicht mögen.
Während der Kennenlernphase kann man für gewöhnlich gar nicht genug miteinander reden und verbringt Stunden am Telefon, oft bis tief in die Nacht. Was wie bloßes Geplänkel erscheinen mag, hat die unterschiedlichsten hintergründigen Bedeutungen: “Mag sie mich?” , “Will er mich näher kennen lernen?” , “Weshalb hat sie jetzt gegähnt?” Es ist eine herrliche Zeit der Ungewissheit, an die man sich ein Leben lang erinnern wird und in der das gesprochene Wort eine unvergleichliche Bedeutsamkeit gewinnt.
Witze, schlagfertige Antworten, Fragen und Aussagen über unsere Lebensideale, Vorlieben und Aversionen sind natürliche Bestandteile des gegenseitigen Abtastens. Wir führen ein “Bewerbungsgespräch” um die Stelle des/der lebenslangen Geliebten. Dabei gilt es herauszufinden, was sich unter der so fabelhaften Oberfläche verbirgt: ein furchtbarer Psychopath, ein hoffnungslos verschrobener Sonderling – oder genau der/die Richtige!
Wonach suchen?
Was Menschen an anderen schätzen, ist zunächst ziemlich allgemein und allgemeingültig. Sind sie freundlich, zu mir und zu anderen? Wie behandeln sie ihre Mutter? Sind sie humorvoll? Wobei humorvoll nicht meint, dass jemand ständig Witze reißt, sondern dem Leben inklusive aller Schwierigkeiten heitere Seiten abgewinnen kann. (Warum wird in Kontaktanzeigen außer auf “romantische Spaziergänge” , “Abendessen bei Kerzenlicht” etc. solcher Wert auf “Sinn für Humor” gelegt? Welchen Reim soll man sich darauf machen? Vielleicht: “Mach dir nichts draus, wenn ich mich besinnungslos besaufe oder beim Zocken die Familienkutsche verliere.” Was sechs Monate später los ist, kann man sich lebhaft vorstellen: “Ja, ich hab das Haus in Brand gesteckt, na und? Wo bleibt dein Sinn für Humor?” Und da wir schon mal bei diesem Thema sind: Warum stößt man in Kontaktanzeigen nie auf Qualitäten wie “gut im Geschirrspülen” oder “versiert im Umgang mit schreienden Babys” ? Und wie steht´s mit dem Zusatz “Kinder kein Problem” ? Wem will man das weismachen? Aber jetzt kommen wir auf Abwege …) Ist er/sie ein realistischer, überlegter, praktisch veranlagter Mensch? Das sind positive, sympathische Eigenschaften, und sie sind für eine Partnerschaft von großem Wert. Vertritt er/sie Meinungen und Wertvorstellungen, die Sie bewundern können, zum Beispiel in Bezug auf Fragen des Glaubens, des Uranabbaus, der Rechte von Minderheiten …? Und geht ihr/sein Engagement über leere Worte hinaus?
Es gibt natürlich auch andere, wenngleich nicht unbedingt so tief gehende Dinge, die uns ansprechen. Viele Menschen gehen Paarbeziehungen mit oder ohne Trauschein ein, weil ihnen das Haar, die kecken Grübchen, die vollen Brüste oder die CD-Sammlung ihrer Partner gefällt. Viel Glück dabei!
Vorsicht ist in jedem Fall geboten. Unsere Hormone können sich im Frühstadium der Liebe als unser größter Feind erweisen. Von der Mitte der Teenagerjahre an geht der natürliche Liebes- und Fortpflanzungstrieb an sein Werk. Deshalb sollten die Bremsen öfter mal im Einsatz sein. Die beste Wahl trifft man, wenn man nicht in Eile ist. Sie tun daher in jedem Alter gut daran, wenn Sie Ihr Bedürfnis, Zuneigung zu empfangen und auszuteilen, durch unterschiedlichste Freundschaften befriedigen, ehe Sie sich im Gewirr einer Paarbeziehung verstricken. Einsamkeit beeinträchtigt Ihr Urteilsvermögen, das dürfen Sie uns glauben.
