Was brauchen Kinder wirklich?

Dagmar von Cramm

Das “Tischlein deck dich” ist bei uns Wirklichkeit geworden: Küche, Keller und vor allem der Kühlschrank sind prall gefüllt. Unsere Kinder satt zu bekommen, ist im Normalfall kein Problem. Doch satt sein genügt nicht: Wir möchten sie ja optimal versorgen. Was brauchen Kinder im Hinblick auf Essen und Trinken? Und was essen und trinken sie wirklich?

Auf die richtige Mischung kommt es an

Auf den ersten Blick sehen Sie einem Kind höchstens an, ob es über oder unter seinem Energiebedarf gegessen hat. Denn das Zuviel lässt die Fettpölsterchen wachsen, das zu Wenig lässt die Rippen hervortreten. Als Beurteilung einer gesunden Ernährung reicht das aber nicht aus. Denn welchen Anteil die drei Bausteine Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett haben, ist für die Versorgung ganz entscheidend.

Den Löwenanteil sollten die Kohlenhydrate stellen: Sie sind vor allem für die schnelle Energie zuständig, die ein Kind für die Bewegung braucht. Kohlenhydrate kommen vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln vor: Wenn ein Kind regelmäßig reichlich Getreideflocken, Brot, Pasta, Gemüse und Obst isst, kommt es sicher auf seine Kosten. Vor allem, wenn die Hälfte dieser Lebensmittel möglichst naturbelassen ist.

Ein Kind könnte seinen Kohlenhydrathunger theoretisch auch nur mit Zucker stillen. Das ist wohl nicht schädlich, aber dabei kommen Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe zu kurz. Verbieten soll und kann man Zucker nicht. Aber ständig zuckerreiche Limonaden oder Knabberzeug verderben den Appetit auf das “richtige” Essen, fördern Karies und liefern zu wenig andere Nährstoffe. Der frühere Grenzwert von 10% der Nahrungsenergie als Zucker ist nach wie vor als Augenmaß sinnvoll.

Fett ist in unserer Nahrung überall vertreten: unsichtbar in Käse, Wurst, Gebäck, Schokolade, Nüssen und vielen anderen Lebensmitteln. Sichtbar in Butter, Margarine, Öl, Speck. Während die Wissenschaft heute empfiehlt, knapp ein Drittel der Energie in Form von Fett zu tanken, sind es tatsächlich doch eher 40%. Fett dient als Geschmacksträger, ist aber gleichzeitig leider ein Energiespeicher für schlechte Zeiten. Wenn ein Kind wenig Bewegung hat und “moppelig” wird, sollten die unsichtbaren Fette reduziert werden: Milch und Joghurts mit 1,5% Fett, Käse mit 30% Fett i. Tr. oder magerer Aufschnitt wie Bier- oder Putenschinken helfen dabei. An hochwertigem Öl sollte dagegen nicht gespart werden: Es enthält essentielle Fettsäuren, die als Bausteine sehr wichtig sind und u.a. die Abwehrkräfte steigern. Diätprodukte aber sind für Kinder überflüssig – lieber das Brot dicker schneiden und die Butter dünner streichen.

Und wie sieht es mit dem Eiweiß aus? Kinder haben einen höheren Eiweißbedarf als Erwachsene. Aber eigentlich spielt das bei unserer Ernährungsweise keine Rolle. Denn durch viel Milchprodukte, Ei, Fleisch und Fisch bekommen auch schon Kinder mehr als genug Eiweiß, um ihre Körperzellen aufzubauen. Dabei enthalten auch pflanzliche Produkte wie Nüsse, Hülsenfrüchte, Pilze, Getreide und Kartoffeln reichlich Eiweiß. Mit tierischem Eiweiß kombiniert, reichen schon Mini- Mengen, um den Tagesbedarf zu decken.

Fazit: Mit einer ganz normalen Alltagskost ist ein Kind gut versorgt – wenn sie frisch zubereitet und vielseitig ist. Täglich fettarme Milch, Brot mit Vollkornanteil und rohes Obst sind die beste Grundlage.

Das läuft schief auf Kindertellern

Trinken ist ebenso wichtig wie Essen – vor allem für Kinder. Denn sie haben einen viel höheren Flüssigkeitsbedarf als Erwachsene – und kommen meist zu kurz. Vorschulkinder brauchen mindestens 1 l Flüssigkeit, Grundschulkinder 1,25 l. Die besten Durstlöscher sind Wasser – aus der Flasche oder frisch aus der Leitung “gezapft”. Aber auch wenig gesüßte Tees oder gespritzte Fruchtsäfte sind günstiger als die bunten Limos, Nektare oder Vitaminsäfte.

