Asthma und Heuschnupfen bei Kindern

Dr. med. Kurt-André Lion
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Viele Erwachsene, aber auch Kinder und Jugendliche sind von Heuschnupfen oder im schlimmeren Fall von Asthma geplagt. Dabei können die allergischen Reaktionen auf blühende Bäume, Gräser oder Pollen zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr auftreten. Meist gibt es aber saisonale Höhepunkte. Definition, Auslöser und Symptome für Heuschnupfen und Asthma werden im nachfolgenden Text ausführlich dargestellt. Zudem gibt es Tipps und Erklärungen zu Therapie- und Präventionsansätzen.

1. Definition

Asthma bronchiale und Heuschnupfen sind Erkrankungen aus dem allergischen Formenkreis, d.h., dass Menschen, die an diesen Erkrankungen leiden, überschießend (= allergisch) reagieren. Je nachdem, welche Abschnitte der Atemwege betroffen sind, dominieren für den Betroffenen eher die Symptome eines Heuschnupfens mit Beteiligung der Nasen- und der Mundschleimhäute und der Augenbindehaut bzw. bei Asthma bronchiale die Muskulatur und die Schleimhaut der Bronchien. Diese Erkrankungen können in allen Lebensaltern auftreten, wobei zeitlich betrachtet im Durchschnitt die asthmatischen Beschwerden eher auftreten (stetiger Anstieg ab dem jungen Kleinkindalter, also ab ca. 1 Jahr) als die Heuschnupfen-Beschwerden (exponentieller Anstieg ab dem jungen Schulkindalter, also ab ca. 6 Jahren).

Gemeinsam ist beiden Krankheitsbildern, dass es sich jeweils um entzündliche Prozesse in den entsprechenden Schleimhautanteilen handelt. Im Rahmen des Entzündungsverlaufes kommt es dann zu den unten angegebenen Symptomen. Obgleich im Rahmen der jeweiligen Krankheit zu bestimmten Zeiten bei einigen Betroffenen eine akute Beeinträchtigung des Menschen im Vordergrund steht, werden sie generell als chronische Krankheiten eingestuft. Zu den weiteren Erkrankungen aus dem allergischen Formenkreis gehört u.a. die Neurodermitis, die auch atopisches oder endogenes Ekzem genannt wird.

Die Entzündungsreaktion wird durch Botenstoffe, Überträgersubstanzen, das vegetative Nervensystem und körpereigene Zellen des Immunsystems vermittelt. Es resultieren lokal (= örtlich) Schleimhautschwellungen, vermehrte Schleimbildung (zum Teil mit zähflüssigerem Sekret als sonst üblich), Juckreiz und gegebenenfalls Erhöhungen der Spannung der die Bronchialschleimhaut umgebenden Muskelzellen. Daneben können auch Symptome auftreten, die das Allgemeinbefinden beeinträchtigen: Unwohlsein, Abgeschlagenheit, mangelnde Belastbarkeit.

2. Auslöser

Die Auslöser für die nachfolgenden Symptome sind extrem vielgestaltig. Prinzipiell kann jeder stoffliche Kontakt, aber auch eine nicht-stoffliche Belastung (z.B. Stress, Angst, Ärger, Sport), zu Asthma bronchiale führen. Im Allgemeinen werden wiederholt die nachfolgenden Untergruppen als Hauptauslöser benannt:

  • Inhalationsallergene, Schwebstoffe (z.B. Hausstaub, Milben, Pollen, Tierhaare, Pilzsporen)
  • Inhalationsgase (z.B. Zigarettenrauch, Autoabgase, Farben, Lacke)
  • Lebensmittel (z.B. Kuhmilch, Hühnerei, Fisch, Nüsse)
  • Körperliche Anstrengung
  • Klimatische Bedingungen (z.B. kalte Luft)
  • Seelische Belastungen (z.B. Ärger, Angst, Miss-Empfindungen)

Beim Heuschnupfen sind es vor allem Pollen, aber auch Pilzsporen, die die im folgenden Kapitel genannten Beschwerden hervorrufen.