Die Verbindung aus dem Herzen: Liebe
Sympathie macht in der Regel den Anfang, aber die Liebe kann ihr recht bald folgen. Dass Liebe eine andere und stärkere Empfindung ist, das weiß jeder Mensch, der älter ist als zehn Jahre. Liebe ist jenes “besondere” Gefühl, das in limitierter Sonderausgabe erscheint und exklusiv einem Abnehmer vorbehalten ist.
Liebe erfordert ein gewisses Maß an Offenheit und Vertrauen, folglich auch die Bereitschaft, verletzbar zu sein. Studieren Sie diesen Dialog zwischen einer Frau und einem Mann. Die beiden stehen in ihren Dreißigern und am Anfang einer Paarbeziehung. Zaghaft versuchen sie, ein bisschen mehr Offenheit zu riskieren.
Sie: Ich habe dich vermisst. Du hast die ganze Woche nicht angerufen.
Er: Ich wollte dich ja anrufen. Aber beim letzten Mal hatte ich das Gefühl, du willst mich nicht sehen.
Sie: Ich dachte, du wüsstest, was ich für dich empfinde.
Er: Na ja …, du kannst manchmal so kritisch und kalt sein.
Sie: Ich lasse mich nun mal nicht gern kontrollieren.
Er: Ich will dich nicht kontrollieren!
Sie: Ja, ich weiß. Es liegt wohl daran, dass ich Angst habe, einem Mann wieder so nahe zu kommen. Ich scheine bei der Wahl kein gutes Händchen zu haben.
Er: Danke für die Blumen!
Sie: Ach, du weißt doch, wie ich das meine.
Beachten Sie, wie leicht es zu Missverständnissen und Verletzungen kommt. Nur Ehrlichkeit – Geständnisse wie “Ich wollte dich ja anrufen” und “Ich dachte, du wüsstest, was ich für dich empfinde” – gibt der Liebe Wachstumschancen.
Liebe ist vielschichtig, hat sie doch den Ballast und die Hoffnungen früherer Erfahrungen, inklusive der Kindheit, im Schlepptau. Bei Männern kann dieses Gepäck die Gefühle für die Mutter einschließen, für eine Mutter, die für den Sohn da war bzw. nicht. Bei Frauen mögen Erinnerungen an liebevolle, gemeine, einfühlsame oder abwesende Väter zum Tragen kommen. Womöglich fühlen Sie sich stark von einem Schuft angezogen, weil Sie als Kind von Schuften geliebt wurden. (…)
Wie stark das Gefühl der Liebe ist, sagt nicht unbedingt etwas über seine Tiefe aus. Man kann sich leidenschaftlich in die Vorstellung von jemandem verlieben, der in Wirklichkeit ein vollkommen anderer Mensch ist. Das ist eine heikle Angelegenheit.
Liebe kann man in Worten ausdrücken, aber sie besteht nicht aus Worten. Das Herz schmerzt, es singt, es hüpft. Aber es redet nicht. Zu lieben versetzt manche Menschen in Schrecken. Denn es zupft an einer Saite, mit der sie nicht vertraut sind: dem Bereich des Gefühls. Doch keine Angst, Gefühle sind einfach zu verstehen!
Vermag ein Paar seine Gefühle zunehmend ehrlich auszudrücken, wird es ihm gelingen, die Hindernisse, die größerer Nähe im Weg stehen, zu erkennen und Zug um Zug auszuräumen. Die Liebe wächst proportional zu dem Maß, in dem Sie sich zu Ihrer Verletzlichkeit und Ihren Gefühlen bekennen. Im Verlauf dieses Prozesses tritt Ihr wahres Ich immer offener zutage, was – Sie werden ´s kaum glauben – der Liebe keinen Abbruch tut. Allmählich stellt sich das Gefühl ein, alles sagen, alles diskutieren und ganz Sie selbst sein zu dürfen. Es ist ein großartiges Gefühl (auch wenn immer wieder aus der Tiefe etwas Neuartiges, Dunkles und Nebulöses auftaucht und Sie diesen Prozess erneut durchmachen lässt).