Apropos: Bei den Vitaminen sind einige der B-Gruppe (Folsäure, B1, B2) sowie Beta-Karotin eher knapp – vor allem, wenn es um schlankheitswütige Teenies geht. Wenn ein Kind aber täglich Vollkornprodukte oder Knabbernüsse und -kerne, Milch, Joghurt oder Käse, etwas frisches Obst und Gemüse isst, kommt es sicher nicht zu kurz. Karotin ist vor allem in gelbem Gemüse und Obst enthalten: Netzmelone, Aprikosen und Mango sind echte Karotin-Knüller. Aber neben Karotten sind auch Tomaten, selbst als Saft oder Mark, sehr karotinreich.

Wichtig: Vitamine leiden unter Hitze, Licht und Luft. Je häufiger das Essen frisch zubereitet wird, desto besser.

Mineralstoffe sind nicht so empfindlich. Trotzdem bekommen Kinder von zwei Mineralstoffen nicht genug: Calcium und Jod. Calcium lagern wir in unseren Knochen ein – es ist unser lebenslanger Vorrat. Deshalb büßen wir eine schlechte Versorgung erst im Alter, wenn Osteoporose auftritt. Kinder trinken heute viel zu wenig Milch: etwa 0,5 l hat soviel Calcium, wie ein Kind braucht. Das entspricht 70 g Hartkäse oder 105 g Weichkäse. Am besten wird das Calcium in mehreren Portionen über den Tag aufgenommen – vor allem abends. Also ein Stückchen Käse als Betthupferl – vor dem Zähneputzen! Jod wiederum ist in unserem Grundwasser wenig enthalten. Die Folge ist langfristig ein Kropf. Hier helfen nur jodiertes Speisesalz und Seefisch. Mit Jodsalz gebackenes Brot macht die Versorgung sicherer.

Und die übrigen Mineralstoffe? Kein Problem – nur bei extrem vegetarischer Kost und bei jungen Mädchen kann Eisen zu kurz kommen. Hier helfen kleine Portionen von dunklem Fleisch in Kombination mit Vitamin C reichen Säften. Außerdem grünes Gemüse – ja, auch Spinat -, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen wie Sesam oder Sonnenblumenkerne.

Ballaststoffe gehören zu den so genannten Bioaktivstoffen, die nicht lebensnotwendig sind, aber gesund halten. Ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse beweisen, dass es nicht gleichgültig ist, ob wir Vitamine als Pille oder Apfel zu uns nehmen. Im Apfel sind nämlich noch hunderte anderer Stoffe enthalten, die alle eine Rolle in unserer Ernährung spielen. Wenn Fast Food auf dem Speisezettel eines Kindes dominiert, dann kommen diese Stoffe zu kurz. Doch bei einer ganz normalen Mischkost ist die Versorgung sicher ausreichend.

Gesunde Kinder brauchen keine Pillen

Wir haben heute die Möglichkeit, uns optimal zu ernähren. Voraussetzungen sind eine bunte Mischung und ein hoher Anteil an einfachen, möglichst natürlichen Lebensmitteln. Doch unsere Lebensgewohnheiten ändern sich, die Norm wird zur Ausnahme. Denn Eltern sind heute in der Regel ganztags berufstätig; gekocht wird nicht mehr mit derselben Regelmäßigkeit früherer Zeiten. Kinder haben freien Zugang zu Kühlschrank und Tiefkühlfach oder ordern schnell den Pizza-Blitz. Riegel und “schnelle Tassen” ersetzen Snacks mit einer höheren Nährstoffdichte.

Gleichzeitig werden Kinderlebensmittel, vor allem Getränke, Milchprodukte und Süßigkeiten, wild mit Vitaminen und/oder anderer Stoffen angereichert, die die speziellen Bedürfnisse von Kindern nicht berücksichtigen. Das ergab eine Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung. Dies kann zu einer einseitigen enormen Überdosierung führen, die zunächst keine Gefahr darstellt – deren langfristige gesundheitliche Folgen heute aber noch nicht abzusehen sind. Ferner sind diese so genannten Kinderlebensmittel teurer als die entsprechenden Erwachsenenprodukte – und ernährungsphysiologisch wertloser.