Mit Hilfe verschiedener Testmethoden ist es möglich, die einzelnen Auslöser zu benennen. Hierzu können Hautärzte, Allergologen, Lungenfachärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und Kinderärzte wichtige Untersuchungen durchführen, die in ihrer gesamten Aufzählung diesen Rahmen sprengen würden und dem medizinischen Laien vermutlich mehr Fragen entstehen lassen, als diese zu beantworten. Zusammenfassend kann man sagen, dass z.B. mit Hilfe allergologischer Testungen die Reaktionsweise des Körpers abgefragt wird, indem eine zu testende Substanz auf die Haut aufgetragen wird und die Reaktion der Haut beurteilt wird oder indem mittels einer Blutuntersuchung erkannt wird, ob sich das Immun-Gedächtnis des Menschen einen bestimmten Fremdstoff als “Feind” gemerkt hat und eigene Abwehrstoffe (= Antikörper) gegen eben diesen “Feind” gebildet hat. Außerdem kann man Provokationen durchführen, indem bestimmte Lebensmittel zum Essen angeboten werden oder bestimmte Schwebstoffe eingeatmet werden, um dann die Reaktion des Körpers zu beobachten. Hierbei wäre beim Heuschnupfen beispielsweise der Niesreiz oder die Schleimbildung nach Kontakt zu z.B. Pollen zu nennen oder bei Asthma bronchiale die Verringerung der Lungenfunktion nach Kontakt zu z.B. Katzenhaaren. Selbstverständlich sind das Untersuchungen, die jeweils in die Hand des fachkundigen Arztes gehören und nicht laienhaft in Selbstversuchen durchgeführt werden dürfen!

Findet man im Rahmen dieser Testungen bestimmte Stoffe, die eine Reaktion des Körpers im Sinne der o.a. Entzündungsreaktion hervorrufen, so spricht man von einer Sensibilisierung. Führt der getestete Auslöser auch bei Kontakt im Alltag zu einer körperlichen Beeinträchtigung, so spricht man nun von einer Allergie, und der auslösende Stoff wird Allergen genannt. Kommt es wiederholt im alltäglichen Umgang mit einem Stoff zu Krankheitssymptomen, lässt sich die Reaktion aber nicht durch allergologische Testmethoden erklären, so spricht man von einer Pseudoallergie.

3. Symptome und Verlauf bei Heuschnupfen

Beim Heuschnupfen sind die Schleimhäute der oberen Luftwege betroffen, so dass sich der Heuschnupfen als Bindehautentzündung, allergische Konjunktivitis, oder als Schnupfen, allergische Rhinitis, bemerkbar macht. Dominierend sind die Symptome des Schnupfens, die einem jeden bekannt sind: verstopfte oder laufende Nase mit klarem oder trübem Sekret, häufig begleitet von zum Teil heftigen Niesattacken, teilweise mit Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen. Die Bindehautentzündung ist häufig ein Begleiter dieses Schnupfens, tritt aber manchmal isoliert hiervon auf. Bei schweren Verläufen können starke Allgemeinbeeinträchtigungen hinzukommen (Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Erbrechen, Übelkeit). Diese Symptome können sporadisch und nur sehr kurz auftreten, können aber auch unter Umständen tagelang, manchmal wochenlang und in Einzelfällen sogar das gesamte Jahr beobachtet werden. Bei saisonalem Auftreten spricht man von Heuschnupfen, während bei einer ganzjährigen Beschwerdesymptomatik der Begriff des allergischen Schnupfens gewählt wird.

Häufig ist das jährlich wiederkehrende Auftreten von Symptomen zu bestimmten Jahreszeiten, z.B. im Frühjahr bei frühblühenden Bäumen (z.B. Hasel, Birke), im Sommer bei bestimmten Gräsern und Roggen, im Herbst bei Pilzsporen (z.B. Penicillium notatum) und im Winter durch Hausstaubmilben. Die beiden letztgenannten Auslöser können faktisch das ganze Jahr über dem Menschen Probleme bereiten, jedoch gibt es aufgrund von klimatischen Bedingungen saisonale Höhepunkte.

So führt z.B. der häufigere Aufenthalt im Haus im Winter bei geschlossenen Fenstern (Energieeinsparung für die Haushalte) durch die Ausdünstung von Körperfeuchtigkeit (Schweiß) vor allem im Schlafbereich zu feucht-warmem Raumklima, welches nicht nur die Vermehrung bestimmter Pilzsporen fördert, sondern auch die Vermehrung der Hausstaubmilben. Werden Heuschnupfen-Symptome beobachtet, so mögen diese Beeinträchtigungen einmaliger Natur sein, können aber auch wiederholt, unter Umständen jährlich wiederkehrend auftreten. Dabei sind zum einen stetig zunehmende Beeinträchtigungen zu beobachten, zum anderen aber auch mit zunehmender Dauer des Leidens abnehmende Symptome bis hin zur völligen Beschwerdefreiheit.

