Müttergenesung/ Mutter-Kind-Kuren

Andrea Dokter

Mütter (und Kinder) in ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit zu stärken, das ist das Ziel der Elly-Heuss-Knapp-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk. Im Müttergenesungswerk haben sich fünf Trägergruppen zusammengeschlossen, um ihre Aktivitäten zu koordinieren und zu intensivieren: Arbeiterwohlfahrt, Der Paritätische, Deutsches Rotes Kreuz, Evangelische Arbeitgemeinschaft für Müttergenesung e.V., Katholische Arbeitgemeinschaft für Müttergenesung e.V.

Das ganzheitliche und frauenspezifische Gesundheitsprogramm

Aufgrund ihrer vielfältigen Belastungen, ständiger Überforderung und Verantwortung für die Kinder, oftmals noch verstärkt durch soziale Probleme und durch mangelnde Anerkennung ihrer Familienarbeit leiden viele Mütter unter einem Burnout-Syndrom. Dieses verringert nicht nur die Lebensqualität, sondern kann langfristig auch die Gesundheit ernsthaft schädigen.

Auf diese besonderen Krankheitsbilder und Lebensumstände von Müttern haben sich die 121 vom Müttergenesungswerk anerkannten Kureinrichtungen spezialisiert. Davon bieten 101 Häuser Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mutter und Kind an, 20 Häuser nehmen nur Mütter auf. Das ganzheitliche und frauenspezifische Gesundheitsprogramm umfasst medizinische und psychosoziale Therapie sowie gesundheitsfördernde Angebote. Ziel ist es, die Coping-Strategien der Frauen zu fördern, gesundheitsfördernde Lebensweisen im Bewusstsein zu verankern und Risikoverhalten abzubauen. In Mutter-Kind-Kuren werden die Kinder pädagogisch betreut, damit die Mütter Zeit für ihre eigene Behandlung haben. Auf die zunehmenden eigenen Indikationen der Kinder wird natürlich mit entsprechender medizinischer und psychosozialer Therapie reagiert. Außerdem werden Angebote zur Verbesserung der Mutter-Kind-Beziehung gemacht. In Mütterkuren können Frauen sich besonders intensiv um sich und ihre eigene Gesundheit kümmern, da sie für diese Zeit von der unmittelbaren Verantwortung für die Familie entlastet sind. Zahlreiche “Schwerpunktkuren” gehen auf einzelne Krankheitsbilder oder belastende Lebensumstände besonders intensiv ein, z.B. gibt es Schwerpunktkuren für Frauen in der Lebensmitte, für Frauen mit pflegebedürftigen Angehörigen, für Mütter behinderter Kinder, für Alleinerziehende u.v.a.m.

Die therapeutische Kette

Die stationäre Vorsorge und Rehabilitation wird unterstützt und in ihrer Wirkung verstärkt durch die wohnortnahe Beratung vor der Kur und die Nacharbeit, die bei den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege angesiedelt sind (therapeutische Kette). Vor der Kur finden die Frauen hier Ansprechpartnerinnen für alle anstehenden Fragen: von Beantragung und Finanzierung über die Abklärung von Erwartungen bis hin zur Unterstützung bei der Frage, wie Kinder oder pflegebedürftige Angehörige während der Abwesenheit der Mutter versorgt werden können. Nach der Kur werden die Frauen dabei unterstützt, neue Einsichten und Erkenntnisse im Alltag umzusetzen, so dass der Gesundheitserfolg lange anhält und stabilisiert wird.

Die Wirkungen

Effektivität und Effizienz der Müttergenesungskuren sind wissenschaftlich belegt: Nach der Kur gehen Krankheiten, Arztbesuche und Medikamentenkonsum zurück, die Frauen können besser mit ihren Problemen und Belastungen umgehen und ihre Lebenszufriedenheit steigt.

Finanzierung

Finanziert werden die Maßnahmen von den Krankenkassen. Das am 01.08.2002 in Kraft getretene Gesetz zur Verbesserung der Vorsorge und Rehabilitation für Mütter oder Väter stellt die Vollfinanzierung entsprechender Leistungen, die in Einrichtungen des Müttergenesungswerks und in gleichartigen Einrichtungen erbracht werden, für alle anspruchsberechtigten Mütter oder Väter sicher. Pro Tag müssen Frauen eine Eigenbeteiligung von 10,- EUR zahlen, von der sie je nach finanzieller Lage aber auch befreit werden können.

Der Weg zur Kur

Frauen die krank, erschöpft oder in ihrer Gesundheit gefährdet sind, können sich an ihrem Wohnort an eine der Beratungs- und Vermittlungsstellen der Wohlfahrtsverbände wenden: Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Der Paritätische, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk. Hier erhalten sie ein vom Arzt auszufüllendes Attest, das aber auch von der Website des Müttergenesungswerks heruntergeladen werden kann. Die Beraterin sucht ein passende Kureinrichtung aus und unterstützt dabei, die Maßnahme bei der Krankenkasse zu beantragen.
Weitere Informationen

Bei der Geschäftsstelle des Müttergenesungswerks kann die Broschüre “Mütter stärken” bestellt werden, die ausführlich über die Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen informiert. Adressen der nächstgelegenen Beratungs- und Vermittlungsstellen können ebenfalls dort angefordert werden, sind aber auch unter http://www.muettergenesungswerk.de zu finden. Hier befindet sich auch eine Liste der vom Müttergenesungswerk anerkannten Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen.

Literatur

Collatz, Jürgen/Fischer, Gisela C./Thies-Zajonc, Sophia: Mütterspezifische Belastungen – Gesundheitsstörungen – Krankheit. Das Leitsyndrom zur Begutachtung und Indikationsstellung von Mütter- und Mutter-Kind-Kuren. Berlin 1998

Adresse

Elly-Heuss-Knapp-Stiftung
Deutsches Müttergenesungswerk
Bergstraße 63
10115 Berlin

Tel.: 030/330029-0

Kurtelefon: 030/330029-29

Fax: 030/330029-20

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Erstellt am 1. Juni 2001, zuletzt geändert am 17. Februar 2010