Ein Tag im Kinderhort Franziskus

Sabine Remmele

Remmele

In diesem Beitrag wird gezeigt, wie ein Tag im Hort gestaltet wird. Somit wird den Eltern veranschaulicht, welche pädagogischen Prinzipien den Alltag im Hort bestimmen.

11.30 Uhr – die Türen fliegen auf und die ersten Kinder kommen in den Hort.

“Hallo, ich bin´s, ich geh´ in den Garten!” – “He, weißt du was mir heute in der Schule passiert ist…”

…..das sind einige Gesprächsfetzen, welche bei der Begrüßung auf uns einstürmen und dann geht´s los mit dem Hortalltag im integrativen Kneipp Kinderhort Franziskus in Weilheim. Bis zu 100 Kinder werden hier in vier Gruppen von je vier pädagogischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen betreut. Sie wundern sich über die Anzahl? Nicht alle sind Vollzeitbeschäftigt und wir sind eine Kindertagesstätte mit einem hohen Migrationsanteil und betreuen Kinder mit und ohne Behinderung in jeder der vier Gruppen.
Eine Heilpädagogin und ein Sozialpädagoge arbeiten als Fachdienst im Hort.
Ein multidisziplinäres Team bereichert den pädagogischen Alltag.

Für das leibliche Wohl ist gut gesorgt, eine Köchin und eine Küchenhilfe kocht täglich frisches Essen in unserer kleinen Küche.
Das frisch gekochte Essen ist ein wichtiger Bestandteil unserer pädagogischen Konzeption und es ist uns lieb und teuer. Aber nur so sind wir in der Lage auf all die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder zu reagieren: fleischlose Kost, Laktose Unverträglichkeiten, weitere Allergien, religiöse Vorgaben sind einige der Herausforderungen die an unseren täglichen Speiseplan gestellt werde.

Die Kinder gestalten den Speiseplan mit einer Erzieherin selbst. Wir beachten Vorgaben von „Fit Kid“, die „Bremer Checkliste“ und „Optimix“. Mit diesen unterschiedlichen Empfehlungen der DGE ist er abwechslungsreich und vielseitig, die Kinder haben unterschiedliche Lieblingsspeisen und manches Essen schmeckt nur bei Inge oder Lore so richtig gut. Mit der Speiseplangestaltung wollen wir die Kinder größtmöglich an der Essensgestaltung teilhaben lassen, eine Möglichkeit wie wir auch die Partizipation von den Kindern am Hortleben gestalten.

Die Zeit bis zum Mittagessen nutzen die Kinder, um Ihren Bedürfnissen nach zu kommen. Manche toben sich erst mal richtig aus, da gibt es den Bewegungsraum im Keller, oder verschiedene Möglichkeiten im Garten. Wieder andere brauchen jemanden der ihnen zuhört, damit sie loswerden können, welche Erlebnisse am Vormittag auf sie eingestürmt sind.
Diese “Begrüßungszeit” spielt eine wichtige Rolle und ist eine pädagogisch besonders anspruchsvolle und wichtige Zeit im Kinderhort. Die Kinder benötigen Ansprechpartner, Bezugspersonen die jetzt einfach nur “da sind”, zuhören, mitspielen, aufmerksam sind und Rückmeldungen geben können. Das ist wichtig für den weiteren Tagesablauf.

13.15 Uhr – Mittagessen

Der Tisch ist gedeckt, das Büfett eröffnet. Die Kinder holen sich das Essen selbst, für jeden ist etwas dabei. Vegetarisch als Auswahlgericht ist selbstverständlich bei Fleischgerichten.
Beim Essen wird erzählt, Informationen ausgetauscht und ein Nachschlag ist auch immer mit drin. Das Mittagessen wird gemeinsam eingenommen. Es ist der Zeitpunkt im Hort, an dem alle Kinder gemeinsam in einem Raum sind. Zeit für die Betreuerinnen, um den Tag mit den Kindern zu besprechen. Im Anschluss an das Essen findet in regelmäßigen Abständen die Kinderkonferenz in den einzelnen Gruppen statt. Hier wird unter anderem mit den Kindern gemeinsam der Alltag geplant, Aktionen, Projekte, Ausflüge besprochen. Ein weiterer wichtiger Punkt der zeigt wie Partizipation gelebt wird.

Ab 14:30 Uhr – Hausaufgabenzeit

Ab 14:30 beginnen die „gleitenden“ Hausaufgaben, hier kann schon begonnen werden, ab 15:00 Uhr ist es im ganzen Haus still, die Kinder ziehen sich in die Hausaufgabenzimmer zurück, die Betreuerinnen unterstützen die Kinder beim Lernen. Wir haben uns bewusst für feste Hausaufgabenzeiten entschieden, da wir damit den Kindern im Haus die größtmögliche Ruhe und die wenigste Ablenkung garantieren möchten. Gerade bei Kinder die sich leicht ablenken lassen, die mehr Struktur brauchen, die einen festen Platz benötigen erscheint uns die feste Hausaufgabenzeit sinnvoller.
Alle Kinder machen gemeinsam Hausaufgaben, es stehen genügend Räume zur Verfügung.
Nachschriften werden von den Kindern untereinander diktiert, Vokabeln abgefragt und Geschichte gelernt. Für jedes Kind wollen wir den richtigen Rahmen schaffen, damit es die Lernatmosphäre hat, welche es benötigt. Kontakt mit den Lehrern zu halten und die Eltern darüber zu informieren ist selbstverständlich. So wissen wir, wie die Kinder in der Schule zurechtkommen, in welchen Bereichen wir sie unterstützen können.
Wer fertig ist lernt noch etwas (gerade die älteren Kinder brauchen diese Zeit), oder geht bereits zum Spielen in einen anderen Raum.