4. Symptome und Verlauf bei Asthma bronchiale

Bei Asthma bronchiale kommt es zu einer Verengung der in den Lungen befindlichen Bronchien, so dass hier eine Störung der Atemfunktion im Vordergrund steht. Für den medizinischen Laien eignet sich gut das Bild vom Bronchialbaum, um sich den Aufbau einer Lunge vorzustellen: Genauso wie ein Baum einen Hauptstamm, größere und dann immer kleiner werdende Äste aufweist, an denen sich Blattwerk befindet, so ist auch unsere Lunge aufgebaut in Form von Luftröhre, großen Hauptbronchien, kleineren Nebenbronchien und allerkleinsten Bronchien, an deren Ende sich nun aber keine Blätter sondern die eher an Weintrauben erinnernden Lungenbläschen, die Alveolen, befinden. An diesen Alveolen kommt es zum Gasaustausch mit unserem Blut: Sauerstoff wird vom Körper aufgenommen und Kohlendioxid, ein Gas, welches im Körperstoffwechsel angefallen ist und entsorgt werden muss, wird abgeatmet.

Nun sind aber diese “Äste” unseres Bronchialbaumes natürlich innen hohl, damit der o.a. Gastransport reibungslos ablaufen kann. Ganz innen befinden sich Schleimhautzellen, die die Bronchien auskleiden und einen Schleimfilm bilden. Und um die Bronchien herum befinden sich Muskelzellen, die einen bestimmten Druck ausüben. Kommt es nun zu den o.a. Entzündungsreaktionen, so kann sich der Druck dieser Muskelzellen erhöhen (= Bronchospasmus), die Schleimhautzellen können dicker als gewöhnlich werden, und auch der gebildete Schleim verändert sich, er wird zähfließender, visköser. All diese genannten Dinge tragen zu einer Verengung des Querschnittes der röhrenförmigen Bronchien bei, so dass der Mensch Schwierigkeiten mit dem Lufttransport in seinem Bronchialsystem hat: Der Atemwegswiderstand erhöht sich, es kommt zum Husten, zu einem pfeifenden Atemgeräusch und vor allem zu Luftnot. Im Mittelpunkt steht hierbei das Problem, die eingeatmete Luft schlechter ausatmen zu können. Verlängert sich die Ausatmungsphase, so erhöht sich der Wunsch, schnellstmöglich wieder Luft einzuatmen; es wird heftig nach Luft geschnappt, die erneut nur schlecht ausgeatmet werden kann, was zu einer vermehrten Luftansammlung in den Lungen führt, diese werden überbläht. Da die “verbrauchte” Luft nicht gut genug ausgetauscht werden kann, kommt es im Körper zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff, was das Unwohlsein erhöht und ein mögliches Angst- und Beklemmungsgefühl verstärkt.

Je nach Ausprägungsgrad der Enge der Bronchien steht vielleicht nur ein leichter Husten oder gar nur ein Hustenreiz im Vordergrund, oder aber ein deutlicher Husten gepaart mit Luftnot oder nur Luftnot ohne Husten. Treten solche Symptome lediglich sporadisch im Säuglings-, Kleinkind- oder Schulkindalter auf, so spricht man von einer”obstruktiven Bronchitis“, d.h., dass die Bronchien entzündlich verändert sind und ein erhöhter Atemwegswiderstand beobachtet wird.

Kommt es zu immer wiederkehrenden Ereignissen dieser Art oder werden die Abstände zwischen diesen Episoden immer kürzer oder zeigen Spezialuntersuchungen beim Facharzt eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion, so wird die Diagnose eines Asthma bronchiale gestellt. Diese Diagnose wird nicht durch einen Laien aufgestellt, sondern in der Regel durch einen Facharzt der nachfolgenden Richtungen: Lungenheilkunde, Innere Medizin, Allergologie, Kinderheilkunde, Allgemeinmedizin.

Wie bereits beim Heuschnupfen bzw. beim allergischen Schnupfen angeführt, so kann es beim Asthma bronchiale zu einem wiederkehrenden Auftreten von Symptomen kommen: teilweise mit saisonalem Auftreten, teilweise ganzjährig, teilweise mit immer stärkeren Symptomen, teilweise mit zunehmend schwächer ausgeprägten Symptomen. Beim Asthma bronchiale erlangen neben den o.a. Allergenen vor allem das Einatmen von sehr kalter Luft, starke körperliche Belastung und besonders das Vorliegen von starken seelischen Beeinträchtigungen (Angst, Ärger) auslösenden Charakter.

