Das Familienrat-Training nach Dreikurs (VpIp)
Michaela Brand
„Nicht streiten, nicht nachgeben, sondern verstehen und helfen wollen.“ (Erik Blumenthal)
Der Familienrat geht auf Rudolf Dreikurs zurück, der im Laufe jahrzehntelanger Arbeit mit Eltern und Kindern eine Methode entwickelt hat, das Zusammenleben in der Familie harmonischer und glücklicher zu gestalten. Dahinter steht sein Gedanke, Kinder in familiäre Entscheidungen einzubeziehen und ihnen Verantwortung zu übertragen.
Familienrat kann man lernen
Das Familienrat-Training nach Dreikurs (VpIP) ist ein Angebot des Vereins für praktizierte Individualpsychologie (VpIP), dessen erklärtes Ziel es ist, den Familienrat nach Dreikurs zu verbreiten.
Um Eltern dies praxisnah zu vermitteln, wurde ein Trainingskonzept entwickelt. Ausgebildete Familienrat-Trainer leiten Eltern an, den Familienrat als Kommunikationsinstrument zu nutzen. Das Training über 6 Einheiten à 2 Stunden ermöglicht ihnen den Familienrat in die eigene Familie zu bringen.
Die Basis dieses Trainingsprogramms ist die Individualpsychologie Alfred Adlers mit der Grundlage der Gleichwertigkeit und Ermutigung.
Programm
Im Familienrat-Training nach Dreikurs (VpIP) lernen Eltern den Familienrat in ihre Familie schrittweise einzuführen.
Zudem werden die Grundlagen einer ermutigenden Erziehung im Sinne der Individualpsychologie vermittelt.
Die Inhalte werden durch Trainingsaufgaben vertieft und in den Alltag übertragen.
Inhalte
Organisation des Familienrates
Wie läuft ein Familienrat ab? Wie kann ich meine Familie motivieren teilzunehmen?
Einladungen für den ersten Familienrat werden gestaltet, der günstigste Zeitpunkt wird überlegt, organisatorische Familienrat-Regeln werden besprochen.
Die Eltern gestalten gemeinsam mit ihren Kindern ein Familienrat-Buch, in das die Protokolle der einzelnen Sitzungen geschrieben werden.
Der Nutzen des Familienrates für Eltern und Kinder wird vermittelt, die Regeln der Gesprächsführung werden erarbeitet.
Ermutigende Erziehung
Eine wichtige Basis des Familienrat-Trainings ist die ermutigende Erziehung, deren Grundlagen auf Rudolf Dreikurs und Erik Blumenthal basieren.
Die Basis einer guten Erziehung ist die Beziehung, denn ohne eine gute Beziehung werden Kinder wenig von den Erwachsenen annehmen.
Eine gute Beziehung stärkt auch die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) des Kindes, dazu gehört auch, dass Kinder ihre Selbstwirksamkeit erleben.
Anhand der ermutigenden Qualitäten wird die Beziehung zum Kind verbessert. Diese werden im Laufe der Wochen trainiert.
Wahrheit und Gleichwertigkeit
Wer hat Recht wenn es verschiedene Meinungen gibt? Wie kann man lernen, den anderen zu verstehen und nicht auf dem eigenen Recht zu beharren? Dreikurs sagt: „Es gibt keine absoluten Wahrheiten. Alles ist so, wie wir es sehen.“ Das beinhaltet auch, dass jeder von seinem Standpunkt aus gesehen Recht hat und kein Mensch einen Anspruch auf die absolute Wahrheit hat. Jede Meinung steht gleichberechtigt nebeneinander und es ist das Ziel darüber in den Austausch zu kommen.
Eine weiter wichtige Kernaussage der Individualpsychologie ist: Alle Menschen sind gleichwertig. Dieses Grundprinzip ist auch in unserem Grundgesetz verankert und Kennzeichen unserer Demokratie. Was konkret bedeutet: Allen Menschen soll die gleiche Wertschätzung und Würdigung entgegengebracht werden.
Zugehörigkeit
Was können Eltern tun, damit sich ihre Kinder zugehörig fühlen und aktiv am Familienleben teilnehmen? Denn nur wer sich zugehörig fühlt, wird auch Aufgaben in der Familie mit Freude und Engagement übernehmen.
Eltern erfahren, was sie beitragen können damit sich ihre Kinder angenommen und ermutigt fühlen – und was sie tun können, damit es ihnen dabei selbst gut geht.
Umgang mit störendem Verhalten der Kinder
Durch Information über die vier irrtümlichen Nahziele der Kinder lernen Eltern ihre Kinder besser zu verstehen. Was will mein Kind eigentlich mit seinem Verhalten sagen? Wie kann ich im Familienrat damit umgehen?