Die gute Botschaft besteht darin, dass es Jahrzehnte dauern kann, bis die Liebe zweier Menschen ihren Höhepunkt erreicht. Es steht Ihnen somit noch einiges bevor, auf das Sie sich freuen dürfen!
Das Feuer in der Tiefe: Lust
Die Anziehung, die Mann und Frau eine Paarbeziehung eingehen lässt, erwächst demnach aus dem Kopf und aus dem Herzen. Aber es gibt noch eine dritte, tiefer gelegene Ebene. Also ab in den Keller…
Sexuelle Anziehung ist eine Kraft, die uns ein Leben lang antreibt. Je nachdem, wie bewusst und geschickt wir mit ihr umgehen können, verleiht sie einer Beziehung entweder Reiz und Energie oder treibt zwischen die Partner ständig einen Keil. Sex wird oft als das “Tierische” im Menschen verunglimpft, als Relikt aus der Steinzeit, das unsere Ratio durcheinander bringt. Tatsächlich aber sind die Menschen hingebungsvoller und ausdauernder sexuell aktiv als jede Spezies der Tierwelt. (Vielleicht mit Ausnahme der Zwergschimpansen, die uns, gelinde gesagt, total verklemmt erscheinen lassen. Aber dies ist ein Ratgeber für die gesamte Familie, deshalb gehen wir lieber nicht ins Detail…)
Beim Menschen hat der Geschlechtstrieb seinen ursprünglichen Zweck, die Fortpflanzung, in den Hintergrund gerückt. Stattdessen spielt Sex die nicht minder bedeutende Rolle als soziales Bindeglied. Obwohl er sich oftmals spaltend auf unser soziales Gefüge auswirkt, ist er nichtsdestotrotz die Kraft, die Familien und somit auch größere Gemeinschaften zusammenhält. Verantwortung und Verpflichtung sind evolutionsgeschichtlich relativ junge Vorstellungen, die zudem schnell verschleißen. Die Natur setzt weit stärkere Mittel ein, um uns bei der Stange zu halten. Sie hat uns so angelegt, dass wir uns nicht auf abstrakte Ideen von Loyalität und Liebe verlassen, sondern fähig sind zu tiefer Hingabe, die uns langfristig mehr Freude und Anerkennung einbringt als jede andere Erfahrung. Daher bilden beim Menschen Sexualität, Liebe, Kommunikation und dauerhafte Bindungen ein komplexes Geflecht. Der Liebesakt schließt das Gehirn mit ein, weshalb Sex eine solch wichtige, besondere und schwierige Rolle spielt.
Sex und Bindung
Lassen Sie uns das Thema sexuelle Bindung etwas genauer betrachten. Unsere Sexualität ist bei weitem nicht auf den animalischen Fortpflanzungstrieb reduziert. Sie steht vielmehr in einem direkten Bezug zu unseren Gefühlen und Gedanken, und sie versteht es auf eine unnachahmliche Weise, zwischenmenschliche Beziehungen zu knüpfen, die weit über bloße sinnliche Lust hinausgehen können. So füllt sie zwischen zwei Menschen ein immer größeres Reservoir von Gefühlen des Wohlbefindens und Loslassenkönnens, der Sicherheit und Offenheit auf.