Besonders problematisch sind die nicht nur subjektiv empfundene sondern auch objektiv zu belegende Luftnot und die Tatsache, dass eine stetig wiederkehrende Entzündung der Bronchien zum Umbau von Lungenstrukturen führen kann, so dass im Verlaufe dieser Erkrankung eine nicht wieder gutzumachende Beeinträchtigung der Lungenfunktion erlitten werden kann. Außerdem muss man erwähnen – ohne übertriebene Ängste schüren zu wollen -, dass es in Einzelfällen bei einem ausgeprägten Asthmaanfall zu stärkster Luftnot mit Lebensbedrohung kommen kann, so dass eine fachkundige ärztliche Betreuung und Beratung gerade bei Asthma bronchiale unerlässlich ist. Deshalb gilt der Leitsatz: Verliert sich das Asthma nach Inhalation eines Bronchospasmolytikums (= Medikament, das die Bronchien weit stellt) nicht innerhalb von 15 bis 20 Minuten und hält die Wirkung nicht mindestens vier Stunden an, so ist nicht der Bronchospasmus, sondern es sind Entzündung und Sekretbildung für die Beschwerden verantwortlich und dann sind unbedingt Kortison und Schleimlöser angezeigt. Der Betroffene darf nicht dadurch in Gefahr geraten, dass ihm ein Medikament verweigert wird!

5. Therapie

Es gibt therapeutische Verfahren, die sich in erster Linie den beobachteten Symptomen widmen und diese lindern oder gar abzustellen versuchen. Im Falle des Heuschnupfens und des allergischen Schnupfens stehen hier Medikamente im Mittelpunkt, die die Entzündung an den Schleimhäuten zu unterbinden versuchen. Das geschieht zum einen in Form von Medikamenten, die die körpereigenen Zellen, die Entzündungsbotenstoff freisetzen können, dergestalt stabilisieren, dass der Entzündungsbotenstoff eben nicht frei gesetzt wird und die durch die Botenstoffe verursachten Symptome einer Entzündung nicht auftreten (= Mastzellstabilisatoren, z.B. Cromoglicinsäure). Andere Substanzen verhindern, dass diese Entzündungsbotenstoffe an den Schleimhautzellen “andocken” können, und somit eine Entzündungsreaktion unterbleibt (so genannte Histamin-Rezeptor-Blocker). Die Medikamente stehen in Form von Nasentropfen/ -sprays oder Augentropfen zur Verfügung oder können als Säfte, Tabletten oder in Kapselform eingenommen werden. Diese Medikamente werden entweder saisonal oder wenn nötig auch ganzjährig verordnet. Um die Entzündungsreaktionen zu unterbinden steht darüber hinaus natürlich auch beim Heuschnupfen Kortison zur Verfügung (s.u.). Und um eine rasche Abschwellung der Schleimhäute zu erlangen, werden Abkömmlinge des Stress-Hormons Adrenalin angewendet.

Eine andere Behandlungsweise besteht in der sogenannten Hyposensibilisierung. Hierbei wird ein für den Menschen bedeutsames Allergen in Form von (meistens) Spritzen oder (selten) ess- und schluckbarer Form in steigenden Konzentrationen zu sich genommen. Das Prinzip besteht darin, dass sich der Körper – von allerkleinsten Mengen ausgehend – allmählich an immer größer werdende Mengen dieses Allergens gewöhnt, bis nachher auch größere Allergen-Konzentrationen problemlos vertragen werden. Solche länger andauernden Hyposensibilisierungs-Zyklen werden typischerweise in einer Jahreszeit durchgeführt, in der das auslösende Allergen nicht oder nur in geringem Ausmaß vorkommt. Diese Zyklen müssen häufig in mehreren aufeinander folgenden Jahren wiederholt werden.

Die zuvor genannten Maßnahmen stehen ebenso bei der Behandlung von Asthma bronchiale zur Verfügung und werden eher vorbeugend angewandt, wenn bekannt ist, dass z.B. das Auftreten von bestimmten Pollen, die mit asthmatischen Beschwerden beantwortet werden, zu erwarten ist. Darüber hinaus haben vor allem Medikamente eine Bedeutung, die die Entzündung der Bronchialschleimhautzellen beeinflussen. Hierbei hat nach wie vor das Kortison einen überragenden Stellenwert, das der menschliche Körper selber produziert. Es steht in inhalativer Form zur Verfügung, d.h., dass es eingeatmet wird, aber auch in systemischer Form, was bedeutet, dass es geschluckt oder per Spritze verabreicht wird. Andere entzündungshemmende Substanzen, die nicht aus Kortison oder einem Abkömmling hiervon bestehen, stehen in Form von Kautabletten zur Verfügung (= Leukotrienrezeptorantagonist) und werden oft zusätzlich und nicht als alleiniges Medikament verabreicht. Diese Präparate dienen im Wesentlichen der Vorbeugung und Stabilisierung der Bronchien und werden längerfristig gegeben, auch wenn keine Asthma-Symptome zu beobachten sind (= “Controller”). Sie können im akuten Asthmaanfall zusätzlich gegeben werden, dienen aber hauptsächlich nicht der Behandlung des akuten Anfalles!