Natürliche und logische Folgen
Schimpfen und strafen vermeiden, das ist ein Ziel vieler Eltern. Durch natürliche und logische Folgen kann man sich viel Meckern und Nörgeln sparen. Das Familienrat-Training nach Dreikurs (VpIP) gibt den Eltern Hinweise und hilfreiche Tipps zum Umgang mit den natürlichen und logischen Folgen.
Rollenspiele
Anhand von Rollenspielen wird der Ablauf des Familienrates eingeübt. Die Rollenverteilung wird geübt, schwierige Situationen werden durchgespielt sowie Lösungsmöglichkeiten erarbeitet.
Aufbau
Das Familienrat-Training nach Dreikurs (VpIP) enthält sehr viele praktische Übungen. Jede Einheit ist nach einer bestimmten Struktur aufgebaut:
- Sie beginnt mit einer Entspannung, einem gemeinsamen Ankommen.
- Im Erfahrungsaustausch hat jeder Teilnehmer (TN) die Gelegenheit von den Erfahrungen der vergangenen Woche zu berichten.
- Es folgt eine Informationssequenz zum Thema der Einheit.
- In Kleingruppen, Rollenspielen und verschiedenen Übungen wird das Thema vertieft und den TN näher gebracht.
- Für die kommende Woche gibt es kleine Übungen mit nach Hause, die den TN zur Erfolgskontrolle dienen.
- In einer Blitzlichtrunde kann jeder die Wirkung der Einheit auf sich selbst kurz zusammenfassen.
Dauer
Das Familienrat-Training nach Dreikurs (VpIP) besteht aus 6 Trainingseinheiten, jede Einheit dauert 2 – 2,5 Stunden.
Die Einheiten bauen aufeinander auf. Nach jeder Einheit kommen die TN im eigenen Familienrat einen Schritt weiter. Übungsaufgaben für zuhause runden die Einheiten ab und ermöglichen ein sofortiges Umsetzen.
Ausbildung zum/r Trainer/in
Die Interessenten an der Familienrat-Trainer-Ausbildung nach Dreikurs (VpIP) sind meist pädagogisch oder psychologisch ausgebildete Personen, die in der Erwachsenenbildung tätig sind (haupt- oder nebenberuflich).
Im ersten Ausbildungswochenende erlernen die TrainerInnen den Ablauf und die Vermittlung der Trainingseinheiten.
In einer Übungsphase wird der Familienrat in der eigenen Familie oder einer Übungsfamilie eingeführt und darüber werden Berichte geschrieben.
Die ermutigenden Qualitäten werden geübt und dokumentiert.
Das Training wird durchgeführt und mit einem persönlichen, die Ausbildung begleitenden Paten besprochen, sowie dokumentiert.
Am zweiten Wochenende führen die Trainer die Einheiten mit der gesamten Ausbildungsgruppe als Trainingsgruppe durch.
Qualitätssicherung
Am Ende des Trainings erhält jeder Teilnehmer einen Bogen zur Evaluation des Trainings, um dieses weiter verbessern zu können.
Die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Familienrat-Trainings nach Dreikurs (VpIP) wurde im Evaluationsbericht von der Uni Münster nachgewiesen.
Organisation
Das Training wird von jedem/jeder TrainerIn selbst organisiert und durchgeführt.
TrainerInnen findet man unter www.familienrat.eu.
Weitere Informationen zur Ausbildung erhalten Sie direkt beim Verein für praktizierte Individualpsychologie, Ressort Familienrat.
Ressortleitung Familienrat (VpIP)
Silvia Bürhaus
Im Pfad 23
D - 71384 Weinstadt
Tel: 0 71 51 - 90 62 50
Website Familienrat, Website Verein für praktizierte Individualpsychologie
Literatur
- Verein für praktizierte Individualpsychologie (2006): Handbuch Familienrat-Training. Ressort Familienrat
- Rudolf Dreikurs, Shirley Gould, Raymond J. Corsini (2003): Familienrat – Der Weg zu einem glücklichen Zusammenleben von Eltern und Kindern, Stuttgart, Klett-Kotta Verlag
- Verein für praktizierte Individualpsychologie (2003): Familienrat Basis zeitgemäßer Erziehung, Sinntal-Züntersbach
- Schoenaker/Platt (2007): Die Kunst, als Familie zu leben, Freiburg, Herder Verlag
Autorin
Michaela Brand
Heilpädagogin, Erzieherin, Familienrat-Trainerin (VpIp), Individualpsychologische Beraterin (ASI), Mutter von Zwillingen
Talweg 5
D – 97076 Würzburg
Tel.: 0931 – 32908489
Erstellt am 22. Juni 2009, zuletzt geändert am 8. Juli 2013