Medienerziehung: Tipps für Familien

Daniel Bialecki
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Medien und das Internet gehören heute zum Alltag von Kindern. Doch wie können Eltern ihnen den richtigen Umgang damit näherbringen?

Das weiß doch jedes Kind: Wenn es darum geht, digitale Geräte zu benutzen, sind viele Kinder dazu bereits in jungen Jahren in der Lage. Über den Bildschirm wischen, den Auslöser der Handykamera betätigen, ein Video auf dem Tablet abspielen – das ist etwas, das viele Kinder intuitiv lernen. Aber: Das macht sie natürlich noch lange nicht zu kompetenten Nutzern digitaler Technik. Kinder müssen neben der „Wischkompetenz“ noch lernen, Medien und das Internet sinnvoll für sich zu nutzen, Gefahren zu erkennen und Angebote kritisch zu hinterfragen (Medienkompetenz).

Die Online-Lernexperten von scoyo haben 7 Tipps für Eltern zusammengestellt, die zeigen, wie Kinder bei ihren ersten Schritten in der digitalen Welt begleiten werden können und wie sie fit für die digitale Zukunft werden:

1. Geräte kindersicher machen

Dieser Tipp gilt besonders für jüngere Kinder: Sie können noch nicht einschätzen, welche Angebote geeignet sind, welche Gefahren wo lauern, oder ob sie zum Beispiel mit dem Klick einen Kaufvertrag abschließen.

In der Praxis heißt das unter anderem: Alle Geräte mit Passwort, PIN oder Fingerabdruck sichern, In-App-Käufe verhindern, indem Sie diese deaktivieren (Apple iOS) oder eine vorherige PIN-Abfrage festlegen (Android). Ungefilterte Kanäle wie YouTube oder Google sollten gesperrt werden, stattdessen können beispielsweise eine eigene Startseite/oder ein eigener Account eingerichtet und Kinderversionen wie YouTube Kids und eine Kindersuchmaschine genutzt werden.

Generell ist es bei jüngeren Kindern gut, wenn sie die Geräte nicht alleine nutzen, sondern von Mutter oder Vater begleitet werden. So kann nicht nur kontrolliert werden, was und wie lange etwas genutzt wird, sondern die Inhalte können auch gemeinsam besprochen und kritisch hinterfragt werden.

2. Angebote für Kinder kennenlernen

Das Angebot an Kinderinternetseiten und Kinderapps im Netz ist groß. Allerdings gibt es natürlich auch hier Unterschiede. Kostenlose Apps sind zum Beispiel selten werbefrei und beinhalten teilweise auch In-App-Käufe, irgendwie müssen die Anbieter sich ja finanzieren. Oder die Abgabe persönlicher Daten ist die Gegenwähr für die Nutzung. Oft lohnt es sich daher, ein paar Euro in wirklich kindgerechte und werbefreie Inhalte zu investieren, die auch einen Mehrwert bieten.

Praxistipp: Eltern und Kinder können verschiedene Angebote gemeinsam anschauen und erkunden und so zum Beispiel auch darüber sprechen, wie Werbung auf Webseiten und in Apps integriert wird. Mit älteren Kindern ist es ebenfalls sinnvoll, über die Finanzierungsmodelle der Angebote zu sprechen. So lernen sie zu verstehen, dass sie bei kostenlosen Seiten und Apps meist mit ihren persönlichen Daten „bezahlen“, welche die Unternehmen von den Nutzern und ihren Geräten beziehen, speichern und für Geschäftszwecke verwenden.

3. Klare Absprachen treffen

Je mehr ein Kind über den Umgang mit Medien und dem Internet lernt, desto selbstständiger kann es diese nutzen. Trotzdem: Klare Absprachen zur Nutzung geben Halt, Orientierung und Sicherheit – den Kindern, sowie auch den Eltern. Diese können besprochen, aber auch schriftlich festgehalten werden. Beim ersten eigenen Smartphone kann zum Beispiel ein Eltern-Kind-Vertrag helfen, Nutzungsbedingungen klar festzulegen. Folgende Dinge können zum Beispiel abgesprochen werden:

  • Nutzungszeiten
  • Absprache, ob und wenn ja, welche Apps installiert werden
  • Wann darf das Internet genutzten werden (z. B. nur im heimischen WLAN)
  • Was mache ich, wenn ich auf etwas stoße, dass ich komisch finde
  • Bei ersten eigenem Gerät kann ein Smartphone-Vertrag helfen

4. Medien und Internet sinnvoll einsetzen

Wenn Kinder vor dem Computer, dem Tablet oder Smartphone zu sitzen, muss das nicht immer heißen, dass sie nur „daddeln“. Digitale Medien können auch von den Kleinen schon sinnvoll und kreativ genutzt werden, den Alltag erleichtern und Methoden ergänzen. Kinder können zum Beispiel:

  • mit digitalen Lernangeboten und -spielen ihr Wissen erweitern und Schulstoff festigen
  • mit Suchmaschinen und Präsentationsprogrammen Vorträge vorbereiten
  • mit Schreib- und Designprogrammen eigene Geschichten, Zeitschriften oder Flyer gestalten
  • im Internet spannende Themen und Hobbies vertiefen, Informationen dazu sammeln oder Gleichgesinnte finden

5. Gefahren ansprechen

Neben all den Vorteilen, die digitale Medien und das Internet bieten, bergen sie natürlich auch Gefahren (5 ausführliche Tipps, wie Eltern ihre Kinder schützen, finden Sie hier). Kinder müssen lernen, diese Gefahren zu erkennen und darauf kompetent zu reagieren.