Eine zweite große Gruppe von Medikamenten sind Präparate, die das verengte Bronchialsystem wieder weit stellen. Diese Präparate werden in der Regel eingeatmet. Hierbei stehen auch sehr kleinen Kindern Einatmungshilfen zur Verfügung, die ein Deponieren der Wirksubstanzen im Bronchialbereich ermöglichen. Als Präparate wären hier z.B. Salbutamol und Ipratropiumbromid zu nennen, die in verschiedenen anderen Bezeichnungen im Handel (d.h. in der Apotheke) erhältlich sind. Ein anderer Erweiterer der Bronchien ist das Theophyllin, welches über den Mund eingenommen wird, aber auch gespritzt werden kann. Diese genannten Präparate dienen vor allem der schnellen Erweiterung der verengten Bronchien (= “Reliever”) und werden bevorzugt in Notfallsituationen eingesetzt. Manche dieser Präparate haben eine lang andauernde Wirkung, so dass sie auch vorbeugend und über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden können (z.B. vor geplanten sportlichen Aktivitäten bei einem Belastungsasthma oder zur Nacht, wenn bekannt ist, dass die Lungenfunktion in den Nachtstunden beeinträchtigt ist).

Weiterhin besitzen Medikamente einen großen Stellenwert, die eine Verflüssigung des zähfließenden Schleimes fördern und das Abhusten dieses Schleimes erleichtern. Solche Präparate werden Sekretolytika, Schleimlöser, genannt. Hier finden sich u.a. die Wirkstoffe Ambroxol oder Acetylcystein. Teilweise werden auch sehr erfolgreich Präparate aus Efeublättern, Thymian-Extrakt oder Eibisch-Sirup verwendet.

Asthmamedikamente werden nicht nach Lust und Laune verordnet oder eingenommen! Es bestehen genaue Einnahme- und Dosierungsrichtlinien, die individuell mit dem zuständigen Haus- oder Kinderarzt oder einem Facharzt für Lungenheilkunde zu besprechen sind. Es kommt hierbei in der Regel ein so genanntes Stufenschema zur Anwendung, das sich an den Beschwerden und an der jeweiligen Beeinträchtigung orientiert: Gegebenenfalls werden Medikamente zusätzlich angesetzt oder bei Verbesserung der Lungensituation auch wieder reduziert.

Immer nur Medikamente? Gibt es nichts anderes? Was ist mit “sanfter” Medizin? Was ist mit Homöopathie oder Naturheilkunde? Neben den bisher skizzierten schulmedizinischen Ansätzen gibt es natürlich auch andere Behandlungsverfahren, die von Eltern gerne in Anspruch genommen oder eingefordert werden. Ein pauschales Verdammen oder eine pauschale Bejahung der eben angeführten Maßnahmen ist sicherlich nicht möglich. Erfahrungen zeigen, dass auch die außerhalb der Schulmedizin stehenden Behandlungsmöglichkeiten sehr wohl eine heilsame und segensreiche Wirkung haben können. Hierbei sollte der Behandler seriös Auskunft über die Wirkungsweise der jeweiligen Therapie geben können, genügend Erfahrungen auf seinem Gebiet haben und die Grenzen der jeweiligen Behandlungsmethoden und seiner eigenen Fähigkeiten kennen.

Neben den bisher dargestellten Therapieempfehlungen ist darüber hinaus mittlerweile generell akzeptiert, dass Entspannungsverfahren wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung ihren Stellenwert besitzen. Neben dem freien Spiel, das für Kinder den größten Entspannungswert besitzt, kann man in Abhängigkeit vom Alter des Kindes mittels Traumreisen oder Fantasiereisen (Vorlesegeschichten, Kassetten, Entspannungsmusik) zur aktiven Entspannung beitragen, bis ca. ab dem Alter von 10 Jahren auch Kinder in das Autogene Training eingeführt werden können. Wesentlich ist, dass sich auch die Familienangehörigen von an Asthma oder Heuschnupfen erkrankten Kindern (vor allem die Eltern, aber auch bei regelmäßiger Betreuung die Großeltern) in diese Entspannungsverfahren einarbeiten, um die eigene erworbene Ruhe auf den mit Symptomen Betroffenen zu übertragen.