Lebenslange Paarbeziehungen sind in der Tierwelt nicht ungewöhnlich (ebenso Promiskuität, aber bei wenigen Arten findet sich die Kombination von beidem). Die einzigartige Qualität der menschlichen Sexualität – der intensive weibliche Orgasmus und das Fehlen der klar markierten, bei den meisten anderen säugenden Lebewesen üblichen Brunftzeit – bedingt, dass Sex ständig eine Rolle in unserem Sozialleben spielt. Im Kontext der Evolution dienten Paarbeziehungen dazu, das Gefüge von Familie und Stammesgruppe sicherer und zuverlässiger zu gestalten. Väter konnten die Wohnstatt zur Jagd verlassen und Kinder in relativer Sicherheit aufgezogen werden. Denn das sexuelle Band zwischen den Eltern gewährleistete, dass beide die Gesellschaft des Partners der jedes fremden Menschen vorziehen würden.
Und damit ist Sex mit einem Risiko verbunden. Einfach ausgedrückt, besteht dieses Risiko darin, dass man sich in die Person, mit der man sexuell verkehrt, sehr wahrscheinlich verlieben wird. Deshalb ist es nur angebracht, sich nicht mit jemandem einzulassen, bei dem Kopf und Herz starke Vorbehalte anmelden. Aus diesem Grund halten alle Kulturen ein sorgsames Auge auf die jugendliche Sexualität. Und deshalb gibt die moderne Jugend entgegen dem weit verbreiteten Vorurteil der älteren Generation keineswegs leichtfertig ihre Unschuld auf. Bei einer jüngsten Untersuchung gaben überraschende 25 Prozent der unter 21jährigen an, noch unberührt zu sein. Man kann die jungen Leute nur bewundern. Denn trotz der starken sexuellen Reize schaffen es die meisten, auf eine Beziehung zu warten, in der eine gewisse Nähe und Verletzlichkeit möglich sind. Wer einmal danebengreift, wird in der Regel schnell klüger und beim nächsten Versuch wählerischer.
Wenn das “Feuer in der Tiefe” , der hoch fliegende Funke des Geistes und die emotionale Glut im Zentrum, dem Herzen, einander anstecken, dann werden auf allen drei Ebenen ungeahnte Energien und ein großer Glanz entfacht. Es lohnt sich, darauf zu warten.
Quelle
- Steve und Shaaron Biddulph: Wie die Liebe bleibt. Über die Kunst, ein Paar und Mann und Frau zu sein. München: Beust, 2. Aufl. 2001, S. 35-45 (ISBN 3-89530-025-X, EUR 16,90). Mit freundlicher Genehmigung des Beust Verlags.
Steve und Shaaron Biddulph schreiben zu ihrem Werk: “Das Anliegen dieses Buches ist im Grunde einfach: Es will Ihnen dazu verhelfen, zusammen zu bleiben und Ihre Beziehung zu genießen. Ferner will es Sie darin unterstützen, im Team Ihre Kinder (sofern Sie welche haben) zu erziehen. Anstatt als Nummer in den Scheidungsstatistiken zu enden, erhalten Sie also hiermit die Chance, an einem bedeutenden Ereignis mitzuwirken – nämlich zu der ersten Generation zu gehören, die funktionierende Beziehungen leben lernt. In unserem Buch geht es letzten Endes um eine Art Selbstbefreiung – darum, wie Sie mehr Liebe in Ihr eigenes Leben tragen können und in Ihre Umwelt, die der Liebe so dringend bedarf” .
Weitere Beiträge der Autoren hier in unserem Familienhandbuch
Autoren
Steve Biddulph wurde 1953 in England geboren und lebt heute mit seiner Frau Shaaron und seinen beiden Kindern in Australien. Er ist einer der bekanntesten Familienpsychologen und Therapeuten Australiens und ging bei den wichtigen Pionieren der Kinderpsychologie und Erziehungsberatung in Australien und den USA in die Lehre. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen von Universitäten und Bildungseinrichtungen. Er war Leiter des Collinsvale-Zentrums für Lehrer, Therapeuten und Erziehungsberater in Hobort, Australien.
Erstellt am 27. Juni 2002, zuletzt geändert am 19. Februar 2010