Digital Detox für die ganze Familie
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Digital Detox (engl. "digitale Entgiftung") ist der bewusste Verzicht auf digitale Medien für eine bestimmte Zeit. Das können einige Stunden oder auch ganze Tage oder Wochen sein. In unserer schnelllebigen Zeit sind wir immer und überall erreichbar. Um wieder etwas mehr Ruhe in den Alltag zu bekommen und sich von technischen Geräten zu lösen, ist es gerade für Familien ratsam, regelmäßig komplett abzuschalten und auf digitale Medien zu verzichten. Um regelmäßige Offline-Zeiten in Ihrer Familie zu etablieren, stellen wir Ihnen nützliche Tipps und Strategien vor.
Gründe für regelmäßiges Digital Detox
Oft merken wir gar nicht, wie sehr uns digitale Medien und Geräte im Griff haben. Sobald das Handy klingelt, werden wir neugierig und wollen gleich wissen, welche Neuigkeiten uns erreicht haben. Das Gefühl ständig erreichbar sein zu müssen, löst sowohl bei Erwachsenen als auch bei
Jugendlichen Stress aus. Zudem geraten viele Jugendliche in die Versuchung, ihr Smartphone oder den Computer zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen. Die vielseitigen Geräte können sowohl der Unterhaltung dienen als auch für den Kontakt zu Freundinnen und Freunden über Messenger oder soziale Netzwerke genutzt werden. Auch Videospiele ziehen viele Jugendliche mühelos in ihren Bann. Daher ist es wichtig, dass Eltern die Medienzeiten ihrer Kinder sinnvoll begrenzen und ab und zu sprichwörtlich den Stecker ziehen.
Um die Vorteile des Digital Detox langfristig genießen zu können, sollten Sie es zu einer Routine in der Familie werden lassen. Das heißt nicht, dass digitale Medien verteufelt oder medienfreie Zeiten als Bestrafung eingesetzt werden sollten. Im Gegenteil hilft ein gemäßigter und gezielter Medienkonsum sogar dabei, diese Angebote wieder besser wertschätzen zu können. Eine Begrenzung der Medienzeit ist ein grundlegender Teil der Medienerziehung und soll eine reflektierte und maßvolle Mediennutzung fördern.
Von regelmäßigen medienfreien Zeiten können alle Familienmitglieder profitieren. Hier finden Sie 5 weitere gute Gründe, warum regelmäßiges Digital Detox Familien guttut:
- Erholsamer Schlaf: Das bläuliche Licht von Bildschirmen aller Art hemmt die Bildung von Schlafhormonen im Gehirn. Daher ist es ratsam, vor dem Schlafengehen auf digitale Medien zu verzichten. Das sorgt für eine bessere Schlafqualität und hilft dabei, schneller einzuschlafen. Lesen Sie mehr zu gesundem Schlaf und digitalen Medien.
- Entschleunigung des Alltags: Digital Detox ermöglicht es, entspannt den Tag zu genießen, ohne Störungen durch Handy oder Computer. So können alle Familienmitglieder entspannen und auf andere Gedanken kommen.
Testen Sie die Digital-Detox-Challenge. - Beziehungen stärken: Die Zeit fernab digitaler Medien bedeutet für alle Familienmitglieder mehr ungestörte Zeit miteinander. Nutzen Sie daher die Gelegenheit, um Aktivitäten für die ganze Familie zu planen und die gemeinsame Zeit voll und ganz zu genießen.
- Produktivität und Kreativität steigern: Ohne Ablenkungen durch Nachrichten und soziale Netzwerke können Sie und Ihre Familienmitglieder ungestört und konzentriert Ihren Beschäftigungen nachgehen. Das gilt sowohl für den beruflichen bzw. schulischen Bereich als auch für Hobbys.
Bewusster Medienverzicht ermöglicht störungsfreies Arbeiten, steigert die Produktivität und hilft so, Aufgaben schneller und besser zu bearbeiten. - Kontrolle zurückgewinnen: Sobald man eine längere Zeit ohne digitale Medien verbracht hat, versteht man, wie sehr sie unser Leben bestimmen.
Diese Erkenntnis kann dazu führen, dass jedes Familienmitglied gezielter über den eigenen Medienkonsum nachdenkt und Beschäftigungsmöglichkeiten ohne Geräte findet.
Entschließen Sie sich dazu, regelmäßig medienfreie Zeiten oder sogar Tage einzuführen, stellen wir Ihnen im nächsten Schritt einige Strategien vor.
Medienfreie Zeiten in der Familie einführen
Damit alle Familienmitglieder an einem Strang ziehen, sollten Sie im Vorfeld über Ihr Vorhaben mit allen Familienmitgliedern reden. Gerade Jugendliche sind motivierter bei solchen Aktionen mitzumachen, wenn sie in die Planung miteinbezogen werden und ein Mitspracherecht haben.
Erklären Sie daher, warum Sie gern medienfreie Zeiten oder ganze Tage einführen wollen und welche Vorteile Sie darin sehen.
Dieses Vorhaben wird bei einigen Jugendlichen vermutlich erstmal zu einer Diskussion führen. Gerade wenn Ihr Kind Handy, Computer und/oder Videospielkonsole regelmäßig und intensiv nutzt, wird es vermutlich Bedenken oder vielleicht sogar Unwillen äußern. Das ist ganz normal.
Hören Sie sich die Sorgen Ihres Kindes geduldig an, nehmen Sie sie ernst und zwingen Sie ihr oder ihm keine Entscheidung auf. Versuchen Sie stattdessen gemeinsam einen Zeitrahmen abzustecken, in dem Ihr Kind digitale Medien beiseitelegt und sich mit Ihnen oder anderen Hobbys beschäftigt.
