Stillen: Gut angelegt! – aber wie?

Baby und Familie / Gesundheitpro

Kleine Babys haben ständig Hunger. Das ist normal, für Mütter aber auch ganz schön anstrengend. So klappt’s mit dem Stillen auf Verlangen.

Es klingt so einfach und vernünftig, dass im Grunde nichts dagegen zu sagen ist: Babys sollen immer dann an Mamas Busen trinken, wenn sie möchten. So regelt sich am besten die Balance von Nachfrage (Babys Hunger) und Angebot (die Menge der Milch, die die Brust produziert). Ad libidum, heißt das in Fachkreisen. Auf Deutsch: Stillen auf Verlangen. Fast alle Hebammen und Stillberaterinnen propagieren es inzwischen.

Was aber, wenn das Baby ständig trinken will? Was, wenn Probleme auftreten? Und was, wenn einem die Stillerei einmal so richtig auf die Nerven geht, weil man das Gefühl hat, es wächst einem alles über den Kopf? Vor allem Mütter mit ganz kleinen Babys stehen oft vor diesen Fragen. Hier die wichtigsten Antworten.

Stillen auf Verlangen ist ja schön und gut. Aber wie oft soll ich mein Kind denn nun tatsächlich an die Brust lassen?

„Am besten ist es, das Kind tatsächlich immer dann zu stillen, wenn es will“, sagt Dr. Edith Wolber, Pressereferentin des Bundes Deutscher Hebammen. Acht- bis zwölfmal in 24 Stunden sind dabei völlig normal. Denn Muttermilch ist binnen 60 Minuten restlos verdaut. Und dann kann sich natürlich der Hunger wieder melden!

Soll ich nicht wenigstens einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einhalten?

Das ist nicht notwendig. Im Gegenteil: Es würde unter Umständen sogar die zarte Balance zwischen Angebot und Nachfrage stören. Es gibt übrigens keine einzige wissenschaftliche Studie, die belegt, dass kurze Stillabstände zu mehr Bauchweh oder Blähungen beim Baby führen, was manche Mütter befürchten. Auch um das Risiko der wunden Brustwarzen zu verringern, hilft ein größerer Stillabstand nicht.

Apropos wunde Brustwarzen: Mir tut das Anlegen derzeit entsetzlich weh, ich würde am liebsten ein bisschen seltener stillen, damit sich mein Busen erholen kann …

„Erst mal ist es wichtig, nach den Ursachen für die wunden Brustwarzen zu suchen und dann gezielt etwas dagegen zu tun“, so Expertin Wolber. Oft stimmt zum Beispiel die Trinktechnik des Babys nicht. Hier kann die Hebamme oder eine Stillberaterin weiterhelfen.

Jetzt den Stillabstand zu vergrößern, könnte das Problem der wunden Brustwarzen sogar verschärfen: Ein weniger hungriges Baby trinkt viel ruhiger und sanfter. Hektisches, gieriges Saugen ist für die Brustwarzen dagegen gar nicht gut. Als Erste-Hilfe-Maßnahme hat sich bewährt, etwas Muttermilch auf die Brust zu streichen. Außerdem sollten Sie Ihrer Brust viel frische Luft gönnen. Im Winter wirkt Rotlicht wohltuend, im Sommer die wärmenden Strahlen der Sonne. Auch Stillhütchen können helfen. Achtung: Bei Verdacht auf eine Brustentzündung unbedingt den Arzt oder die Hebamme kontaktieren.

Mein Baby will derzeit ständig trinken. Vielleicht wird es gar nicht mehr richtig satt?

Eher macht es gerade einen Wachstumsschub durch und braucht deshalb plötzlich mehr Nahrung. Und darauf hat sich die Brust womöglich noch nicht eingestellt. Aber wenn Sie Ihr Baby jetzt weiterstillen, wie es möchte, kurbelt Ihr Organismus die Milchproduktion von selbst hoch.

Ich habe Angst, dass ich mein Baby verziehe, wenn ich es ständig trinken lasse!

Die Sorge, dass Sie Ihr Baby durch zu viel Stillen verwöhnen, ist völlig unbegründet. Denn Kleine, die beim Stillen lernen, dass sie in Mamas Armen ruhig werden können, entwickeln ein sehr stabiles Urvertrauen. Und später dann die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen – auch ohne Mamas Busen. Das ergaben Untersuchungen von Dr. Gabriele Haug-Schnabel von der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen von der Universität Freiburg.

Wie merke ich, ob das Baby wirklich Hunger hat, oder ob es im Moment eher am Busen getröstet werden will?

Wenn das Baby hungrig ist, wird es unruhig und signalisiert dies oft mit Schmatzen oder suchenden Bewegungen mit dem Kopf“, erklärt Edith Wolber. Hält man ihm den Finger hin, beginnt es sofort, gierig daran zu saugen. Die meisten Mütter lernen mit der Zeit, die Signale ihres Kleinen zu deuten – schließlich sind die beiden ja ein eingeschworenes Team.

Manchmal fühle ich mich wie eine Gefangene. Ständig muss ich parat sein …

Das Gefühl kennen viele Mütter. Manchmal hilft es dann, Milch in ein Fläschchen abzupumpen und dem Partner in die Hand zu drücken. Das machen übrigens viele berufstätige Frauen so, die dennoch voll stillen. Auf diese Weise verschaffen Sie sich ein wenig Freiraum. Und den sollten Sie bloß nicht dazu nutzen, den Haushalt auf Vordermann zu bringen, sondern um sich selbst etwas Gutes zu tun – vielleicht mit einem Bad oder einem Kinobesuch.

Quelle

Baby und Familie / Gesundheitpro

Erstellt am 25. März 2008, zuletzt geändert am 23. Februar 2010