Ein gesundes Pausenbrot
Iris Schürmann-Mock
Das Pausenbrot liefert den Energienachschub für Konzentration und Aktivität bis zum Mittagessen. Umso wichtiger ist es deshalb, dass das zweite Frühstück nicht zur zweiten Wahl wird. Doch gerade für diese Mahlzeit werden zahlreiche Fertigprodukte angeboten. Unkompliziert, angeblich gesund und lecker schmeichelt sich eine ganze Riege von Riegelchen bei den Jüngsten ein und lässt auch Eltern glauben, sie würden ihnen damit etwas Gutes tun. Und so ziehen Kinder nicht selten statt mit einer Brotdose mit ein paar Euro in Schule oder Kindergarten, wovon sie sich auf dem Weg Süßigkeiten, Limo oder Gebäck kaufen.
Das zweite Frühstück ist die erste Mahlzeit, die Kinder regelmäßig außer Haus zu sich nehmen. Ob und wie viel sie essen, liegt dabei mehr als sonst in ihrer Verantwortung, denn sie lernen auch die Frühstücksgewohnheiten der anderen kennen und stellen, nicht immer zur Freude der Eltern, Vergleiche an. Das ist Chance und Risiko zugleich. Von der Einstellung der Eltern ebenso wie vom Vorgehen der Erzieherinnen und Erzieher hängt es ab, ob die Kinder sich alle von der fixen Fertig-Schnitte ernähren oder ob sie vielfältigere Methoden kennen lernen.
Woraus eine Zwischenmahlzeit bestehen sollte, ist schnell gesagt: belegtes Brot mit rohem Gemüse oder Obst, ergänzt durch Joghurt oder andere Milchprodukte. Dazu ein Getränk, am besten Wasser oder Tee. Doch diese trockenen Ernährungslehren sollten schön verpackt werden, damit sie auch bei Kindern ankommen. Schon das Drumherum kann ein Anreiz sein, das Mitgebrachte zu essen statt es wieder nach Hause zu tragen. So lässt sich der Eintritt in den Kindergarten oder der Schulanfang feiern mit einer eigenen Tasche, einer Brotdose und einer Trinkflasche. Mit Namen oder Bildern versehen wird aus einer einfachen Dose “meine Dose” .
Hübsch ist es aber auch, das Brötchen in buntes Papier zu wickeln, eine Nachricht auf die Butterbrottüte zu schreiben oder den Apfel als Geschenk einzupacken. Überraschung oder Mitbestimmung – beide Methoden können dazu beitragen, dass das zweite Frühstück akzeptiert und gegessen wird. Lassen Sie Ihr Kind von Zeit zu Zeit selbst entscheiden, ob es sein Pausenbrot selbst aussuchen oder Ihnen die Wahl überlassen will. Hat es sich für ein bestimmtes Gericht entschieden, können Sie es gut in die Vorbereitungen einbeziehen und gemeinsam mit ihm das Frühstückspaket zusammenstellen.
Kleine Überraschungen einplanen
Immer wieder können Sie Ihrem Kind kleine Überraschungen in die Butterbrot-Box stecken. Die Zwischenmahlzeit steigt gewaltig im Ansehen der Kinder, wenn sie etwas auspacken, womit sie nicht gerechnet haben. Das können Obst- und Gemüsevariationen sein – die ersten Himbeeren, eine lustig geformte Möhre oder ein bunter Strauß aus roten, gelben und grünen Paprika, mit einem Bändchen zusammen gehalten. Das können Spießchen aus Trauben oder Birnenstückchen und Käsewürfeln sein. Oder auch mal etwas zum Naschen: Ein paar Rosinen, süße Mandeln, Studentenfutter, Trockenfrüchte oder Vollkornkekse sind leckere Alternativen zu den meist sehr süßen Fertigprodukten. Mit Hilfe einer Ausstechform machen Sie aus Butterbroten oder Käsestücken Teddys und Elefanten, die sicher bei Ihrem und den anderen Kindern auf großes Interesse stoßen.
Aber auch bei der klassischen Stulle ist Abwechslung möglich. Wechseln Sie die Brotsorte – Knäckebrot oder Vollkornbrötchen schmecken auch gut. Lassen Sie beim Belag ihre Fantasie spielen. Schon ein Salatblatt und ein paar Tomatenscheiben zwischen Brot und Belag möbeln die Optik auf. Gewürzter Quark, Gurken- oder Radieschenscheiben sowie Frischkäse mit geraspelter Möhre sind tolle Alternativen zur immer gleichen Dauerwurst. Gut schmecken auch kleine Fladenbrote, gefüllt mit Rohkost und etwas Joghurtdressing. Es muss auch nicht immer Brot sein. Ein Müsli, ein mit Obst angemachter Quark oder Joghurt in einer fest verschließbaren Dose sind gute Alternativen. Bleiben vom Mittagessen zum Beispiel einmal Fleischbällchen oder gebratene Hühnerschlegel übrig, sind diese eine praktische Abwechslung in der Frühstücksdose.