Wichtige Themen sind dabei:

Datenschutz und Privatsphäreinstellungen

Welche Daten werden wo abgefragt? Auf welche Bereiche möchte eine App beispielsweise auf meinem Smartphone zugreifen? Bin ich bereit, diese Daten preiszugeben? Was passiert mit meinen Daten und wofür werden sie benutzt? Was passiert mit Inhalten, die ich selbst oder andere über mich verbreiten? Wie kann ich mich schützen? Das Thema Datenschutz ist komplex – und enorm wichtig.

Erste Schritte können sein, gemeinsam Angebote zu prüfen, Profile anzulegen und Sicherheits- und Privatsphäreinstellungen anzupassen. Auch einfache Dinge wie sichere Passwörter zu erstellen, sind eine wichtige Übung.

Nicht kindgerechte/jugendfreie Inhalte und Belästigung

Oft sind es nur wenige Klicks, die automatische Abspielfunktion bei Videoportalen, eine mehrdeutige Sucheingabe oder ein Link, den jemand geschickt hat: Kinder können im Internet leicht mit Inhalten konfrontiert werden, die alles andere als kindgerecht sind. Besonders ältere Kinder, die das Internet schon selbstständig nutzen, können davor nicht immer geschützt werden. Auch das Thema Belästigung spielt eine Rolle, welche zum Beispiel über die Chatfunktion von Online-Spielen oder in sozialen Medien geschieht. Wichtig ist hier, die Kinder für diese Gefahren zu sensibilisieren. Und ihnen zu vermitteln, dass sie sich in jedem Fall an die Eltern oder einen anderen Erwachsenen wenden können und dort statt Vorwürfen Unterstützung erhalten.

Werbung und ungewollter Kauf von Produkten und Dienstleistungen

Neben nicht kindgerechten Inhalten werden Kinder und Jugendliche bei der Nutzung digitaler Medien oft auch mit Werbung und kostenpflichtigen Angeboten konfrontiert. Sie müssen lernen zu unterschieden: Was sind richtige Inhalte, was ist Werbung? Was kostet Geld und wann kaufe ich etwas im Internet? Das ist oftmals gar nicht so leicht.

Fake News

Genauso schwierig fällt es, Gerüchte und Spinnereien von richtigen Informationen zu unterscheiden. Erster Ansatz: Ein Gespräch darüber, wie leicht sich Informationen und auch Bilder und Videos verfälschen lassen. Und wie schnell sie sich verbreiten, wenn sie zum Beispiel einfach sehr reißerisch gestaltet sind oder die Emotionen und Ängste der Menschen ansprechen.

Cyber-Mobbing

Ein ebenso wichtiges Thema ist das Cyber-Mobbing, also das Mobbing (auch) über digitale Kanäle. Immer mehr Kinder kommen damit in Berührung. Oft findet es in WhatsApp-Gruppen oder sozialen Medien statt und ist häufig eine Weiterführung von realem Mobbing (z. B. in der Schule). Kinder müssen verstehen lernen, dass es sich beim (Cyber-) Mobbing nicht um einen Spaß handelt, sondern dass die Betroffenen darunter enorm leiden. Kinder, die selbst Opfer von (Cyber-) Mobbing werden, brauchen außerdem kompetente Unterstützung und Eltern, die sie ernstnehmen.

6. Soziale Kompetenzen fördern

Die digitale Welt und „das reale Leben“ zu trennen, ist Quatsch. Das, was wir im Internet tun, hat auch Auswirkungen auf unser Leben außerhalb des Netzes, zum Beispiel leidet ein Mensch, den wir online verhöhnen, ganz real darunter. Soziale Kompetenzen sind darum auch im Umgang mit Medien von großer Wichtigkeit. Dinge, die offline und online wichtig sind und die Kinder (und auch Erwachsene) immer wieder üben können:

  • gerecht miteinander umzugehen
  • gewaltfrei zu kommunizieren, faire Diskussionen zu führen und Argumente anzuhören
  • „lästern“ zu unterbinden und nicht selbst zu praktizieren
  • Streit zu schlichten und Konflikte zu bewältigen
  • hilfsbereit und mitfühlend zu handeln

7. Neugierig bleiben

Insgesamt ist es einfach wichtig, als Eltern neugierig und interessiert zu bleiben, sich selbst zu informieren und auf dem Laufenden zu halten. Wie funktionieren die Apps, die Kinder und Jugendliche nutzen? Was ist an einem bestimmten Spiel so spannend? Was gibt es Neues zum Datenschutz und Privatsphäre? So bleiben Familien im Gespräch und können gemeinsam die digitale Welt und ihre vielen Möglichkeiten entdecken. 

Was Kinder sonst noch brauchen, um fit für die digitale Zukunft zu werden? Im scoyo-Ratgeber „Die 5 (digitalen) Kernkompetenzen für Kinder“ finden Sie viele Tipps und Umsetzungsideen für die Praxis!

Autor

Daniel Bialecki

Der gelernte Diplom-Ingenieur ist Geschäftsführer von scoyo, dem Online-Lernspezialisten für Kinder, und seit über 13 Jahren im Bereich der digitalen Wissensvermittlung tätig. Gemeinsam mit Pädagogen und renommierten Geschichtenentwicklern baute er die virtuelle Lernumgebung von scoyo maßgeblich mit auf. Den dreifachen Vater beschäftigt vor allem, mit welchen Methoden bzw. Mitteln man Kindern den Spaß am Lernen erhalten kann. 

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eingestellt am 31.01.2018