16:00 Uhr – “Brotzeit ist fertig!”

Die Hausaufgaben sind (fast) für alle vorbei. Ein paar vereinzelte Kinder brauchen länger, für sie ist aber auch noch Zeit, Raum und Unterstützung vorhanden, damit sie fertig werden können. Ein leckeres Büffet mit Obst, Rohkost, Kuchen oder Wurstbroten gibt es jeden Tag etwas anderes. Am Freitag machen die Gruppen gemeinsame Brotzeit

Was tun Hortkinder am Nachmittag?

Das gleiche wie Kinder zuhause, das ist uns wichtig! Kinder sollen den Hort nicht als Ghetto erleben.
Kinder im Kinderhort Franziskus haben die Möglichkeit, den Kinderhort zu verlassen um in die Stadt zu gehen, kleinere Einkäufe zu erledigen oder auch zur Musikschule zu gehen. Das ist mit den Sorgeberechtigten abgesprochen. Ein Zeitpunkt wird abgesprochen, wann die Kinder wieder da zu sein haben. Diese Kinder sind alle älter als 10 Jahre und die abgesprochene Zeit wird stets eingehalten. Maximal sind die Kinder 30 min. unterwegs.
Wir finden es wichtig, den Kindern diese Möglichkeit zu bieten, so können sie sich altersgemäß entwickeln und machen Erfahrungen, welche Kinder ohne Ganztagesbetreuung auch machen.

Arbeitskreise, Therapie, Einzelförderung und mehr….

Ab 16:15 ist Zeit für pädagogische Angebote aus unterschiedlichen Bereichen: Musik AK, Kreativwerkstatt, Theater, Experimente, Tanz, Sport und Bewegung, um nur einiges zu nennen.
Wir haben festgestellt, dass es für manche Kinder sehr schwierig ist, sich für einen längeren Zeitraum für einen Arbeitskreis zu entscheiden oder an einem längeren Projekt teilzunehmen – für diese Kinder sind diese Angebote optimal.

Es gibt auch andere Angebote, wie Kurse zur Entspannung, die unsere Entspannungspädagogin macht, Kurse für Kinder zur Selbstbehauptung, Kurse für Kinder bei denen die Eltern in Trennung oder Scheidung leben, Kurse zum Thema Mobbing und noch einiges mehr. Hier werden auch immer Angebote für Eltern gemacht.

Außerdem gibt es noch regelmäßige Kneippangebote die im Alltag ihren Platz finden, ein erfrischendes Arm Bad vor den Hausaufgaben beispielsweise.

Um 18:15 schließen wir dann den Kinderhort, ebenso wie die Begrüßungszeit ist es uns in dieser sensiblen Schlussphase wichtig, dass wir uns gut verabschieden, mit manchen Kindern nochmal den Tag Revue passieren lassen.

Ferien

In den Ferien hat der Kinderhort von 7:30 -17:30 geöffnet. Eltern buchen die Tage, die sie benötigen mit und entscheiden dann jeweils vor den Ferien, welche Tage sie kommen.
Der Tagesablauf ist dann auch ein anderer, die Selbstbestimmung hat endlich einen höheren Stellenwert als an den Schultagen, an denen sich Hortkinder oft fremdbestimmt erleben müssen.

Rituale und Rhythmisierung

Wir möchten mit diesem ritualisierten und rhythmisierten Tagesablauf den Kindern einen verlässlichen Rahmen bieten, damit sie sich am Nachmittag gut zurecht finden können, sich wohlfühlen, feste Ansprechpartnerinnen finden. Gerade die Kinder, die einen heilpädagogischen-integrativen Förderbedarf haben sollen erleben dürfen, dass sie „Teil eines Ganzen sind“ und in der Gruppe, im Raum bleiben können.
Logopäden, Heilpädagogen und Sozialpädagogen arbeiten Hand in Hand mit dem restlichen pädagogischen Team.
Eine Willkommenskultur und hohe Wertschätzung der Kinder sind uns dabei wichtig.
Deshalb freuen wir uns, wenn die Kinder zu uns kommen und Zeit zum Spielen haben und wollen damit zeigen, dass Hort mehr ist als nur Mittagessen und Hausaufgaben machen.

Weitere Beiträge der Autorin hier in unserem Familienhandbuch

Autorin

Sabine Remmele, Erzieherin, Leitung eines viergruppigen integrativen katholischen Kinderhortes in der Stadt Weilheim (Obb.)

Kontakt

Integrativer Kneipp Kinderhort Franziskus
Waisenhausstr. 1
82362 Weilheim

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Erstellt am 17. März 2003, zuletzt geändert am 05. Mai 2015