Weiterhin ist wichtig, sich trotz einer Beeinträchtigung der Atemwege regelmäßig sportlich zu betätigen. Auch an Asthma erkrankte Kinder sollten nicht zu Stubenhockern werden, da die mangelnde körperliche Betätigung rückschrittlich ist und eher z.B. zu einer Fettleibigkeit führt, was dann wiederum die Atemtätigkeit erschwert. Außerdem führt stetes “Nicht-mitmachen-können” beim Sport (z.B. Schulsport) zur Fixierung des erkrankten Kindes in einer Außenseiterrolle, was seelische Belastungen erhöht und somit die Stress-Verursachung von asthmatischen Beschwerden fördert. Das an Heuschnupfen oder an Asthma bronchiale erkrankte Kind ist kein behindertes Kind, sondern ein gleichwertiger Mensch wie du und ich!

Und schlussendlich ist natürlich eine vernünftige Kost wichtig. Hierbei ist an eine gemüsebetonte, säurearme Vollwertkost zu denken, die vielseitig, ausgewogen und ballaststoffreich sein sollte. An Getränken sollten in erster Linie Mineralwasser und Teesorten eingesetzt werden. Zitrusfrüchte, Milch, Eier und vor allem Süßigkeiten sind zu meiden bzw. nur in reduziertem Umfang aufzunehmen. Das stößt mit zunehmendem Alter des Kindes leider auf zunehmende Schwierigkeiten, da Kinder und vor allem Jugendliche gerade im Zeitalter der Fast-Food-Generation eigene Ernährungsvorstellungen haben, die sich von den genannten Ernährungsempfehlungen empfindlich unterscheiden.

Zur Vertiefung des Verständnisses von Asthma bronchiale sind in der jüngeren Vergangenheit Schulungen für die betroffenen Kinder und deren Eltern initiiert worden, die die eigenen Kenntnisse über die Krankheit und die Sicherheit im Umgang mit den notwendigen Medikamenten erhöhen sollen. Wo solche Asthma-Schulungen durch qualifizierte Asthma-Trainer mit einem Schulungs-Team durchgeführt werden, kann in der Regel beim zuständigen Haus- oder Kinderarzt oder bei der nächsten Kinderklinik erfragt werden.

Auch können Rehabilitationsmaßnahmen zur Anwendung kommen, je nachdem, wie lange bereits die körperlichen Beeinträchtigungen bestehen, bzw. je nachdem, wie gravierend das Ausmaß der Symptomatik ist. Auch hier kann der am Heimatort zuständige Haus- oder Kinderarzt über die Möglichkeiten und die Art der Beantragung der Rehabilitationsmaßnahmen Auskunft geben.

6. Vorbeugung

Empfehlungen bzw. Maßnahmen, die einen Heuschnupfen oder Asthma bronchiale mit absoluter Sicherheit verhindern können, gibt es leider nicht. Jeder Mensch kann an Heuschnupfen oder Asthma erkranken. In manchen Familien gibt es gar ein gehäuftes Auftreten dieser Erkrankungen; dennoch besteht für jeden Menschen eine mathematische Wahrscheinlichkeit auf Gesundheit, so dass also auch bei einem Auftreten in der Familie (z.B. bei den Eltern) die Kinder dennoch gesund bleiben können.

Als hilfreich zur Vorbeugung hat sich das Stillen von Säuglingen herausgestellt. Babys sollten ruhig – wenn die Mutter es möchte und selber nicht raucht – im ersten Lebenshalbjahr voll gestillt und dann bis zum Ende des 12. Lebensmonates abgestillt werden. Hierbei ist die Ernährung in der Schwangerschaft von untergeordneter Bedeutung, wohl aber die Ernährung der stillenden Mutter, die sich wenn möglich auch an den o.a. Empfehlungen orientieren sollte – natürlich mit der Ausnahme, dass blähende Speisen zu meiden sind.

Kann oder möchte die Mutter nicht stillen, so stehen verschiedene Milch-Ersatznahrungen zur Verfügung, die nach Rücksprache mit dem Kinderarzt unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Vor- und Nachteile individuell verwendet werden können. Hier gibt es unterschiedliche Erfahrungen, die noch in medizinischen Studien überprüft werden, ob z.B. eine so genannte “hypoallergene” Milchnahrung eindeutige Vorteile gegenüber konventionellen Milchpulvernahrungen hat, die auf Kuhmilch basieren. Auch die hypoallergene Milchnahrung basiert auf Kuhmilch, und unter der Verwendung von diesen speziellen Milchnahrungen sind Allergien beobachtet worden. Bei einer Unverträglichkeit von Kuhmilch sollte deshalb alternativ nicht auf andere tierische Milchnahrungen (z.B. Ziegen- oder Stutenmilch) zurückgegriffen werden. Hier wäre z.B. Milch auf Sojabasis eine vernünftige Variante.

