Hinschauen, Helfen, Haltung zeigen: Cybermobbing geht alle an

Kinder und Jugendliche bewegen sich alltäglich in digitalen Welten, nutzen Messenger-Dienste und Soziale Medien, um sich mit anderen auszutauschen und Momente aus ihrem Alltag zu teilen. Nahezu alle (97%) der 12-19-Jährigen besitzen laut der JIM-Studie 2018 ein Smartphone, die Selbstdarstellung im Netz und damit verbundene Anerkennung durch andere sind wichtige Aspekte ihrer Identitätsentwicklung. Doch nicht immer läuft dies problemfrei ab: Jede(r) Dritte hat der selben Studie nach im Freundeskreis bereits Erfahrungen mit Cybermobbing machen müssen. Was steckt dahinter?

Wenn jemand online über einen längeren Zeitraum wiederholt beleidigt, belästigt, ausgegrenzt oder bloßgestellt wird, ist das Cybermobbing. Immer wieder verletzende Nachrichten zu senden, Gerüchte zu verbreiten, private Nachrichten weiterzuleiten, heimlich aufgenommene, peinliche oder manipulierte Fotos zu teilen, Fake-Profile einzurichten oder auch andere aus Chatgruppen bewusst auszuschließen: das alles sind Formen von Cybermobbing, die Betroffene massiv seelisch belasten können. Cybermobbing ist in fast allen Kommunikations- und Unterhaltungsmedien möglich, sowohl auf bei Jugendlichen beliebten öffentlichen Plattformen wie YouTube oder Instagram, als auch in privaten Chats über Messenger wie WhatsApp oder per E-Mail. Nicht immer ist das Ausmaß von Cybermobbing also öffentlich sichtbar.

Im Unterschied zu Mobbing auf dem Schulhof kann Cybermobbing über das Smartphone rund um die Uhr und an jedem Ort stattfinden, so dass auch das eigene Zuhause für Betroffene keinen Rückzugsraum mehr bietet. Dadurch, dass Empfänger*innen Texte und Fotos speichern, verändern, weiterleiten oder an verschiedenen Orten erneut veröffentlichen können, verbreiten sich belastende Inhalte online oft rasend schnell, unkontrollierbar und lassen sich nur sehr schwer wieder entfernen. Das Opfer wird durch die Einbeziehung von immer mehr Personen aus dem sozialen Umfeld isoliert und fühlt sich hilflos und allein. Auch wenn Täter*innen im Netz häufig anonym handeln können, geht Cybermobbing nicht selten auch mit Mobbing „offline“ einher, sodass Betroffene oft eine Vermutung haben, von wem Belästigungen stammen. Da die Täter*innen die unmittelbare Reaktion der Opfer online jedoch nicht mitbekommen, ist die Hemmschwelle beim Cybermobbing noch einmal herabgesetzt.

Was tun bei Cybermobbing?

Cybermobbing sollte immer dokumentiert (vor allem Screenshots sind hier hilfreich) und an die Betreiber der jeweiligen Plattform oder App gemeldet werden, beantwortet werden sollten verletzende Nachrichten jedoch bestenfalls nicht. Besser ist es, den Kontakt zu unterbrechen, zum Beispiel durch Blockieren des Absenders oder die Einschränkung der Sichtbarkeit von Profilen auf einen privaten Personenkreis.

Erste Unterstützung zum Verhalten und dem weiteren Vorgehen bei Cybermobbing kann Jugendlichen zum Beispiel die Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App des klicksafe Youth Panels bieten. Dort werden auch Beratungsangebote wie die Nummer gegen Kummer oder Juuuport empfohlen, die auch anonym niedrigschwellige Hilfe anbieten.

Doch auch Eltern sollten ihren Kindern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und dafür bereits eine Vertrauensbasis schaffen, bevor etwas passiert. Interessieren Sie sich für die Aktivitäten Ihrer Kinder im Netz und sprechen Sie über Themen wie Schutz der Privatsphäre, Recht am eigenen Bild und respektvollen Umgang auch im digitalen Raum. Unterstützen müssen Eltern ihre Kinder vor allem auch dann, wenn rechtliche Schritte eingeleitet werden sollen. Oft sind strafrechtliche Tatbestände wie z. B. Beleidigung, üble Nachrede, Nötigung und Bedrohung beim Cybermobbing erfüllt, sodass eine polizeiliche Anzeige erfolgen kann. Online gibt es unter anderem bei der Initiative Schau hin! umfangreiche Informationen für Eltern.

Zusammenarbeit mit Pädagog*innen

Auch wenn das eigene Kind selbst mobbt, also Täter*in ist, sind Eltern gefragt: Reden Sie mit dem Kind, um den Hintergrund zu verstehen, Konsequenzen deutlich zu machen und nach Lösungen zu suchen. Hier kann auch der Kontakt zur Schule sinnvoll sein, um dort für die Thematisierung von Cybermobbing im Unterricht zu sensibilisieren.

In der Schule kann Cybermobbing sowohl präventiv verhindert als auch intervenierend bekämpft werden. Oft sind Beleidigungen und Verletzungen schon recht weit fortgeschritten, bis Lehrkräfte davon Kenntnis erlangen. Bewährt hat sich der Einsatz von geschulten Peers, also Mitschüler*innen - zum Beispiel Medienscouts- die beraten und sich als Mediator*innen betätigen können. Oft fällt es Jugendlichen leichter, sich Gleichaltrigen zu offenbaren, als Erwachsenen.

Doch zu jedem Zeitpunkt ist wichtig, dass Pädagog*innen Unterstützung signalisieren und mit allen Beteiligten ins Gespräch gehen - je nach Schwere der Situation auch unter Einbeziehung der Eltern und/oder Hilfe seitens der Schulpsychologie und Schulsozialarbeit. Niemals sollte hier jedoch ohne Abstimmung mit den Betroffenen vorgegangen werden, um die Situation für diese nicht noch zu verschlimmern. Verhaltensregeln und Maßnahmen sollten in Zusammenarbeit von Schüler*innen und Lehrkräften gemeinsam erarbeitet werden. Materialien zur Unterstützung finden Lehrkräfte zum Beispiel beim Internet ABC oder bei klicksafe.

Weitere Informationen

  • Was es bedeutet, von Cybermobbing betroffen zu sein, zeigt dieser Kurzclip von Schau hin!
  • Die Digitalen Helden bilden jugendliche zu Mentor*innen in der digitalen Welt aus, die Gleichaltrige in Schulen in ihrer Mediennutzung beraten und mit ihnen über Fragen und Sorgen rund um das Thema digitale Medien sprechen.
  • Tipps zum sicheren Chat und für den Schutz privater Daten gibt es auf der Seite Chatten ohne Risiko.

Autorin

Maria Wiesner

Quelle

Initiativbüro „Gutes Aufwachsen mit Medien"

eingestellt am 03. April 2020