Was Kindergarten und Hort zur Ernährungserziehung beitragen können
Dafür, dass sich die Kinder in Kindergarten und Hort gesund ernähren, tragen auch die Erzieherinnen und Erzieher einen großen Teil der Verantwortung. Sie haben verschiedene Möglichkeiten, gesunde Ernährung zu fördern: So können sie den Eltern einige Regeln vorgeben, zum Beispiel die, dass keine Süßigkeiten mitgegeben werden dürfen. Fruchtbarer für eine Zusammenarbeit ist aber sicher die Information. Von Krankenkassen, Verbraucherzentralen und von regionalen Beratern der Deutschen Gesellschaft für Ernährung werden Informationsangebote gemacht. Ernährungsberater können zum Elternabend eingeladen werden, vermitteln dort meist sehr anschaulich theoretisches Wissen. Auch praktische Informationsveranstaltungen sind möglich, bei denen die Eltern üben, Müslis und andere kalte Imbisse zuzubereiten. Solche Beratungen vermitteln die örtlichen Stellen der Krankenkassen, Ernährungsberatungsstellen oder Verbraucherzentralen.
Kinder können mit solchen abstrakten Belehrungen nichts anfangen. Für sie ist in erster Linie wichtig, dass das Essen schmeckt und Spaß macht. Sie lernen durch Ausprobieren. Dabei ist es vor allem wichtig, dass die Erzieherinnen und Erzieher am gemeinsamen Frühstück teilnehmen. Wenn sie den Kindern erlauben, auch das Essen der anderen zu probieren, kann das gemeinsame Frühstück zum Anschauungsunterricht in Sachen Ernährung werden. Vielleicht bringen sie auch selbst einmal etwas mit, was sonst nicht auf dem Tisch steht. Denn Kinder benötigen Hilfen für die Lebensmittelauswahl. Steht ihnen dabei eine große Auswahl zur Verfügung, greifen die wenigsten immer nur nach Schoko-Creme und Cornflakes.
Bei der gemeinsamen Frühstücksplanung können auch Abbildungen verschiedener Speisen die Fantasie und Neugier anregen. Nie aber sollten einzelne Lebensmittel als unerwünscht oder nicht wohlschmeckend dargestellt werden. Das hindert die Kinder entweder am Ausprobieren oder erhöht sogar noch den Reiz des Verfemten. Im Kindergarten und der Schule gilt wie auch zu Hause: Es ist nicht so wichtig, dass Kinder immer das Richtige essen. Entscheidender ist, dass sie viel kennen lernen und viel ausprobieren.
Ernährungsunterricht in der Schule, im Kindergarten oder zu Hause kann auf viele verschiedene Arten stattfinden. Vor allem durch spielerische Tätigkeiten können Kinder sich Kenntnisse aneignen: Lebensmittel malen oder ausschneiden und zu einer Collage kleben, Weizenkörner oder Kresse keimen lassen oder Joghurt selbst herstellen – und natürlich gemeinsam essen. Ausflüge in Handwerksbetriebe wie zum Beispiel eine Bäckerei oder auf Bauernhöfe stellen den Bezug zu den Quellen der Ernährung her.
Für Eltern kochen…
Vielleicht kann im Kindergarten oder in der Schule auch mal gekocht werden. Gemeinsam können Brötchen oder Plätzchen gebacken werden. Aus Obst oder Gemüse können die Kinder Salate mischen oder sich gemeinsam ein Müsli anrühren. Wichtig ist, dass sie die Möglichkeit haben, die Lebensmittel genau zu begutachten, sie zu betasten und daran zu riechen, um so heraus zu bekommen, was eigentlich drin steckt. Besonders schön ist es, wenn die Gruppe bzw. Klasse die Eltern zu einem gemeinsamen Frühstück oder gar einem Mittagessen einlädt. Dann können die Kinder planen, einkaufen, vorbereiten und auftischen. Zum Erlebnis des Kochens und gemeinsamen Essens kommt dann auch noch der Stolz auf das Selbstzubereitete hinzu.
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Autorin
Iris Schürmann-Mock ist Journalistin und Autorin. Sie hat mehrere Bücher und viele Artikel zum Thema Kinderernährung veröffentlicht.
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Erstellt am 12. August 2002, zuletzt geändert am 21. März 2010