Außerdem enthalten Kinderprodukte meist kleine Extras in Form von Sammelbildern, kleinen Plastikartikeln, Geschenkchen, die teuer bezahlt werden. Kinder mögen das – und bestehen auf ihrer Macht als Konsumenten. Wer auf die “Basics” in der Kinderkost Wert legt, der kann und sollte auf hoch dosierte Vitamine und Mineralstoffe verzichten. Abgesehen von zwei Ausnahmen: Fluortabletten vom Kinderarzt und Jodsalz in der Küche bzw. im Brot. Notwendig kann bei Kindern mit Milcheiweißunverträglichkeit, die auch keine Sauermilchprodukte vertragen, eine Calciumgabe sein (z.B. Fruchtsaft mit Calciumzusatz). Aber solche Spezialfälle sollten mit dem Kinderarzt abgeklärt werden.

Essen ist mehr als Ernährung

Die reine Versorgung mit Nährstoffen ist aber nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die Liebe, die durch den Magen geht, das zum Fressen gerne haben, der Kummerspeck – Begriffe, die wir ständig benutzen. Sie weisen auf die andere Dimension des Essens hin.

Die erste Essbeziehung des Lebens ist das Stillen bzw. Gestillt Werden. Mit der mütterlichen Milch wird aber nicht nur der Hunger gestillt, sondern gleichzeitig werden Nähe, Wärme, Fürsorge gegeben – und angenommen. Oder aber auch nicht. Dann kann es langfristig zu einem gestörten Essverhalten kommen, vom maßlosen in sich Hineinessen bis zum sich Verweigern durch Hungern.

Was Kinder gerne essen

Selbst feste Essenszeiten machen aus Kindern nicht automatisch Gemüsefreaks. Leider haben Kinder nur selten eine instinktive Vorliebe für das, was ihnen wirklich gut tut. Dazu haben sich unser Leben und unsere Ernährung zu sehr von seinen Ursprüngen entfernt – wenn es diesen Instinkt überhaupt je gab. Ganz lässt sich das Problem der “ungesunden Wünsche” sicher nicht lösen. Aber wer die Ursachen kennt, kann besser damit umgehen.

Das meint die Wissenschaft dazu:

  • Angeboren ist Kindern eine Vorliebe für Süßes, verbunden mit einer Ablehnung von bitteren, starken Geschmacksnoten. Mit zunehmendem Alter ändert sich das.
  • Das Mundgefühl ist wichtig. Wenn’s knuspert und knistert, wenn es spielerische Berührungsreize im Mund gibt, dann schmeckt es Kindern.
  • Kein Chaos auf dem Teller: Kinder lieben unterschiedliche Komponenten, aber immer schön voneinander getrennt. Mischen wollen sie selbst!
  • Kinder schmecken, riechen und fühlen vielfältiger und empfindsamer als Erwachsene: Sie wollen “auf allen Kanälen” etwas geboten bekommen.
  • Kinder sind “detailverliebt”. Deshalb haben es Vollkornprodukte, Obst oder Gemüse mit natürlichen “Macken” schwer bei ihnen: Wenn eine Kleinigkeit nicht stimmt, wird das ganze Essen abgelehnt.
  • Kinder lieben Essmärchen. Überlassen Sie das Feld nicht “Käpt’n Iglo” – erzählen Sie die Geschichte der Lebensmittel selbst. Das ist echt aufregend!
  • Das Vorbild der Eltern, laut Studien vor allem der Mutter, hat für die Essvorlieben immer noch den höchsten Stellenwert – gefolgt von den Freunden.

Trotz allen Verständnisses: Lassen Sie Ihr Kind immer wieder einmal ungeliebte oder unbekannte Lebensmittel probieren. Gehen Sie nicht jedem “Bäh” aus dem Weg – steter Tropfen höhlt den Stein. Und nur, wenn Ihr Kind immer wieder die Chance hat, etwas auszuprobieren, kann sich sein Geschmack entwickeln. Also: nicht aufgeben – es lohnt sich!

Große und kleine Essprobleme

Der Mensch – auch der kleine – hält eine Menge aus. Wenn ein Kind kein Gemüse isst, kann man ihm vielleicht Obst und Kartoffeln schmackhaft machen. Wenn es keine Milch mag, kommen ja vielleicht Kakao, Fruchtjoghurt oder Mozzarella gut an. Wenn es nur helles Brot isst, können Sie vielleicht seine Liebe zu Müsli wecken. Solange das große Ganze stimmt, gibt es keinen Grund zur Sorge.