Da Heuschnupfen und Asthma bronchiale eine Entzündung der Atemwegschleimhäute darstellen, ist es selbstverständlich, den Kindern Gase vorzuenthalten, die die Atemwege zusätzlich reizen. Hierbei ist natürlich in allererster Linie an das Rauchen von erwachsenen Familienmitgliedern zu denken. Wobei es auch unabhängig von Asthma oder Heuschnupfen selbstverständlich sein sollte, in der Gegenwart von Kindern nicht zu rauchen! Aber auch andere streng riechenden Gase sollten nicht in der Nähe von Kindern ausdünsten (Farben, Lacke, Reinigungsmittel, Autoabgase, Schädlingsbekämpfungsmittel, um nur einige zu nennen).

Allergologisch betrachtet sollte man Dinge, die man meiden kann, auch versuchen zu meiden. Und mit Dingen, die unvermeidlich sind, sollte man sich zu arrangieren versuchen – notfalls auch mit Hilfe der o.a. Medikamente. Besteht eine Allergie gegen Hausstaub und -milben, die bevorzugt im Bettzeug und auf häufig benutzten Polstermöbeln zu finden sind, so kann man durch gutes Raumluftklima, regelmäßiges und hochtemperiertes Reinigen der Bettstatt und gegebenenfalls durch milbendichtes Bettzeug die Belastung von Staub und Milben reduzieren. Bewährt haben sich einfache Sanierungsmaßnahmen des Wohnumfeldes in Form von Ersatz des Teppichbodens durch glatte, wischbare Fußböden (bevorzugt natürliche Bodenbeläge wie z.B. unbehandelte Hölzer oder Korkboden – diesen allerdings nicht versiegelt, sondern lieber naturbelassen und anschließend geölt), Vermeidung von “Staubfängern” (z.B. können offene Regalelemente mit Büchern durch zu schließende Schrankelemente ersetzt werden) und – immer wichtig – Stoßlüftung der bewohnten Räume, d.h., dass durch ein gleichzeitiges Öffnen von Fenstern und Türen ein möglich hoher Luftaustausch erfolgt.

Baubiologische Maßnahmen sind ein Kapitel für sich, das den Rahmen dieser Gesamtdarstellung sprengen würde. Vor allem Familien, die ein Haus bauen möchten, sollten sich in der Planungsphase durch einen Baubiologen beraten lassen. Häufiger ist aber, dass eine Familie gemieteten Wohnraum nutzt oder eine bereits existierende Wohnung erworben hat, also mit den vorhandenen Bausubstanzen leben muss. Vorhandene Schimmelpilzbelastungen sind erfahrungsgemäß nur sehr schwer zu sanieren, eine oberflächliche “Mach-den-Schimmel-weg-Farbe” ist selbstredend nicht genügend wirksam. Oft sind mangelnde Lüftungsmöglichkeiten oder ein fehlerhaftes Lüftungsverhalten für Schimmel ursächlich, teilweise ist es jedoch ein “nicht-atmendes” Haus: Will man Energie sparen, muss man natürlich die Fassaden gut abdichten. Sind die Fassaden “hermetisch” abgedichtet, so kann entstehender Wasserdampf u.U. nicht genügend abfließen. In Folge kann es also zu Schimmelpilzsporenbefall kommen. Jedoch sollte bei Pilzsporen auch an Blumenerde gedacht werden, die als Nährboden dienen kann.

Was ist mit Tieren? Tiere sind einerseits gut für die Seele – nicht nur für Kinderseelen. Andererseits sind Tierhaare ein häufiger stofflicher Auslöser für Heuschnupfen oder Asthma. Sollten bereits allergische Symptome bestehen, so sollte man es sich gut überlegen, ein Tier anzuschaffen, selbst wenn Kinder flehentlich bitten und betteln: Erfahrungsgemäß ist es leichter, ein Tier erst gar nicht anzuschaffen, als ein Tier, das angeschafft wurde, nachher wieder abzuschaffen, wenn körperliche Symptome nach Kontakt zu diesem Tier zu beobachten sind. Lebt in der Familie jedoch bereits ein Haustier, so ist dieses beim ersten Gedanken an mögliche Allergie-Prävention nicht gleich abzuschaffen. In etlichen Familien existiert ja das Tier bereits, ehe überhaupt Kinder geboren werden. Zeigen sich jedoch wiederholt Symptome, die zweifelsfrei auf den Tierkontakt zurück zu führen sind, so muss das Abschaffen des Tieres ernsthaft in Erwägung gezogen werden.