Präsentieren Sie den ersten Digital-Detox-Versuch als Herausforderung für alle Familienmitglieder. Wenn das Handy ein ständiger Begleiter im Alltag ist, wird es für alle schwer sein, für eine bestimmte Zeit darauf zu verzichten. Daher ist es umso reizvoller, einen Wettbewerb daraus zu veranstalten und den Ehrgeiz aller zu wecken.
Strategie für Familien mit hohem Medienkonsum
Haben Sie bemerkt, dass in Ihrer Familie digitalen Medien ein hoher Stellenwert zukommt, ist es sehr ratsam, medienfreie Zeiten einzuführen. Das hilft allen Familienmitgliedern, zurück zu einem ausgewogenen Medienkonsum zu finden. Es empfiehlt sich jedoch, hier in kleinen Schritten vorzugehen und den Zeitrahmen stetig zu erweitern. Auf diese Weise wird der Medienkonsum nicht sofort radikal eingeschränkt und Ihr Kind kann sich langsam an die Veränderungen gewöhnen.
Jugendliche halten sich nur dann an die aufgestellten Regeln, wenn alle Familienmitglieder am Digital Detox teilnehmen. Daher ist es ratsam, dass medienfreie Zeiten für die ganze Familie gelten.
So können Sie zum Beispiel Digital Detox in Ihrer Familie einführen
Richten Sie im Haus feste Smartphone-freie Zeiten ein. Zum Beispiel sollte am Esstisch das Smartphone weggelegt oder besser noch ausgeschalten werden. Zudem sollte das Handy vor dem Schlafengehen aus dem Schlafzimmer verbannt werden. Stattdessen könnten alle Familienmitglieder über Nacht ihre Handys im Wohnzimmer laden. Auf diese Weise fällt auch früh morgens nicht der erste Blick auf das Smartphone.
Im nächsten Schritt empfiehlt es sich, Medienzeiten für alle Familienmitglieder festzulegen. Welche Empfehlungen es für Jugendliche gibt, können Sie im Artikel "Medienzeiten festlegen" nachlesen.
Versuchen Sie darauf zu achten, dass sich alle Familienmitglieder an diese Regelungen halten. Bemerken Kinder und Jugendliche, dass die Eltern die eigenen Regeln nicht befolgen, empfinden sie die Situation womöglich als unfair und verlieren die Motivation.
Tipp: Auch unsere Digital-Detox-Challenge auf ins-netz-gehen.de kann ein spielerischer Start sein, um den Medienkonsum in der Familie zu reduzieren.
Sobald diese Schritte feste Bestandteile Ihres Alltags geworden sind, können Sie im Familienkreis darüber sprechen, welche Vorteile die einzelnen Familienmitglieder aus den medienfreien Zeiten ziehen konnten. Danach können Sie gemeinsam überlegen, die Digital-Detox-Zeiten auszuweiten und vielleicht sogar für mehrere Stunden oder einen ganzen Tag auf digitale Geräte zu verzichten.
Stellen Sie Push-Benachrichtigungen für alle Apps ab, um die Störungen im Alltag durch das Smartphone so gering wie möglich zu halten. Zudem empfiehlt es sich, am Tag bestimmte Zeitfenster festzulegen, in denen Sie auf Nachrichten und E-Mails antworten. So gehen Sie Ihrem Kind mit gutem Beispiel voran und können gleichzeitig für mehr Entspannung in Ihrem eigenen Alltag sorgen.
Strategie für Familien mit einem gemäßigten Medienkonsum
Wenn in Ihrer Familie digitale Medien nur relativ wenig und zielgerichtet genutzt werden, ist das für alle Familienmitglieder ein großer Erfolg. Digitale Medien spielen für Sie nur eine untergeordnete Rolle und alle Familienmitglieder haben bereits Beschäftigungen und Hobbys abseits des Internets gefunden. Trotzdem kann auch für Sie ein medienfreies Wochenende Entspannung für die ganze Familie bedeuten und Anlass für einzigartige Familienmomente sein.
Ein ganzes Wochenende ohne Medien können Sie zum Beispiel so einführen:
Legen Sie zusammen mit Ihrer Familie zunächst einen Tag fest, an dem alle Geräte abgeschaltet werden. Dies sollte einige Zeit im Voraus geplant werden, damit alle Familienmitglieder ihre Kontakte über die Medienpause informieren und sich Beschäftigungen für den Tag suchen
können.
Planen Sie Aktivitäten für diesen Tag. Die Zeit verfliegt schneller, wenn alle beschäftigt sind oder Sie zusammen etwas unternehmen. Auf diese Weise wird der medienfreie Tag zum vollen Erfolg.
Besprechen Sie am nächsten Tag, was jedem Familienmitglied am Digital-Detox-Tag besonders gefallen hat. Sprechen Sie auch darüber, warum es vielleicht in der ein oder anderen Situation schwer war, auf Handy oder Computer zu verzichten. Einigen Sie zudem gleich auch auf einen neuen Digital-Detox-Termin. Wenn alle begeistert waren, können Sie auch gleich ein ganzes Wochenende dafür ansetzen.
Wenn Sie und Ihre Familienmitglieder begeistert von den medienfreien Wochenenden sind, lohnt es sich, diese als Routinen zu etablieren. Sie können zum Beispiel jeden Monat ein Digital-Detox-Wochenende durchführen und dieses für gemeinsame Familienaktivitäten nutzen.
Weitere Informationen
- Medienzeiten festlegen - Worauf müssen Eltern achten?
- Soziale Netzwerke - Ein Überblick für Eltern
- Die besten Messenger-Dienste für Jugendliche: Übersicht für Eltern
- Videospiele bei Jugendlichen – Informationen für Eltern
Quelle
Ins Netz gehen Info - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
eingestellt am 17.12.2024