Aber es gibt Essprobleme, die gravierende Folgen für die Gesundheit Ihres Kindes haben und zunächst gar nicht so spektakulär wirken:

  • Übergewicht ist auch bei Kindern ein zunehmendes Problem. Wenn der Kinderarzt Adipositas feststellt, ist professionelle Hilfe nötig – am besten in einer Kindergruppe, die auch Bewegungstraining praktiziert.
  • Unverträglichkeiten und Allergien gegenüber Lebensmitteln sind auf dem Vormarsch. Ob die Ursachen bei einer zu großen Lebensmittelpalette in zu jungen Jahren oder bei zuviel Hygiene liegen, ist umstritten. Doch viele Unverträglichkeiten verlieren sich mit der Zeit. Der Mangel, der sich aus Vermeidungs-Diäten ergibt, hat dagegen oft negative Folgen. Unverträglichkeiten müssen beobachtet, aber nicht überbewertet werden. Suchen Sie Alternativen und testen Sie die Verträglichkeit im Jahresrhythmus.
  • Essstörungen äußern sich oft – nicht immer – in Untergewicht. Während Bulimie und Magersucht früher auf Mädchen ab 16 beschränkt waren, sind die Betroffenen heute immer jünger und teilweise auch männlich. Die beste Vorbeugung gegen Essstörung ist der natürliche Umgang mit Lebensmitteln – und ein gesundes Selbstbewusstsein. Ganz ohne Hilfe durch Arzt, Ernährungstherapeuten oder Psychologen sind Essstörungen nicht zu bewältigen.
  • Einseitige Ernährung mit niedriger Nährstoffdichte wird meist nicht ernst genommen. Doch wenn Kinder außer Spaghetti, Pommes, Pizza, Burger und Süßem nichts herunterkriegen, dann wird ihr Immunsystem langfristig geschwächt und die Grundlage bereitet für Zivilisationskrankheiten wie Darmträgheit, Übergewicht, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Was tun?

Wir können die Uhr nicht zurückdrehen in die gute alte Zeit mit Mutter am Herd und heiler Welt. Aber auch moderne Eltern sollten die Grundlagen für ein gesundes Ernährungsverhalten legen. Sie sollten versuchen, ihrem Kind das Geschmackserlebnis natürlicher Lebensmittel zu bieten – zumindest ab und zu. Sie sollten für regelmäßige Essstrukturen contra Kühlschrank-Selbstbedienung und Dauernaschen sorgen. Sie können ihr Kind nicht nur Einkaufen schicken, sondern mit ihm gemeinsam kochen und die Welt des Schmeckens, Riechens und Genießens entdecken.

Aber auch die Gesellschaft ist gefordert: Wir können nicht ignorieren, dass viele Kinder in schwierigen sozialen Verhältnissen groß werden. Kindergärten und Schulen sollten Kinder nicht nur versorgen, sondern ihre Verantwortung in der Ernährungserziehung wahrnehmen. Denn gerade diese Kinder sind in ihrer gesunden Entwicklung gefährdet und bedürfen unserer Hilfe und Unterstützung.

Optimix

So nennt das Forschungsinstitut für Kinderernährung seine Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Es basiert auf den D-A-CH-Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr. Sie deckt nicht nur den Bedarf an lebensnotwendigen Nährstoffen, sondern dient auch der Prävention. Optimix stellt drei einfache Regeln für die richtige Lebensmittelauswahl auf:

  • Reichlich: pflanzliche Lebensmittel (Getreide, Nüsse, Obst, Gemüse) und Getränke
  • Mäßig: tierische Lebensmittel (Milchprodukte, Ei, Fleisch, Fisch)
  • Sparsam: Fettreiche Lebensmittel und Süßwaren

Wer es ganz genau wissen will, mit Speiseplan, BMI für Kinder und Warenkunde, kann die Broschüre “optimix” über den aid (Adresse siehe unten) beziehen.

Schmeckspaß für Kinder

Fast Food, Aromastoffe, Fertiggerichte usw. entfremden unsere Kinder zunehmend natürlichen Lebensmitteln: Der Supermarkt ist nun mal reizärmer als der Wochenmarkt oder Bauernhof. Wenn ein Kind nicht mehr weiß, wie echtes Sauerteigbrot, frische Milch oder Freilandmöhren schmecken, dann wird es das auch nicht vermissen. Und es wird noch abhängiger von Kunstprodukten werden – ein hilfloser Verbraucher.

Nase, Ohr, Augen, Hand und Zunge zu trainieren, das ist ein Anliegen der Geschmacksschulung. Spielerisch lernen Kinder, “blind” zu schmecken, optische Kniffe kennenzulernen, Küchengeräuschen nachzuhören, Qualitätsunterschiede zu ertasten. In Deutschland können Schulen einen Crashkurs bei Köchen von “Eurotoques” bestellen – ganz umsonst kommt ein Chef vormittags in die Schule. Zum Selbermachen gibt es ein Handbuch von Prof. Angelika Meier-Plöger über foodmedia@t-online.de.