Übertriebene Hygiene hat sich nicht als allergieverhütend heraus gestellt, eher im Gegenteil: Kommen Kinder in normalem Umfang auch mit Keimen in Kontakt und weisen sie ein “normales Maß” an Kinderkrankheiten auf, so sind eher weniger Allergien im weiteren Verlauf gefunden worden, als wenn die Eltern sofort nach jedem Fremdkontakt des Kindes dessen Körperpartien mit Wasser, Seife und Desinfektionsmittel penibel hygienisch reinigen.

Und dennoch: eine absolute Sicherheit gegen Heuschnupfen oder Asthma bronchiale gibt es nicht. Jeder kann an diesen Krankheiten erkranken: auch das Kind, dessen Eltern sich ein Öko-Lehmhaus gebaut haben, dessen Mutter zunächst sechs Monate voll und weitere sechs Monate teil gestillt hat und das zwar Tierkontakt hat, aber nur beim Nachbarn, der einen Bauernhof hat, wo das Kind gerne spielt und auch gelegentlich mit einer Handvoll Sand im Mund aufgefunden wird. Ebenso auch jenes Kind, dessen Eltern konsequent nicht rauchen, lediglich Speisen aus kontrolliert biologischem Anbau verzehren und statt der Gläschenkost selbst zubereitete Säuglings- oder Kleinkindkost servieren, und die nicht mit dem Auto, sondern per Fahrrad mit Kinderanhänger unterwegs sind. Ja, auch dieses Kind kann an Heuschnupfen oder an Asthma erkranken.

So interessant die bisherigen Darstellungen für den Betroffenen sein mögen oder von Eltern verfolgt worden sind, die sich Sorgen machen, dass ihr Kind eventuell an Heuschnupfen oder Asthma bronchiale erkranken könnte, so unbefriedigend ist die Frage der Betroffenen zu beantworten, warum gerade ich an den genannten Leiden erkrankt bin und warum ausgerechnet ich auf Birkenpollen allergisch bin und nicht auf Hausstaub – wo doch das Kind meines Nachbarn genau umgekehrt wie ich eben auf Hausstaub und nicht auf Birkenpollen reagiert?

Hier sind Erklärungsmodelle wegweisend und hilfreich, die das Auftreten von körperlichen Symptomen in einen ganzheitlichen Kontext einbeziehen, den Menschen als Einheit von Leib und Seele wahrnehmen und nicht die Krankheitsursache auf einen einzelnen stofflichen Auslöser reduzieren, der nur deshalb wirksam werden konnte, weil in der Familie bereits allergische Krankheiten gehäuft aufgetreten sind. In einer Kinderklinik in Nordrhein-Westfalen wird hier ein sehr interessantes Vorgehen verfolgt, welches als Auslöser von Allergien ein zeitgleiches Auftreten von stofflichem Auslöser in Verbindung mit einer seelischen Überlastungsreaktion annimmt. Merkt sich das Immunsystem in dieser Überlastungssituation sowohl den stofflichen als auch den seelischen Auslöser, so wären die o.a. Zusammenhänge unter einem gemeinsamen Kontext erklärt, und es wäre verständlich, warum der eine Mensch eben auf das eine Allergen und ein anderer Mensch auf ein vollkommen anderes Allergen mit genau den gleichen Symptomen reagiert. Oder es würde verständlich, warum die o.a. Angst-, Stress- oder Ärger-Situationen zu körperlichen Symptomen führen. Berücksichtigt man dann noch eine Konditionierung der Symptome durch bestimmte Verhaltensmuster, so ist eine konsequente Verhaltenstherapie, die einer psychosomatischen Verursachung einen größeren Stellenwert einräumt und die bei Bedarf durch Medikamente sinnhaft ergänzt wird, sinnvoll und fungiert als ursachenorientierte Behandlung der hier vorgestellten Erkrankungen.

Autor

Dr. med. Kurt-André Lion ist Facharzt für Kinderheilkunde, Allergologie, und Oberarzt in der Kinderklinik der Bergmannsheil und Kinderklinik Buer gGmbH.

Kontakt

Dr. med. Kurt-André Lion

Kinderklinik Gelsenkirchen
Adenauerallee 30
45894 Gelsenkirchen
 

Erstellt am 2. Juli 2003, zuletzt geändert am 19. Februar 2010

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