Kinder bei Tisch, stumm wie ein Fisch?

Gemeinsame Mahlzeiten sind der Mittelpunkt des Familienlebens. Mitglied an der Familientafel zu werden, ist und war der erste Schritt in das soziale Leben. Am Familientisch wurde schon immer gelernt und vermittelt. Hier trifft sich noch heute die Familie – wenn überhaupt: Denn ein gemeinsames Essen findet heute oft nicht mehr automatisch statt. Die Eltern müssen sich Gedanken über das wann, wie, wo und wie machen und bewusst mit der ganzen Familie festlegen.

Am Familientisch sollten auch bestimmte Regeln eingehalten werden. Verlangen Sie bei Mahlzeiten schon von Ihrem Kleinkind ein Minimum an gutem Willen, lassen Sie sich nicht provozieren. Sobald es anfängt, Besteck durch die Luft zu werfen oder den Tellerinhalt mutwillig in der Umgebung zu verteilen, müssen Sie es erst einmal vom gemeinsamen Essen ausschließen und vorher “abfüttern”. Dann wird es sich sehr schnell um eine Wiederaufnahme an die Familientafel bemühen. Denn die kann nur ihre positive Wirkung entfalten, wenn einige Regeln eingehalten werden:

  • Fernsehen, Zeitung, Radio, Discman und Handy haben bei Tisch nichts zu suchen! Sie verhindern ein Familiengespräch.
  • Jedes Familienmitglied sollte seinen Stammplatz haben. Das gibt Sicherheit und vermeidet Streitereien. Die Platzwahl richtet sich oft nach praktischen Aspekten.
  • Vor dem Essen Händewaschen nicht vergessen. Und überhaupt: bei Tisch sollte jeder einen appetitlichen Anblick bieten.
  • Wenn jeder kommt und geht, wie er will, findet keine Gemeinsamkeit mehr statt. Also: erst, wenn alle bei Tisch sitzen, wird angefangen. Und wenn der letzte, langsame Esser fertig ist, wird die Tafel aufgehoben. Und wenn die Jüngsten zappelig werden? Bei einer normalen Familienmahlzeit kann man von ihnen erwarten, bis zum Ende der Mahlzeit dabei zu bleiben. Und dann beim Abräumen zu helfen. In jedem Fall sollte man darauf bestehen, dass die Kinder fragen, ob sie schon aufstehen dürfen. Damit stecken Sie den Rahmen für die Gemeinsamkeit ab.
  • Es wird zumindest probiert, was auf den Tisch kommt. Nur so kann Ihr Kind seinen Geschmackshorizont erweitern. Machen Sie Kompromisse, aber geben Sie nicht auf.
  • Wenn ein Erwachsener einem Kind zuviel auf den Teller häuft, muss es das nicht aufessen. Aber was es sich selber nimmt, sollte es auch bewältigen.
  • Meckern ist verboten. Aber jeder darf zwei Gerichte abwählen, die ihm absolut nicht schmecken.
  • Tischmanieren sind auch bei Kindern wichtig – altersentsprechend: Beim Kauen den Mund geschlossen halten und nicht schmatzen. Nicht mit vollem Munde reden. Nicht die Ellenbogen aufstützen oder den Unterarm quer vor den Teller legen. Im Eifer des Gefechtes vergessen das Kinder schnell. Und Kleckern? Kein Problem: wer lernt, appetitlich zu essen, dem geht auch einmal was daneben.

Reden ist auch bei Tisch Gold! Denn die Familie sollte jede Gelegenheit zur Kommunikation nutzen. Also: Kinder bei der Tafel – lautes Geschwafel!

Adressen

  • Aid, Friedrich-Ebert-Str. 3, 53177 Bonn,
  • Eurotoques Deutschland, c/o Schassbergers Kur- und Sporthotel, Winnender Str. 10, 73667 Ebnisee

Autorin

Dagmar von Cramm, Ernährungswissenschaftlerin, selbständige Fachjournalistin, Mutter von drei Söhnen, Expertin für Kinderernährung, freie Mitarbeiterin renommierter Zeitschriften (z.B. “Eltern”), Beraterin in zahlreichen TV-Sendungen, Buchautorin mit einer verkauften Auflage von mehr als 3 Mio. bei Gräfe und Unzer, Eichborn, Augustus etc.

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Erstellt am 16. Dezember 2002, zuletzt geändert am 26. Februar 2010